Finde es immer wieder Interessant wie hier in den Foren über Dyneema und/oder Spectra diskutiert wir und dazu geraten oder abgeraten wird.
In der Aktuellen BergUndSteigen gibt es einen sehr interessanten Artikel "Starke Fasern" ,
wo der Autor Pit Schubert (von ihm stammen auch die 3 Gruselbände "Sicherheit und Risiko") einmal seine Sicht zu jenen Materialien äußert.
Mir persönlich kommen jene Worte sehr entgegen und unterstützen auch meine bisherige Auffassung (auch wenn ich nicht über so ein hohes Fachwissen verfüge)
und es widerspricht ein wenig der Panikmache bezüglich jener Fasern.
In der Aktuellen BergUndSteigen gibt es einen sehr interessanten Artikel "Starke Fasern" ,
wo der Autor Pit Schubert (von ihm stammen auch die 3 Gruselbände "Sicherheit und Risiko") einmal seine Sicht zu jenen Materialien äußert.
Mir persönlich kommen jene Worte sehr entgegen und unterstützen auch meine bisherige Auffassung (auch wenn ich nicht über so ein hohes Fachwissen verfüge)
und es widerspricht ein wenig der Panikmache bezüglich jener Fasern.
Dyneema und Spectra sind um etwa 15 % leichter und weisen eine bis viermal so hohe Festigkeit auf wie Nylon/Perlon. Deshalb können diese Schlingen bei gleicher Bruchkraft erheblich schmäler und je nach Anteil der Polyethylenfasern schließlich um bis zu 65 % leichter sein. Dafür ist der Preis um etwa 50 % höher; da man aber nur wenige Schlingen benötigt, lässt sich der höhere Preis verschmerzen.
Zwei verschiedene Bandbreiten sind im Handel, zwischen 6 und 8 mm und zwischen 10 und 14 mm. Bei den Schmalen muss man schon arg viel Vertrauen in das Material haben (oder in die Angaben des Herstellers), derart dünnen Schlingen eine Bruchkraft von 22 kN zuzutrauen. Vergleichsweise hält eine Nylon- /Perlon-Reepschnur gleichen Querschnitts nicht einmal die Hälfte. Bei Dyneema/Spectra handelt es sich um ein Mischgewebe, nur die Kette (Längsfaden) ist aus Polyethylen, der Schuss (Querfaden) besteht aus Nylon/Perlon. Weil die Polyethylenfaser eine sehr glatte Oberfläche aufweist, lässt sie sich nicht einfärben; so weisen die Schlingen neben anderen Farben immer auch auffallend viel weiß auf, woran sie zu erkennen sind. Gewöhnlich wird Dyneema-/Spectra vom Hersteller zur Schlinge zusammengenäht angeboten. Nur wenige Hersteller (in Frankreich und USA) bieten Dyneema/Spectra auch von der Trommel an. Für die Verbindung nur den doppelten oder den dreifachen Spierenstich (Double oder Tripie Fisherman Knot) verwenden. Andere Knoten ziehen sich auf (weil die Fasern zu glatt sind, siehe oben). Der doppelte Spierenstich erreicht - nach Angaben der Firma Beal Haltekraftwerte um 13 kN, der dreifache um 18 kN. Folglich ist der doppelte Spierenstich ausreichend, weil in der Praxis keine Belastungen dieser Größenordnung auftreten. Der dreifache Spierenstich bietet mehr Sicherheitsreserve für den Sicherheitsfetischisten.
Knoten wie der Sackstich (zum Verkürzen von Schlingen) und der Mastwurf (bei Reihenschaltung am Standplatz) können in Dyneema-/Spectra-Schlingen. ohne Bedenken verwendet werden. Nach Untersuchungen des Autors wandern diese Knoten erst ab einer kontinuierlichen (!) Belastung von über 3 kN, und dies auch nur in sehr geringem Maß. Belastungen dieser Größenordnung treten in der Praxis jedoch nur in Form von Kraftspitzen (Fangstoß) auf, also nur innerhalb Bruchteilen von Sekunden, so dass das Material nicht genügend Zeit hat, in einem unerwünscht hohen Maß durchrutschen zu können. Lediglich bei der Bergrettung, wo hohe, kontinuierliche Kräfte auftreten können (Belastung durch mehrere Personen gleichzeitig), sind die Schlingen unter dem Vorbehalt zu empfehlen, dass zwei Knoten direkt hintereinander anzubringen sind. Da rutscht dann nichts mehr.
Dyneema/Spectra besitzt einen niedrigeren Schmelzpunkt als Nylon/Perlon (Polyamid) und auch als Kevlar/Twaron (Aramid). Trotzdem bestehen keine Bedenken, sollten Dyneema-/Spektra- Schlingen im Sommer im Kofferraum Temperaturen um 70 .C ausgesetzt werden (durch die Firma Lanex abermals nachgewiesen). Der niedrigere Schmelzpunkt macht sich auch bei Auftreten von Schmelzverbrennung nicht negativ bemerkbar, und zwar deshalb nicht, weil Dyneema/Spektra einen wesentlich niedrigeren Reibfaktor besitzt, so dass insgesamt sogar weniger Reibung und damit weniger Schmelzverbrennung Auftritt als bei Verwendung einer Nylon-/Perlon-Schlinge (nachgewiesen durch die Firma Beal). Gleiches trifft auch für die Verwendung als Prusikschlinge zu (wenn zwei Umschlingungen nicht reichen, dann eine dritte hinzufügen). Der niedrige Reibfaktor hat auch den Vorteil, dass sich unter Belastung festgezogene Knoten leichter wieder lösen lassen als in Nylon/Perlon.
