Ich lese zur Zeit eine Originalausgabe des Buches "Ober Pinzgau" von Ignaz v. Kürsinger aus dem Jahr 1841, der Venediger wurde erst in diesem Jahr bestiegen. In dem Buch gibt Kürsinger wieder, was 1828 bei einem Besteigungsversuch geschehen ist :
Rohregger war bei der Erstbesteigung 1841 wieder dabei!
Doch möchte ich hier zum Schlusse noch die Erzählung des 65jährigen Revierförsters Paul Rohregger in Bramberg, dieses kühnen Gemsenjägers, der während seines 50jährigen Jägerlebens mehr als 600 Gemsen auf schwindelnden Höhen erlegte, dieses unermüdlichen Bergsteigers, dieses trefflichen Familienvaters erwähnen, da er der Führer zu dem fast gelungenen Versuche Sr. kaiserl. Hohheit des durchlauchtigsten Erzherzogs Johann war, um die Spitze des Venedigers zu ersteigen, und schon nahe am Ziele der unendlichen Aussicht, bald sein, und auch des theueren Erzherzogs Leben eingesetzt hätte.
Es war, so beginnt der ehrwürdige Greis, am 8. August des Jahres 1828, als Se. kaiserl. Hohheit der durchlauchtigste Erzherzog Johann die Besteigung des großen Venedigers beschloß.
Ich habe schon früher den Versuch gemacht durch das untere Sulzbachthal mich über die Schneide des kleinen Venedigers dem großen Riesenhaupte von der östlichen Seite zu nähern, allein eine ungeheuere Keeskluft, die zwischen beyden befindlich ist, machte von dieser Seite den Zugang unmöglich.
Ob der Venediger von der südlichen oder Tyrolerseite zugänglich sey, konnte ich nicht ersehen, weil im Süden dichter Nebel an den Bergen lag, und mir sohin jede Aussicht benahm.
Ich machte daher meine Reise durch das obere Sulzbachthal, und fand, daß von dieser Seite, wenn gleich höchst beschwerlich der große Bergfirst zu erklimmen sey.
Am 8. August begaben wir uns auf den Weg.
Ich war zum Führer bestimmt. Mit Sr. kaiserl. Hoheit dem Durchlauchtigsten Erzherzoge giengen der damalige Pfleger Grießenauer von Gastein, der k. k. Oberförster v. Lürzer, Anton Oppacher Jochbergwirth (der Leonidas vom Paße Strueb) der Besitzer des Stockergutes Sebastian Steger, des Klinglerlehens Anton Froschnigg, des untern Hollausgutes Vinzenz Hollaus, des Ellachergutes Florian Moosmayer, der Holzmeister und Besitzer des Walchergutes in Gries, Johann Schernthanner, der Gräfl. Khüenburg. Verwalter Stolz von Neukirchen, der Neukirchner'sche Herrschaftsjäger Christian Rieß (ein kühner Gemsenjäger), der Revierförster Mathias Rohregger von Wald (ein tüchtiger Bergsteiger), die Forftgehülfen Rohrhart, Rieder, Drottmayer und der Lederer Jakob Rauter von Bramberg.
Mit guten Bergstecken und Bergeisen versehen kamen wir an diesem Tage durch das obere Sulzbachthal bis auf die Filzenalpe, wo wir in der Hoferalphütte übernachteten.
Des anderen Tages, als kaum der Tag graute, war alles auf den Beinen: allein — es regnete im Thale, während es auf der Höhe schneyte, und kleines Gewölke um die Bergköpfe nichts Gutes verkündete.
Doch gegen 6 Uhr wurde es heiter, die Wölklein verschwanden, und so spät es auch war, so wurde dennoch die Besteigung für heute beschlossen.
Nun gings allmählig bergan über den Sulzbachergletscher, und in acht Stunden standen wir am Fuße des Riesenkopfes ! aber auch vor einer Keeskluft von circa 100 Schritten, deren Abgrund wir nicht ermessen konnten, da sich viel frischer Schnee vom Kopfe des Venedigers, während den letzten Tagen in dieselbe eingekeilt hatte, sie war bey dritthalb Klaftern breit, und mündete in Form eines Sprachrohrs gegen Süden aufklaffend aus.
