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Regelwerk für die Benutzung des Forums Gipfeltreffen

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Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

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  • #46
    AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre




    Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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    • #47
      AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre





      Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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      • #48
        AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

        Im Anschluß folgen nun noch einige Pläne und Ansichten aus dem Archiv der Gasteiner Bergbahnen, die teilweise Eingang in die oben angeführte Publikation gefunden haben.

        Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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        • #49
          AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre



          Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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          • #50
            AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

            Aus dem Jahr 1973 stammen diese Grundrisse:





            Wie man sieht, waren auch die Planungsarbeiten für Sportgastein schon weit gediehen und für die Epoche sehr durchdacht.
            Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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            • #51
              AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

              IX. Der Traum zerbricht

              Im Gegensatz zu all den Plänen und Ideen, die auf den vergangenen Seiten präsentiert wurden, besteht Sportgastein bis heute lediglich aus einem Parkplatz, der Talstation der Goldbergbahn auf den Kreuzkogel, die die ursprünglichen Lifte ersetzt hat, und einigen verlassenen Steinhäusern aus der Zeit des Goldbergbaus. Was ist der Grund, daß die ehrgeizigen Bauvorhaben, die aus dem Hochtal oberhalb von Böckstein eine Skistation französischen Ausmaßes machen hätten sollen, schon kurz nach Baubeginn abgebrochen und nie wieder aufgenommen worden sind?
              Ursächlich für das Scheitern des Projekts waren wohl mehrere Faktoren:
              Die Sport Gastein Gesellschaft m. b. H. & Co.KG war zwar finanziell in der Lage gewesen, die erste Ausbaustufe, also die Gasteiner Alpenstraße (die ja zum größeren Teil von der Tauernkraft-AG finanziert wurde) und die beiden Kreuzkogellifte zu errichten, die Kapitaldecke war in der Folge angesichts des Umfangs der projektieren Bauvorhaben jedoch sehr dünn, vor allem die Stadtgemeinde Bad Gastein, die ja an der Gesellschaft beteiligt war, dürfte sich Mitte der 70-er Jahre in größeren finanziellen Schwierigkeiten befunden haben.
              Auch könnte eine gesetzliche Änderung bezüglich der steuerlichen Verlustabschreibung von Kommanditisten zu einer Verschärfung der Lage geführt haben.
              Während die Regierung des Bundeslandes Salzburg anfangs voll hinter dem Projekt gestanden sein dürfte, ergaben sich Mitte der 70-er Jahre personelle Änderungen, sodaß der Rückhalt seitens der Landespolitik nicht mehr so gegeben war wie zu Beginn der Planungsarbeiten.
              Gleichzeitig machten sich offensichtlich erhebliche technische und organisatorische Probleme bemerkbar. Ein typisches (und oft sehr störendes) Wetterphänomen im Gasteiner Tal ist der Föhn: ein starker Südwind drückt feuchte Luft vom Mittelmeer gegen den Alpenhauptkamm, beim Aufsteigen kühlt sich die Luft ab, was dichte Wolkenbildung und Niederschlag südlich des Alpenhauptkamms zur Folge hat (von Norden her meist sehr eindrucksvoll als „Föhnwalze“ zu sehen, nördlich der Gipfel fällt die nun trockene Luft rasch ins Tal, erwärmt sich massiv und verursacht oft auch im Hochwinter große Temperaturanstiege („Schneefresser“), Wetterfühlige leiden bei Föhnwetter meist unter starken Kopfschmerzen.
