Es gibt schon einen Thread dazu, aber ohne richtige Rezension, und er wurde geschlossen. Daher eröffne ich einen neuen.
Auf Joas Anraten und weil an die enthaltenen Informationen anders schwer heranzukommen ist, habe ich mir dieses 5-bändige Werk zugelegt. Es ist beim "Landesverein für Höhlenkunde" für Wien und Niederösttereich erhältlich, siehe deren Homepage. Die Kosten betragen für alle 5 Bände zusammen 85 €. Da ich in Wien wohne und arbeite, habe ich es am Vereinsabend persönlich gekauft. Dort hat man eher den Eindruck in einem Büro der 20er-Jahre zu sein als auf einem Vereinsabend, aber immerhin duzt man sich. Nehmt euch für die Bücher eine Tasche mit, denn wenn ihr erwartet, beim Kauf von 5 Büchern samt Beilagen ein Sackerl dazuzubekommen, seid ihr auf dem falschen Dampfer.
Wenn ihr den Postversand vorzieht, könnt ihr die Bücher per Mail bestellen. Dann kommen unbekannte Portokosten dazu.
Manche Bücher sind laut Publikationsliste vergriffen, weitere sind zumindest nicht vorrätig. Ich hatte Glück und wenigstens dieses Werk war noch komplett verfügbar. Es umfasst 5 Bände plus jeweils einen Umschlag mit Planbeilagen. Die Planbeilagen kann man vergessen, sie behandeln nur ein paar Höhlen, teilweise besonders geschützte, in die man also sowieso nicht rein darf. Die Bücher selbst sind broschiert, 23,5 x 16,4 cm. Im Anhang jedes Buches einige Seiten Hochglanzpapier mit Farbfotos, Rest schwarzweiß und mäßige Papierqualität, Band 1 mit Patina an der Außenkante der Seiten.
Es sind eine 2-stellige Anzahl Autoren angegeben, jeder für einen anderen Bereich. Die Gesamtredaktion übernahmen Helga und Wilhelm Hartmann und bei Band 1 auch Max Fink.
Jeder Band umfasst eine kurze Einführung, den Hauptteil mit den Höhlenbeschreibungen (sortiert nach Katasternummer), ein alfabetisches Höhlenregister, ein Literaturverzeichnis und den schon erwähnten Bildteil. Die Einführung ist beinahe ausreichend, jedoch würde ich mir eine Erklärung von Begriffen wie "Wetterführung" erwarten, oder noch besser wäre eine kurze, aber richtige Einführung in die Speläologie (Entstehung, Formen, Gefahren usw.). In einem 5-bändigen Werk darf man sich so was erwarten. Zum Mitnehmen sind die Bücher sowieso nicht geeignet, weil zu schwer und zu wenig robust.
Der Titel "Höhen Niederösterreichs" ist nicht ganz zutreffend, denn es werden auch das nördliche Burgenland und kleine Teile der Stmk und Öberösterreichs abgedeckt, während ein Teil des niederösterreichischen Wechselgebietes ausgenommen ist. Band 1 behandelt im wesentlichen das Burgenland und den SO Niederösterreichs, Band 2 das zentrale und nordöstliche NÖ, Band 3 den Westen. Band 4 und 5 sind Ergänzungsbände, die über die Jahre notwendig geworden sind, weil Band 1-3 schon veraltet waren. Band 4 ist aus 1990, Band 5 aus 2000. Mal sehen, was 2010 passiert. Mit den 5 Bänden zu arbeiten ist schon jetzt sehr umständlich. Man muss zu jeder Höhle in 3 Bänden nachschauen: In Band 1 oder 2 oder 3 einerseits und in den Ergänzungsbänden andererseits. Beispielsweise steht zur Warmen Lucke (1861/22) in Band 1, wo die Höhle ungefähr ist, in Band 4 ist ein Höhlenplan, und in Band 5 steht, dass er nicht mehr stimmt, weil "durch Ausräumung" "Strecken freigelegt" wurden. Erst alle 3 Bände miteinander ergeben die gesuchte Information, und selbst das nur bedingt, denn ein aktueller Höhlenplan fehlt.
Ergänzungsbände herauszugeben ist eine Sparvariante im Vergleich zur überarbeiteten Neuauflage. Es ist seltsam, dass trotz Förderungen durch das Wissenschaftsministerium und das Land NÖ diese Sparvariante gewählt wurde.