Kaum 250 Schritte oder 100 Klaftern über dieser Keeskluft war die Spitze des Venedigers, das ersehnte Ziel unserer Reise!
Es mag 2 Uhr Nachmittags gewesen seyn.
Da sah ich, daß der Wind den heutigen Schnee auf der nordöstlichen Seite in die Kluft herablähnte, die bloße jähe Eisrinde sich zeigte; und nur gegen Nordwest noch frischer Schnee vom Gipfel bis zur Keeskluft herab haftete.
Ich äußerte, da es schon spät am Tage war mein Bedenken, da die Ersteigung langsam und gefährlich werden könne, allein Vorwärts hieß es, so weit wir kommen!
Wir mußten daher vor Allem die Keeskluft umgehen, die eisrindige Gähe erklimmen, um mittelst Serpentinzügen, den frischen Schnee zu gewinnen, und über selben zur höchsten Spitze zu kommen.
Nachdem wir die eine Seite der Kluft umgangen, gings das jähe Eis bergan. ,
Ich voran, nach mir der Jäger Christian Rieß, der Lederer Rauter, und Veit Hollaus, jeder mit einer Hacke versehen, hinter uns die übrigen Begleiter mit dem Erzherzoge, Mann hinter Mann mit einem Seile für möglichen Absturz versehen. Jeden Schritt mußte ich mit der Hacke erst aus dem Eise hauen, während ich mich mit dem andern Fuße an.die Eiswand lehnte, mein Nachmann haute dann meine Vertiefung stärker aus, und die zwey Nachfolgenden machten den Eistritt sicher.
So mußte jeder Nachmann stets in die Stufen des Vormannes treten.
Die Jähe dieser Wand läßt sich daraus entnehmen, daß ich regelmäßig bey zwey Schuhe in die Wand einhaute, und doch kaum anderthalb Schuh Raum für einen Fußtritt gewann.
Bereits kam ich an der Gränze des frischen Schnees an, während die übrigen noch auf der Eiswand standen.
Bereits lag die Keeskluft 40 Klaftern unter uns, und nur mehr 60 — 70 Klaftern, und wir wären am Ziele!
Allein der Lenker, der Geschicke hat es anders beschlossen.
Die Sonne schien noch warm den Bergriesen an, ich besorgte daher, dass der frische Schnee eine Lauwine vom Gipfel des Venedigers herabsenden könnte, und wir wären alle verloren!
Ich rief dem Pfleger Grießenauer zu, dass ich mich nicht mehr vorwärts getraue, da wir von einer Lauwine nicht sicher sind.
Grießenauer theilte dieß dem Erzherzoge mit, höchstwelcher sonach das Umkehren befahl.
Noch bevor sich die zahlreiche Begleitung zum Umkehren schickte, da jeder erst, sollte er anders nicht die eisglatte Gähe hinabstürtzen, auf den freyen Fußtritt seines Vordermanns warten musste, schrie Grießenauer mir ein „Gib acht“ zu; und in diesem Augenblicke fingen große Schneeballen von der Spitze abzurollen an, und die ganze Schneeseite wurde in wenigen Augenblicken lebendig.
Umkehren konnte ich nicht, da mein Hintermann, der Jäger Christer noch auf seinem Platze stand.
An der Gränze der Schneeseite befindlich, hoffte ich, dass nicht so viel auf mich kommen werde; doch im nächsten Augenblicke fasste mich die von Windesschnelle abkollernde Schneemaße, schlug mir den feststehenden Fuß aus, und riß mich mit sich gleich einem Holzdreiling die Jähe hinab.
Nur so viel Besinnung erhielt ich, dass ich im Augenblicke der Gefahr nicht nach dem Jäger Christer griff; um mich zu halten; da ich einsah, dass solcher Gewalt nichts widerstehe, und er mit mir verloren wäre, so wie ich mich im Augenblicke , als mich die Gewalt fasste, auf den Rücken warf, die Arme weit von mir streckte, und die Hacke nicht losließ, um so viel möglich nicht mit dem Kopfe vorauszukommen.
