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Regelwerk für die Benutzung des Forums Gipfeltreffen

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Frühling am Bisamberg / 2019 - 2023

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  • Frühling am Bisamberg / 2019 - 2023

    Nach dem in weiten Teilen der Ostalpen enorm niederschlagsreichen Jänner liegt in mittleren und hohen Regionen immer noch sehr viel Schnee.
    Im Flach- und Hügelland ist nach dem deutlich zu milden Feber und mehreren fast schon warmen Märztagen im Jahr 2019 hingegen zeitig das Frühjahr eingezogen - bereits bevor es am 20. März auch astronomisch begonnen hat.

    Das Reizvolle an Frühlingswanderungen am Rand Wiens ist unter anderem, dass sie auch in kurzer Zeit eine Vielfalt an Eindrücken bieten können. Genau das nahm ich mir am vergangenen Sonntag (24. März) vor, als ich nur einige Stunden am Nachmittag Zeit hatte. Aber bei fast 20 Grad und Sonnenschein sind selbst kurze Runden in der Natur sehr verlockend. So fahre ich über die Stammersdorfer Kellergasse zum Parkplatz an der Grenze Wiens zu Hagenbrunn, um wieder einmal eine Runde über den Bisamberg zu drehen.

    Die ersten Eindrücke gleich nach dem Aufbruch bestätigen den Einzug des Frühlings: Einige Marillenbäume stehen bereits in voller Blüte.
    03-Marillenblüte.jpg

    Bei vielen Büschen haben die Zweige erst vor kurzem ausgetrieben. Aber genau dieses frische Grün bietet ja einen so schönen und wohltuenden Anblick.
    04-austreibenderZweig.jpg

    Kein Wunder, dass heute sehr viele unterwegs sind! Alle Altersgruppen von Kindern bis zu Senioren sind vertreten; viele haben Fahrräder mit, und auch an Hunden herrscht kein wirklicher Mangel.
    08-Falkenberg.jpg

    Die Kornelkirschen - in Österreich unter dem Namen Dirndlstrauch viel besser bekannt - zeigen bereits kräftig gelbe Blüten.
    12-Dirndlstrauch.jpg

    Es herrscht T-Shirt-Wetter heute - ungeachtet dessen, dass die Luft (vor einer herannahenden Kaltfront) sehr feucht und entsprechend dunstig ist. Leopoldsberg und Kahlenberg jenseits der Donau sind allerdings auch als Silhouetten unverwechselbar...
    10-SilhouettenLeopoldsbergKahlenberg.jpg

    Die großen Laubbäume auf dem Plateau des Bisambergs werden erst in einiger Zeit austreiben. Es sind die Sträucher quasi im Parterre, die hier jetzt bereits für einen zarten, durchgehenden Grünton sorgen.
    17-Bisamberg-Waldweg.jpg

    Weggabelung bei der Bildeiche.
    18-Bildeiche.jpg

    Am stärksten ausgeprägt ist die frühe Farbenpracht allerdings eindeutig am Boden. Das liegt zu einem guten Teil an den Leberblümchen, die buchstäblich zu Tausenden auf den Wiesen und (fast noch mehr) an den Wegränden im Wald stehen.
    20-LeberblümchenamWegesrand.jpg

    Ihr Violett ist natürlich auch im Detail eine sehr ansprechende Farbe.
    22-Leberblümchen.jpg

    Da sind gleich mehrere kräftige Farben vertreten, am meisten Gelb und Grün von den Blüten und Blättern des Gelben Windröschens.
    Für die wie stets sachkundige und präzise Bestimmung dieser Pflanze sage ich Reini wieder einmal herzlich danke!
    24-Leberblümchen-GelbesWindröschen.jpg

    Auch das etwas andere Violett der Veilchen darf natürlich nicht fehlen.
    26-Veilchen.jpg

    Das zarte Grün im typischen Eichen-Hainbuchen-Mischwald des Bisambergs kann ich mir heute gar nicht oft genug anschauen.
    25-Laubwald.jpg

    Zurück beim Ausgangspunkt bleibt ausreichend Zeit, um noch eine kurze Runde nach Osten in Richtung der Alten Schanzen anzuschließen.
    Blick nach Norden zur Marktgemeinde Hagenbrunn. Beginnt das Weinviertel eigentlich unmittelbar an der Stadtgrenze Wiens? Von der Landschaft wie der Prägung durch den Weinbau her würde Hagenbrunn in jedem Fall bestens in diese Landschaft passen.
    28-Hagenbrunn.jpg

