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Seilriss durch Lawine?

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  • Seilriss durch Lawine?

    Hallo Forum.

    Während der Tourenvorbereitung und Ausrüstungsbesprechung für eine baldige hochwinterliche Alpintour entstand die Frage, ob das Seil ein sinnvoller Bestandteil sein soll oder eher hinderliches Zusatzgewicht darstellen würde.

    Da eine kurze Recherche meinerseits keine Antwort brachte, möchte ich euch auch gerne in die Diskussion intgerieren und lade euch ein mir eure Meinungen/Erfahrungen mitzuteilen.

    Ausgangslage: Alpine Felstour. Absolut verschneit. Wenig bis absolut kein Eis sondern eher 100% Schnee/Firnflanken/Rinnen bis 60 Grad. Kein sonderlicher Felskontakt sondern eher Latschen zu erwarten. Keine Zwischensicherungsmöglichkeiten jedoch gute bis sehr gute Standplätze im Abstand von ca. 50-60m. Material: 60m Einfachseil. Schlingen und Karabiner zum Standplatzbau. Pickel, Steigeisen,... Schneesituation: wenn dann trockene Schneebretter zu erwarten. Also kein nasser, schwerer Gleitschnee.

    Fragestellung:
    Kann man davon ausgehen, dass das Seil einen Absturz verhindert falls der Vorsteiger von einer Lawine mitgerissen wird und eine unbekannnte Anzahl an Metern direkt in den Stand stürzt? Gesichert wird mit HMS. Anmerkung: Jegliche andere Problematik (Versagen des Standplatzes, Unmöglichkeit den Sturz zu halten weil zu viel Energie,...) kann ausser Acht gelassen werden. Es geht rein um das Seil. Hält es oder hält es nicht?

    Mir fehlt das physikalische Hintergrundwissen um diese Frage zufriedenstellend bewantworten zu können. Vielleicht hat jemand von euch diesbezüglich Erfahrungen oder kennt jemand Theorie dazu?!

    Freu mich auf eure Meinungen.

  • #2
    Ich stelle mir eine physikalische Analyse recht anspruchsvoll vor. Meine Einschätzung aufgrund meiner Erfahrungen mit Lawinen wäre, ja das Seil müsste halten, wenn es sich um ein Schneebrett handelt. Ungünstiger wird es, wenn Fremdkörper, na vor allem halt Steine, dabei sind.

    Ich sehe jedoch die Gefahr, dass der Stürzende aufgrund der mechanischen Krafteinwirkung zu Tode kommt, als wesentlich kritischer an. Bedenke, nach einer mir bekannten Studie sind knapp 20% der Lawinenopfer bei deren Stillstand bereits Tod. Ich kann mir vorstellen, dass dabei das Seil eher eine weitere Gefahrenquelle darstellt.

    Ich würde kein Seil als Lawinenschtz benutzen, sondern nur klassich als Absturzsicherung. Wenn diese notwendig ist, dann ein Seil, sonst nicht.

    Das ist aber alles recht theoretisch.

    Viele Liebe Grüße von climby
    Meine Nachbarn hören Metal, ob sie wollen oder nicht

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    • #3
      Spannendes Thema. Um welche Tour handelt es sich denn oder gehts um ne potentielle Erstbegehung, die geheim bleiben soll?
      "Meine Spur ziehe ich am liebsten, wohin keine andere führt. Ich kann zurückblicken und sie beurteilen, was ich sonst nicht könnte, weil sie sich durch die vielen anderen verlieren würde.
      Auch mein Leben will ich unter Kontrolle haben. Darum gehe ich einen eigenen Weg, dem nicht jeder folgt." (Heini Holzer)

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      • #4
        Ich wüsste nicht wie sich Lawinenschnee negativ auf das Seil auswirken sollten...
        carpe diem!
        www.instagram.com/bildervondraussen/

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        • #5
          Danke mal für die Antworten bisher.

          Die Thematik der mechanischen Krafteinwirkung ist uns ebenfalls bewusst. Ich schätze jedoch die Überlebenschancen höher ein wenn man irgendwie trotzdem noch im Seil hängt als möglicherweise 100e Meter tiefer unter einem Lawinenkegel begraben liegt.

          Logischerweise wirken sich scharfe Gegenstände wie Steine massiv negativ aus. Jedoch nicht der Lawinenschnee an sich. Deswegen hätte ich keine Bedenken. Eher dass der Körper selbst solchen Widerstand herstellt, dass das Seil reißt.

          Bei der Tour handelt es sich um nichts außergewöhnliches. Hernler Steig auf den Traunstein. Mache ich eigentlich jedes Jahr, dürfte aber bei den diesjährigen Verhältnissen eine besondere Herausforderung darstellen. Bin gespannt auf die Schneemengen. Aufgrund der etwas kreativeren Wegführung im Winter haben wir dieses Jahr angedacht ein Seil mitzunehmen und bei diesen Überlegungen ist uns eben diese Fragestellung in den Sinn gekommen.

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          • #6
            Seile sind so genormt, dass sie gerade noch halten, wenn der menschliche Körper am Limit ist. Wenn das Seil reißt ist die Wirbelsäule wahrscheinlich vom Schneedruck durch. Aber ja, bei einer kleineren Rutschung sollte es helfen

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            • #7
              Zitat von Timi Beitrag anzeigen
              Seile sind so genormt, dass sie gerade noch halten, wenn der menschliche Körper am Limit ist. ...
              Das ist natürlich richtig. Das ganze beruht auf der Seildehnung, deshalb klettern wir ja nicht mit Stahlseil, allerdings ist diese bei einer größeren Lawine ausgereizt und dann kommt eine höhere Kraft auf den menschlischen Körper, als dieser aushält. Und wer schon mal auf einen Lawinenkegel stand, weiß dass es viel Schnee sein kann.

              Viele Liebe Grüße von climby
              Meine Nachbarn hören Metal, ob sie wollen oder nicht

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              • #8
                Ich kann nur meine persönliche Meinung dazu geben, die ich aber nicht mit physikalischem Fachwissen unterfüttern kann.

                Ich würde das Seil mitnehmen, das Mehrgewicht wäre es mir wert. Allein fürs Gefühl. So hat man wenigstens diesen vermeitlichen Rettungsanker als mentale Unterstützung, gerade wenn sich trotz mangelnder objektiver Gefahr Unsicherheiten einstellen und dadurch womöglich eigene Fehler produziert werden.
                "Meine Spur ziehe ich am liebsten, wohin keine andere führt. Ich kann zurückblicken und sie beurteilen, was ich sonst nicht könnte, weil sie sich durch die vielen anderen verlieren würde.
                Auch mein Leben will ich unter Kontrolle haben. Darum gehe ich einen eigenen Weg, dem nicht jeder folgt." (Heini Holzer)

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                • #9
                  Danke für euren Input und die spannenden Ansichten.

                  Wir entschieden uns ebenfalls dafür das Seil mitzunehmen. Im Aufstieg benötigten wir es dann aber nicht. Fürs abseilen beim Abstieg hat sichs jedoch ausgezahlt.

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