              Föhnstürme können im Hochgebirge Spitzen von weit über 100 Stundenkilometer haben und brechen oft sehr unvermittelt herein. Das Schareck ist durch seine exponierte Lage am Alpenhauptkamm diesbezüglich natürlich extrem gefährdet und eine Seilbahn in dieser Region müßte aus Sicherheitsgründen rasch ihren Betrieb einstellen. Nachdem der genaue Zeitpunkt des Ausbrechens eines Föhnsturms nicht immer genau vorhergesagt werden kann, wären durch das Fehlen einer Talabfahrt bei Not-Einstellung des Fahrbetriebs der Seilbahn natürlich die Schifahrer am Gletscher gefangen und müßten entsprechend untergebracht werden. So kam es zu behördlichen Auflagen für die Bergstation, die entsprechenden Raum zur Versorgung von 1500 bis 2000 Personen bei Ausfall des Fahrbetriebes bieten hätte müssen, eine Forderung, die sowohl technisch alsauch finanziell schwierig zu befolgen gewesen wäre.
              Gleichzeitig zeigten die Erfahrungen mit den bei den Kreuzkogelbahnen errichteten Glaskuppeln Garstenauers, daß die extremen Temperaturunterschiede (im Frühjahr können in Sportgastein die Temperaturen bei klarem Wetter zwischen +20° tagsüber und -15° in der Nacht schwanken) große technische Schwierigkeiten verursachten und die Baukosten für die geplanten Stationsbauwerke der Seilbahn sicher deutlich gestiegen wären.
              Ein wichtiger Faktor für das endgültige Scheitern war aber sicher das Schicksal von Anton Kerschbaumer.
              Viel hatte er getan für seine Gemeinde, unter seiner Amtszeit als Bürgermeister wurden Felsenbad und Kongreßhaus errichtet, treibende Kraft war er für den Bau der Gasteiner Alpenstraße und die Liftanlagen am Kreuzkogel, viele seiner Ideen sind in die Planungen der weiteren Projekte eingeflossen, aber es gab auch zunehmend Neider und Skeptiker. Vor allem die Gasteiner Hoteliers blickten offenbar zunehmend mißtrauisch auf die Aktivitäten ihres Bürgermeisters, 1500 zusätzliche Betten in den modernen Bauwerken von Sportgastein würden natürlich eine große Konkurrenz für die vielen teilweise schon überalterten Hotelanlagen rund um den Gasteiner Wasserfall darstellen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum Kerschbaumer den Bau von Appartements so vehement ablehnte, große Appartementanlagen dürften damals auch eine Art Feindbild für die Hotelbetreiber gewesen sein.
              Trotzdem sah sich Kerschbaumer mit immer größer werdender Kritik aus der eigenen Gemeinde konfrontiert, was schließlich dazu führte, daß er 1974 als Bürgermeister von Rudolf Fornather ersetzt wurde. Gleichzeitig erkrankte er schwer, und 1975 starb mit Anton Kerschbaumer einer der größten Visionäre des Gasteinertals an Knochenkrebs.
              Dem Projekt Sportgastein kam damit eine seiner wichtigsten treibenden Kräfte abhanden, gegen Ende der 70-er Jahre kam es zwar noch zu einem Reanimationsversuch, doch die Zeiten hatten sich geändert, die „Goldgräberstimmung“ der großen Neuerschließungen war einer rationelleren Strategie der Verbindung bestehender Gebiete gewichen, deshalb konzentrierten sich die Gasteiner letztlich auf die Verbindung von Schloßalm und Stubnerkogel, das Pendelbahnprojekt zum Schareck wurde endgültig begraben, auch wenn die Stützen der Bauseilbahn noch lange Jahre an die hochfliegenden Träume erinnerten.
              Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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              • #52
                AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

