Vor etwa neun Jahren brachte der Rother-Verlag Peter Backés Buch "Mit Bahn und Bus in die Wiener Hausberge" heraus; 2018 folgte eine (mit einigen nötigen Aktualisierungen versehene) Neuauflage. Das Buch wurde damals natürlich auch im Forum vorgestellt. Ich bin mir sicher, dass es viele zu Hause stehen und in den vergangenen Jahren auch immer wieder genützt haben.
Weitere Worte zum Autor sowie seiner hohen Kompetenz für das Themenfeld sind an dieser Stelle ganz gewiss nicht nötig.
Vor einem Monat erschien nun Peters neues Buch: im gleichen Anliegen, aber diesmal für eine wesentlich größere Region (und in einem anderen Verlag).
Im bewährten Sinn möchte das Buch laut dem Vorwort "all jene Bergwanderer, die mit den Öffis unterwegs sind, bei der Auswahl und Planung ihrer Unternehmungen unterstützen und zur Erkundung neuer Ziele anregen".
Peter Backé, Mit Bahn und Bus zum Berg. Österreich - Die 75 schönsten Wanderrouten. Freytag-Berndt und Artaria KG, Wien 2023
So werden diesmal 75 Routen ganz unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit aus allen Bundesländern vorgestellt. (Das Burgenland ist dabei nur einmal vertreten. In Summe fällt eher ein Schwerpunkt im Westen Österreichs auf. Ich gehe davon aus, dass dies so beabsichtigt ist, genau um zu viele Überschneidungen mit dem Buch über die "Wiener Hausberge" zu vermeiden. Tatsächlich befindet sich fast die Hälfte sämtlicher Routen in den Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg.)
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Das Spektrum der Touren reicht von ganz einfachen Wanderungen (etwa auf den Hermannskogel und den Vogelsangberg im Stadtgebiet Wiens) bis zu etlichen Dreitausendern in den Zentralalpen. Der höchste vertretene Gipfel ist die Hohe Geige in den Ötztaler Alpen mit 3395m; es ist zugleich die Tour mit dem höchsten Anspruch.
Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis entdeckt etliche prominente Gipfel (ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Hochschneeberg und Ötscher, Hochschwab und Tamischbachturm, Traunstein und Schafberg, Warscheneck und Zirbitzkogel, Hochkönig und Hoher Sonnblick, Säuleck und Dobratsch, Hohe Munde, Großer Widderstein und Schesaplana).
Dazu kommen natürlich einige "Parade-Öffigipfel" direkt an wichtigen Bahnlinien wie Sonnwendstein, Hoher Sarstein und das Dürrenschöberl in der Obersteiermark oder Ziele entlang der Tauernbahn (im Gasteinertal wie um Mallnitz). Aber es finden sich bewusst auch wesentlich unbekanntere Routen und sogar "Geheimtipps". Da beginnt die Recherchearbeit, die für ganz Österreich natürlich nie an ein Ende kommen wird, zu der Peter aber eben bewusst anregen möchte. Ein Resumee lautet ja, dass das bestehende Angebot an Öffi-Verbindungen (teilweise) noch zu wenig bekannt ist. Es ist auch wirklich erstaunlich, welche Ausgangsorte in etwa 2000m Höhe in den Zentralalpen im Sommer mit Wanderbussen leicht erreichbar sind oder wie gut ausgebaut das Service an Sammeltaxis etc. in manchen Regionen mittlerweile ist!
Einer der größten praktischen Vorteile der Öffi-Anreise ist bekanntlich, dass sie Streckenwanderungen und Überschreitungen oft sehr vereinfacht. So überrascht nicht, dass mehr als die Hälfte der vorgestellten Touren zu diesem Typus zählt. Manchmal ist es "nur" der Ausgangspunkt in einem Nebental oder das Ziel im Nachbarort. Es werden aber auch Gesamtüberschreitungen von Bergkämmen (Sengsengebirge), Durchquerungen von Plateaustöcken (Totes Gebirge) oder Routen über Hauptkämme von Gebirgsgruppen (Muttekopf in den Lechtaler Alpen) vorgestellt.
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Die Anforderungen der präsentierten Routen bleiben in dem für Bergwanderführer weithin üblichen Rahmen:
Klettersteige maximal bis zum Schwierigkeitsgrad B, ungesichertes Felsgelände maximal bis zum Schwierigkeitsgrad 1+; ausdrückliche Gletschertouren fehlen gänzlich.
