Graziano "Feo" Maffei (* 1939, + 17.7.1994)
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Graziano (Feo) Maffei (l.) mit Paolo Leoni (r.)
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Graziano (Feo) Maffei (l.) mit Paolo Leoni (r.)
Von Feo, dem legendären und charismatischen Dolomitenkletterer aus Rovereto, findet man kaum Biographisches. Vielleicht ist das auch ein Folge seiner Bescheidenheit. Seine Routen und seine persönliche Ausstrahlung sprechen jedenfalls für sich. Das kann man auch in dem Interview mit Mariano Frizzera und Paolo Leoni nachlesen.
Er starb an "seinem Berg", der Marmolata, am Gletscher durch Spaltensturz wenige Meter neben der Schipiste.
Hier sind noch ein paar kurze Texte und Infos zu Feo und zu seiner bedeutendsten Route, der "Via della Cattedrale" an der Marmolata.
GRAZIANO MAFFEI, der lachende Lehrmeister
Es sind jetzt 10 Jahre seit dem Tod von Graziano Feo Maffei vergangen. Für alle, die ihn nicht persönlich kannten, er war einer der gößten Dolomitenkletterer aller Zeiten: ein fröhlicher Mensch, der – zumeist mit Mariano Frizzera und Paolo Leoni (ein Trio aus Rovereto) – gewaltige Linien eröffnet hat wie kaum ein anderer. Vallaccia, Marmolata, Civetta, Rosengarten, Sass Maor, Heiligkreuzkofel, Langkofel… jedes Mal ist Graziano ein Meisterwerk geglückt. Aber mehr als der Alpinist im engeren Sinn ist es die Persönlichkeit dieses Menschen, die sich als Bezugspunkt abhebt: Um all das zu verstehen, muss man nur das Buch "Una cordata per il cielo" (Anm.: ein dem Andenken an Feo gewidmetes Buch) lesen. Eine bewegende Sammlung von Erzählungen und Berichten. "Wenn es einen Alpinisten gibt, den ich als Lehrmeister betrachte, dann ist das Graziano Maffei", hat uns einmal Ivo Rabanser gesagt.
Und ebendiesem starken Grödener ist am 29. September dieses Jahres in 8 Stunden in Begleitung seines Freundes Stefan Comploi die erste Wiederholung einer kurzen Route von Feo geglückt: der "Alfredino Rampi" in der Südwand des Vorgipfels des Zahnkofels. Eine kurze Route, insgesamt 200 Meter, aber knallhart. Ivo erzählt davon in seinem Blog: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so anspruchsvoll würde. Ab einem gewissen Punkt ist ein Rückzug unmöglich. Dächer und Quergänge eins nach dem anderen… Und oben hat uns eine gelbe Wand, aus der die Haken entfernt waren, einiges an Zeit gekostet (und auch an Mühe). Tja, … die Karabiner in vorhandene Haken einzuhängen ist eine Sache, die Haken auch zu setzen eine andere! Glücklicherweise hatten wir ein passendes Sortiment an Schlosserei mit. Wir haben die Haken in der Wand zurückgelassen, da wir schnell aus der Wand hinaus mussten. Wir haben sogar ein Biwak in Erwägung gezogen. Großartige Route! Mit welcher Intuition sich Feo hier durch die Dächer und Überhänge durchgeschlängelt hat!" Erinnern wir uns, dass die "Alfredino Rampi" jenem Kind gewidmet ist, das in der Gegend von Frascati in einen Brunnen gefallen ist. Die Route wurde wenige Tage nach dieser Tragödie am 4 und 5. Juli 1981 von Maffei mit seinen üblichen Seilpartnern Frizzera und Leoni eröffnet. Die ursprüngliche Bewertung: VI+/A2. Aber Achtung, wir sind noch in der Welt der geschlossenen Skala…
VI+/A4 wurde hingegen eine andere großartige Linie von Feo bewertet: Die "Via della Cattedrale" in der Marmolata Südwand. Eröffnet 1983 mit Leoni (dabei wurde die Orgelpfeife links überwunden) und dann 1985 mit Unterstützung von Frizzera (ein Schmied und außerordentlicher technischer Kletterer) begradigt. Nachdem sie sich vom Gipfelgrat abgeseilt hatten, haben sie die charakteristische Felsformation zentral erschlossen.
Am 9. und 10. August dieses Jahres konnte Pietro Dal Pra diese großartige Route frei durchsteigen. Schwierigkeiten bis 8a+ und kein einziger Bohrhaken in der Wand. Sein Kommentar: "Außerordentlich. Vielleicht die großartigste Route der Alpen. Ein Monument für Feo. Ein Meisterwerk an Logik und Konzeption." Aber über Graziano werden wir sicherlich noch öfters reden können…
2. Dezember 2004
Quelle: http://www.iborderline.net/intraisas...dicembre-2004/
Die "Via della Cattedrale" führt in der Marmolata Südwand (Punta Rocca) direkt auf den höchsten Punkt der "Canna d'organo" (Orgelpfeife) hinauf. Die Route führt über kompakte Platten und ein großes Dach. Bei einer Wandhöhe von 850 Metern wurden bei einer Routenlänge von 21 Seillängen 140 Normalhaken geschlagen. Bohrhaken kamen nicht zum Einsatz. Die ursprüngliche Bewertung wurde mit 6+ / A4 angegeben, wobei in den technischen Passagen die Fortbewegung teilweise an Cliffs erfolgte.
Graziano Maffei, Mariano Frizzera und Paolo Leoni haben die Route 1983 und 1985 in insgesamt 10 Tagen erschlossen. Der Name ist inspiriert durch die Felsformation der "Canna d'organo", die an einen Kirchturm erinnert.
"… und dann haben wir einen Klassiker von Feo probiert. Die Route am nächsten zu unserem Biwakplatz war die Via della Cattedrale, die im Führer mit nicht mehr als 6 und ein paar Passagen A4 angegeben war… eröffnet im weit entfernten Jahr 1983. Ich wusste von den großartigen technischen Fähigkeiten von Feo und von der Bravour von Paolo Leoni und Mariano Frizzera. Aber niemals im Leben hätte ich mir erwartet, eine Route in dieser Art vorzufinden: wo der 6. Grad sich als 6c manifestiert und die technischen Passagen Dir (euphemistisch gesprochen) die Unterhosen mit Adrenalin anfüllen… "
Michele Guerrini ("I love Marmolada")
Quelle: http://www.intraisass.it/multivision...edrale_dvd.pdf
Über die erste freie Begehung durch Pietro Dal Pra gibt es ein Video. Leider ist die Qualität der im Internet verfügbaren Version ziemlich bescheiden:
http://www.dailymotion.com/video/x9v...olomites_sport
Vielleicht hat jemand noch weiteres biografisches Material, das gerne hier angefügt werden kann.
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