                X. Epilog: Die unbeschreibliche Leichtigkeit des Schnees

                Wir schreiben März 1984, ich bin mit einigen Freunden für eine Woche ins Gasteinertal gefahren, eine Pension in Hofgastein ist Ausgangspunkt für unsere Unternehmungen.
                Während in den letzten Tagen durchaus brauchbares Schi-Wetter geherrscht hat, verspricht der Blick aus dem Fenster des Frühstücksraums heute nichts Gutes: eine dichte Wolkendecke liegt über dem Tal, hier in Hofgastein hat es knapp über 0 Grad, feuchte Schneeflocken gehen phasenweise in Regen über, deshalb beschließt ein Teil unserer Gruppe, heute die Schischuhe gar nicht anzuziehen sondern den Tag in der Therme zu verbringen.
                Zusammen mit drei anderen Unentwegten memoriere ich den Satz: „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Ausrüstung!“ und wir marschieren durch den Ort zur Talstation der ersten Sektion der Schloßalmbahnen, der Standseilbahn Kitzstein an der Westseite des Tales an der Umfahrungsstraße. Wartezeiten gibt es heute nicht, und bald steigen wir in die Pendelbahn um, deren Tragseile sich schon kurz oberhalb der Mittelstation im Nebel verlieren. Viele Schifahrer sind nicht unterwegs auf der Schloßalm, kein Wunder, die Sicht ist miserabel, der Schnee ist ziemlich feucht und pappig, aber wenigstens geht kein Wind. Einmal fahren wir über die Nordabfahrt von der Kleinen Scharte hinunter nach Kitzstein, nach der Wiederauffahrt zur Bergstation beschließen wir, hinüber zum Stubnerkogel zu wechseln, von den Waldabfahrten ins Angertal versprechen wir uns bessere Sicht.
                Zwar sind die Sichtverhältnisse auf den tiefer gelegenen Hängen etwas besser, nicht jedoch die Qualität des Schnees, sodaß wir wieder in höhere Lagen ausweichen und schließlich bei dichter werdendem Schneefall bald zu einer frühen Mittagspause an der Stubnerkogel-Bergstation einkehren. Nach einem kleinen Imbiß treten wir wieder ins Freie und ich wundere mich einmal mehr über den Kontrast der futuristischen Plexiglas-Gondeln der Stubnerkogelbahn und der antiquiert wirkenden Stationstechnik.
                Wir diskutieren kurz, sollen wir auch den Schitag beenden und uns – so wie wahrscheinlich der Großteil der Urlauber heute – ins sicher überfüllte Thermalbad begeben oder stellen wir uns weiter dem Unbill der Witterung?
                Irgendwie hat man den Eindruck, der Himmel in Richtung Sportgastein wäre etwas heller, dem Stubnerkogel können wir bei den herrschenden Verhältnissen ohnehin nichts mehr abgewinnen, also beschließen wir, noch einen Standortwechsel vorzunehmen. Am Busbahnhof von Badgastein vergewissern wir uns, daß die Alpenstraße geöffnet ist und besteigen gegen halb ein Uhr den Schibus. Bald zweifeln wir jedoch heftig an unserer Entscheidung, wir sind die einzigen Fahrgäste und auf der Straße nach Sportgastein durch mehrere roh aus dem Felsen gehauene Tunnel kommen uns laufend Fahrzeuge entgegen, am Parkplatz an der Station der Doppelsesselbahn steht nur mehr eine Handvoll Autos. Der Schneefall hat nachgelassen, doch dichter Nebel verhindert den Blick auf die umliegenden Berge, nur bis zur ersten Stütze kann man die Trasse der Sesselbahn verfolgen. Trotzdem begeben wir uns zur Talstation des Liftes und schnallen an. Wir fühlen uns wie in Watte verpackt, als wir langsam hochschweben, da der Schneefall praktisch aufgehört hat, können auch die Schutzhauben, die an jedem zweiten Sessel montiert sind, offenbleiben.