Dennoch handelt es sich wiederholt - und dies keineswegs nur bei den insgesamt acht Dreitausendern - um ernste Hochgebirgstouren, die unbedingt auch gute Bedingungen erfordern. Ein so gewissenhafter Autor wie Peter weist auf den Anspruch der Routen stets ausdrücklich hin und ruft zu umsichtiger Planung auf. Eine wertvolle Ergänzung bieten da z.B. Informationen über hartnäckigen Altschnee in manchen Routen. (Sie belegen zudem auch die Gründlichkeit des Autors bei seinen Recherchen).
Einen ersten raschen Überblick geben die drei Schwierigkeitsstufen in den bekannten Farben blau (leicht), rot (mittel) und schwarz (schwierig), die bei jeder Tour genannt werden. Ergänzende Informationen bietet die Einstufung nach der Berg- und Alpinwanderskala des Schweizer Alpen-Clubs. Die Hohe Geige sowie die Vallüla in der Silvretta erreichen dabei mit 4+ die höchsten Werte.
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Die speziellen Informationen für Öffi-Fahrer entsprechen dem derzeit aktuellen Stand. Sie umfassen stets die Stationen oder Haltestellen für die Anreise und Rückfahrt, die Häufigkeit der Verbindungen sowie - besonders wichtig und hilfreich! - das maximale Zeitfenster an einem Tag. Etliche Touren gehen sich (auch in maßvollem Tempo) an einem Tag aus, wenn nicht mehr Zeit zur Verfügung steht. Immer wieder wird aber auch auf Übernachtungsmöglichkeiten für all jene hingewiesen, die genussvoll eineinhalb oder zwei Tage unterwegs sein können.
Auch genau arbeitende Autoren können von der Realität natürlich dann und wann überholt werden. Zwei Touren (Bärenschützklamm sowie Thronleiter im Tennengebirge) sind zur Zeit wegen Sperren so nicht begehbar. In beiden Fällen besteht aber begründete Hoffnung, dass dies spätestens zum Ende dieses Jahres nicht mehr in dieser Form gilt.
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Wer mich persönlich besser kennt, weiß, dass ich bis heute kein vorrangiger Öffi-Tourengeher bin. Zugleich bewundere ich Peters Kreativität auf diesem Feld seit etlichen Jahren und schätze seine Gedankenanregungen sehr.
Die Verlockung zur Bequemlichkeit kann "ein Hund" sein: Ich kenne sie, und es wird etlichen wahrscheinlich ähnlich gehen. Meine Empfehlung dieses Buches ist dennoch ehrlich gemeint. Ich denke, bei Änderungen der eigenen Gewohnheiten ist es häufig so, dass "steter Tropfen den Stein höhlt". So macht es für mich viel Sinn, (zunächst) die Vorteile herauszustreichen, die Öffi-Wanderungen bieten - wie z.B. die Möglichkeit zu Überschreitungen oder das Offenlassen des genauen Zielortes. Aber freilich steht dahinter auch noch ein ganz anderes Anliegen, in Hinblick auf eine langfristige Perspektive für die Natur generell und die Bergwelt im Speziellen. Angesichts zunehmender Hangrutschungen, gesperrter Routen wegen Steinschlaggefahr, schwindender Gletscher oder in sich zusammenstürzender Zentralalpengipfel ist es ja auch mehr als angemessen, wenn eine neue Form der Nachdenklichkeit aufkommt. Ohne dass Peter häufig auf diese Thematik hinweisen würde, bin ich mir recht sicher, dass sie sehr wohl stets im Hintergrund seiner Aktivitäten im Feld der "Öffi-Touren" steht.
Ich entdecke eine ähnliche Kombination von Realitätssinn und persönlichem Anliegen bereits im Vorwort. Peter weiß natürlich, dass Bahn und Bus "nicht überall, wo Bergfreunde sich das wünschen würden" fahren und auch "nicht immer zu tourenfreundlichen Zeiten". Klarerweise freut er sich zugleich, dass durch das 2021 eingeführte Klimaticket "die Nutzung von Bahn und Bus deutlich günstiger und zugleich spürbar einfacher geworden" ist. So drückt er dann als Hoffnungsperspektive aus: "Sanft-mobiles Wandern und Bergsteigen, bis vor wenigen Jahren noch ein Nischenphänomen, ist auf gutem Wege, im Mainstream anzukommen. Diese erfreuliche Entwicklung gilt es, weiter zu stärken."
