Servus,
ich weiß, es ist ein leidiges Thema. Da ich aber am vergangenen Wochenende eine Begegnung hatte, die mich etwas irritiert und irgendwie auch verärgert hat, möchte ich dies mal hier in eine größere Runde einwerfen, um mir mehr Meinungen einzuholen.
Grundsätzlich dachte ich immer, dass beim Bergssport allgemein jeder für sich selbst verantwortlich ist. Zumindest ließt man auf Schildern immer wieder „...auf eigene Gefahr...“.
Letztes Wochenende ging ich auch an so einem Hinweis vorbei, als ich den sog. „Oberlandsteig“ bei Konstein im Altmühltal (Oberbayern) in Angriff nahm. Mit einem angegebenen Schwierigkeitsgrad von max. 2 und nichtmal einer Stunde Gehzeit ist dieser Klettersteig mit Sicherheit nicht anspruchsvoller als eine Watzmann-Überschreitung, die ich letztes Jahr schon ohne jedes Hilfsmittel problemlos bewältigt habe.
Eigentlich gab es nur eine "kritische" Stelle (wohl der Höhepunkt dieses Steigs), wo man an einem Drahtseil hängend und über dicht aneinander gereihte Eisenstifte gehend eine Kletterwand am oberen Rand quert – eigentlich gar kein Problem. Nur die Kletterin, die ungünstigerweise gerade zur gleichen Zeit zwei Meter unter mir in der Felswand hängen musste, meinte völlig verdutzt als ich sie höflich grüßte: „Geht ihr da etwa ohne Sicherung drüber??!“ Eigentlich wollte ich antworten: „Ja, meinst du, ich mach nur Spaß?“ Stattdessen sagte ich bloß entschieden JA und stieg weiter.
Hinterher hab ich mich ziemlich geärgert, weil mir diese wildfremde Person quasi grobe Fahrlässigkeit unterstellen wollte. Da ich selbst ein wenig klettere, kann ich mir zwar irgendwo schon vorstellen, dass man sich vielleicht mulmig fühlt, wenn man da in der Wand hängt und über einem plötzlich irgendwelche Leute auftauchen, von denen man nicht weiß, über welche Fähigkeiten sie verfügen... aber kann ich mir deswegen dann gleich anmaßen, andere Leute zu belehren?
Ich bin wirklich niemand, dem es um den großen "Kick" geht oder der leichtsinnig mit seinem Leben spielt. Ich glaube nur an das, was ich kann und wenn ich mich sicher fühle, weil ich beispielsweise mit beiden Händen und Füßen festen Halt finde, benötige ich keinerlei weitere Stütze. Das ist in der Regel bis zum 2. Schwierigkeitsgrad immer der Fall! Darüberhinaus hänge ich mich gerne ein, wenn ich es für nötig halte.
Bei der Watzmann-Überschreitung und anderen Touren habe ich zudem schon öfter beobachten müssen, wie achso-sicherheitsbewusste Bergfreunde, die sich scheinbar erst einen Tag zuvor mit der tollsten Ausrüstung eingedeckt haben (oder noch besser: geliehen haben) und dann wohl dachten jetzt seien die Profis, sich mit ihrem Klettersteigset nur in noch größere Gefahr brachten, weil sie offensichtlich keine Ahnung davon hatten, wie ein Hüftgurt richtig anzulegen ist geschweigedenn davon, wie man mit den Karabinern umgeht. Auf diese Weise völlig unbedarft und überfordert konzentrierten sie sich mehr auf die Karabiner in ihrer Hand als darauf, wo sie ihren nächsten Schritt hinsetzten. Schon dort am Watzmann ist mir aufgefallen, dass man ständig mit skeptischen Blicken gestraft wird, wenn man keine spezielle Marken-Funktionskleidung trägt, keine Karabiner um die Hüften baumeln und keine Trekkingstöcke aus dem Rucksack ragen... Meiner Meinung nach trägt vor allem das boomende Bergsportgeschäft mit seinen verlockenden "Paketangeboten" und leider auch vielem Billigschrott dazu bei, dass den Menschen suggeriert wird, man würde ohne das alles keinen einzigen Schritt am Berg überleben. Und tatsächlich gibt´s ja auch viele hilflose und beratungsresistente Laien, die zwar schon keuchen, wenn mal der Fahrstuhl defekt ist und sie die Treppen bis zum 3. Stock nehmen müssen, aber auf jeden Fall trotzdem bereit sind, alles in Kauf zu nehmen, nur um einmal "Reinhold Messner spielen" zu dürfen.