Abschließend kann resümierend festgehalten werden, dass Dyneema-/Spectra-Schlingen (vom Hersteller zur Schlinge zusammengenäht) durchaus zu empfehlen sind. Von selbst zu knüpfenden Schlingen ist aufgrund der Knotenproblematik eher abzuraten.
Berg und Steigen 2/08
Auszug aus Seite 77 und 79
Autor: Pit Schubert, leitet seid über 30 Jahren den Sicherheitskreis des DAV
Zwei verschiedene Bandbreiten sind im Handel, zwischen 6 und 8 mm und zwischen 10 und 14 mm. Bei den Schmalen muss man schon arg viel Vertrauen in das Material haben (oder in die Angaben des Herstellers), derart dünnen Schlingen eine Bruchkraft von 22 kN zuzutrauen. Vergleichsweise hält eine Nylon- /Perlon-Reepschnur gleichen Querschnitts nicht einmal die Hälfte. Bei Dyneema/Spectra handelt es sich um ein Mischgewebe, nur die Kette (Längsfaden) ist aus Polyethylen, der Schuss (Querfaden) besteht aus Nylon/Perlon. Weil die Polyethylenfaser eine sehr glatte Oberfläche aufweist, lässt sie sich nicht einfärben; so weisen die Schlingen neben anderen Farben immer auch auffallend viel weiß auf, woran sie zu erkennen sind. Gewöhnlich wird Dyneema-/Spectra vom Hersteller zur Schlinge zusammengenäht angeboten. Nur wenige Hersteller (in Frankreich und USA) bieten Dyneema/Spectra auch von der Trommel an. Für die Verbindung nur den doppelten oder den dreifachen Spierenstich (Double oder Tripie Fisherman Knot) verwenden. Andere Knoten ziehen sich auf (weil die Fasern zu glatt sind, siehe oben). Der doppelte Spierenstich erreicht - nach Angaben der Firma Beal Haltekraftwerte um 13 kN, der dreifache um 18 kN. Folglich ist der doppelte Spierenstich ausreichend, weil in der Praxis keine Belastungen dieser Größenordnung auftreten. Der dreifache Spierenstich bietet mehr Sicherheitsreserve für den Sicherheitsfetischisten.
Knoten wie der Sackstich (zum Verkürzen von Schlingen) und der Mastwurf (bei Reihenschaltung am Standplatz) können in Dyneema-/Spectra-Schlingen. ohne Bedenken verwendet werden. Nach Untersuchungen des Autors wandern diese Knoten erst ab einer kontinuierlichen (!) Belastung von über 3 kN, und dies auch nur in sehr geringem Maß. Belastungen dieser Größenordnung treten in der Praxis jedoch nur in Form von Kraftspitzen (Fangstoß) auf, also nur innerhalb Bruchteilen von Sekunden, so dass das Material nicht genügend Zeit hat, in einem unerwünscht hohen Maß durchrutschen zu können. Lediglich bei der Bergrettung, wo hohe, kontinuierliche Kräfte auftreten können (Belastung durch mehrere Personen gleichzeitig), sind die Schlingen unter dem Vorbehalt zu empfehlen, dass zwei Knoten direkt hintereinander anzubringen sind. Da rutscht dann nichts mehr.
Dyneema/Spectra besitzt einen niedrigeren Schmelzpunkt als Nylon/Perlon (Polyamid) und auch als Kevlar/Twaron (Aramid). Trotzdem bestehen keine Bedenken, sollten Dyneema-/Spektra- Schlingen im Sommer im Kofferraum Temperaturen um 70 .C ausgesetzt werden (durch die Firma Lanex abermals nachgewiesen). Der niedrigere Schmelzpunkt macht sich auch bei Auftreten von Schmelzverbrennung nicht negativ bemerkbar, und zwar deshalb nicht, weil Dyneema/Spektra einen wesentlich niedrigeren Reibfaktor besitzt, so dass insgesamt sogar weniger Reibung und damit weniger Schmelzverbrennung Auftritt als bei Verwendung einer Nylon-/Perlon-Schlinge (nachgewiesen durch die Firma Beal). Gleiches trifft auch für die Verwendung als Prusikschlinge zu (wenn zwei Umschlingungen nicht reichen, dann eine dritte hinzufügen). Der niedrige Reibfaktor hat auch den Vorteil, dass sich unter Belastung festgezogene Knoten leichter wieder lösen lassen als in Nylon/Perlon.
Abschließend kann resümierend festgehalten werden, dass Dyneema-/Spectra-Schlingen (vom Hersteller zur Schlinge zusammengenäht) durchaus zu empfehlen sind. Von selbst zu knüpfenden Schlingen ist aufgrund der Knotenproblematik eher abzuraten.
Berg und Steigen 2/08
Auszug aus Seite 77 und 79
Autor: Pit Schubert, leitet seid über 30 Jahren den Sicherheitskreis des DAV