    Im Unterschied zum heute weitgehend bewaldeten Plateau des Bisambergs ist die Landschaft etwas weiter im Osten vor allem von Feldern geprägt.
    32-AlteSchanzen-Felder.jpg

    In diesem freien Gelände ist die steindurchsetzte Nordböschung der Schanze X (knapp innerhalb des Wiener Stadtgebiets) natürlich deutlich zu erkennen.
    Die Alten Schanzen sind ehemalige Verteidigungsanlagen aus dem Preußisch-Österreichischen Krieg 1866. Zum Glück dienen sie längst keinen militärischen Zwecken mehr, fallen aber immer noch durch ihre Wälle und auch ihre Vegetation auf: Ackerbau ist auf ihnen nicht möglich, sie sind vor allem von (Halb-)Trockenrasen geprägt. Büsche stehen erst seit gut 40 Jahren auf ihnen.
    39-AlteSchanze10-Nordböschung.jpg

    Knapp südlich von Schanze X habe ich noch das Glück, innerhalb des Wiener Stadtgebiets ein Rudel von sieben Rehen sehen und fotografieren zu können. So kann ich meine kleine Frühlingswanderung sehr zufrieden beenden.


    Persönliches Fazit

    Es ist wirklich fein, dass ein paar Nachmittagsstunden für einen genussvollen Frühlingsspaziergang so gut ausreichen und man dafür das Wiener Stadtgebiet nicht einmal zur Gänze verlassen muss.

    Einsamkeit wird sich an schönen, sonnigen Sonntagen am Bisamberg sicher nicht einstellen. Aber das Gelände ist so weitläufig, dass es sehr vielen gut Platz bietet, und ich hatte nirgendwo das Gefühl von zu viel Betrieb.

    Freilich zeigt sich der Frühlingsbeginn auch darin, dass ich nach der Wanderung noch zur Zeckenpinzette greifen musste. Und in Kürze werden sich (unter anderem bei mir) die Birkenpollen bemerkbar machen.

    Das alles ändert aber gar nichts daran, dass ich das Frühjahr als wunderbare Jahreszeit erlebe. Alle Jahre wieder ist es faszinierend und tut es rundherum gut, in der neu erwachenden Natur mit offenen Sinnen unterwegs zu sein.
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 27.03.2019, 10:34.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)


  • #2
    Lieber Wolfgang,
    Sehr wohltuend deine Frühlingsbilder.
    Das bereits jetzt Zeckengefahr besteht, find ich überraschend.

    LG. Martin
    Alle meine Beiträge im Tourenforum

    Kommentar


    • #3
      Zitat von Wolfgang A. Beitrag anzeigen
      Das alles ändert aber gar nichts daran, dass ich das Frühjahr als wunderbare Jahreszeit erlebe. Alle Jahre wieder ist es faszinierend und tut es rundherum gut, in der neu erwachenden Natur mit offenen Sinnen unterwegs zu sein.
      Gut zusammengefasst !

      Wir können eigentlich froh sein in einem Teil der Welt zu leben, der von vier Jahreszeiten mehr oder weniger deutlich geprägt wird.
      Jede davon hat ihren Reiz und diese Abwechslung empfinde ich als sehr bereichernd.
      Zur Zeit geht einem einfach nur das Herz auf, wenn man Kuhschellen, Leberblümchen, Bärlauch und die frisch geschlüpften Insekten erblicken kann (wobei es bei letzteren auch ein paar Plagegeister gibt).


      Zitat von waldrauschen Beitrag anzeigen
      Das bereits jetzt Zeckengefahr besteht, find ich überraschend.
      ...ich hatte auch schon eine.

      "And the People bowed and prayed
      to the neon god they made."


      Simon&Garfunkel "The sound of silence"

      Kommentar


      • #4
        Endlich jede Menge Frühling auf den Bildern.



        LG, Günter
        Meine Touren in Europa

        Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
        (Marie von Ebner-Eschenbach)

        Kommentar


        • #5
          Ein sehr schöner Bericht von "meinem" Hausberg - dankeschön!
          --
          http://vergissmi.net

          Kommentar


          • #6
            Vielen Dank für eure Antworten!

            Zitat von Gratwanderer Beitrag anzeigen
            Wir können eigentlich froh sein in einem Teil der Welt zu leben, der von vier Jahreszeiten mehr oder weniger deutlich geprägt wird.
            Jede davon hat ihren Reiz und diese Abwechslung empfinde ich als sehr bereichernd.
            Zur Zeit geht einem einfach nur das Herz auf...
            Da kann ich jedem Satz aus Überzeugung zustimmen, am allermeisten dem Abschließenden!
            22-Leberblümchen.jpg

            Vielleicht (hoffentlich) gelingt es mir, in den nächsten Wochen weitere Eindrücke vom Fortschreiten des Frühlings am Bisamberg zu sammeln.