Nun zu den Angaben zu den einzelnen Höhlen. Hier ein zufälliges Beispiel aus Band 1:
zu Zeile 1: 7 ist die Höhlennummer, die in der Katasternummer nach dem Schrägstrich steht. Johannesbachklammhöhle ist der Name der Höhle, dahinter in der Klammer steht ein Synonym. Am Ende die Seehöhe.
zu Zeile 2+3: Ortsangabe
zu Zeile 4: vermessene Länge (oft viel mehr als die tatsächliche Länge, weil alle Distanzen von Vermessungspunkt zu Vermessungspunkt zusammengezählt werden, und das für alle Gänge etc.) und größte Höhendifferenz zum Eingang. Was "Plan" heißt, weiß ich nicht. (Ich hab in dem Buch noch keine Höhle gefunden, wo nicht "Plan" dabeisteht. Ein Höhlenplan ist aber nur zu ganz wenigen ausgewählten Höhlen enthalten.) Zuletzt die Angabe des Gesteins.
zu Zeile 5: Kurzbeschreibung, manchmal auch längere Beschreibung.
zu Zeile 6ff.: Literaturhinweise
Wie ihr seht, gibt es zwar eine Ortsangabe, aber weder eine Zustiegsbeschreibung (oberhalb des Weges - nach 100m, nach 500m?) noch eine GPS-Angabe (hat es damals noch nicht gegeben!). D.h. ohne Höhenmesser tut man sich schwer, diese Höhle zu finden. Manche Ortsangaben enthalten Hinweise auf Karten, z.B. "lagerichtig eingezeichnet in: F&B 100/2". Es steht aber nicht dabei, welche Ausgabe (d.h. welches Jahr), im Quellenverzeichnis fehlen die Karten ganz. Zudem ist es vom Leser zu viel verlangt, alle diese Karten zu kaufen. Einen Höhlenplan bietet das Buch in diesem Beispiel (wie in den meisten Fällen) auch nicht, nicht mal eine Skizze. Es ist da eigentlich nichts, was irgendwie behilflich wäre. Ebenso wird man, wenn man zufällig die Höhle entdeckt und sie später im Buch nachschlägt, darin keine neue Information mehr finden. Es steht nur das drin, was man vor Ort eh schon gesehen hat. Ok, die Literaturhinweise. Aber wenn es nur darum ginge, müsste man "die Höhlen Niederösterreichs" treffender "Literatur über die Höhlen Niederösterreichs" nennen.
Mir kommt vor, dass dieses Werk in vielfacher Hinsicht veraltet ist. Nicht nur in der Datenbasis, sondern auch im Layout, in der Auswahl der angegebenen Informationen und vor allem im Gesamtkonzept. Heute würde man ein 2-spaltiges Layout wählen, eine kompaktere Schriftart, die Literaturhinweise in kleinerer Schrift und besser abkürzen (evtl. nur Fußnotennummern), alle 5 Bände in einen großen zusammenfassen, GPS-Koordinaten angeben und natürlich eine CD mit allen Höhlenplänen in digitaler Form beilegen. Noch besser wäre es, diese Informationen überhaupt ins Web zu stellen.
Oft wird heute behauptet, dass es "aus Höhlenschutzgründen" nötig sei, Informationen geheim zu halten. Warum das absurd ist, habe ich schon mehrmals erörtert. Interessanterweise waren die Höhlenforscher und insbesondere die Autoren dieses Werks noch ganz anderer Meinung. Zitate: »Vor 100 Jahren wurde in Wien ein "Verein für Höhlenkunde" gegründet, der sich [...] "die Sorge für die Erleichterung und Vermehrung ihres Besuches" zum Ziel gesetzt hatte.« »1945 [wurden] zwei Maßnahmen als vorrangig angesehen: 1. Alle Forschungsergebnisse können nur dann Grundlage für weiterführende Untersuchungen sein, wenn sie in Form von Veröffentlichungen allen Interessenten zur Verfügung stehen.« Und vor allem wurde mit diesem 3- (jetzt 5-) bändigen Werk versucht, »alle derzeit verfügbaren Angaben über die behandelten Höhlen möglichst vollständig zu erfassen«.
Fazit: An Höhlen Interessierte werden an diesem Werk mangels Alternativen kaum vorbeikommen, doch es lässt viele Wünsche offen und erscheint mir als ganzes nicht mehr zeitgemäß.