                Ob sich bei dieser Sicht die Auffahrt mit dem Schlepper bis zum Gipfel auf über 2600 m Höhe überhaupt rentiert? Doch knapp vor der Mittelstation passiert das nicht mehr Erwartete: schlagartig wird es heller, und direkt vor mir glänzen die beiden kugelartigen Liftgebäude, die als Wahrzeichen Sportgasteins gelten, im strahlenden Sonnenlicht. Wir durchbrechen die Nebeldecke und über uns wölbt sich ein tiefblauer Himmel. Der Kreuzkogel-Schlepplift läuft, nichts kann uns mehr halten und bei der Auffahrt bewundern wir nahezu völlig unberührt wirkende Schihänge. Offenbar wurde hier seit dem Morgen nicht mehr präpariert, nur die Pistenbegrenzungskugeln geben Hinweise auf die trassierten Abfahrten, lediglich ganz wenige verwehte Abfahrtsspuren sind zu sehen. Im Gegensatz zu Schloßalm und Stubnerkogel ist der Schnee hier viel lockerer, pulvriger, etwa 30 cm dick wird die Neuschneeauflage auf den regulären Pisten sein, im freien Gelände etwas dicker. Und das alles praktisch für uns allein! Ein bißchen skeptisch bin ich schon, während ich mich nahe der Bergstation auf die Abfahrt vorbereite, im Tiefschnee habe ich noch keine großen Erfahrungen gemacht, das Fahren in unverspurtem Gelände habe ich bis jetzt immer als sehr anstrengend und fordernd erlebt, jetzt warten immerhin 1000 Höhenmeter ohne Ausweichmöglichkeit auf eine Piste auf mich. Die erste Passage legen wir auf dem Ziehweg zurück, der die oberste Steilstufe knapp unterhalb des Gipfels entschärft, das stellt für uns kein Problem dar. Und nun warten bis zur Mittelstation ideal geneigte Hänge. Noch eine kurze Pause, ich blicke um mich, unten im Tal liegt noch eine Nebeldecke, die umliegenden Berge glänzen im Sonnenlicht, gegenüber, an der Ostflanke des Schareck, erkenne ich zwei Seilbahnstützen und erinnere mich an die Projekte für diesen Berg, die mittlerweile wieder aus den Panoramakarten verschwunden sind. Wie man an diesem ausgesetzten Hang wohl eine Piste anlegen könnte?
                Doch dann konzentriere ich mich aufs Schi Fahren. Wie war das doch gleich? Gewicht ein bißchen mehr nach hinten, damit sich die 2m Latten mit den Spitzen nicht im Schnee vergraben? Der Hang ist noch flach, ich lenke die Schi in die Falllinie, um Geschwindigkeit aufzunehmen, und dann folgen die ersten Schwünge, es ist wie im Traum, der Schnee ist absolut weich und flauschig, setzt dem Drehen praktisch keinen Widerstand entgegen, kein ruckartiges Herumreißen der Schi ist nötig, kein wesentlicher Kraftaufwand. Ich schwebe förmlich zu Tal, eine Euphorie erfaßt mich und wie in Trance zeichne ich meine Spuren in die Westhänge des Kreuzkogels.
                Dieses Gefühl habe ich vorher noch nie erlebt, man hat zwar versucht, es mir zu erklären, aber erst jetzt, als ich diese Glückseligkeit selbst empfinde, verstehe ich, warum man danach süchtig werden kann.
                Auch die anderen sind schlicht begeistert, und den Rest des Nachmittags verwenden wir, um die unberührten Hänge Sportgasteins mit unseren Spuren zu verzieren. Wie sich herausstellt sind außer uns nur mehr drei andere Schiläufer unterwegs, auch sie werden von der Magie des Augenblicks überwältigt und unter uns allen entsteht plötzlich ein zeitlich nur auf diese wenigen Stunden begrenztes eigenartiges Gefühl der Verbundenheit.
                Einer der neu gewonnenen Kameraden ist Gasteiner, sicher schon über sechzig Jahre, er kennt das Gebiet wie seine Westentasche, daher haben wir auch keine Bedenken, als er uns vorschlägt, den Tag mit einer Abfahrt über die Nordseite des Kreuzkogels nach Böckstein abzuschließen. Im weiten Nordkar ist der Schnee noch etwas tiefer, aber genau so pulvrig und ideal zu fahren und ich habe das Gefühl, bis heute überhaupt noch nie richtig Schi gefahren zu sein.
                Glücklich und fast ergriffen sind wir, als wir nach 1600 Höhenmetern beim Heilstollen in Böckstein unsere Schi abschnallen.