            Lg, Wolfgang


            Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
            der sowohl für den Einzelnen
            wie für die Welt zukunftsweisend ist.
            (David Steindl-Rast)

            Kommentar


            • #7
              Zitat von Wolfgang A. Beitrag anzeigen
              Hoffentlich gelingt es mir, in den nächsten Wochen weitere Eindrücke vom Fortschreiten des Frühlings am Bisamberg zu sammeln.
              Genau drei Wochen nach meinem ersten Frühlingsspaziergang konnte ich diesen Plan verwirklichen:
              Da die leichten Regenschauer am Palmsonntag den Raum Wien zu Mittag verließen (bzw. genauer gesagt bis zum Abend pausierten), bot sich der Nachmittag für einen erneuten Besuch des Bisambergs an.

              Wieder starte ich vom Parkplatz ganz knapp nach der Wiener Stadtgrenze bereits auf dem Gebiet von Hagenbrunn. Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass es heute um gut 10 Grad kühler als am Nachmittag des 24. März ist. Und im ausgeprägten Gegensatz zum ersten Mal begegne ich diesmal nur wenigen Menschen. Die meisten, so scheint es, sind vor allem deshalb unterwegs, um den Bewegungsdrang ihrer Hunde zu stillen, für den die Temperaturen offenkundig kaum von Bedeutung sind...

              Aber das Wiedererwachen der Natur sowie das Fortschreiten des Frühlings innerhalb von drei Wochen sind auch bei nur knapp zehn Grad von Beginn an nicht zu übersehen.

              Für die Blüte der Weinstöcke ist es natürlich noch deutlich zu früh im Jahr. Aber am Boden zwischen ihnen dominiert mittlerweile die Farbe grün.
              17-Falkenbergosthang-Weinberg.jpg

              Der Detailblick zwischen die Reben zeigt ein geradezu üppiges Sprießen und durchaus auch andere Farbanteile als nur grün.
              18-zwischendenWeinreben.jpg

              Das leuchtende Gelb des Löwenzahns ist aktuell die auffälligste Farbe am Boden. Seine schöne Blüte verdient auf jeden Fall ein eigenes Foto.
              21-Löwenzahn.jpg

              Auf dem Falkenberg macht das kräftige Grün der Wiesen mit ersten kleinen Stauden ebenso auf sich aufmerksam wie die frisch austreibenden Bäume.
              24-Eichendorffhöhe-Wiese.jpg

              25-Eichendorffhöhe.jpg

              Wo der Weg in den geschlossenen Wald führt, wird die Entwicklung während der letzten drei Wochen am deutlichsten sichtbar: Die Sträucher zeigen bereits ein kräftiges Grün und bieten so eine perfekte Umrahmung des Eichendorff-Denkmals.
              26-EichendorffDenkmal.jpg

              Bei den zwei folgenden Bildern ist ein unmittelbarer Vergleich zum 24. März möglich.
              Es ist ein wunderbar frisches und zugleich längst kräftiges Grün, mit dem die Sträucher mittlerweile fast das gesamte Plateau überziehen.
              27-Bisamberg-Waldweg.jpg

              Derselbe Anblick auch knapp danach bei der Bildeiche. Hier fällt zusätzlich auch die schon fast durchgehende Grünfärbung des Waldbodens auf.
              28-Bildeiche.jpg

              Die Leberblümchen, deren Violett vor drei Wochen lange Abschnitte des Wegrands geprägt hat, sind mittlerweile nahezu komplett verblüht; für die Veilchen gilt dies mit kleinen Einschränkungen. Das gelbe Windröschen steht an mehreren Plätzen hingegen nach wie vor in Blüte.
              31-GelbesWindröschen.jpg

              Genau wie vor drei Wochen mache ich auch heute einen Abstecher nach Osten in Richtung der Alten Schanzen.
              Wo der Wanderweg ein paar Meter in das Waldgebiet des Herrenholzes hinein führt, verstärken sich die Eindrücke vom Plateau des Bisambergs. Das Grün links und rechts des Weges ist hier fast schon unglaublich üppig!
              14-Herrenholz-Wanderweg.jpg

              Auch beim Blick nach Hagenbrunn ist ein direkter Vergleich mit meinem ersten Besuch möglich. Natürlich ist die Perspektive wieder zu erkennen ; sie zeigt zugleich aber durchaus Fortschritte bei der Blüte etlicher Bäume und Sträucher.
              02-BlickHagenbrunn.jpg

              Das Ackerland um die Alten Schanzen.
              13-AlteSchanzen.jpg

              Die (Halb-)Trockenrasen der Alten Schanzen bieten zahlreichen Pflanzen - auch manchen gefährdeten - einen guten Lebensraum.
              Bei der Alten Schanze XII kann ich noch zwei Detailaufnahmen machen.
              In beiden Fällen gilt wieder einmal Reini mein herzlicher Dank für die genaue Bestimmung!