Ich habe keine Zweifel: Allen mit Antennen für das "sanft-mobile Wandern und Bergsteigen" wird das Buch wertvolle Dienste leisten. Es ist äußerst gründlich und gewissenhaft erarbeitet, bietet eine Fülle an Informationen und regt zu eigenen Planungen in diesem Stil an. So kann es zu der Entwicklung, auf die der Autor hofft, gewiss selbst einen wesentlichen Beitrag leisten.
Weitere Worte zum Autor sowie seiner hohen Kompetenz für das Themenfeld sind an dieser Stelle ganz gewiss nicht nötig.
Vor einem Monat erschien nun Peters neues Buch: im gleichen Anliegen, aber diesmal für eine wesentlich größere Region (und in einem anderen Verlag).
Im bewährten Sinn möchte das Buch laut dem Vorwort "all jene Bergwanderer, die mit den Öffis unterwegs sind, bei der Auswahl und Planung ihrer Unternehmungen unterstützen und zur Erkundung neuer Ziele anregen".
Peter Backé, Mit Bahn und Bus zum Berg. Österreich - Die 75 schönsten Wanderrouten. Freytag-Berndt und Artaria KG, Wien 2023
So werden diesmal 75 Routen ganz unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit aus allen Bundesländern vorgestellt. (Das Burgenland ist dabei nur einmal vertreten. In Summe fällt eher ein Schwerpunkt im Westen Österreichs auf. Ich gehe davon aus, dass dies so beabsichtigt ist, genau um zu viele Überschneidungen mit dem Buch über die "Wiener Hausberge" zu vermeiden. Tatsächlich befindet sich fast die Hälfte sämtlicher Routen in den Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg.)
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Das Spektrum der Touren reicht von ganz einfachen Wanderungen (etwa auf den Hermannskogel und den Vogelsangberg im Stadtgebiet Wiens) bis zu etlichen Dreitausendern in den Zentralalpen. Der höchste vertretene Gipfel ist die Hohe Geige in den Ötztaler Alpen mit 3395m; es ist zugleich die Tour mit dem höchsten Anspruch.
Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis entdeckt etliche prominente Gipfel (ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Hochschneeberg und Ötscher, Hochschwab und Tamischbachturm, Traunstein und Schafberg, Warscheneck und Zirbitzkogel, Hochkönig und Hoher Sonnblick, Säuleck und Dobratsch, Hohe Munde, Großer Widderstein und Schesaplana).
Dazu kommen natürlich einige "Parade-Öffigipfel" direkt an wichtigen Bahnlinien wie Sonnwendstein, Hoher Sarstein und das Dürrenschöberl in der Obersteiermark oder Ziele entlang der Tauernbahn (im Gasteinertal wie um Mallnitz). Aber es finden sich bewusst auch wesentlich unbekanntere Routen und sogar "Geheimtipps". Da beginnt die Recherchearbeit, die für ganz Österreich natürlich nie an ein Ende kommen wird, zu der Peter aber eben bewusst anregen möchte. Ein Resumee lautet ja, dass das bestehende Angebot an Öffi-Verbindungen (teilweise) noch zu wenig bekannt ist. Es ist auch wirklich erstaunlich, welche Ausgangsorte in etwa 2000m Höhe in den Zentralalpen im Sommer mit Wanderbussen leicht erreichbar sind oder wie gut ausgebaut das Service an Sammeltaxis etc. in manchen Regionen mittlerweile ist!
Einer der größten praktischen Vorteile der Öffi-Anreise ist bekanntlich, dass sie Streckenwanderungen und Überschreitungen oft sehr vereinfacht. So überrascht nicht, dass mehr als die Hälfte der vorgestellten Touren zu diesem Typus zählt. Manchmal ist es "nur" der Ausgangspunkt in einem Nebental oder das Ziel im Nachbarort. Es werden aber auch Gesamtüberschreitungen von Bergkämmen (Sengsengebirge), Durchquerungen von Plateaustöcken (Totes Gebirge) oder Routen über Hauptkämme von Gebirgsgruppen (Muttekopf in den Lechtaler Alpen) vorgestellt.
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Die Anforderungen der präsentierten Routen bleiben in dem für Bergwanderführer weithin üblichen Rahmen:
Klettersteige maximal bis zum Schwierigkeitsgrad B, ungesichertes Felsgelände maximal bis zum Schwierigkeitsgrad 1+; ausdrückliche Gletschertouren fehlen gänzlich.
Dennoch handelt es sich wiederholt - und dies keineswegs nur bei den insgesamt acht Dreitausendern - um ernste Hochgebirgstouren, die unbedingt auch gute Bedingungen erfordern. Ein so gewissenhafter Autor wie Peter weist auf den Anspruch der Routen stets ausdrücklich hin und ruft zu umsichtiger Planung auf. Eine wertvolle Ergänzung bieten da z.B. Informationen über hartnäckigen Altschnee in manchen Routen. (Sie belegen zudem auch die Gründlichkeit des Autors bei seinen Recherchen).
