Drei Zinnen, drei Jubiläen in den Dolomiten
unter diesem Titel schreibt Stefan Herbke in den Salzburger Nachrichten vom 08.09.2013 :
In den Wänden der Drei Zinnen wurde Alpingeschichte geschrieben - das markante Dreigestirn im Hochpustertal ist das Aushängeschild der Dolomiten - im Sommer jährten sich drei spektakuläre Erstbegehungen
Die Drei Zinnen mit ihren überhängenden Wandabbrüchen zählen ohne Zweifel zu den spektakulärsten Gipfeln in den Alpen. Entsprechend groß ist die Anziehungskraft: Die einen wollen sie wenigstens ein Mal im Leben im Original gesehen haben, andere träumen von einer Besteigung und einige wenige haben dort Alpingeschichte geschrieben.
Am Anfang jeder alpinen Erschließung steht immer die Gipfelersteigung. Der noch heute gebräuchliche Normalweg über die Südseite wurde 1869 von Paul Grohmann aus Wien mit den einheimischen Führern Franz Innerkofler und Peter Salcher erstbegangen. An eine Durchsteigung der Nordwand mit ihrem riesigen gelben Wandbereich, der "gelben Kante", der durchwegs senkrecht bis überhängend ist, war damals noch nicht zu denken.
Erst standen die Nachbargipfel auf dem Programm, wobei auch hier so manch harte Nuss zu knacken war. Auf die Frage nach der Ersteigbarkeit der Kleinen Zinne antwortete der Sextener Bergführer Michl Innerkofler 1879: "Ja, wann'st Flügeln hätt'st!"
Nachdem letztlich doch alle Drei Zinnen erstmals bestiegen waren, galt das Interesse den Wänden und damit verbunden neuen Routen. Diese Abbrüche üben eine ungeheure Faszination und Anziehungskraft aus. Einen ersten Meilenstein an der Großen Zinne setzten Hans Dülfer und Walter v. Bernuth vor hundert Jahren mit der Erstbegehung der Westwand, noch heute eine der schönsten Klettereien der Sextener Dolomiten.
Über die West- und Ostseite näherte man sich langsam dem Schaustück und der eigentlichen Herausforderung der Großen Zinne: der Nordwand. Am 14. August 1933, und damit vor 80 Jahren, war es endlich so weit: Emilio Comici und die Brüder Guiseppe und Angelo Dimai vollendeten die erste Route durch den mauerglatten Abbruch - dabei wurde zum ersten Mal an den Zinnen der VI. Schwierigkeitsgrad geklettert. Dennoch ernteten sie nach einer Aufstiegszeit von drei Tagen und zwei Nächten statt Lobs heftige Kritik, da sie bei der Durchsteigung einige Dutzend Haken zur Sicherung verwendeten und viele Stellen technisch, also mit Hilfsmitteln, überwanden. Eine Kritik ganz im Sinne des österreichischen Klettergenies Paul Preuß, der auch an den Drei Zinnen außergewöhnliche Touren durchführte (u. a. bestieg er 1928 als erster die heute Preußturm genannte Kleinste Zinne) und einer der ersten Verfechter des Freikletterns war, ganz nach dem Motto: "Der Mauerhaken ist eine Notreserve und nicht die Grundlage einer Arbeitsmethode." Die Reaktion von Comici ließ übrigens nicht lang auf sich warten: 1937 wiederholte er die Route im Alleingang und größtenteils seilfrei.
Auf der Suche nach der perfekten Route, vergleichbar mit der Linie des fallenden Tropfens, rückten nun die auffallend gelben Wandabbrüche mit ihren Überhängen ins Visier der Kletter-Elite.
Nach mehreren Versuchen glückte 1958 die erste Durchsteigung der auch als "Direttissima" bezeichneten Direkten Nordwand. Die Steigerung war die Superdirettissima, die 1963 von den Sachsen Rainer Kauschke, Gerd Uhner und Peter Siegert erstmals durchstiegen wurde und ein Symbol ungeheuren Durchhaltewillens ist. Im Jänner bei Temperaturen bis minus 30 Grad verbrachten die Erstbegeher 17 Tage und 16 Nächte in der Wand - die mit Abstand zeitaufwendigste Neutour an den Drei Zinnen, an denen noch heute Alpingeschichte geschrieben wird.