              Die Weinbergs-Traubenhyazinthe mit ihrem kräftigen Blau und Violett macht sofort auf sich aufmerksam, zumal sie an mehreren Plätzen gleich im Rudel wächst.
              10-Weinbergstraubenhyazinthe.jpg

              Eine gute, ein wenig zurückhaltendere Ergänzung dazu bietet das Gelb der Zypressenwolfsmilch.
              11-Zypressenwolfsmilch.jpg


              Persönliches Fazit

              Es ist sehr faszinierend, das Fortschreiten der Vegetation im Verlauf einiger Wochen an denselben Plätzen zu erleben!

              Für dieses Unterwegs-sein mit offenen Sinnen genügen wenige Stunden - und objektiv eher bescheidenes Wetter (mit zudem nicht wirklich berauschendem Fotolicht).
              Ich habe die paar Stunden am Bisamberg zudem als sehr erholsam erlebt.
              Und ich habe so viel Gefallen am Blick auf das Wachstum in der Natur gefunden, dass eine weitere Fortsetzung fix eingeplant ist.
              Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 15.04.2019, 22:57.
              Lg, Wolfgang


              Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
              der sowohl für den Einzelnen
              wie für die Welt zukunftsweisend ist.
              (David Steindl-Rast)

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              • #8
                Ziemlich genau drei Jahre später kann ich den Faden - durchaus im wörtlichen Sinn - wieder aufnehmen.

                Samstag, der 9. April 2022 brachte dem Osten Österreichs zunächst einen kalten, nassen und stürmischen Beginn der Osterferien. Der Nachmittag sollte dann - bei etwas nachlassenden Windböen - zumindest trocken verlaufen. Beim Überlegen, wo ich noch eine kürzere Runde drehen könnte, wurde mir bewusst, dass ich den Bisamberg schon einige Zeit nicht mehr besucht hatte.

                Ich starte wieder vom Parkplatz an der Grenze des Stadtgebiets zu Hagenbrunn. Der Blick über die Broschäcker zum Falkenberg zeigt gleich zu Beginn, dass das Frühjahr mittlerweile schon ein gutes Stück weit vorangeschritten ist.
                01-Broschäcker-Falkenberge.jpg

                Es ist immer wieder schön, den Blättern der Sträucher und Laubbäume beim Entfalten zuschauen zu können.
                07-BlätterbeimEntfalten.jpg

                Auch die Obstbaumblüte hat natürlich längst begonnen.
                09-ApfelbaumBlüten.jpg

                Die Saison für die Primeln und Leberblümchen ist für dieses Jahr vorüber. Dafür entdecke ich in einer Wiese auf dem Falkenberg dieses Lungenkraut.
                10-Lungenkraut.jpg

                Ein Blick Richtung Kahlenberg am anderen Ufer der Donau.
                Am überraschendsten für mich: Wo an schönen Wochenend-Nachmittagen meist Hunderte unterwegs sind, begegne ich heute nahezu niemandem. Bei Familien mit Kinder mag auch der Beginn der Schulferien mitspielen, aber selbst den Freizeitsportlern und Hundebesitzern scheint es heute zu kalt und windig zu sein.
                (Etwas später, im Wald, treffe ich dann doch noch einige Mountainbiker. Und ich begegne einem Paar, dessen recht ungestümer Hund in hohem Tempo auf mich zuläuft und mich von allen Seiten beschnuppert...)
                12-BlickKahlenberg.jpg

                Niedrige Temperaturen und kräftiger Wind haben selbst ohne Sonnenschein klare Luft zur Folge. Das belegt nicht zuletzt dieser Zoom über das Marchfeld zum Braunsberg und Hundsheimer Berg im Osten - beide etwa 45 Kilometer entfernt.
                15-ZoomHundsheimerBerg.jpg

                Selbst diese schönen, stimmungsvollen Rastplätze sind heute gar nicht frequentiert.
                18-Rastplätze.jpg

