Der Gosaukamm im Dachsteingebirge zählt mit seinen zahlreichen Spitzen, Zacken und Türmen zu den attraktivsten Bergketten der Nördlichen Kalkalpen. Aber die meisten Routen stellen hohe Anforderungen, und so verloren im Lauf von mehr als 100 Jahren zahlreiche Menschen - vorwiegend bei Klettertouren - in dem Gebirge ihr Leben.
Seit 1964 erinnert eine Gedächtniskapelle an die Verunglückten. Sie steht in knapp 1600m Seehöhe an einem sehr stimmungsvollen Platz ganz nahe dem Steiglweg vom Vorderen Gosausee zum Steiglpass. Die Initiative ging damals von der Familie Wasmayer aus Linz aus, deren 18jährige Tochter Lotte im Jahr 1942 an der Däumling-Ostkante wegen eines Hakenausbruchs abgestürzt war. Kupfertafeln nennen die Namen von 55 im Gosaukamm verunglückten Alpinist*innen. Der mit Abstand prominenteste Name findet sich ganz am Beginn der Liste: Paul Preuß, der im Oktober 1913 an der Mandlkogel-Nordkante abstürzte.
Die Liste der Namen endete jedoch seit längerem mit dem Jahr 1982. Die Idee zu einer Aktualisierung kam Herrn Stefan Steiner aus Radstadt, als er die Gedächtniskapelle vor einiger Zeit entdeckte. Sein 20jähriger Sohn Laurenz war im Jahr 2019 an der Großen Bischofsmütze verunglückt.
In zahlreichen Gesprächen und Telefonaten nahm der Plan immer konkretere Gestalt an. Am Sonntag, den 8. August 2021 trafen einander schließlich die Angehörigen von 27 Alpinist*innen, die ihr Leben seit 1982 im Gosaukamm verloren, und es wurden neue Kupfertafeln mit ihren Namen angebracht.
Die "Salzburger Nachrichten" berichten darüber:
Wanderung im Gedenken an Bergopfer
Ihrer verunglückten Angehörigen gedachten 32 Bergsteiger am Sonntag - und montierten eine besondere Gedenktafel. Stefan Steiner hatte nach dem Absturz seines Sohnes die schlichte Gedenkstätte zufällig entdeckt.
Laurenz Steiner liebte die Berge. Von einer Besteigung der Bischofsmütze kehrte er nicht zurück. Das war 2019, Laurenz wurde nur 19 Jahre alt.
Sein Vater Stefan Steiner bestieg am Sonntag den Gosaukamm, zu dem auch die Bischofsmütze gehört. An seiner Seite waren 31 Schicksalsgenossen. Sie alle haben in der salzburgisch-oberösterreichischen Gebirgsgruppe geliebte Menschen verloren.
Gemeinsam brachte die Gruppe eine Gedenktafel mit den Namen von 27 auf dem Gosaukamm tödlich verunglückten Alpinisten zu einer Bergkapelle, die auf 1600 Metern auf Gosauer Gemeindegebiet liegt. "24 sind von Gosau aufgestiegen, acht von Filzmoos. Oben haben wir uns getroffen", sagt Steiner. Die Stimmung sei andächtig gewesen. "Es war aber auch viel Dankbarkeit spürbar."
Steiner hatte nach dem Absturz seines Sohns die schlichte Gedenkstätte zufällig entdeckt, die in eine Tafel eingeprägte Liste von 55 tödlich verunglückten Bergsteigern endete mit dem Jahr 1982. Der Radstädter nahm sich vor, die Tafel zu aktualisieren und machte sich auf die Suche nach den Namen von Verunglückten. Aus Datenschutzgründen bekam er von offiziellen Stellen keine Auskunft.
Über soziale und gedruckte Medien bat Steiner um Hilfe. Es folgten viele Hinweise - und nachfolgend emotionale Gespräche. "Ich habe auf Vermittlung von Tanten oder Geschwistern Eltern angerufen und sie angesprochen. Natürlich ist das schwierig, wenn jemand nach dem vor 20 Jahren verstorbenen Sohn fragt."
Es seien letztlich viele, schöne Telefonate entstanden, zum Teil stundenlang, sagt Steiner. Seine Idee, den Bergtoten ein würdiges Andenken zu bereiten, sei durch die Bank gut angekommen. "Im Prinzip war jeder begeistert."
27 Namen stehen auf der Kupfertafel, die von der HTL Hallein zur Verfügung gestellt und graviert wurde. Die meisten Verunglückten stammten aus Salzburg und Oberösterreich, sagt Steiner, aber auch Fälle aus St. Pölten, Wien und Kassel habe er ausfindig machen können. "Es sind noch mehr Bergsteiger aus Deutschland und Tschechien verunglückt, da bin ich aber nicht herangekommen."
Drei Plätze seien auf der Tafel noch frei, wenn künftig noch mehr Angehörige den Namen eines Familienmitglieds verewigt haben möchten, werde es eine Lösung dafür geben.
Rechtzeitig zur Andacht auf dem Berg kam am Sonntagvormittag die Sonne durch. Für ihn selbst sei die Sache ein wichtiger Teil der Aufarbeitung gewesen, sagt Stefan Steiner, die zahlreichen Gespräche mit Menschen, die Ähnliches hätten durchleiden müssen, hätten geholfen und gutgetan. "Es geht mir aber nicht nur darum, diesen Bergsteigern ein würdiges Andenken zu bewahren, die Tafel soll auch ein Mahnmal sein. In den Bergen ist es gefährlich."