                Dieser Nachmittag am Kreuzkogel hat sich wirklich so abgespielt und stellt zweifellos ein Schlüsselerlebnis in meiner Entwicklung als Schifahrer dar. Während ich davor hauptsächlich auf Pisten unterwegs war, habe ich an diesem Nachmittag genau die Erfahrung von Leichtigkeit und Schwerelosigkeit gemacht, die man nicht erklären sondern nur erleben und verstehen kann.
                Ich habe in der Folge den Tourenschilauf für mich entdeckt und auch beim „normalen“ Schiurlaub sind es längst nicht mehr die Pisten, sondern die Varianten und der freie Schiraum, die mich anziehen.
                Man darf sich zwar nicht der Illusion hingeben, daß sich Tiefschneefahren immer so abspielt wie an diesem Traum-Nachmittag in Sportgastein, meist sind die Verhältnisse bei weitem nicht so gut und es kostet einiges an Zeit, Anstrengung und Konsequenz, bevor man seine Technik so weit verbessert hat, um auch bei schlechteren Schneebedingungen Spaß beim Fahren im Gelände zu finden.
                An alle, die auf dem Weg dorthin sind oder gerade aufbrechen: es lohnt sich wirklich!

                Im Rahmen der Arbeit an dieser Reportage habe ich mir natürlich die Frage gestellt, wie ich persönlich zu den beschriebenen Projekten stehe.
                Einerseits muß ich zugeben, daß mich Bauen im Gebirge seit jeher fasziniert hat, egal ob es sich um Straßen, Bahnlinien, Kraftwerke oder eben um Bergbahnen handelt, viele der klassischen Pendelbahnen der Alpen stellen für mich Pionierleistungen der Baukunst dar. Allerdings ist die Epoche, in der man solche Anlagen (genauso wie Straßen- und Bahnprojekte) angepaßt an und im Einklang mit der Natur plante und errichtete, längst vorbei, heutzutage wird die Landschaft dem Bauwerk angepaßt und nicht umgekehrt.
                Ich denke, die Erschließung des Scharecks vom Naßfeld aus mit den Liftanlagen am Gletscher und der Abfahrt nach Kolm Saigurn hätte – gemeinsam mit dem Bau der Hotelsiedlung in Sportgastein – den Schigroßraum Gasteinertal optimal erweitert und abgeschlossen. Sowohl architektonisch alsauch infrastrukturell wären höchst interessante Konzepte und Überlegungen zur Anwendung gekommen. Angesichts der touristischen Vorgeschichte wäre auch vom historischen Blickpunkt aus betrachtet die Erschließung des Wurtenkees von der Gasteiner Seite her verkehrstechnisch und alpinistisch sinnvoller gewesen als der gegen Ende der 80-er Jahre erfolgte Ausbau aus der Innerfragant.
                Darüber hinausreichende Ausbaupläne hätten meines Erachtens jedoch den Rahmen gesprengt und ich denke, es ist gut, daß Sonnblick und Hocharn das geblieben sind, was sie seit einem Jahrhundert darstellen: ideale Tourenberge!


                Quellen:
                Albrecht Dr. Friedrich, Hromakta Dr. Anton; 500 Sonntags-Skiabfahrten vom Wienerwald bis Zell am See; 1933 Verlag A. Holzhausens Nachf. Wien;
                Kornacher Hermann, Die schönsten Wintersportplätze, 1966, moderne verlags gmbh, München;
                Neuwirth Hubert, Skiparadiese Europas, 1974 Süddeutscher Verlag;
                Pause Walter; Ski Heil, 100 schöne Skiabfahrten in den Alpen; 17. Auflage, 1972 BLV Verlagsgesellschaft mbH;
                Riddell James, The Ski-Runs of Austria, 1958 Michael Joseph, LTD;
                Schwanda Hans, Skiglück in den Tauern, 1967 Verlag Das Bergland-Buch Salzburg – Stuttgart;
                24 Skisterne, 1965 Bergverlag Rudolf Rother, München;
                DSV-Skiatlas 1982, Mairs Geographischer Verlag
                ÖSV-Skiatlas 85, Fink-Kümmerly+Frey
                Werbeprospekt „Salzburger Land“, ca. 1974
                wikipedia

                Archiv der Gasteiner Bergbahnen
                Telefoninterview mit Direktor Rudolf Fornather

                Herzlich bedanken möchte ich mich bei
                Direktor Wolfgang Egger und Fr. Corina Stadler für ihre Mithilfe bei meinen Recherchen im Archiv der Gasteiner Bergbahnen
                Direktor Rudolf Fornather für seine Bereitschaft, mir am Telefon Einiges über die damalige Zeit zu erzählen
                Bernd Schwanda, Enkel des Alpinisten, Autors und ehem. Inhabers des Sportartikelgeschäfts Schwanda ( www.schwanda.at ) für die Genehmigung der Verwendung von Textpassagen und Abbildungen aus dem Buch seines Großvaters
                Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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                • #53
                  AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

                  Danke, gerrit, für Deinen gewaltigen Arbeitsaufwand (für uns).

