Gletschersee in den Anden spurlos verschwunden
Ungewöhnliche Vermisstenmeldung aus Chile: Im Süden des Landes ist ein großer Gletschersee abgetaucht. Wo einst Schmelzwasser glänzte, findet sich nun ein klaffender Krater. Das Verschwinden kann vielerlei Gründe haben, eine Expedition ist unterwegs.
Santiago de Chile - Kann ein See von ehemals zwei Hektar Wasserfläche sich in Luft auflösen? In einem chilenischen Nationalpark scheint genau das passiert zu sein. Ein 30 Meter tiefer Krater prangt jetzt dort, wo bis vor kurzem das tiefblaue Schmelzwasser eines Gletschers seinen Platz hatte. Ältere Fotos der Worldlife Conservation Society zeigen sogar ein Boot, das den See befahren hat.
"Der See ist einfach verschwunden", sagte Juan José Romero, der Leiter des staatlichen Forstamtes der Region Magallanes. "Niemand weiß, was passiert ist." Der See lag im Nationalpark Bernardo O'Higgins in den südlichen Anden, rund 2000 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago.
Noch im März war dort alles in Ordnung. Ende Mai fanden Ranger des Nationalparks dann den Krater vor. Fotos vom gestrigen Mittwoch zeigen Forstarbeiter am Grund des ehemaligen Sees stehen. Im Hintergrund sieht man die eisigen Enden eines Gletschers.
Übrig waren bloß mehrere große Eisbrocken, die ursprünglich an der Wasseroberfläche schwammen. Nun soll ein Geologen-Team Richtung Bernardo-O'Higgins-Nationalpark geschickt werden, um dem seltsamen Verschwinden auf den Grund zu gehen.
Das Wasser könnte in Risse am Seeboden in unterirdische Spalten verschwunden sein. Für diesen Fall sei aber völlig unklar, was die Spalten verursacht hätte, da es in letzter Zeit keine Erdbeben in der Region gegeben habe, sagte Romero.
Es gibt verschiedene Gründe für das Verschwinden von Gletscherseen. Michael Zemp, Geologe an der Universität Zürich, sagte im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE, beispielsweise könne der Damm, der das Gletscherwasser aufstaue, brechen oder erodieren. "Der Damm kann aus Eis, Sediment, Felsen oder einer Kombination daraus bestehen." Wenn der See beispielsweise an einem Damm aus Eis oder Sedimenten überlaufe, könne das fließende Wasser den Damm weiter erodieren und so den Abfluss beschleunigen.
Denkbar seien jedoch auch andere Möglichkeiten: "Jeder Gletscher hat ein internes Abflusssystem", erklärte Zemp. Wenn der Gletschersee sich Zugang dazu verschaffe, könne er auslaufen. Der Müncher Glaziologe Christoph Mayer hat dieses Phänomen an einem See in Patagonien beobachtet: "Da gibt es einen Eisrandsee, der verschwindet immer mal wieder", sagte er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Wenn der Wasserspiegel steige, nehme auch der Wasserdruck am Grund des Sees zu, so dass das Wasser Zugang zum Drainage-System des Gletschers bekomme.
Es gebe auch Gletscherseen, die von alten Moränen aufgestaut würden, die einen Eiskern hätten. "Wenn der Eiskern schmilzt, dann wird die Moräne wasserdurchlässig", sagte Mayer, und der See könne leerlaufen.
Über die Gründe des Verschwindens des Sees in Chile wollten jedoch weder Zemp noch Mayer spekulieren: "Es ist immer heikel, aus der Ferne zu urteilen", sagte Zemp. Geologen vor Ort, die den Gletscher genau kennen, könnten am ehesten Aussagen dazu treffen.
Die Zurückhaltung der Forscher ist verständlich. Im Jahr 2003 hatten Nasa-Forscher vor einer Wasserlawine in den peruanischen Anden gewarnt. Die Forscher hatten auf Satellitenfotos einen großen Riss in dem Gletscher entdeckt, der den See Palcacocha speist, und sprachen von einer "sich anbahnende Gletscher-Katastrophe", die die Stadt Huaraz bedrohe.
Glaziologen vom Andean Geological Institute, die den Gletscher genau kennen, warfen ihren US-Kollegen daraufhin Panikmache vor. Risse im Gletscher seien nichts Besonderes, es gebe Tausende davon. Die Nasa habe die Gefahren für die Bevölkerung übertrieben, um PR in eigener Sache zu machen.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/n...489892,00.html
Ich glaub, dass der See nur Urlaub gemacht hat. Der ist irgendwo ans Meer gefahren, oder in die Berge...