Einen ersten raschen Überblick geben die drei Schwierigkeitsstufen in den bekannten Farben blau (leicht), rot (mittel) und schwarz (schwierig), die bei jeder Tour genannt werden. Ergänzende Informationen bietet die Einstufung nach der Berg- und Alpinwanderskala des Schweizer Alpen-Clubs. Die Hohe Geige sowie die Vallüla in der Silvretta erreichen dabei mit 4+ die höchsten Werte.
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Die speziellen Informationen für Öffi-Fahrer entsprechen dem derzeit aktuellen Stand. Sie umfassen stets die Stationen oder Haltestellen für die Anreise und Rückfahrt, die Häufigkeit der Verbindungen sowie - besonders wichtig und hilfreich! - das maximale Zeitfenster an einem Tag. Etliche Touren gehen sich (auch in maßvollem Tempo) an einem Tag aus, wenn nicht mehr Zeit zur Verfügung steht. Immer wieder wird aber auch auf Übernachtungsmöglichkeiten für all jene hingewiesen, die genussvoll eineinhalb oder zwei Tage unterwegs sein können.
Auch genau arbeitende Autoren können von der Realität natürlich dann und wann überholt werden. Zwei Touren (Bärenschützklamm sowie Thronleiter im Tennengebirge) sind zur Zeit wegen Sperren so nicht begehbar. In beiden Fällen besteht aber begründete Hoffnung, dass dies spätestens zum Ende dieses Jahres nicht mehr in dieser Form gilt.
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Wer mich persönlich besser kennt, weiß, dass ich bis heute kein vorrangiger Öffi-Tourengeher bin. Zugleich bewundere ich Peters Kreativität auf diesem Feld seit etlichen Jahren und schätze seine Gedankenanregungen sehr.
Die Verlockung zur Bequemlichkeit kann "ein Hund" sein: Ich kenne sie, und es wird etlichen wahrscheinlich ähnlich gehen. Meine Empfehlung dieses Buches ist dennoch ehrlich gemeint. Ich denke, bei Änderungen der eigenen Gewohnheiten ist es häufig so, dass "steter Tropfen den Stein höhlt". So macht es für mich viel Sinn, (zunächst) die Vorteile herauszustreichen, die Öffi-Wanderungen bieten - wie z.B. die Möglichkeit zu Überschreitungen oder das Offenlassen des genauen Zielortes. Aber freilich steht dahinter auch noch ein ganz anderes Anliegen, in Hinblick auf eine langfristige Perspektive für die Natur generell und die Bergwelt im Speziellen. Angesichts zunehmender Hangrutschungen, gesperrter Routen wegen Steinschlaggefahr, schwindender Gletscher oder in sich zusammenstürzender Zentralalpengipfel ist es ja auch mehr als angemessen, wenn eine neue Form der Nachdenklichkeit aufkommt. Ohne dass Peter häufig auf diese Thematik hinweisen würde, bin ich mir recht sicher, dass sie sehr wohl stets im Hintergrund seiner Aktivitäten im Feld der "Öffi-Touren" steht.
Ich entdecke eine ähnliche Kombination von Realitätssinn und persönlichem Anliegen bereits im Vorwort. Peter weiß natürlich, dass Bahn und Bus "nicht überall, wo Bergfreunde sich das wünschen würden" fahren und auch "nicht immer zu tourenfreundlichen Zeiten". Klarerweise freut er sich zugleich, dass durch das 2021 eingeführte Klimaticket "die Nutzung von Bahn und Bus deutlich günstiger und zugleich spürbar einfacher geworden" ist. So drückt er dann als Hoffnungsperspektive aus: "Sanft-mobiles Wandern und Bergsteigen, bis vor wenigen Jahren noch ein Nischenphänomen, ist auf gutem Wege, im Mainstream anzukommen. Diese erfreuliche Entwicklung gilt es, weiter zu stärken."
Ich habe keine Zweifel: Allen mit Antennen für das "sanft-mobile Wandern und Bergsteigen" wird das Buch wertvolle Dienste leisten. Es ist äußerst gründlich und gewissenhaft erarbeitet, bietet eine Fülle an Informationen und regt zu eigenen Planungen in diesem Stil an. So kann es zu der Entwicklung, auf die der Autor hofft, gewiss selbst einen wesentlichen Beitrag leisten.