                Auch vor dem stark bewölkten Himmel macht sich die Baumblüte sehr gut!
                19-Baumblüte.jpg

                Wieder einmal ist es die Vielfalt an Farben und Formen, die sehr gefällt.
                20-Baumblüte.jpg

                Ungeachtet aller Natureindrücke war ich bisher fast stets knapp innerhalb des Wiener Stadtgebietes unterwegs. Dieser Blick über den Magdalenenhof zur Donaucity ruft in Erinnerung, dass das Siedlungsgebiet der Millionenstadt tatsächlich nicht weit entfernt ist.
                21-BlickMagdalenenhof-Donaucity.jpg

                Beim Denkmal für den Dichter Josef von Eichendorff am Waldesrand zeigt sich das Fortschreiten des Frühlings stets auf einen Blick. Die hohen Laubbäume treiben erst vorsichtig aus, aber die Sträucher um das Denkmal zeigen mittlerweile ein durchaus kräftiges Grün. Ein Anblick, der für einen Termin um den 10. April genau passt!
                24-EichendorffDenkmal.jpg

                Auch entlang vieler Wege im Wald bestätigt sich, dass es im Augenblick das "Hochparterre" ist, das zur Frühlingsfärbung am meisten beiträgt.
                25-Frühlingsgrün.jpg
                Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 12.04.2022, 10:29.
                Lg, Wolfgang


                Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                der sowohl für den Einzelnen
                wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                (David Steindl-Rast)

                Kommentar


                • #9
                  Bis jetzt ist die Wanderung ziemlich genau meinen Erwartungen folgend verlaufen. Eine Überraschung wartet jedoch, als ich vorbei an der Bildereiche den zentralen Bereich des Bisamberg-Plateaus erreiche und mich dort wieder Richtung Osten wende. Hier ist der Waldboden an den Wegesrändern nämlich von einem kräftigen Gelbton geprägt - und dies teilweise fast flächendeckend!
                  27-Waldweg-GelbeWindröschen.jpg

                  28-Waldweg-GelbeWindröschen.jpg

                  Zunächst gehe ich aber auf dem markierten Weg Richtung Hagenbrunn noch bis zur ersten großen Lichtung - der Aussicht wegen. Und ich werde nicht enttäuscht: Über die südöstlichen Ausläufer des Weinviertels im Übergang zum Marchfeld - heute vor allem durch eine Vielzahl von Windrädern geprägt - reicht der Blick bis zum Kamm der Kleinen Karpaten in der Slowakei. Alle drei höchsten Gipfel sind hier zu sehen; von links nach rechts: Záruby, 768m - Vápenná, 752m - Vysoká, 754m. Die Entfernungen reichen von 62 (Vysoká) bis fast 78km (Záruby).
                  32-ZoomKleineKarpaten.jpg

                  Ein paar Minuten zurück in den Wald, wo mich das flächendeckende Gelb entlang der Wege erneut fasziniert!
                  33-Waldweg-GelbeWindröschen.jpg

                  Ich konnte mich erinnern, dass ich genau in diesem Teil des Bisambergs vor drei Jahren ebenfalls gelbe Blüten - wenn auch nicht in so großer Anzahl - fotografiert hatte. Aber wie hießen sie denn nur? Ein kurzer Austausch von Bildern und Nachrichten brachte rasch die richtige Antwort: Gelbe Windröschen. (Herzlichen Dank, Eli! )
                  Die Detailansichten ließen keine Zweifel offen: Sowohl die grünen Blätter als auch die - fünf - gelben Blütenblätter passten genau!
                  34-GelbeWindröschen.jpg

                  39-GelbeWindröschen.jpg

                  Aber mehr als die einzelnen Blüten beeindruckt mich der durchgehende gelbe Farbton in weiten Bereichen. Es wird mit der Beschaffenheit des Bodens zu tun haben, dass die Gelben Windröschen in diesem Teil des Bisambergs so gut gedeihen. Sie lieben halbschattige Plätze und blühen daher nicht zufällig genau dann, wenn die Kronen der Laubbäume noch etwas Sonnenlicht durchlassen.
                  Wichtig: So schön diese Blumen anzuschauen sind, so sehr müssen wir die Finger von ihnen lassen! Sie sind ausgeprägt giftig: Eine Dosis von 30 Pflanzen wäre für Erwachsene tödlich!
                  40-Waldweg-GelbeWindröschen.jpg

