Oberpinzgauer Sulzbachtäler - wo Salzburgs letzte Wildnis liegt
Teile der Sulzbachtäler entwickeln sich seit der Eiszeit vom Menschen unbeeinflusst. Die IUCN zeichnete sie als Wildnisgebiet aus.
In Mitteleuropa gibt es kaum noch unberührte Natur. Selbst in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern ist der menschliche Einfluss bemerkbar. Es gibt Wege und Hütten. Nationalparkdirektor Wolfgang Urban sagt: "Die Natur erinnert sich lange daran, dass es dort Beweidung und Jagd gab. Und die extensive Schafweide ist ja noch immer erlaubt."
Anders ist das im Sonderschutzgebiet Sulzbachtäler bei Neukirchen. Sie sind neben einem der letzten alpinen Urwälder, der im Süden Niederösterreichs liegt, das erst zweite und größte international anerkannte und geschützte Wildnisgebiet in Österreich. Die Auszeichnung erfolgte am Montag im Nationalparkzentrum in Mittersill durch die IUCN, die Weltnaturschutzunion.
Wildnisgebiete müssen noch unberührter als Nationalparks sein. Unter den sechs Schutzkategorien, die die IUCN kennt, fallen die Nationalparks in die Kategorie II. Die Sulzbachtäler rückten jetzt in die Kategorie 1b auf. Noch unbeeinflusster sind lediglich Wildnisgebiete der Kategorie 1a, das sind Sperrgebiete, bei denen nur Wissenschafter Zutritt haben.
Die Sulzbachtäler dürfen weiter betreten werden. Im Vorfeld der Auszeichnung hatte es eine Auseinandersetzung um das Wegerecht gegeben, die in einem missverständlichen Gesetzestext ihren Ausgang genommen hatte. Der Nationalpark habe nie die Absicht gehabt, das Wegerecht einzuschränken, sagte Urban damals.
Das ist wohl auch nicht nötig. Im hinteren Untersulzbachtal gibt es keine Wege. Es ist von den alpinistische Zielen her nicht interessant. Nur am Rande des Wildnisgebiets im Obersulzbachtal finden sich Wanderwege. Auch deswegen konnte sich die Wildnis hier erhalten. Der zweite Grund ist, dass das Gebiet viele Jahrzehnte dem deutschen Verein Naturschutzpark gehörte, der weder eine Beweidung noch die Jagd zuließ. Der Verein hatte 1913 Flächen in den Hohen Tauern gekauft, um sie zu schützen. 2016 gelang es dem Nationalpark mit Unterstützung des Landes und der EU, dem Verein die 3000 Hektar um 5,5 Mill. Euro abzukaufen. Insgesamt hat das Wildnisgebiet 6728 Hektar.
Teile der Fläche waren bis in die 1950er-Jahre oder noch später von Gletschern bedeckt. "Sie sind also seit der letzten Eiszeit ungenützt", sagt Urban. "Das ist das größte ungenützte Gebiet in Salzburg. Es ist einzigartig." Auf jenen Flächen, die der weichende Gletscher zurückgelassen hat, kann sich die Natur völlig frei entwickeln. Für die Wissenschaft bietet sich dort die einmalige Gelegenheit, zu beobachten, was die Natur in zwei, zehn, zwanzig und 50 Jahren geschaffen hat. Urban sagt: "Wir sehen die Flächen aber trotzdem nicht als Riesenlabor oder Spielwiese für Forscher. Wir werden nicht aktiv Leute anziehen und auch keine Führungen anbieten. Dieses Wildnisgebiet hat vor allem auch einen emotionalen Wert."
Quelle: https://www.sn.at/salzburg/chronik/o...liegt-78394498 © Salzburger Nachrichten VerlagsgesmbH & Co KG 2019
Ein weiterer Artikel zum Thema:
https://salzburg.orf.at/stories/3019286/
Teile der Sulzbachtäler entwickeln sich seit der Eiszeit vom Menschen unbeeinflusst. Die IUCN zeichnete sie als Wildnisgebiet aus.
In Mitteleuropa gibt es kaum noch unberührte Natur. Selbst in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern ist der menschliche Einfluss bemerkbar. Es gibt Wege und Hütten. Nationalparkdirektor Wolfgang Urban sagt: "Die Natur erinnert sich lange daran, dass es dort Beweidung und Jagd gab. Und die extensive Schafweide ist ja noch immer erlaubt."
Anders ist das im Sonderschutzgebiet Sulzbachtäler bei Neukirchen. Sie sind neben einem der letzten alpinen Urwälder, der im Süden Niederösterreichs liegt, das erst zweite und größte international anerkannte und geschützte Wildnisgebiet in Österreich. Die Auszeichnung erfolgte am Montag im Nationalparkzentrum in Mittersill durch die IUCN, die Weltnaturschutzunion.
Wildnisgebiete müssen noch unberührter als Nationalparks sein. Unter den sechs Schutzkategorien, die die IUCN kennt, fallen die Nationalparks in die Kategorie II. Die Sulzbachtäler rückten jetzt in die Kategorie 1b auf. Noch unbeeinflusster sind lediglich Wildnisgebiete der Kategorie 1a, das sind Sperrgebiete, bei denen nur Wissenschafter Zutritt haben.
Die Sulzbachtäler dürfen weiter betreten werden. Im Vorfeld der Auszeichnung hatte es eine Auseinandersetzung um das Wegerecht gegeben, die in einem missverständlichen Gesetzestext ihren Ausgang genommen hatte. Der Nationalpark habe nie die Absicht gehabt, das Wegerecht einzuschränken, sagte Urban damals.
Das ist wohl auch nicht nötig. Im hinteren Untersulzbachtal gibt es keine Wege. Es ist von den alpinistische Zielen her nicht interessant. Nur am Rande des Wildnisgebiets im Obersulzbachtal finden sich Wanderwege. Auch deswegen konnte sich die Wildnis hier erhalten. Der zweite Grund ist, dass das Gebiet viele Jahrzehnte dem deutschen Verein Naturschutzpark gehörte, der weder eine Beweidung noch die Jagd zuließ. Der Verein hatte 1913 Flächen in den Hohen Tauern gekauft, um sie zu schützen. 2016 gelang es dem Nationalpark mit Unterstützung des Landes und der EU, dem Verein die 3000 Hektar um 5,5 Mill. Euro abzukaufen. Insgesamt hat das Wildnisgebiet 6728 Hektar.
Teile der Fläche waren bis in die 1950er-Jahre oder noch später von Gletschern bedeckt. "Sie sind also seit der letzten Eiszeit ungenützt", sagt Urban. "Das ist das größte ungenützte Gebiet in Salzburg. Es ist einzigartig." Auf jenen Flächen, die der weichende Gletscher zurückgelassen hat, kann sich die Natur völlig frei entwickeln. Für die Wissenschaft bietet sich dort die einmalige Gelegenheit, zu beobachten, was die Natur in zwei, zehn, zwanzig und 50 Jahren geschaffen hat. Urban sagt: "Wir sehen die Flächen aber trotzdem nicht als Riesenlabor oder Spielwiese für Forscher. Wir werden nicht aktiv Leute anziehen und auch keine Führungen anbieten. Dieses Wildnisgebiet hat vor allem auch einen emotionalen Wert."
Quelle: https://www.sn.at/salzburg/chronik/o...liegt-78394498 © Salzburger Nachrichten VerlagsgesmbH & Co KG 2019
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https://salzburg.orf.at/stories/3019286/
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