Heißer und trockener Bergsommer: Hüttenwirte ziehen Bilanz
Die Hitze und das schöne Wetter haben den Berghütten in dieser Saison viele Gäste beschert. Die Auslastung war nach zwei schwierigen Jahren wieder gut. Trotzdem ziehen Hüttenwirte und der Deutsche Alpenverein (DAV) eine gespaltene Bilanz.
Der erste Sommer ohne Corona-Regeln war sonnig und sorgte nach zwei schwierigen Pandemie-Jahren wieder für volle Berghütten. Mit der Auslastung in diesem Jahr, in dem es keine Corona-Regeln mehr gab, sind die Hüttenwirte zufrieden. "Ich würde sagen, wir hatten ein relativ normales Jahr mit guter Auslastung", sagt Dominik Reindl von der Weilheimer Hütte im Wettersteingebirge.
Neue Herausforderungen: Trockenheit und Personalmangel
Trotzdem fällt die Bilanz des Deutschen Alpenvereins und auch vieler Hüttenwirte nach diesem Sommer gespalten aus. Vor allem der schneearme Winter und der ausgebliebene Regen im Sommer machte den Wirten in den höheren Lagen zu schaffen. Wilfried Studer von der Neuen Prager Hütte am Großvenediger musste seine Hütte in diesem Jahr vorzeitig am 8. August schließen. "Wir sind auf 2.800 Meter abhängig vom Schnee, der im Winter fällt, der sich dort einlagert und der im Sommer dahinschmilzt. Das Wasser sammeln wir zur Aufbereitung in der Hütte. In diesem Jahr gab es drei Meter weniger Niederschlag im Winter. Und diese drei Meter Schneehöhe haben natürlich gefehlt."
Wasserknappheit: Dixi-Toiletten wurden auf Hütten geflogen
Wasserknappheit ist aber nicht nur ein Problem für Hütten im Hochgebirge, sagt Robert Kolbitsch vom Deutschen Alpenverein. So musste beispielsweise auf die Hochlandhütte im Karwendel und aufs Riemannhaus im Steinernen Meer Dixi-Toiletten hochgeflogen werden.
"Am Riemannhaus geht jedes Jahr im August die Almer-Wallfahrt mit ungefähr 1.500 Pilgern vorbei", erzählt Hüttenwirtin Tanja Strobel. "Und wenn die heuer unsere Toiletten genutzt hätten, dann hätten wir hinterher zusperren müssen, weil das Wasser weg gewesen wäre. Da hatte ich die Idee, Dixi-Klos hochzufliegen. Die Kosten haben wir uns geteilt und so kamen wir auch mit unserem Wasser gut zurecht." Doch auch ohne Pilger sei Wassersparen auf dem Riemannhaus angesagt, so die Wirtin.
Robert Kolbitsch vom DAV sagt, dass Konsequenzen aus dem trockenen Bergsommer gezogen werden und vor allem ein Umdenken stattfinden müsse. "Wir müssen einerseits Wasser sparen, ganz massiv, das fängt natürlich an bei den Spültoiletten, dass wir umsteigen auf Trockentoiletten. Und gleichzeitig müssen wir den Trinkwasserspeicher erhöhen. So dass, wenn Wasser kommt, über Regenwasser oder Schmelzwasser, wir im Frühjahr möglichst viel Wasser speichern und für trockene Zeiten bevorraten können."
Umdenken am Berg: Trockenklos statt Spültoiletten
Die Neue Prager Hütte stellt nun auf Trockentoiletten um und rechnet damit, auf diese Weise 50 Prozent vom Wasseranteil einsparen zu können. Die Kemptner Hütte in den Allgäuer Alpen setzt auf Wassersparen bei den Duschen, sagt Gabi Braxmair: "Im Zuge des Anbaus hat man bei uns keine Duschen mehr eingebaut, was für uns ein ganz großer Vorteil war. So haben wir einfach auch genügend Trinkwasser."
Auch wem das Wasser nicht ausging – sparen war auf fast allen Hütten angesagt. Auch bei Marisa Sattlegger von der Meilerhütte im Wettersteingebirge: "Die Meilerhütte liegt auf 2.374 Meter. Wir haben keine Quelle, keinen See, wir haben überhaupt nichts. Wir haben Zisternen, da wird das Regenwasser gefasst. Wir mussten das Wasser gut einsparen, damit wir bis zum nächsten Regen kommen."
Weitere Sorgen: Personalmangel trotz Stammpersonal
Eine weitere Sorge vieler Wirtsleute war der Personalmangel. Während der Pandemie sind viele Menschen aus der Gastronomie abgewandert und haben sich andere Jobs gesucht. Und so fehlten auch am Berg Servicekräfte. "Wir hätten mehr Gäste aufnehmen können, wenn wir mehr Personal gehabt hätten", sagt Hüttenwirtin Gabi Braxmair von der Kemptner Hütte. Aber es hätte sich niemand gemeldet. "Es kommt nicht mal eine Anfrage nach dem Verdienst oder wie der Job aussieht." Aus diesem Grund hatte beispielsweise auch die Weidner Hütte in den Tuxer Alpen in dieser Saison auf Selbstbedienung umgestellt.
Positive Bilanz für Aktion "Freie Nacht fürs Klima"
Neben den vielen Herausforderungen zog der Alpenverein aber noch ein eindeutiges positives Fazit und zwar zur Aktion "Freie Nacht fürs Klima". Alle DAV-Mitglieder, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf eine Hütte anreisten und das nachweisen konnten, durften kostenlos übernachten. 60 Hütten haben teilgenommen und rund 10.000 Übernachtungen hat der DAV verzeichnet. Plus viele positive Rückmeldungen von Hüttenwirtsleuten und Gästen.
https://www.br.de/nachrichten/bayern...bilanz,TIjTcr1
Die Hitze und das schöne Wetter haben den Berghütten in dieser Saison viele Gäste beschert. Die Auslastung war nach zwei schwierigen Jahren wieder gut. Trotzdem ziehen Hüttenwirte und der Deutsche Alpenverein (DAV) eine gespaltene Bilanz.
