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Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

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  • Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

    Hallo an die gipfeltreffen-Gemeinde!

    Letztes Jahr machte ich einen Eiskurs in Pontresina in der Schweiz. Dabei ging man grundsätzlich mit dem Seil talseitig (Pickel natürlich bergseitig), und hielt gleichzeitig das Seil mit einer Prusikschlinge. Man musste also streng genommen bei jeder Kehre über das Seil steigen, was ich gerade bei steileren Hängen für ein Sicherheitsrisiko hielt.

    Nun nahm ich dieses Jahr an einem einwöchigen Gletscherkurs des DAV teil. Hierbei lernte ich, dass man das Seil immer bergseitig über die Schulter laufen lässt und auf eine Prusikschlinge verzichtet.
    Ein Vorteil ist, dass man nicht bei jeder Kehre über das Seil steigen muss.
    Ich könnte mir aber vorstellen, dass es sich bei einem Sturz z.B. des Vordermanns nachteilig auswirkt, wenn dann das Seil in den Hals schneidet oder einen gar nach vorne umwirft.

    Dementsprechend würde mich eure Meinung sehr interessieren, wie ihr die Seilführung handhabt.

    LG Mathis

  • #2
    AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

    Die von dir angesprochene "deutsche Lehrmeinung" halte ich für recht fragwürdig und ich habe sowas auch noch nicht gesehen.
    Natürlich ist das Umsteigen lästig, aber ich denke es wird schnell zur Routine.

    Stefan

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    • #3
      AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

      meinst du bei einer dreierseilschaft der mittlere oder?
      ich weiß wirklich nicht was du meinst, kannst du es bitte etwas genauer beschreiben.

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      • #4
        AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

        Also über die Schulter ist sicher Blödsinn, im übrigen sollte man es nicht so eng nehmen (tal-/bergseitig). Ohne Prusikschlinge ist auch nicht sinnvoll, denn unter Zug wirst froh sein, den Toten Mann graben zu können, dann noch Prusikschlinge fädeln ist nicht leiwand.

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        • #5
          AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

          Zitat von Steinbock Beitrag anzeigen
          Also über die Schulter ist sicher Blödsinn, im übrigen sollte man es nicht so eng nehmen (tal-/bergseitig). Ohne Prusikschlinge ist auch nicht sinnvoll, denn unter Zug wirst froh sein, den Toten Mann graben zu können, dann noch Prusikschlinge fädeln ist nicht leiwand.
          Ich mache statt eine Prusikschlinge meist einen Kreuzklemmknoten, der kann nur in eine Richtung rutschen und so muss man die Schlaufe nicht dauernd festhalten.
          Gruss
          DonDomi

          Kommentar


          • #6
            AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

            Zitat von Mathis Beitrag anzeigen
            Hallo an die gipfeltreffen-Gemeinde!

            Hierbei lernte ich, dass man das Seil immer bergseitig über die Schulter laufen lässt und auf eine Prusikschlinge verzichtet.
            Stell ich mir sehr angenehm vor, wenn das Seil über die Schulter läuft und der hinter dir in die Spalte fällt oder ausrutscht... Oiso ich halte das für einen ausgesprochenen Blödsinn. Vielleicht ist das nur die abgewandelte Form von "Schlinge um den Hals" Lasse mich aber gerne eines besseren belehren, wo der Sinn dahinter steckt.

            Mein Argument pro Seil unten: Um einen Sturz zu halten, braucht derjenige selbst zumindest gute Standfestigkeit. und Seil bergseitig wird die sicher nicht steigern, weil ja der Zug nach unten geht. Es würde denjenigen so quasi "ausdrehen".

            Aber wie gesagt: bin für gute Argumente jederzeit offen

            mfg, RADES
            Mountainbikeregion Granitland

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            • #7
              AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

              Ich würde auch niemals ein Seil über die Schulter legen. einen Sturz kann man unvorbereitet eh kaum halten, und wenn dann noch der Angriffspunkt der Kraft hoch liegt, ich weiß nicht. Das kann nicht gut ausgehen.

              Ebenso bin ich einer Prusikschlinge in der Hand eher abneigend eingestellt. Erstens gibt es nur noch mehr Scheilschlaufen zum stolpern und verhaken, zweitens kann auch niemand im vorhineien behaupten, dass er genau diese Schlinge beim Sturzfall in die selbstgebaute Sicherung einhängen kann. Wer weiß, wie weit die Schlinge von der Sicherung weg ist, und dann muss man wieder verlängern und hat den gleichen Aufwand wie ohne der vorher eingehängte Schlinge.

              Also, kurzgesagt lehne ich alles eher ab, wenn es die Bewegung beim Gehen stört oder wenn die Sache zu kompliziert und störanfällig wird. Das kann aber ja jeder leicht ausprobieren, was für ihn am besten und bequemsten ist.

              lg
              Zuletzt geändert von csaf3256; 18.08.2008, 15:56.