Auf Joas Anraten und weil an die enthaltenen Informationen anders schwer heranzukommen ist, habe ich mir dieses 5-bändige Werk zugelegt. Es ist beim "Landesverein für Höhlenkunde" für Wien und Niederösttereich erhältlich, siehe deren Homepage. Die Kosten betragen für alle 5 Bände zusammen 85 €. Da ich in Wien wohne und arbeite, habe ich es am Vereinsabend persönlich gekauft. Dort hat man eher den Eindruck in einem Büro der 20er-Jahre zu sein als auf einem Vereinsabend, aber immerhin duzt man sich. Nehmt euch für die Bücher eine Tasche mit, denn wenn ihr erwartet, beim Kauf von 5 Büchern samt Beilagen ein Sackerl dazuzubekommen, seid ihr auf dem falschen Dampfer.
Wenn ihr den Postversand vorzieht, könnt ihr die Bücher per Mail bestellen. Dann kommen unbekannte Portokosten dazu.
Manche Bücher sind laut Publikationsliste vergriffen, weitere sind zumindest nicht vorrätig. Ich hatte Glück und wenigstens dieses Werk war noch komplett verfügbar. Es umfasst 5 Bände plus jeweils einen Umschlag mit Planbeilagen. Die Planbeilagen kann man vergessen, sie behandeln nur ein paar Höhlen, teilweise besonders geschützte, in die man also sowieso nicht rein darf. Die Bücher selbst sind broschiert, 23,5 x 16,4 cm. Im Anhang jedes Buches einige Seiten Hochglanzpapier mit Farbfotos, Rest schwarzweiß und mäßige Papierqualität, Band 1 mit Patina an der Außenkante der Seiten.
Es sind eine 2-stellige Anzahl Autoren angegeben, jeder für einen anderen Bereich. Die Gesamtredaktion übernahmen Helga und Wilhelm Hartmann und bei Band 1 auch Max Fink.
Jeder Band umfasst eine kurze Einführung, den Hauptteil mit den Höhlenbeschreibungen (sortiert nach Katasternummer), ein alfabetisches Höhlenregister, ein Literaturverzeichnis und den schon erwähnten Bildteil. Die Einführung ist beinahe ausreichend, jedoch würde ich mir eine Erklärung von Begriffen wie "Wetterführung" erwarten, oder noch besser wäre eine kurze, aber richtige Einführung in die Speläologie (Entstehung, Formen, Gefahren usw.). In einem 5-bändigen Werk darf man sich so was erwarten. Zum Mitnehmen sind die Bücher sowieso nicht geeignet, weil zu schwer und zu wenig robust.
Der Titel "Höhen Niederösterreichs" ist nicht ganz zutreffend, denn es werden auch das nördliche Burgenland und kleine Teile der Stmk und Öberösterreichs abgedeckt, während ein Teil des niederösterreichischen Wechselgebietes ausgenommen ist. Band 1 behandelt im wesentlichen das Burgenland und den SO Niederösterreichs, Band 2 das zentrale und nordöstliche NÖ, Band 3 den Westen. Band 4 und 5 sind Ergänzungsbände, die über die Jahre notwendig geworden sind, weil Band 1-3 schon veraltet waren. Band 4 ist aus 1990, Band 5 aus 2000. Mal sehen, was 2010 passiert. Mit den 5 Bänden zu arbeiten ist schon jetzt sehr umständlich. Man muss zu jeder Höhle in 3 Bänden nachschauen: In Band 1 oder 2 oder 3 einerseits und in den Ergänzungsbänden andererseits. Beispielsweise steht zur Warmen Lucke (1861/22) in Band 1, wo die Höhle ungefähr ist, in Band 4 ist ein Höhlenplan, und in Band 5 steht, dass er nicht mehr stimmt, weil "durch Ausräumung" "Strecken freigelegt" wurden. Erst alle 3 Bände miteinander ergeben die gesuchte Information, und selbst das nur bedingt, denn ein aktueller Höhlenplan fehlt.
Ergänzungsbände herauszugeben ist eine Sparvariante im Vergleich zur überarbeiteten Neuauflage. Es ist seltsam, dass trotz Förderungen durch das Wissenschaftsministerium und das Land NÖ diese Sparvariante gewählt wurde.