Der erste Sommer ohne Corona-Regeln war sonnig und sorgte nach zwei schwierigen Pandemie-Jahren wieder für volle Berghütten. Mit der Auslastung in diesem Jahr, in dem es keine Corona-Regeln mehr gab, sind die Hüttenwirte zufrieden. "Ich würde sagen, wir hatten ein relativ normales Jahr mit guter Auslastung", sagt Dominik Reindl von der Weilheimer Hütte im Wettersteingebirge.
Neue Herausforderungen: Trockenheit und Personalmangel
Trotzdem fällt die Bilanz des Deutschen Alpenvereins und auch vieler Hüttenwirte nach diesem Sommer gespalten aus. Vor allem der schneearme Winter und der ausgebliebene Regen im Sommer machte den Wirten in den höheren Lagen zu schaffen. Wilfried Studer von der Neuen Prager Hütte am Großvenediger musste seine Hütte in diesem Jahr vorzeitig am 8. August schließen. "Wir sind auf 2.800 Meter abhängig vom Schnee, der im Winter fällt, der sich dort einlagert und der im Sommer dahinschmilzt. Das Wasser sammeln wir zur Aufbereitung in der Hütte. In diesem Jahr gab es drei Meter weniger Niederschlag im Winter. Und diese drei Meter Schneehöhe haben natürlich gefehlt."
Wasserknappheit: Dixi-Toiletten wurden auf Hütten geflogen
Wasserknappheit ist aber nicht nur ein Problem für Hütten im Hochgebirge, sagt Robert Kolbitsch vom Deutschen Alpenverein. So musste beispielsweise auf die Hochlandhütte im Karwendel und aufs Riemannhaus im Steinernen Meer Dixi-Toiletten hochgeflogen werden.
"Am Riemannhaus geht jedes Jahr im August die Almer-Wallfahrt mit ungefähr 1.500 Pilgern vorbei", erzählt Hüttenwirtin Tanja Strobel. "Und wenn die heuer unsere Toiletten genutzt hätten, dann hätten wir hinterher zusperren müssen, weil das Wasser weg gewesen wäre. Da hatte ich die Idee, Dixi-Klos hochzufliegen. Die Kosten haben wir uns geteilt und so kamen wir auch mit unserem Wasser gut zurecht." Doch auch ohne Pilger sei Wassersparen auf dem Riemannhaus angesagt, so die Wirtin.
Robert Kolbitsch vom DAV sagt, dass Konsequenzen aus dem trockenen Bergsommer gezogen werden und vor allem ein Umdenken stattfinden müsse. "Wir müssen einerseits Wasser sparen, ganz massiv, das fängt natürlich an bei den Spültoiletten, dass wir umsteigen auf Trockentoiletten. Und gleichzeitig müssen wir den Trinkwasserspeicher erhöhen. So dass, wenn Wasser kommt, über Regenwasser oder Schmelzwasser, wir im Frühjahr möglichst viel Wasser speichern und für trockene Zeiten bevorraten können."
Umdenken am Berg: Trockenklos statt Spültoiletten
Die Neue Prager Hütte stellt nun auf Trockentoiletten um und rechnet damit, auf diese Weise 50 Prozent vom Wasseranteil einsparen zu können. Die Kemptner Hütte in den Allgäuer Alpen setzt auf Wassersparen bei den Duschen, sagt Gabi Braxmair: "Im Zuge des Anbaus hat man bei uns keine Duschen mehr eingebaut, was für uns ein ganz großer Vorteil war. So haben wir einfach auch genügend Trinkwasser."
Auch wem das Wasser nicht ausging – sparen war auf fast allen Hütten angesagt. Auch bei Marisa Sattlegger von der Meilerhütte im Wettersteingebirge: "Die Meilerhütte liegt auf 2.374 Meter. Wir haben keine Quelle, keinen See, wir haben überhaupt nichts. Wir haben Zisternen, da wird das Regenwasser gefasst. Wir mussten das Wasser gut einsparen, damit wir bis zum nächsten Regen kommen."
Weitere Sorgen: Personalmangel trotz Stammpersonal
Eine weitere Sorge vieler Wirtsleute war der Personalmangel. Während der Pandemie sind viele Menschen aus der Gastronomie abgewandert und haben sich andere Jobs gesucht. Und so fehlten auch am Berg Servicekräfte. "Wir hätten mehr Gäste aufnehmen können, wenn wir mehr Personal gehabt hätten", sagt Hüttenwirtin Gabi Braxmair von der Kemptner Hütte. Aber es hätte sich niemand gemeldet. "Es kommt nicht mal eine Anfrage nach dem Verdienst oder wie der Job aussieht." Aus diesem Grund hatte beispielsweise auch die Weidner Hütte in den Tuxer Alpen in dieser Saison auf Selbstbedienung umgestellt.
Positive Bilanz für Aktion "Freie Nacht fürs Klima"
Neben den vielen Herausforderungen zog der Alpenverein aber noch ein eindeutiges positives Fazit und zwar zur Aktion "Freie Nacht fürs Klima". Alle DAV-Mitglieder, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf eine Hütte anreisten und das nachweisen konnten, durften kostenlos übernachten. 60 Hütten haben teilgenommen und rund 10.000 Übernachtungen hat der DAV verzeichnet. Plus viele positive Rückmeldungen von Hüttenwirtsleuten und Gästen.
https://www.br.de/nachrichten/bayern...bilanz,TIjTcr1