                  Also für diesen gewaltigen Bericht !
                  TOUREN PLANEN - TOUREN (ERFOLGREICH) DURCHFÜHREN - TOUREN DOKUMENTIEREN

                  Das ist auch eine Art "Heilige Dreifaltigkeit" !

                  Kommentar


                  • #54
                    AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

                    schade - anscheinend interessiert hier deine Meisterleistung weniger als Du es verdient hättest!

                    MFG
                    Mannerl, der Wurtenkeesfan!

                    Kommentar


                    • #55
                      AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

                      ich sorge für weiter Resonanz, unvergessen Gerrits Pics vom Septemberschnee 2006 am Wurtenkees! Das war ein Abstecher aus dem Gasteinertal, wenn ich mich richtig erinnere.Und die fast historischen
                      Aufnahmen aus den 70er Jahren.

                      meine Pics zeigen das Skigebiet von Sportgastein vom Schareck
                      PICT5049.jpg

                      PICT5350.jpg

                      PICT5351.jpg

                      PICT5353.jpg
                      I nix daham bliem!

                      Kommentar


                      • #56
                        AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

                        Vielen Dank für diese außergewöhnliche und sehr aufschlussreiche Reportage!

                        Mich würde interessieren, wie realistisch die damaligen Pläne zur Errichtung eines Großraumschigebietes "über alle Berge" tatsächlich waren. Wenn die Gemeinden im Gasteinertal bereits mit der Errichtung der beiden Schlepplifte auf den Kreuzkogel finanziell an der Grenze waren, so waren weitere Ausbaupläne in Richtung Schareck inkl. der Unterkünfte für zweitausend Personen am Gletscher usw. wohl reinste Utopie und hätten aus praktischen (= finanziellen) Gründen nie verwirklicht werden können.

                        Welche Anlagen standen tatsächlich "kurz vor dem Baubeginn"?

                        Danke,
                        Thomas

                        Kommentar


                        • #57
                          AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

                          Zunächst mal Dankeschön für die Resonanz. Mir ist schon klar, dass ein derartiger Bericht in diesem Forum sehr sperrig ist, erstens, weil das Thema wohl zumindestens als "problematisch" anzusehen ist und zweitens, weil man sich ja auch erst durch diese Fülle an Text und Bildern durchkämpfen muß.
                          Ich hoffe aber, dass es trotzdem für den einen oder anderen interessante Details gibt oder zumindestens nette alte Bilder aus der Gegend. Für alle, die vielleicht die Schwanda-Bücher nicht kennen, die sind Kult und wenn man sie irgendwo in einer Wühlkiste findet, KAUFEN!
                          Mich haben aber auch die Hintergründe interessiert, die überhaupt zur Entwicklung und in diesem Fall zum Scheitern eines derartigen Projektes geführt haben, deshalb die Recherche.

                          Was die Fragen betrifft:
                          Also relativ weit gediehen und damit durchaus realistisch waren die Pläne der Erschließung des Scharecks mit einer Pendelbahn, einigen Liften am Gletscher und der Tunnelbahn nach Kolm Saigurn, um die Abfahrt durch die Wintergasse möglich zu machen. Diese Lifte waren bereits vermessen und geplant, die Finanzierung war soweit gegeben und die Bauseilbahn von Sportgastein aufs Schareck war in Bau. Wie ich ja oben geschrieben habe, standen die Stützen noch bis in die 80-er oder 90-er Jahre, dann wurden sie abgerissen. Todesstoß für das Projekt waren mehrere Faktoren: der Stimmungsumschwung in Gastein, die Hoteliers hatten Angst vor den vielen Betten oben in Sportgastein, eine personelle Änderung in der Landesregierung von Salzburg, plötzlich wesentlich höhere Sicherheitsauflagen zur Unterbringung von Schifahrern im Falle eines Ausfalls der Seilbahn und der frühe Tod des Hauptbetreibers. Alle weiterreichenden Pläne wie etwa die Verbindungen nach Mallnitz oder Heiligenblut dürften über das Ideen-Stadium und die Einzeichnung in manche Karten nicht hinausgekommen sein.
                          Weiter fortgeschritten waren da schon die Pläne zur Erschließung von Silberpfennig und Gadaunerer Hochalm vom Angertal aus, die Gadaunerer Hochalmen sind heute noch "Lifthoffnungsgebiet", d.h. die Bauern verpachten ihre Almhütten dort oben für maximal 3 Jahre, um im Fall eines Liftbaus sofort anderwärtige Nutzungsmöglichkeiten zu haben.
                          Zuletzt geändert von gerrit; 10.01.2008, 17:35.
                          Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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                          • #58
                            AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

                            Moin Gerrit!