                  In gleichmäßig sanftem Gefälle führt mich der Weg zum Parkplatz zurück. Die Gelben Windröschen stehen allmählich nur mehr vereinzelt in Gruppen, dafür dominiert nun wieder das ansprechende Frühlingsgrün des ganzen Waldes.
                  42-Frühlingswald.jpg

                  Weiterhin machen Details am Wegesrand auf sich aufmerksam und motivieren zu Fotostops. Hier sind es wieder Blätter im Stadium des Entfaltens.
                  44-BlätterinEntfaltung.jpg

                  Beim Parkplatz registriere ich, dass nicht nur die Wolkendecke mittlerweile dünner geworden ist und etwas Sonnenlicht durchlässt, sondern auch die Windböen weniger heftig wirken.
                  So gehe ich doch noch ein Stück Richtung Osten ins Gebiet der Alten Schanzen. Im Unterschied zum Bisamberg ist der flache Höhenrücken hier komplett unbewaldet, stattdessen prägen vor allem Felder das Bild.
                  46-Felder.jpg

                  Die Alten Schanzen wurden im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 zur Verteidigung Wiens gegen Angriffe von Norden und Nordosten angelegt. Mittlerweile dienen sie zum Glück längst keinen kriegerischen Zwecken mehr, wurden dafür aber zur Naturdenkmälern erklärt: Ihre Gräben und Hänge sind für den Ackerbau völlig ungeeignet, zugleich aber ein vorzüglicher Standort für Trockenrasen-Vegetation.
                  Mitten in der Alten Schanze X wurde im Zweiten Weltkrieg nochmals ein militärisches Gebäude errichtet; auch von ihm ist nur mehr eine Ruine übrig. Die alten Steinmauern bieten nun Graffiti-Künstlern Platz - wie sich aus dem Wort links der Bildmitte ableiten lässt, bis in die jüngste Vergangenheit...
                  51-AlteSchanzeX-Militärruine.jpg

                  Auf den baumfreien Erhebungen bläst der Wind nun doch nochmals kräftig. So verzichte ich für heute darauf, gründlicher nach eventuellen interessanten Blüten zu suchen, und begnüge mich mit dem Gesamtblick nach Norden zu den Ausläufern des Weinviertels im Raum Enzersfeld.
                  52-AlteSchanzeX-BlickEnzersfeld.jpg

                  In zehn Minuten bin ich dann endgültig beim Parkplatz zurück - und sehr zufrieden, dass ich einige Nachmittagsstunden noch für diese kleine Wanderung mit botanischem Schwerpunkt genützt habe.


                  Persönliches Fazit

                  Mein Wohnort im 6. Bezirk bringt es mit sich, dass ich an den nördlichen Stadtrand Wiens seltener komme als in die Ausläufer des Wienerwalds im Westen und Südwesten.
                  Aber es lohnt sich durchaus, auch den Bisamberg mit einiger Regelmäßigkeit aufzusuchen. Der Fortschritt der Frühlingsvegetation lässt sich dort sehr gut beobachten (und fotografieren). Vom vergangenen Samstag nehme ich an erster Stelle den Anblick der tausenden Gelben Windröschen mit: eine frische helle Farbe für große Bereiche des Waldbodens im Ostteil des Bisambergs, die nicht nur den Augen gut getan hat.
                  Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 12.04.2022, 10:33.
                  Lg, Wolfgang


                  Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                  der sowohl für den Einzelnen
                  wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                  (David Steindl-Rast)

                  Kommentar


                  • #10

                    Am Samstag, den 11. März 2023 wurde für den Nordosten Österreichs eine Sturmwarnung ausgesprochen. Wegen der heftigen Böen und einer markanten Abkühlung kam der Tag somit für längere Wanderungen oder Touren nicht in Frage. Nach dem Durchzug der Schlechtwetterfront sollte dann ein zwar kühler, aber sonniger und windschwacher Sonntag-Vormittag folgen.
                    So entschied ich mich dafür, am Sonntag einige Stunden lang eine Runde über den Bisamberg zu drehen. Ich habe dies in den vergangenen Jahren wiederholt gemacht, bevorzugt im Frühling mit einem speziellen Blick auf die neu erwachende Vegetation. Heuer würde ich etwas früher im Jahr unterwegs sein, noch im ausklingenden astronomischen Winter. Aber genau dadurch könnte sich ja die Gelegenheit zu wieder etwas variierten Eindrücken ergeben.