Jetzt bist du des Todes, dachte ich mir, als ich die Jähe hinabflog, die Eiskluft unter mir wissend, rundum hörte ich nur das Brausen der Lauwine, und konnte vor Schneestaub nicht sehen; da verspürte ich nach wenigen Sekunden; dass es mich an die entgegengesetzte Seite der Keeskluft mit der Brust anschleuderte, denn ich hatte furchtbare Schmerzen, über meinem Kopfe hörte ich die Lauwine einen Vaterunserlang vorüberrauschen, die durch ihre Schwere mich nur umso schmerzlicher an die eisige Kluftwand andrückte. Ich war so fest in Schnee eingegraben, daß ich außer dem rechten Arme, unter dem ich meine Hacke spürte, kein Glied rühren konnte.
Als es über mir stille war, arbeitete ich meine Rechte zum Gesichte, und krazte den Schnee weg, um Luft zu schöpfen, dann arbeitete ich mit den Armen den Schnee über dem Kopfe durch, um zu wissen, wie tief ich begraben liege, und falls die Lauwine über mich abgerutscht wäre, vielleicht doch ein Zeichen zu geben, wo ich vergraben bin, hilft dieß nicht dachte ich, so bin ich ohnehin bald tod, da ich vor Brustschmerzen kaum aushalten konnte.
Da geschah es, daß die halbe Hand mir unbewußt über den Schnee hervorstand, ich hörte den Forstgehülfen Rieder schreyen: „Springts, springts, er lebt noch! und Florian Moosmayer war der erste, welcher den Schnee um mich wegräumte; Alles half zusammen, und ich war so fest eingegraben, daß man mich bis an die Schuhe ausgraben mußte. Kaum meiner Sinne mächtig, erinnere ich mich doch noch der tröstenden Worte des menschenfreundlichen Erzherzogs: „O! du armer Rohregger!" er ließ mir von den mitgenommenen Weinen und andern Stärkmitteln geben.
Unter schrecklichen Seitenstechen schleppte ich mich noch bis zur Hofer-Alphütte, wo wir alle eine Stunde, nachdem es schon finster war, ankamen.
Noch in der Nacht hustete ich viel Blut aus, und es ward mir etwas leichter.
Noch drey bis vier Jahre nach diesem Ereignisse war ich nicht im Stande, steile Anhöhen zu ersteigen, ohne heftige Brustschmerzen zu empfinden.
Doch mein selbst gesammelter Lungenmoosthee, (isländisches Moos) und die Augsburgeressenz haben mich wieder hergestellt, und ich bin jederzeit wieder bereitet, den Versuch zum grossen Venediger zu wagen, da ich derley Gefahren schon gewohnt bin.
So lautet die Erzählung dieses wackeren Bergmannes.
Es war, so beginnt der ehrwürdige Greis, am 8. August des Jahres 1828, als Se. kaiserl. Hohheit der durchlauchtigste Erzherzog Johann die Besteigung des großen Venedigers beschloß.
Ich habe schon früher den Versuch gemacht durch das untere Sulzbachthal mich über die Schneide des kleinen Venedigers dem großen Riesenhaupte von der östlichen Seite zu nähern, allein eine ungeheuere Keeskluft, die zwischen beyden befindlich ist, machte von dieser Seite den Zugang unmöglich.
Ob der Venediger von der südlichen oder Tyrolerseite zugänglich sey, konnte ich nicht ersehen, weil im Süden dichter Nebel an den Bergen lag, und mir sohin jede Aussicht benahm.
Ich machte daher meine Reise durch das obere Sulzbachthal, und fand, daß von dieser Seite, wenn gleich höchst beschwerlich der große Bergfirst zu erklimmen sey.
Am 8. August begaben wir uns auf den Weg.
Ich war zum Führer bestimmt. Mit Sr. kaiserl. Hoheit dem Durchlauchtigsten Erzherzoge giengen der damalige Pfleger Grießenauer von Gastein, der k. k. Oberförster v. Lürzer, Anton Oppacher Jochbergwirth (der Leonidas vom Paße Strueb) der Besitzer des Stockergutes Sebastian Steger, des Klinglerlehens Anton Froschnigg, des untern Hollausgutes Vinzenz Hollaus, des Ellachergutes Florian Moosmayer, der Holzmeister und Besitzer des Walchergutes in Gries, Johann Schernthanner, der Gräfl. Khüenburg. Verwalter Stolz von Neukirchen, der Neukirchner'sche Herrschaftsjäger Christian Rieß (ein kühner Gemsenjäger), der Revierförster Mathias Rohregger von Wald (ein tüchtiger Bergsteiger), die Forftgehülfen Rohrhart, Rieder, Drottmayer und der Lederer Jakob Rauter von Bramberg.