Um aber wieder auf meine beschriebene Situation zurückzukommen: Vielleicht hätte ich diese, so großzügig um mein Wohl besorgte Kletterin auch darauf aufmerksam machen sollen, dass sie ja überhaupt keinen Helm trägt, wo sich doch jeden Moment über ihr ein Stein hätte lösen können - gerade wenn ich Trampel da oben bin!
Ihr merkt schon - es fällt mir schwer, hierbei objektiv zu urteilen... deshalb interessieren mich eure Meinungen dazu.
Muss man heutzutage grundsätzlich ein Y-Set tragen, damit sich niemand gefährdet fühlt und man selbst auch seine Ruhe hat? Ist ein Klettersteigset - egal bei welchem Schwierigkeitsgrad - bei jedem Klettersteig Pflicht oder gibt es doch noch so etwas wie die "Freiheit" des Bergsteigers bzw. die "eigene Gefahr"? Habe ich wirklich so fahrlässig oder leichtsinnig gehandelt? Wie reagiert man am besten auf selbsternannte und supergscheite Bergsteigererzieher?
Wenn mich etwas an unserer heutigen Gesellschaft wirklich ankotzt, dann ist es vor allem, wenn Menschen, die selbst keine Ahnung haben, ihr Maul aufreißen müssen und sich um den Kram anderer Leute kümmern statt erstmal bei sich anzufangen!
Danke für´s Lesen und schönen Gruß aus Bayern
ich weiß, es ist ein leidiges Thema. Da ich aber am vergangenen Wochenende eine Begegnung hatte, die mich etwas irritiert und irgendwie auch verärgert hat, möchte ich dies mal hier in eine größere Runde einwerfen, um mir mehr Meinungen einzuholen.
Grundsätzlich dachte ich immer, dass beim Bergssport allgemein jeder für sich selbst verantwortlich ist. Zumindest ließt man auf Schildern immer wieder „...auf eigene Gefahr...“.
Letztes Wochenende ging ich auch an so einem Hinweis vorbei, als ich den sog. „Oberlandsteig“ bei Konstein im Altmühltal (Oberbayern) in Angriff nahm. Mit einem angegebenen Schwierigkeitsgrad von max. 2 und nichtmal einer Stunde Gehzeit ist dieser Klettersteig mit Sicherheit nicht anspruchsvoller als eine Watzmann-Überschreitung, die ich letztes Jahr schon ohne jedes Hilfsmittel problemlos bewältigt habe.
Eigentlich gab es nur eine "kritische" Stelle (wohl der Höhepunkt dieses Steigs), wo man an einem Drahtseil hängend und über dicht aneinander gereihte Eisenstifte gehend eine Kletterwand am oberen Rand quert – eigentlich gar kein Problem. Nur die Kletterin, die ungünstigerweise gerade zur gleichen Zeit zwei Meter unter mir in der Felswand hängen musste, meinte völlig verdutzt als ich sie höflich grüßte: „Geht ihr da etwa ohne Sicherung drüber??!“ Eigentlich wollte ich antworten: „Ja, meinst du, ich mach nur Spaß?“ Stattdessen sagte ich bloß entschieden JA und stieg weiter.