                    Wie meistens starte ich vom Parkplatz an der Stadtgrenze Richtung Hagenbrunn. Der erste Blick über die Broschäcker zum Falkenberg zeigt dezente Frühlingsfarben - und viel zu trockene Böden. Leider ist dieses Phänomen im Osten Österreichs im Spätwinter fast schon zum Normalfall geworden.
                    03-Broschäcker-Falkenberg.jpg

                    Wie erhofft, ist es bei Sonnenschein und nahezu ohne Wind auf den großen, leicht südseitig geneigten Wiesen oben am Falkenberg sehr gut auszuhalten. Zugleich ist es noch angenehm ruhig: Nicht sehr viele nützen die Vormittagsstunden zum Mountainbiken, Spazierengehen, Joggen, Ausführen ihrer Hunde oder bei den Spielgeräten.
                    14-Falkenberg-BlickKahlenberg.jpg

                    Auch hier insgesamt eine dezente Frühlingsfärbung. Am meisten tragen dazu aktuell interessanterweise die Dirndlsträucher bei. (Erst vorgestern schilderte ein Beitrag auf noe.orf.at genau dasselbe Phänomen im Pielachtal: https://noe.orf.at/stories/3198393/.)
                    21-Rastplatz.jpg

                    Noch vorsichtig bereiten sich die ersten Knospen an den Bäumen auf die Blüte und das Entfalten vor. Die Vorsicht hat gute Gründe, denn nach dem Abzug der Bewölkung und einem markanten Abflauen des Windes in der vergangenen Nacht lag die Morgentemperatur in Stammersdorf bei etwa minus zwei Grad.
                    07-Knospen.jpg

                    10-Knospen.jpg

                    Auf dem Boden dominiert die Farbe Violett: Sowohl Veilchen als auch Leberblümchen stehen am Rand der Wiesen wie auch im (lockeren) Wald teilweise bereits in großen Gruppen.
                    Anders gefärbte Blüten sind vorläufig nur sehr selten zu sehen.
                    15-Veilchen.jpg

                    Auch im Detail bietet das Gelb der Dirndlsträucher daher die kräftigsten Farbeindrücke.
                    23-Dirndlstrauch-Blüte.jpg

                    Nach einem genussvollen Trödeln auf der Eichendorff-Höhe gehe ich im Wald quer über das Plateau an der Bildereiche und dem (immer noch geschlossenen) Gasthaus Gamshöhe vorbei bis zur Elisabethhöhe. Auf der großen flachen Wiese erreicht der Bisamberg mit 358 Metern seine größte Höhe.
                    26-Elisabethhöhe-Wiese.jpg

                    Am Rand der Wiese bricht der Bisamberg mit seiner steilsten Flanke nach Westen zur Wiener Pforte der Donau ab. So bieten sich von hier die besten Ausblicke: zum Beispiel nach Nordwesten zum "Donauknie" bei Höflein mit den nördlichsten Erhebungen des Wienerwalds (und damit der gesamten Alpen). Die Anhöhen des Rohrwalds rechts hinter der Stadt Korneuburg gehören bereits zum Weinviertel.
                    29-BlickDonau-Korneuburg.jpg

                    An der Elisabethsäule vorbei geht der Blick über die Donau zum großen Chorherrenstift Klosterneuburg.
                    31-Elisabethsäule-BlickKlosterneuburg.jpg

                    Hinter Klosterneuburg-Weidling erhebt sich im Südwesten Wiens bekanntester und höchster Bergrücken in ungewohnter Perspektive. Von links nach rechts: Kahlenberg, Vogelsangberg und Hermannskogel.
                    37-Kahlenberg-VogelsangbergHermannskogel.jpg

                    Ich gehe nicht auf dem breiten Sandweg direkt zur Gamshöhe zurück, sondern mache einen kleinen Bogen nach Süden. Dort bietet sich vom oberen Rand einer großen Lichtung ein freier Blick über Teile Wiens und des Wiener Beckens. Der heftige Wind am Vortag hat "ausgeputzt", es ist heute kaum dunstig.
                    40-BlickWien-LeopoldsbergKahlenberg.jpg

                    Dann quere ich das Plateau zurück in Richtung Osten. Da die Zeit heute gut ausreicht, gehe ich nicht auf der kürzesten Strecke zum Ausgangspunkt zurück, sondern mache noch einen Bogen bis Hagenbrunn am nordöstlichen Fuß des Bisambergs. Hier bin ich ohnehin viel seltener unterwegs.
                    Einige große Lichtungen um den Veitsberg bieten weitere Ausblicke, diesmal vor allem Richtung Osten. Wie oft sind auch heute am Horizont gut die Kleinen Karpaten zu sehen. Ihr höchster Berg steht ganz links und am weitesten entfernt: der Záruby (Scharfenstein), 768m, in fast 78km Distanz.
                    46-Veitsberg-BlickKleineKarpaten.jpg

