Hallo Freunde!
Ich habe in meinem langen Bergsteigerleben die Erfahrung gemacht, dass ich in kritischen Situationen immer instinktiv richtig reagiert habe. Das mag vielleicht der Grund sein, dass ich noch immer am Leben bin.
Nur einmal, da hat mich der Instinkt verlassen und das Hirn ausgesetzt. Wenn ich heute daran denke, stellen sich mir immer noch die Haare auf:
Es war vor 40 Jahren am Matterhorn. Einfach einmal auch auf diesem schönen Gipfel stehen. Aufstieg über den Normalweg, also Hörnligrat. Im Fels bin ich damals bis zum 5.Grad geklettert, im Eis hatte ich kaum Erfahrung. Die leichte Kletterei sollte kein Problem sein, die Verhältnisse waren ideal und das Firnfeld zum Gipfel rauf war ja nur sehr kurz.
Die Kletterei war wirklich leicht und wir verzichteten auf das Seil. Dadurch waren wir doch deutlich schneller unterwegs, als so manche andere Seilschaft und Gelegenheit zum Überholen gabs in diesem leichten Gelände mehr als genug. Durch unser Tempo ging uns aber mit zunehmender Höhe die Luft aus und auf der Schulter vor dem letzten Gipfelaufbau dachten wir längst nicht mehr ans Überholen. Da einige Seilschaften die Stellen mit den fixen Seilen blockierten kramten auch wir das Seil raus - falls es doch noch schwieriger werden sollte. So erreichten wir gleichzeitig am Seil gehend ohne wirklich zu sichern das Firnfeld unter dem Gipfel. Das war beinhart, aber die vielen Begeher hatten feine Stufen geschlagen, etwas nach außen geneigt zwar und sehr rutschig, aber immerhin Stufen.
Haben wir bis hierher keine Steigeisen gebraucht, werden wir sie da rauf auch nicht brauchen. Und für das letzte Stückerl zahlt es sich doch wirklich nicht mehr aus. So schwindelten wir uns am kurzen Seil hinauf auf den Gipfel. Wir blieben lange oben, denn wir wollten beim Abstieg nicht warten müssen, so lange noch andere Seilschaften unterwegs waren. Als wir uns dann endlich doch an den Abstieg machen wollten und ich das steile Firnfeld hinunterschaute, zweifelte ich zunächst daran, dass wir da heraufgekommen waren. Ohne Steigeisen hätten mich da keine 10 Rösser runtergebracht. Also doch Steigeisen raus und ganz langsam abgestiegen. Und brav gesichert. Irgendwie war mir der Schreck in die Glieder gefahren, als ich dran dachte, was da beim Aufstieg alles hätte passieren können. Wir blieben dann die ganze Zeit am Seil, ordentlich sichernd, auch unten im leichten Gelände. Für den Abstieg haben wir mehr als doppelt so lange gebraucht, wie für den Aufstieg. Als wir bei der Hörnlihütte vorbeischlichen war es schon finster. Wir haben unser Zelt dann doch gefunden. In der Nacht habe ich ein paar Mal hintereinander geträumt, dass wir beide vom Gipfel über die Ostwand abstürzen...
Kann es sein, dass durch den Sauerstoffmangel in dieser Höhe (wir waren kaum akklimatisiert) einfach das Hirn aussetzt? Dass wir das Firnfeld ohne Steigeisen nicht runterkommen werden hätte ich eigentlich wissen müssen und da wäre es doch sicherer gewesen, sie gleich beim Aufstieg anzulegen.
Habt ihr vielleicht schon ähnliches erlebt?
Sicher habt ihr auch schon eine Dummheit hinter euch, wo ihr euch dann nachher an den Kopf gegriffen habt, die aber - Gott sei dank! - gut ausgegangen ist.
LG Rudolf
Ich habe in meinem langen Bergsteigerleben die Erfahrung gemacht, dass ich in kritischen Situationen immer instinktiv richtig reagiert habe. Das mag vielleicht der Grund sein, dass ich noch immer am Leben bin.
Nur einmal, da hat mich der Instinkt verlassen und das Hirn ausgesetzt. Wenn ich heute daran denke, stellen sich mir immer noch die Haare auf:
Es war vor 40 Jahren am Matterhorn. Einfach einmal auch auf diesem schönen Gipfel stehen. Aufstieg über den Normalweg, also Hörnligrat. Im Fels bin ich damals bis zum 5.Grad geklettert, im Eis hatte ich kaum Erfahrung. Die leichte Kletterei sollte kein Problem sein, die Verhältnisse waren ideal und das Firnfeld zum Gipfel rauf war ja nur sehr kurz.
Die Kletterei war wirklich leicht und wir verzichteten auf das Seil. Dadurch waren wir doch deutlich schneller unterwegs, als so manche andere Seilschaft und Gelegenheit zum Überholen gabs in diesem leichten Gelände mehr als genug. Durch unser Tempo ging uns aber mit zunehmender Höhe die Luft aus und auf der Schulter vor dem letzten Gipfelaufbau dachten wir längst nicht mehr ans Überholen. Da einige Seilschaften die Stellen mit den fixen Seilen blockierten kramten auch wir das Seil raus - falls es doch noch schwieriger werden sollte. So erreichten wir gleichzeitig am Seil gehend ohne wirklich zu sichern das Firnfeld unter dem Gipfel. Das war beinhart, aber die vielen Begeher hatten feine Stufen geschlagen, etwas nach außen geneigt zwar und sehr rutschig, aber immerhin Stufen.
Haben wir bis hierher keine Steigeisen gebraucht, werden wir sie da rauf auch nicht brauchen. Und für das letzte Stückerl zahlt es sich doch wirklich nicht mehr aus. So schwindelten wir uns am kurzen Seil hinauf auf den Gipfel. Wir blieben lange oben, denn wir wollten beim Abstieg nicht warten müssen, so lange noch andere Seilschaften unterwegs waren. Als wir uns dann endlich doch an den Abstieg machen wollten und ich das steile Firnfeld hinunterschaute, zweifelte ich zunächst daran, dass wir da heraufgekommen waren. Ohne Steigeisen hätten mich da keine 10 Rösser runtergebracht. Also doch Steigeisen raus und ganz langsam abgestiegen. Und brav gesichert. Irgendwie war mir der Schreck in die Glieder gefahren, als ich dran dachte, was da beim Aufstieg alles hätte passieren können. Wir blieben dann die ganze Zeit am Seil, ordentlich sichernd, auch unten im leichten Gelände. Für den Abstieg haben wir mehr als doppelt so lange gebraucht, wie für den Aufstieg. Als wir bei der Hörnlihütte vorbeischlichen war es schon finster. Wir haben unser Zelt dann doch gefunden. In der Nacht habe ich ein paar Mal hintereinander geträumt, dass wir beide vom Gipfel über die Ostwand abstürzen...
Kann es sein, dass durch den Sauerstoffmangel in dieser Höhe (wir waren kaum akklimatisiert) einfach das Hirn aussetzt? Dass wir das Firnfeld ohne Steigeisen nicht runterkommen werden hätte ich eigentlich wissen müssen und da wäre es doch sicherer gewesen, sie gleich beim Aufstieg anzulegen.
Habt ihr vielleicht schon ähnliches erlebt?
Sicher habt ihr auch schon eine Dummheit hinter euch, wo ihr euch dann nachher an den Kopf gegriffen habt, die aber - Gott sei dank! - gut ausgegangen ist.
LG Rudolf
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