Hinterher hab ich mich ziemlich geärgert, weil mir diese wildfremde Person quasi grobe Fahrlässigkeit unterstellen wollte. Da ich selbst ein wenig klettere, kann ich mir zwar irgendwo schon vorstellen, dass man sich vielleicht mulmig fühlt, wenn man da in der Wand hängt und über einem plötzlich irgendwelche Leute auftauchen, von denen man nicht weiß, über welche Fähigkeiten sie verfügen... aber kann ich mir deswegen dann gleich anmaßen, andere Leute zu belehren?
Ich bin wirklich niemand, dem es um den großen "Kick" geht oder der leichtsinnig mit seinem Leben spielt. Ich glaube nur an das, was ich kann und wenn ich mich sicher fühle, weil ich beispielsweise mit beiden Händen und Füßen festen Halt finde, benötige ich keinerlei weitere Stütze. Das ist in der Regel bis zum 2. Schwierigkeitsgrad immer der Fall! Darüberhinaus hänge ich mich gerne ein, wenn ich es für nötig halte.
Bei der Watzmann-Überschreitung und anderen Touren habe ich zudem schon öfter beobachten müssen, wie achso-sicherheitsbewusste Bergfreunde, die sich scheinbar erst einen Tag zuvor mit der tollsten Ausrüstung eingedeckt haben (oder noch besser: geliehen haben) und dann wohl dachten jetzt seien die Profis, sich mit ihrem Klettersteigset nur in noch größere Gefahr brachten, weil sie offensichtlich keine Ahnung davon hatten, wie ein Hüftgurt richtig anzulegen ist geschweigedenn davon, wie man mit den Karabinern umgeht. Auf diese Weise völlig unbedarft und überfordert konzentrierten sie sich mehr auf die Karabiner in ihrer Hand als darauf, wo sie ihren nächsten Schritt hinsetzten. Schon dort am Watzmann ist mir aufgefallen, dass man ständig mit skeptischen Blicken gestraft wird, wenn man keine spezielle Marken-Funktionskleidung trägt, keine Karabiner um die Hüften baumeln und keine Trekkingstöcke aus dem Rucksack ragen... Meiner Meinung nach trägt vor allem das boomende Bergsportgeschäft mit seinen verlockenden "Paketangeboten" und leider auch vielem Billigschrott dazu bei, dass den Menschen suggeriert wird, man würde ohne das alles keinen einzigen Schritt am Berg überleben. Und tatsächlich gibt´s ja auch viele hilflose und beratungsresistente Laien, die zwar schon keuchen, wenn mal der Fahrstuhl defekt ist und sie die Treppen bis zum 3. Stock nehmen müssen, aber auf jeden Fall trotzdem bereit sind, alles in Kauf zu nehmen, nur um einmal "Reinhold Messner spielen" zu dürfen.
Um aber wieder auf meine beschriebene Situation zurückzukommen: Vielleicht hätte ich diese, so großzügig um mein Wohl besorgte Kletterin auch darauf aufmerksam machen sollen, dass sie ja überhaupt keinen Helm trägt, wo sich doch jeden Moment über ihr ein Stein hätte lösen können - gerade wenn ich Trampel da oben bin!
Ihr merkt schon - es fällt mir schwer, hierbei objektiv zu urteilen... deshalb interessieren mich eure Meinungen dazu.
Muss man heutzutage grundsätzlich ein Y-Set tragen, damit sich niemand gefährdet fühlt und man selbst auch seine Ruhe hat? Ist ein Klettersteigset - egal bei welchem Schwierigkeitsgrad - bei jedem Klettersteig Pflicht oder gibt es doch noch so etwas wie die "Freiheit" des Bergsteigers bzw. die "eigene Gefahr"? Habe ich wirklich so fahrlässig oder leichtsinnig gehandelt? Wie reagiert man am besten auf selbsternannte und supergscheite Bergsteigererzieher?
Wenn mich etwas an unserer heutigen Gesellschaft wirklich ankotzt, dann ist es vor allem, wenn Menschen, die selbst keine Ahnung haben, ihr Maul aufreißen müssen und sich um den Kram anderer Leute kümmern statt erstmal bei sich anzufangen!
Danke für´s Lesen und schönen Gruß aus Bayern
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