Falls am 21. u. 22.September jemand in dieser Gegend ist, hier http://www.salzburg.com/nachrichten/...lomiten-73360/ sind 3 Veranstaltungstipps dazu.
unter diesem Titel schreibt Stefan Herbke in den Salzburger Nachrichten vom 08.09.2013 :
In den Wänden der Drei Zinnen wurde Alpingeschichte geschrieben - das markante Dreigestirn im Hochpustertal ist das Aushängeschild der Dolomiten - im Sommer jährten sich drei spektakuläre Erstbegehungen
Die Drei Zinnen mit ihren überhängenden Wandabbrüchen zählen ohne Zweifel zu den spektakulärsten Gipfeln in den Alpen. Entsprechend groß ist die Anziehungskraft: Die einen wollen sie wenigstens ein Mal im Leben im Original gesehen haben, andere träumen von einer Besteigung und einige wenige haben dort Alpingeschichte geschrieben.
Am Anfang jeder alpinen Erschließung steht immer die Gipfelersteigung. Der noch heute gebräuchliche Normalweg über die Südseite wurde 1869 von Paul Grohmann aus Wien mit den einheimischen Führern Franz Innerkofler und Peter Salcher erstbegangen. An eine Durchsteigung der Nordwand mit ihrem riesigen gelben Wandbereich, der "gelben Kante", der durchwegs senkrecht bis überhängend ist, war damals noch nicht zu denken.
Erst standen die Nachbargipfel auf dem Programm, wobei auch hier so manch harte Nuss zu knacken war. Auf die Frage nach der Ersteigbarkeit der Kleinen Zinne antwortete der Sextener Bergführer Michl Innerkofler 1879: "Ja, wann'st Flügeln hätt'st!"
Nachdem letztlich doch alle Drei Zinnen erstmals bestiegen waren, galt das Interesse den Wänden und damit verbunden neuen Routen. Diese Abbrüche üben eine ungeheure Faszination und Anziehungskraft aus. Einen ersten Meilenstein an der Großen Zinne setzten Hans Dülfer und Walter v. Bernuth vor hundert Jahren mit der Erstbegehung der Westwand, noch heute eine der schönsten Klettereien der Sextener Dolomiten.
Über die West- und Ostseite näherte man sich langsam dem Schaustück und der eigentlichen Herausforderung der Großen Zinne: der Nordwand. Am 14. August 1933, und damit vor 80 Jahren, war es endlich so weit: Emilio Comici und die Brüder Guiseppe und Angelo Dimai vollendeten die erste Route durch den mauerglatten Abbruch - dabei wurde zum ersten Mal an den Zinnen der VI. Schwierigkeitsgrad geklettert. Dennoch ernteten sie nach einer Aufstiegszeit von drei Tagen und zwei Nächten statt Lobs heftige Kritik, da sie bei der Durchsteigung einige Dutzend Haken zur Sicherung verwendeten und viele Stellen technisch, also mit Hilfsmitteln, überwanden. Eine Kritik ganz im Sinne des österreichischen Klettergenies Paul Preuß, der auch an den Drei Zinnen außergewöhnliche Touren durchführte (u. a. bestieg er 1928 als erster die heute Preußturm genannte Kleinste Zinne) und einer der ersten Verfechter des Freikletterns war, ganz nach dem Motto: "Der Mauerhaken ist eine Notreserve und nicht die Grundlage einer Arbeitsmethode." Die Reaktion von Comici ließ übrigens nicht lang auf sich warten: 1937 wiederholte er die Route im Alleingang und größtenteils seilfrei.
Auf der Suche nach der perfekten Route, vergleichbar mit der Linie des fallenden Tropfens, rückten nun die auffallend gelben Wandabbrüche mit ihren Überhängen ins Visier der Kletter-Elite.
Nach mehreren Versuchen glückte 1958 die erste Durchsteigung der auch als "Direttissima" bezeichneten Direkten Nordwand. Die Steigerung war die Superdirettissima, die 1963 von den Sachsen Rainer Kauschke, Gerd Uhner und Peter Siegert erstmals durchstiegen wurde und ein Symbol ungeheuren Durchhaltewillens ist. Im Jänner bei Temperaturen bis minus 30 Grad verbrachten die Erstbegeher 17 Tage und 16 Nächte in der Wand - die mit Abstand zeitaufwendigste Neutour an den Drei Zinnen, an denen noch heute Alpingeschichte geschrieben wird.
Falls am 21. u. 22.September jemand in dieser Gegend ist, hier http://www.salzburg.com/nachrichten/...lomiten-73360/ sind 3 Veranstaltungstipps dazu.