Mit guten Bergstecken und Bergeisen versehen kamen wir an diesem Tage durch das obere Sulzbachthal bis auf die Filzenalpe, wo wir in der Hoferalphütte übernachteten.
Des anderen Tages, als kaum der Tag graute, war alles auf den Beinen: allein — es regnete im Thale, während es auf der Höhe schneyte, und kleines Gewölke um die Bergköpfe nichts Gutes verkündete.
Doch gegen 6 Uhr wurde es heiter, die Wölklein verschwanden, und so spät es auch war, so wurde dennoch die Besteigung für heute beschlossen.
Nun gings allmählig bergan über den Sulzbachergletscher, und in acht Stunden standen wir am Fuße des Riesenkopfes ! aber auch vor einer Keeskluft von circa 100 Schritten, deren Abgrund wir nicht ermessen konnten, da sich viel frischer Schnee vom Kopfe des Venedigers, während den letzten Tagen in dieselbe eingekeilt hatte, sie war bey dritthalb Klaftern breit, und mündete in Form eines Sprachrohrs gegen Süden aufklaffend aus.
Kaum 250 Schritte oder 100 Klaftern über dieser Keeskluft war die Spitze des Venedigers, das ersehnte Ziel unserer Reise!
Es mag 2 Uhr Nachmittags gewesen seyn.
Da sah ich, daß der Wind den heutigen Schnee auf der nordöstlichen Seite in die Kluft herablähnte, die bloße jähe Eisrinde sich zeigte; und nur gegen Nordwest noch frischer Schnee vom Gipfel bis zur Keeskluft herab haftete.
Ich äußerte, da es schon spät am Tage war mein Bedenken, da die Ersteigung langsam und gefährlich werden könne, allein Vorwärts hieß es, so weit wir kommen!
Wir mußten daher vor Allem die Keeskluft umgehen, die eisrindige Gähe erklimmen, um mittelst Serpentinzügen, den frischen Schnee zu gewinnen, und über selben zur höchsten Spitze zu kommen.
Nachdem wir die eine Seite der Kluft umgangen, gings das jähe Eis bergan. ,
Ich voran, nach mir der Jäger Christian Rieß, der Lederer Rauter, und Veit Hollaus, jeder mit einer Hacke versehen, hinter uns die übrigen Begleiter mit dem Erzherzoge, Mann hinter Mann mit einem Seile für möglichen Absturz versehen. Jeden Schritt mußte ich mit der Hacke erst aus dem Eise hauen, während ich mich mit dem andern Fuße an.die Eiswand lehnte, mein Nachmann haute dann meine Vertiefung stärker aus, und die zwey Nachfolgenden machten den Eistritt sicher.
So mußte jeder Nachmann stets in die Stufen des Vormannes treten.
Die Jähe dieser Wand läßt sich daraus entnehmen, daß ich regelmäßig bey zwey Schuhe in die Wand einhaute, und doch kaum anderthalb Schuh Raum für einen Fußtritt gewann.
Bereits kam ich an der Gränze des frischen Schnees an, während die übrigen noch auf der Eiswand standen.
Bereits lag die Keeskluft 40 Klaftern unter uns, und nur mehr 60 — 70 Klaftern, und wir wären am Ziele!
Allein der Lenker, der Geschicke hat es anders beschlossen.
Die Sonne schien noch warm den Bergriesen an, ich besorgte daher, dass der frische Schnee eine Lauwine vom Gipfel des Venedigers herabsenden könnte, und wir wären alle verloren!
Ich rief dem Pfleger Grießenauer zu, dass ich mich nicht mehr vorwärts getraue, da wir von einer Lauwine nicht sicher sind.