                    Nach Südwesten setzt sich der Höhenzug der Kleinen Karpaten bis zum Thebener Kogel knapp links der Bildmitte fort. Rechts dann die "Vorberge" bereits auf österreichischem Boden: Braunsberg, Hundsheimer Berg und Spitzerberg.
                    48-Veitsberg-BlickThebenerKg-HundsheimerBg.jpg

                    Erst am Schluss führt der Weg nach Hagenbrunn etwas deutlicher bergab. Auf den umgebenden Anhöhen wie dem Veiglberg stehen etliche große, teilweise sogar protzig wirkende Häuser. An der Hauptstraße hat sich der Charakter des alten Straßendorfes vor den Toren Wiens hingegen weitgehend erhalten.
                    Der Turm gehört zur Kapelle St. Anna. Die Pfarrkirche steht interessanterweise westlich außerhalb des Ortszentrums in erhöhter Lage.
                    53-Hagenbrunn-Annakapelle.jpg

                    Durch die Kellergasse von Hagenbrunn und vorbei an der Siedlung Wolfsbergen kehre ich abschließend zu meinem Ausgangsort zurück. Genau 10 Kilometer lang war meine gemütliche und genussvolle Wanderung am Sonntag-Vormittag.


                    Fazit

                    Es muss nicht immer nur der Wienerwald sein:
                    In gewissen Abständen lohnt es auch sehr, einige Stunden auf dem Bisamberg zu verbringen. Der ausgedehnte Plateaustock bietet allen, die dort unterwegs sind, ausreichend Platz. Bei klarer Sicht gibt es in nahezu alle Richtungen freie Ausblicke zu genießen.

                    Für mich war der Bisamberg in den letzten Jahren vor allem ein bevorzugtes Frühjahrsziel. Diesmal war ich zeitiger dran, konnte das erste Erwachen der Vegetation aber sehr gut erleben. In den nächsten Wochen wird sich botanisch natürlich viel Neues tun. Ich hoffe, dass sich ein erneuter Besuch des Bisamberges ausgeht, wenn das Frühjahr wesentlich weiter fortgeschritten ist.


                    Information: Temporäres Durchfahrtsverbot beim "Senderparkplatz" am oberen Ende der Stammersdorfer Kellergasse

                    Seit 1. März dieses Jahres gilt in der wärmeren Jahreszeit (bis Ende Oktober) tagsüber ein Durchfahrtsverbot beim "Senderparkplatz" am oberen Ende der Stammersdorfer Kellergasse.
                    Das heißt konkret: Montag bis Donnerstag von 16 bis 22 Uhr sowie Freitag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 22 Uhr darf man die Kellergasse nur bis zum vorderen Teil des Senderparkplatzes hinauffahren, dann gilt eine Sperre. Der zweite Teil des Parkplatzes ist von Hagenbrunn aus zu erreichen, aber ebenfalls ohne Durchfahrtsmöglichkeit. Der Sinn der Maßnahme leuchtet mir durchaus ein: Es soll möglich sein, ohne zu starken Durchzugsverkehr in der Kellergasse spazierenzugehen und - vor allem - heraußen vor den Heurigen zu sitzen.

                    Somit war es legitim, dass ich knapp nach neun Uhr von Stammersdorf über die Kellergasse zum Parkplatz an der Stadtgrenze gefahren bin. Ab zehn Uhr wäre es Samstag und Sonntag hingegen untersagt. Ich hoffe, dass mir die (neue) Sperre dann aufgefallen wäre. Wer dennoch durchzufahren versucht hat, wurde von der Polizei angehalten und musste 30 Euro bezahlen. Es ist also in jeder Hinsicht klüger, man unterlässt dies...

                    Offizielle Informationen zur Regelung:
                    https://www.wien.gv.at/bezirke/flori...gasse-neu.html
                    https://www.gbstern.at/themen-projek...r-kellergasse/
                    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 14.03.2023, 22:26.
                    Lg, Wolfgang


                    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                    der sowohl für den Einzelnen
                    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                    (David Steindl-Rast)

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                    • #11
                      Eine ausgezeichnete Idee, die ich vor einiger Zeit auch hatte, nur war da die Natur noch nicht soweit.

                      Vielen Dank für die schönen Bilder.

                      LG, Günter
                      Meine Touren in Europa

                      Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                      (Marie von Ebner-Eschenbach)

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