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              • #8
                AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

                Habe diese "Seiltechnik" neben anderen Kuriositäten am vorletzten Wochenende am Großvenediger live gesehen. Ich kann darin auch keine nennenswerte Vorteile, dafür eher Nachteile, wie eh schon hier erwähnt, erkennen. Es ist aber ohnehin recht phantasievoll, was einem auf so einem typischen vergletscherten Modeberg so unterkommt. Ich hab es mir daher auch nicht verkneifen können, das eine oder andere Highlight zu fotografieren.

                Also fangen wir einmal mit der hier zur Diskussion gestellten "Seil-über-Schulter" - Methode an (über die Anseilabstände könnten wir dann noch eine extra Diskussion führen, die hier ja eh schon in einem anderen thread, allerdings für Zweierseilschaft, existiert):

                038_Großvenediger 09_10_082008.JPG

                Dann "normale" Seilführung, aber auch wieder ein eher zweifelhafter Anseilabstand (für den Fall, dass ein Toter Mann gegraben werden muss, hat jeder auch immerhin 2 Stöcke dabei, aber Toter Mann wird wahrscheinlich eh nicht angewendet, da mit hoher Wahrscheinlichkeit unbekannt):

                035_Großvenediger 09_10_082008.JPG

                Und schließlich gab es dann doch auch ein paar Solo-Geher. Vor allem bewundert hab ich den Mut von 3 Solisten, die am früheren Nachmittag noch so wagemutig waren, über die mittlerweile doch schon etwas weicher gewordenen Schneebrücken der durchaus vorhandenen Spalten direkt in der Spur ...

                037_Großvenediger 09_10_082008.JPG

                ... oder auch größeren ...

                031_Großvenediger 09_10_082008.JPG

                ... Spalten neben der Spur noch aufzusteigen

                Oder eine Dreier"seilschaft", bei der die einzelnen Schicksalsgefährten mit jeweils separaten ca. 6 mm Reepschnüren miteinander verbunden waren. Abstand vom 1. zum 2. ca. 4 m und Abstand von der 2. zur 3. Person ca. 2 m - no comment!

                lg, tom
                Zuletzt geändert von TomL; 18.08.2008, 16:50.
                Sometimes I need to simplify my life to the point
                where everything I think about are the next 20 feet,
                not the next 20 years. (Willie Benegas)

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                • #9
                  AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

                  Zitat von TomL Beitrag anzeigen

                  Oder eine Dreier"seilschaft", bei der die einzelnen Schicksalsgefährten mit jeweils separaten ca. 6 mm Reepschnüren miteinander verbunden waren. Abstand vom 1. zum 2. ca. 4 m und Abstand von der 2. zur 3. Person ca. 2 m - no comment!

                  lg, tom
                  das sind die wirklich glücklichen Bergsteiger, denn sie wissen nicht was sie tun - im Fachjargon "unbewusste Inkompetenz"
                  lg
                  Hans

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                  • #10
                    AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

                    Zitat von csaf3256 Beitrag anzeigen
                    Ich würde auch niemals ein Seil über die Schulter legen. einen Sturz kann man unvorbereitet eh kaum halten, und wenn dann noch der Angriffspunkt der Kraft hoch liegt, ich weiß nicht. Das kann nicht gut ausgehen.

                    Ebenso bin ich einer Prusikschlinge in der Hand eher abneigend eingestellt. Erstens gibt es nur noch mehr Scheilschlaufen zum stolpern und verhaken, zweitens kann auch niemand im vorhineien behaupten, dass er genau diese Schlinge beim Sturzfall in die selbstgebaute Sicherung einhängen kann. Wer weiß, wie weit die Schlinge von der Sicherung weg ist, und dann muss man wieder verlängern und hat den gleichen Aufwand wie ohne der vorher eingehängte Schlinge.


                    lg
                    Ich bin die Prusik immer sehr locker ins Seil ein, so dass sie im Prinzip eben noch nicht klemmt. Damit sie jetzt nicht immer das Seil runter rauscht habe ich sie mittels Schnapper an einer Materialschlaufe eingehängt. Sollte sich die Prusik nun trotz allem festziehen reisst es mir im dümmsten Fall die Materialschlaufe aus dem Gurt -> Darum ist dort nichts wichtiges daran angebracht.
                    Auf die Schlinge möchte im Falle der Fälle aber nicht verzichten. Schneller kann man z.B. einen Steckpickel nicht realisieren bis ein ordentlicher Stand mittels T-Pickel oder Eisschrauben aufgebaut wurde.

                    Zum Seil über der Schulter wurde ja schon alles gesagt...
                    ..:: Enjoy your life, life is enjoy ::..

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                    • #11
                      AW: Schweizer Seilführung vs. Deutsche Lehrmeinung?

                      Super! Vielen Dank für die Antworten!
                      Die Methode kam mir auch suspekt vor, zum Glück habe ich vor der geplanten Hochtour noch einmal nachgefragt

                      Kann man bei heikleren/steileren Stellen einfach aufs Übers-Seil-steigen verzichten und das Seil bergseitig und gespannt lassen?

                      Wie ich das hier sehe scheint die Prusikschlinge Geschmackssache zu sein.
                      Befestigt man diese dann am besten mit einem Karabiner am Anseilring?

                      Nochmals dankeschön für die zahlreichen Rückmeldungen!

                      LG Mathis

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