Nun zu den Angaben zu den einzelnen Höhlen. Hier ein zufälliges Beispiel aus Band 1:
Code:
[U]7 JOHANNESBACHKLAMMHÖHLE[/U] (VILLERLOCH) Sh 430 m Beim "Hohen Steig" auf der or. rechten Seite der Johannesbachklamm, ober- halb des Weges. L 15 m, H + 4 m, Plan, Wettersteinkalk Bis 2 m hoher Kluftgang mit 2 kurzen, niedrigen Seitenstrecken. Lit: HKM 5/1965 (G. Mainz u. J. Wirth); PIRKER, R. - TRIMMEL, H. (1954); STROUHAL, H. - VORNATSCHER, J. (1975): 480; WALDNER, F. (1941): 140;
zu Zeile 2+3: Ortsangabe
zu Zeile 4: vermessene Länge (oft viel mehr als die tatsächliche Länge, weil alle Distanzen von Vermessungspunkt zu Vermessungspunkt zusammengezählt werden, und das für alle Gänge etc.) und größte Höhendifferenz zum Eingang. Was "Plan" heißt, weiß ich nicht. (Ich hab in dem Buch noch keine Höhle gefunden, wo nicht "Plan" dabeisteht. Ein Höhlenplan ist aber nur zu ganz wenigen ausgewählten Höhlen enthalten.) Zuletzt die Angabe des Gesteins.
zu Zeile 5: Kurzbeschreibung, manchmal auch längere Beschreibung.
zu Zeile 6ff.: Literaturhinweise
Wie ihr seht, gibt es zwar eine Ortsangabe, aber weder eine Zustiegsbeschreibung (oberhalb des Weges - nach 100m, nach 500m?) noch eine GPS-Angabe (hat es damals noch nicht gegeben!). D.h. ohne Höhenmesser tut man sich schwer, diese Höhle zu finden. Manche Ortsangaben enthalten Hinweise auf Karten, z.B. "lagerichtig eingezeichnet in: F&B 100/2". Es steht aber nicht dabei, welche Ausgabe (d.h. welches Jahr), im Quellenverzeichnis fehlen die Karten ganz. Zudem ist es vom Leser zu viel verlangt, alle diese Karten zu kaufen. Einen Höhlenplan bietet das Buch in diesem Beispiel (wie in den meisten Fällen) auch nicht, nicht mal eine Skizze. Es ist da eigentlich nichts, was irgendwie behilflich wäre. Ebenso wird man, wenn man zufällig die Höhle entdeckt und sie später im Buch nachschlägt, darin keine neue Information mehr finden. Es steht nur das drin, was man vor Ort eh schon gesehen hat. Ok, die Literaturhinweise. Aber wenn es nur darum ginge, müsste man "die Höhlen Niederösterreichs" treffender "Literatur über die Höhlen Niederösterreichs" nennen.
Mir kommt vor, dass dieses Werk in vielfacher Hinsicht veraltet ist. Nicht nur in der Datenbasis, sondern auch im Layout, in der Auswahl der angegebenen Informationen und vor allem im Gesamtkonzept. Heute würde man ein 2-spaltiges Layout wählen, eine kompaktere Schriftart, die Literaturhinweise in kleinerer Schrift und besser abkürzen (evtl. nur Fußnotennummern), alle 5 Bände in einen großen zusammenfassen, GPS-Koordinaten angeben und natürlich eine CD mit allen Höhlenplänen in digitaler Form beilegen. Noch besser wäre es, diese Informationen überhaupt ins Web zu stellen.
Oft wird heute behauptet, dass es "aus Höhlenschutzgründen" nötig sei, Informationen geheim zu halten. Warum das absurd ist, habe ich schon mehrmals erörtert. Interessanterweise waren die Höhlenforscher und insbesondere die Autoren dieses Werks noch ganz anderer Meinung. Zitate: »Vor 100 Jahren wurde in Wien ein "Verein für Höhlenkunde" gegründet, der sich [...] "die Sorge für die Erleichterung und Vermehrung ihres Besuches" zum Ziel gesetzt hatte.« »1945 [wurden] zwei Maßnahmen als vorrangig angesehen: 1. Alle Forschungsergebnisse können nur dann Grundlage für weiterführende Untersuchungen sein, wenn sie in Form von Veröffentlichungen allen Interessenten zur Verfügung stehen.« Und vor allem wurde mit diesem 3- (jetzt 5-) bändigen Werk versucht, »alle derzeit verfügbaren Angaben über die behandelten Höhlen möglichst vollständig zu erfassen«.
Fazit: An Höhlen Interessierte werden an diesem Werk mangels Alternativen kaum vorbeikommen, doch es lässt viele Wünsche offen und erscheint mir als ganzes nicht mehr zeitgemäß.
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