Grießenauer theilte dieß dem Erzherzoge mit, höchstwelcher sonach das Umkehren befahl.
Noch bevor sich die zahlreiche Begleitung zum Umkehren schickte, da jeder erst, sollte er anders nicht die eisglatte Gähe hinabstürtzen, auf den freyen Fußtritt seines Vordermanns warten musste, schrie Grießenauer mir ein „Gib acht“ zu; und in diesem Augenblicke fingen große Schneeballen von der Spitze abzurollen an, und die ganze Schneeseite wurde in wenigen Augenblicken lebendig.
Umkehren konnte ich nicht, da mein Hintermann, der Jäger Christer noch auf seinem Platze stand.
An der Gränze der Schneeseite befindlich, hoffte ich, dass nicht so viel auf mich kommen werde; doch im nächsten Augenblicke fasste mich die von Windesschnelle abkollernde Schneemaße, schlug mir den feststehenden Fuß aus, und riß mich mit sich gleich einem Holzdreiling die Jähe hinab.
Nur so viel Besinnung erhielt ich, dass ich im Augenblicke der Gefahr nicht nach dem Jäger Christer griff; um mich zu halten; da ich einsah, dass solcher Gewalt nichts widerstehe, und er mit mir verloren wäre, so wie ich mich im Augenblicke , als mich die Gewalt fasste, auf den Rücken warf, die Arme weit von mir streckte, und die Hacke nicht losließ, um so viel möglich nicht mit dem Kopfe vorauszukommen.
Jetzt bist du des Todes, dachte ich mir, als ich die Jähe hinabflog, die Eiskluft unter mir wissend, rundum hörte ich nur das Brausen der Lauwine, und konnte vor Schneestaub nicht sehen; da verspürte ich nach wenigen Sekunden; dass es mich an die entgegengesetzte Seite der Keeskluft mit der Brust anschleuderte, denn ich hatte furchtbare Schmerzen, über meinem Kopfe hörte ich die Lauwine einen Vaterunserlang vorüberrauschen, die durch ihre Schwere mich nur umso schmerzlicher an die eisige Kluftwand andrückte. Ich war so fest in Schnee eingegraben, daß ich außer dem rechten Arme, unter dem ich meine Hacke spürte, kein Glied rühren konnte.
Als es über mir stille war, arbeitete ich meine Rechte zum Gesichte, und krazte den Schnee weg, um Luft zu schöpfen, dann arbeitete ich mit den Armen den Schnee über dem Kopfe durch, um zu wissen, wie tief ich begraben liege, und falls die Lauwine über mich abgerutscht wäre, vielleicht doch ein Zeichen zu geben, wo ich vergraben bin, hilft dieß nicht dachte ich, so bin ich ohnehin bald tod, da ich vor Brustschmerzen kaum aushalten konnte.
Da geschah es, daß die halbe Hand mir unbewußt über den Schnee hervorstand, ich hörte den Forstgehülfen Rieder schreyen: „Springts, springts, er lebt noch! und Florian Moosmayer war der erste, welcher den Schnee um mich wegräumte; Alles half zusammen, und ich war so fest eingegraben, daß man mich bis an die Schuhe ausgraben mußte. Kaum meiner Sinne mächtig, erinnere ich mich doch noch der tröstenden Worte des menschenfreundlichen Erzherzogs: „O! du armer Rohregger!" er ließ mir von den mitgenommenen Weinen und andern Stärkmitteln geben.
Unter schrecklichen Seitenstechen schleppte ich mich noch bis zur Hofer-Alphütte, wo wir alle eine Stunde, nachdem es schon finster war, ankamen.
Noch in der Nacht hustete ich viel Blut aus, und es ward mir etwas leichter.
Noch drey bis vier Jahre nach diesem Ereignisse war ich nicht im Stande, steile Anhöhen zu ersteigen, ohne heftige Brustschmerzen zu empfinden.
Doch mein selbst gesammelter Lungenmoosthee, (isländisches Moos) und die Augsburgeressenz haben mich wieder hergestellt, und ich bin jederzeit wieder bereitet, den Versuch zum grossen Venediger zu wagen, da ich derley Gefahren schon gewohnt bin.
So lautet die Erzählung dieses wackeren Bergmannes.