Ungewöhnliche Vermisstenmeldung aus Chile: Im Süden des Landes ist ein großer Gletschersee abgetaucht. Wo einst Schmelzwasser glänzte, findet sich nun ein klaffender Krater. Das Verschwinden kann vielerlei Gründe haben, eine Expedition ist unterwegs.
Santiago de Chile - Kann ein See von ehemals zwei Hektar Wasserfläche sich in Luft auflösen? In einem chilenischen Nationalpark scheint genau das passiert zu sein. Ein 30 Meter tiefer Krater prangt jetzt dort, wo bis vor kurzem das tiefblaue Schmelzwasser eines Gletschers seinen Platz hatte. Ältere Fotos der Worldlife Conservation Society zeigen sogar ein Boot, das den See befahren hat.
"Der See ist einfach verschwunden", sagte Juan José Romero, der Leiter des staatlichen Forstamtes der Region Magallanes. "Niemand weiß, was passiert ist." Der See lag im Nationalpark Bernardo O'Higgins in den südlichen Anden, rund 2000 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago.
Noch im März war dort alles in Ordnung. Ende Mai fanden Ranger des Nationalparks dann den Krater vor. Fotos vom gestrigen Mittwoch zeigen Forstarbeiter am Grund des ehemaligen Sees stehen. Im Hintergrund sieht man die eisigen Enden eines Gletschers.
Übrig waren bloß mehrere große Eisbrocken, die ursprünglich an der Wasseroberfläche schwammen. Nun soll ein Geologen-Team Richtung Bernardo-O'Higgins-Nationalpark geschickt werden, um dem seltsamen Verschwinden auf den Grund zu gehen.
Das Wasser könnte in Risse am Seeboden in unterirdische Spalten verschwunden sein. Für diesen Fall sei aber völlig unklar, was die Spalten verursacht hätte, da es in letzter Zeit keine Erdbeben in der Region gegeben habe, sagte Romero.
Es gibt verschiedene Gründe für das Verschwinden von Gletscherseen. Michael Zemp, Geologe an der Universität Zürich, sagte im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE, beispielsweise könne der Damm, der das Gletscherwasser aufstaue, brechen oder erodieren. "Der Damm kann aus Eis, Sediment, Felsen oder einer Kombination daraus bestehen." Wenn der See beispielsweise an einem Damm aus Eis oder Sedimenten überlaufe, könne das fließende Wasser den Damm weiter erodieren und so den Abfluss beschleunigen.
Denkbar seien jedoch auch andere Möglichkeiten: "Jeder Gletscher hat ein internes Abflusssystem", erklärte Zemp. Wenn der Gletschersee sich Zugang dazu verschaffe, könne er auslaufen. Der Müncher Glaziologe Christoph Mayer hat dieses Phänomen an einem See in Patagonien beobachtet: "Da gibt es einen Eisrandsee, der verschwindet immer mal wieder", sagte er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Wenn der Wasserspiegel steige, nehme auch der Wasserdruck am Grund des Sees zu, so dass das Wasser Zugang zum Drainage-System des Gletschers bekomme.
Es gebe auch Gletscherseen, die von alten Moränen aufgestaut würden, die einen Eiskern hätten. "Wenn der Eiskern schmilzt, dann wird die Moräne wasserdurchlässig", sagte Mayer, und der See könne leerlaufen.
Über die Gründe des Verschwindens des Sees in Chile wollten jedoch weder Zemp noch Mayer spekulieren: "Es ist immer heikel, aus der Ferne zu urteilen", sagte Zemp. Geologen vor Ort, die den Gletscher genau kennen, könnten am ehesten Aussagen dazu treffen.
Die Zurückhaltung der Forscher ist verständlich. Im Jahr 2003 hatten Nasa-Forscher vor einer Wasserlawine in den peruanischen Anden gewarnt. Die Forscher hatten auf Satellitenfotos einen großen Riss in dem Gletscher entdeckt, der den See Palcacocha speist, und sprachen von einer "sich anbahnende Gletscher-Katastrophe", die die Stadt Huaraz bedrohe.
Glaziologen vom Andean Geological Institute, die den Gletscher genau kennen, warfen ihren US-Kollegen daraufhin Panikmache vor. Risse im Gletscher seien nichts Besonderes, es gebe Tausende davon. Die Nasa habe die Gefahren für die Bevölkerung übertrieben, um PR in eigener Sache zu machen.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/n...489892,00.html
Ich glaub, dass der See nur Urlaub gemacht hat. Der ist irgendwo ans Meer gefahren, oder in die Berge...
Kommentar