Quelle: https://www.sn.at/salzburg/chronik/w...pfer-107741563
Fotos der Umgebung und der Gedenktafeln sowie eine komplette Liste aller (derzeit) 82 Namen finden sich in diesem Beitrag.
Seit 1964 erinnert eine Gedächtniskapelle an die Verunglückten. Sie steht in knapp 1600m Seehöhe an einem sehr stimmungsvollen Platz ganz nahe dem Steiglweg vom Vorderen Gosausee zum Steiglpass. Die Initiative ging damals von der Familie Wasmayer aus Linz aus, deren 18jährige Tochter Lotte im Jahr 1942 an der Däumling-Ostkante wegen eines Hakenausbruchs abgestürzt war. Kupfertafeln nennen die Namen von 55 im Gosaukamm verunglückten Alpinist*innen. Der mit Abstand prominenteste Name findet sich ganz am Beginn der Liste: Paul Preuß, der im Oktober 1913 an der Mandlkogel-Nordkante abstürzte.
Die Liste der Namen endete jedoch seit längerem mit dem Jahr 1982. Die Idee zu einer Aktualisierung kam Herrn Stefan Steiner aus Radstadt, als er die Gedächtniskapelle vor einiger Zeit entdeckte. Sein 20jähriger Sohn Laurenz war im Jahr 2019 an der Großen Bischofsmütze verunglückt.
In zahlreichen Gesprächen und Telefonaten nahm der Plan immer konkretere Gestalt an. Am Sonntag, den 8. August 2021 trafen einander schließlich die Angehörigen von 27 Alpinist*innen, die ihr Leben seit 1982 im Gosaukamm verloren, und es wurden neue Kupfertafeln mit ihren Namen angebracht.
Die "Salzburger Nachrichten" berichten darüber:
Wanderung im Gedenken an Bergopfer
Ihrer verunglückten Angehörigen gedachten 32 Bergsteiger am Sonntag - und montierten eine besondere Gedenktafel. Stefan Steiner hatte nach dem Absturz seines Sohnes die schlichte Gedenkstätte zufällig entdeckt.
Laurenz Steiner liebte die Berge. Von einer Besteigung der Bischofsmütze kehrte er nicht zurück. Das war 2019, Laurenz wurde nur 19 Jahre alt.
Sein Vater Stefan Steiner bestieg am Sonntag den Gosaukamm, zu dem auch die Bischofsmütze gehört. An seiner Seite waren 31 Schicksalsgenossen. Sie alle haben in der salzburgisch-oberösterreichischen Gebirgsgruppe geliebte Menschen verloren.
Gemeinsam brachte die Gruppe eine Gedenktafel mit den Namen von 27 auf dem Gosaukamm tödlich verunglückten Alpinisten zu einer Bergkapelle, die auf 1600 Metern auf Gosauer Gemeindegebiet liegt. "24 sind von Gosau aufgestiegen, acht von Filzmoos. Oben haben wir uns getroffen", sagt Steiner. Die Stimmung sei andächtig gewesen. "Es war aber auch viel Dankbarkeit spürbar."
Steiner hatte nach dem Absturz seines Sohns die schlichte Gedenkstätte zufällig entdeckt, die in eine Tafel eingeprägte Liste von 55 tödlich verunglückten Bergsteigern endete mit dem Jahr 1982. Der Radstädter nahm sich vor, die Tafel zu aktualisieren und machte sich auf die Suche nach den Namen von Verunglückten. Aus Datenschutzgründen bekam er von offiziellen Stellen keine Auskunft.
Über soziale und gedruckte Medien bat Steiner um Hilfe. Es folgten viele Hinweise - und nachfolgend emotionale Gespräche. "Ich habe auf Vermittlung von Tanten oder Geschwistern Eltern angerufen und sie angesprochen. Natürlich ist das schwierig, wenn jemand nach dem vor 20 Jahren verstorbenen Sohn fragt."
Es seien letztlich viele, schöne Telefonate entstanden, zum Teil stundenlang, sagt Steiner. Seine Idee, den Bergtoten ein würdiges Andenken zu bereiten, sei durch die Bank gut angekommen. "Im Prinzip war jeder begeistert."
27 Namen stehen auf der Kupfertafel, die von der HTL Hallein zur Verfügung gestellt und graviert wurde. Die meisten Verunglückten stammten aus Salzburg und Oberösterreich, sagt Steiner, aber auch Fälle aus St. Pölten, Wien und Kassel habe er ausfindig machen können. "Es sind noch mehr Bergsteiger aus Deutschland und Tschechien verunglückt, da bin ich aber nicht herangekommen."
Drei Plätze seien auf der Tafel noch frei, wenn künftig noch mehr Angehörige den Namen eines Familienmitglieds verewigt haben möchten, werde es eine Lösung dafür geben.
Rechtzeitig zur Andacht auf dem Berg kam am Sonntagvormittag die Sonne durch. Für ihn selbst sei die Sache ein wichtiger Teil der Aufarbeitung gewesen, sagt Stefan Steiner, die zahlreichen Gespräche mit Menschen, die Ähnliches hätten durchleiden müssen, hätten geholfen und gutgetan. "Es geht mir aber nicht nur darum, diesen Bergsteigern ein würdiges Andenken zu bewahren, die Tafel soll auch ein Mahnmal sein. In den Bergen ist es gefährlich."
Quelle: https://www.sn.at/salzburg/chronik/w...pfer-107741563
Fotos der Umgebung und der Gedenktafeln sowie eine komplette Liste aller (derzeit) 82 Namen finden sich in diesem Beitrag.
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