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Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

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  • Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

    Servus,

    kennt ihr Strategien um das Lawinenrisiko an einem Grat zu beurteilen? Aufgrund der Geländeform wird man es sicher anders einordnen als einen großflächigen Hang.
    Ein reales Beispiel:
    Grat von ca 4m Breite, an beiden Seiten geht es ca. 50-60° steil abwärts. Der Grat hat eine durchschnttliche Steigung von ca 35°, viele Steilstellen im Bereich 40 bis 50°. Die Steilaufschwünge sind ca. 15m lang. Exposition Nord, ca. 2m Schnee. Lawinenwarnstufe für diese Expostition und Höhe ist 2, vorherrschende Gefahr ist Triebschnee.
    Lt. GRM ist man im roten Bereich. Schneeprofil und Rutschblock können keine Schwachschicht ausmachen - die Schneedecke scheint gut verfestigt, obenauf ca. 20cm Pulver.
    LLB: "Im Altschnee sind in hochgelegenen Schattenhängen noch störanfällige Schwachschichten erkennbar"
    Meine vorrangige Sorge, dass in einer Steilstelle ein Teil der Schneedecke abrutscht, was in dem Gelände recht wahrscheinlich zum Absturz über eine der Flanken bedeuten würde.

    Wie wäre eure Einschätzung dieser Situation?
    http://mymountains.de
    http://www.mountainwilderness.de/

  • #2
    AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

    Das ist eine Frage an die Kristallkugel. Man kann ja Schneedecken auch vor Ort nicht mit letzter Gewissheit beurteilen (es sei denn, man fährt mit einer ab).
    Ein Thema auf Graten ist auf jeden Fall die Überwechtung, das seh ich als Hauptunterschied zu großflächigen Hängen.
    Hast wenigstens Fotos vom Grat, da könnte man evtl. potenzielle Gefahrenstellen ausmachen - eine genaue Analyse ist hier allerdings nicht möglich.
    Brauchst eh nur do auffi

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    • #3
      AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

      Nochmal zusammenfassen:

      - Warnstufe II
      - Störanfällige Stellen sind vorhergesagt
      - Exposition: die schlechteste laut Gefahrenmuster
      - Steigung: 35 - 50 Grad
      - Folge im worst-case: Absturz (anstelle der sonst möglichen Hoffnung auf eine Lebendverschüttung)
      - Dazu reicht ein winziges Schneerütschelchen
      - Neben den sonstigen Gefahren: keine Sicherungsmöglichkeit, Bewächtung. Schlechte Rückzugmöglichkeiten.
      - Ergebnis Grafische Reduktionsmethode: rot

      Faktoren pro:
      Die Schneedecke unter den 20 cm Pulver (die sprechen am Grat eher dagegen) scheint punktuell gut verfestigt.
      Punktuelles Schneeprofil und Rutschblock sind günstig.

      Als Anfänger in diesen Dingen würde ich dennoch sagen, es gibt pauschal keinen vernünftigen erlaubenden Punkt für eine Begehung.
      Wenn Wind war und ich irgendwo Verfrachtungen begehen müsste, darf bestimmt keine Begehung gemacht werden.

      Ich vermute, ein Spezialist mit reichem Erfahrungsschatz kann sich für so eine Begehung unter städiger Prüfung aller Parameter entscheiden und dabei noch einigermassen sicher sein (also die Bedingungen hinreichend genau durchschauen).

      Ob es spezielle Strategien für Grate gibt, weiss ich leider net.

      Grüße, w.
      Zuletzt geändert von wegener; 19.12.2012, 20:42.

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      • #4
        AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

        Zitat von wegener Beitrag anzeigen
        Ob es spezielle Strategien für Grate gibt, weiss ich leider net.
        Meine Strategien für solche Unternehmungen (das betrifft nicht nur Grate) sind:
        - jahrelange Beobachtung (wenn möglich)
        - Berichte und Fotos suchen und studieren
        - Sommerbegehung (wenn möglich und lohnend - also kein kompletter Schotter)
        - intensive Beobachtung aller Parameter an den Tage davor (wenn möglich mit Feldstecher aus verschiedenen Blickwinkeln)
        - umdrehen vor Ort bei schlechtem Bauchgefühl
        Brauchst eh nur do auffi

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        • #5
          AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

          Das kann man, denke ich, nur vor Ort beurteilen.

          Zitat von sula Beitrag anzeigen
          Meine vorrangige Sorge, dass in einer Steilstelle ein Teil der Schneedecke abrutscht, was in dem Gelände recht wahrscheinlich zum Absturz über eine der Flanken bedeuten würde.
          Wie wäre eure Einschätzung dieser Situation?
          Genau so sehe ich das auch, mit dem einen Unterschied, dass die Gefahr gar nicht von der steilsten Stelle ausgehen muß, weil hier die Wahrscheinlichkeit, dass hier bereits Entladungen stattgefunden haben, groß ist und somit die Gefahr eher verringert.
          Generell würde ich einen vier Meter breiten Grat homogener flächenhafter Struktur (also eher einen Rücken) gleich beurteilen wie eine Flanke.