                            Hut ab!

                            Leider muss ich zugestehen, das ich doch etwas faul war mich durch Deinen Bericht durchzulesen, aber jetzt bleibt nur noch zu sagen:

                            @ all
                            Es lohnt sich! Tolle Arbeit!

                            Vielen Dank für Deine Mühe!
                            Ciao!

                            Frank
                            ---------------,,,
                            --------------(. .)
                            ----------oOO--(_)--Ooo-----------

                            Do wat Du wullt, de Lüd snackt doch!

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                            • #59
                              AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

                              Danke für die toll recherchierte Reportage. Habe die Beiträge zwar schon vor gut einem Jahr im alpinforum gelesen, aber bei der Unmenge an Information sind die Inhalte immer wieder interessant zum Durchlesen.

                              Zitat von gerrit
                              Alle weiterreichenden Pläne wie etwa die Verbindungen nach Mallnitz oder Heiligenblut dürften über das Ideen-Stadium und die Einzeichnung in manche Karten nicht hinausgekommen sein.
                              Nun, in Heiligenblut hat man Ende der 80er Jahre zumindest einen ersten großen Schritt Richtung Osten mit der Erschließung des Fleißtales durch eine Stollenbahn sowie zwei lange Schlepplifte unternommen. Allerdings haben sich die Bergbahnen von dieser Investition (bald darauf wurden auch die Sessellifte von Heiligenblut auf das Schareck durch Umlaufbahnen ersetzt) nie wirklich erholt und waren mehrere Jahre hindurch kurz vor dem Konkurs, sodass die weiteren Pläne Richtung Sonnblick nicht mehr weiterverfolgt wurden. Hinzu kam, dass mit der Errichtung des Nationalparks und Schwierigkeiten mit Jagdpächtern (im Fleißtal befindet sich ein Wildschutzgebiet) auch naturschutzrechtliche Probleme zu überwinden gewesen wären. Und zu guter Letzt fehlte es an Gästen, denn weitere Hotelbauten waren in Heiligenblut (zum Glück) verpöhnt und die Lage im hintersten Winkel des Mölltales sprach auch nicht gerade für einen massiven Gästezustrom.

                              lg., stephan
                              «Bergsteigen ist mehr als ein Sport. Es ist eine Leidenschaft.»
                              Hermann Buhl


                              Tourenalbum: http://kofi.priv.at/

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                              • #60
                                AW: Über alle Berge.... Gasteiner Projekte der 70-er Jahre

                                Soweit ich das in Erinnerung habe, war die Erschließung der Hochfleiss (zum Zeitpunkt der Durchführung) aber eigentlich nicht mehr als erste Etappe einer Sonnblick-Erschließung gedacht sondern sollte nur das bestehende Gebiet entsprechend erweitern. Ursprünglich wäre dieser Berg natürlich - wie auch aus dem auf der Karte gezeichneten Projekt ersichtlich - als erste Teilstrecke der Schischaukel von Heiligenblut nach Kolm-Saigurn vorgesehen gewesen.
                                Stimmt, die Reportage war ein Jahr früher in zwei anderen Foren zu lesen, damals hatte ich hier ein paar kleinere und größere Dispute und wollte mich nicht schon wieder streiten. Nachdem ich aber - auch aus Euren Rückmeldungen - schließe, dass dieses Thema für viele Bergliebhaber - aus welchem Blickwinkel auch immer - interessant ist und hier viele potentielle Leser unterwegs sind, hab ich sie dann auch im Forum Gipfeltreffen gepostet.
                                (Wundert mich eh, dass hier noch keiner gemeckert hat.... )
                                Zuletzt geändert von gerrit; 10.01.2008, 23:02.
                                Daß wir echt waren, werde ich auch noch erfinden! (Josef Zoderer)

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