          Übrigens hatte ich mein spektakulärstes (und fast einziges) Erlebnis mit einem Schneebrett an einem sehr schmalen Grat:
          Es war am Hintereggkogel in Osttirol, ein Südgrat. Westflanke unbegehbarer Steilabbruch, trotzdem noch Wächten auf die Westseite. Grat nach Osten nicht allzu stark überwächtet, LWG eigentlich klassisch. Wir sind gezwungen, knapp unter der Wächtenkrone in der Ostflanke zu gehen. Damals - ich war da noch nicht sehr erfahren - dachten wir: "Wir sind eh oben am Brett, wenns abgeht". Stimmte auch - jedoch nur an der Stelle, wo wir uns glücklicherweise befanden.
          Plötzlich löste sich ein gewaltiges Schneebrett von etwa 100 Metern Breite, Anrisshöhe war etwa ein dreiviertel Meter. Mit dem Pickel konnten wir uns zwar leicht an der darunter liegenden Schneedecke halten, aber:
          Hinter uns sahen wir, dass selbst Wächtenteile von der Westseite wie eine Eierschale mitgerissen worden waren....

          LG

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          • #6
            AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

            Danke für eure Antworten!

            Zitat von tauernfuchs Beitrag anzeigen
            Das kann man, denke ich, nur vor Ort beurteilen
            Ja, klar letztendlich definitiv nur vor Ort. Aber die Wichtigsten Faktoren für eine Grundsätzliche Einordnung habe ich doch genannt?
            Welche weiteren Faktoren wären die Wichtigsten um es noch Detaillierter zu beurteilen?

            Ich denke wichtig wäre noch die Historie der Schneedecke zu kennen, Erfahrungen der Locals zu der Beurteilung dieses Speziellen Grates/Gebietes wären auch nicht schlecht.
            Mehr Analysen der Schneedecke evtl. aber da stoße ich mit meinem Erfahrungsschatz dann noch an eine Grenze. (Die einfachen Tests hab ich eh gemacht).

            Aber grundsätzlich bin ich schon mal zufrieden dass meine Einschätzung nicht so daneben lag
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            • #7
              AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

              Triebschnee am Grat ist halt meist eher unwahrscheinlicher als in den Flanken.
              ----

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              • #8
                AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

                Ich hab noch mal etwas zu dem Thema recherchiert und noch etwas gefunden bei (Stop or Go):
                5. Lawinensichere Geländeform. Obgleich die Steilheit deutlich über den
                jeweiligen Grenzen liegt, gibt es Geländeformen (z.B. Grate) die lawinensicher
                sind. Achtung: Minischneebretter können einen Absturz provozieren.
                http://www.bergundkarte.at/skitouren...09_monitor.pdf

                Und noch eine Überlegung: Nach Munter sind die Schwachstellen im Hang verteilt (sogar Normalverteilt) und daher kann das Ergebnis eines Rutschkeils nicht auf den gesamten Hang oder gar darüber hinaus extrapoliert werden. Wenn man nun einen Grat hat, könnte man doch an jedem Steilaufschwung einen Rutschkeil machen (man wird dann natürlich sehr langsam vorwärtskommen ). Wäre zumindest eine Lösung wenn nur wenige fragliche Stellen in einem ansonsten guten Rücken oder Grat vorhanden sind. So war ich ja auch an der 1. Stelle vorgegangen.

                Sofern Grate natürlich im LLB als Gefahrenbereich genannt werden erübrigt sich selbstverständlich die ganze Sache.
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                • #9
                  AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

                  du schreibst ja bereits selbst:

                  Zitat von sula Beitrag anzeigen
                  Und noch eine Überlegung: Nach Munter sind die Schwachstellen im Hang verteilt (sogar Normalverteilt) und daher kann das Ergebnis eines Rutschkeils nicht auf den gesamten Hang oder gar darüber hinaus extrapoliert werden.
                  d.h. das Ergebnis des Rutschkeils kann 5m daneben ganz anders ausschaun. Du kannst damit mMn nur grundsätzliche Rückschlüsse auf den Schneedeckenaufbau ziehen, weißt aber nicht wie der Hang/Grat/wasauchimmer in seiner Gesamtheit aussieht.

                  lg

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                  • #10
                    AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

                    Zitat von s3ns Beitrag anzeigen
                    du schreibst ja bereits selbst:
                    d.h. das Ergebnis des Rutschkeils kann 5m daneben ganz anders ausschaun. Du kannst damit mMn nur grundsätzliche Rückschlüsse auf den Schneedeckenaufbau ziehen, weißt aber nicht wie der Hang/Grat/wasauchimmer in seiner Gesamtheit aussieht.
                    lg
                    Ja richtig, genau das ist das Problem im Hang. Aber am Grat interressiert mich 5m daneben ja garnicht. Verstehst du worauf ich hinaus will? Es ging nur um die o.g. Steilaufschwünge. Wenn die natürlich länger sind kommt man mit der Methode auch nicht weiter.
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                    • #11
                      AW: Beurteilung des Lawinenrisikos am Grat

                      Das müssen ja keine 5m links oder rechts der Gratschneide sein - das kann auch drüber oder drunter sein.

                      Und ein noch viel wichtigerer Punkt ist denke ich: Um derartige Methoden anwenden zu können, musst du dich bereits in die Gefahrenzone begeben.

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