Südwiener Hütte: Schließung statt Jubiläum
Beinahe 100 Jahre alt ist die Südwiener Hütte in den Radstädter Tauern bei Untertauern (Pongau). Doch ein Jubiläum wird sie nicht mehr feiern, denn Ende September wird die Hütte geschlossen. Grundbesitzer und Alpenverein konnten sich nicht auf einen künftigen Grundpachtvertrag einigen. Zudem gehört die Hütte längst saniert.
Es ist eines der letzten Male, wo die Südwiener Hütte auf 1.802 Metern Seehöhe bespielt wird – in jeder Hinsicht. Ein paar Wochen werden sie ihren Gastgarten noch öffnen und die Gäste mit ihrem berühmten Schwammerlgulasch bekochen. Doch Ende September werden die Wirtsleute die in die Jahre gekommene Schutzhütte zu- und nie wieder aufsperren.
„Es ist schwer“, sagt Hüttenwirtin Tanja Scharler. „[...]Wir leben acht Jahre da heroben. Wir haben gesagt, wir hören auf, wenn wir die Kraft nicht mehr haben. Leider Gottes ist es so.“ Hüttenwirt Robert Scharler ergänzt: „Eigentlich genießt man die Zeit noch ein bisschen mehr, weil man weiß, dass es irgendwann abläuft. Jeden Tag in der Früh genieße ich es noch mehr. Und über den Tag komme ich natürlich auch. Das ist klar.“
Sogar baldiger Abriss steht im Raum
2026 würde die „alte Lady“, wie die Hüttenwirtin das Haus liebevoll nennt, ihren 100. Geburtstag feiern. Aktuell sieht es aber danach aus, als würde sie den nicht mehr in bewirtschafteter Form erleben. Im Raum steht sogar der baldige Abriss des beliebten Ausflugsziels.
Für die Gäste – so wie Elisabeth Kästler – ist das "wirklich ewig schade." [...] Und Hüttengast Heinrich Exenberger ergänzt: [...] „So etwas gehört unter Denkmalschutz gestellt und nicht wegrissen.“
88 Kilometer Wanderweg in der Umgebung
Sollte es so kommen, wären auch 88 Kilometer Wanderwege nicht mehr betreut. „Es ist ja da ein super Wandergebiet. Also von da kann man gut weggehen“, sagt Andrea Schwarz, ebenfalls ein Gast auf der Hütte. „Und wenn man dann lange Strecken hat, dann braucht man einfach Hütten, wo man gut einkehren kann. [...] Das Essen ist super gut. Der Wirt ist voll auf Zack. Also was will man mehr?“
Hütte entspricht nicht mehr den Auflagen
Der 100-jährige Grundpachtvertrag läuft aber aus. Auf einen neuen konnten sich der Gebirgsverein des Österreichischen Alpenvereins mit Sitz in Wien und die Grundstückseigentümer, drei Agrargemeinschaften, nicht einigen. Dazu kommt, dass die Hütte – von den Räumen bis zum Abwasser – nicht mehr den aktuellen behördlichen Auflagen entspricht. Lange Zeit stand eine Generalsanierung im Raum, mittlerweile ein Neubau. Allerdings fehlt dafür das Geld.
Wirtin: Kein Wunder, „wenn ich 40 Jahre nicht investiere“
Für Noch-Hüttenwirtin Tanja Scharler ist der Fall aber klar: „Wenn ich jetzt ehrlich bin und frei raus, wenn ich 40 Jahre nicht investiere in die Hütte, dann brauche ich mich nicht wundern, dass irgendwann die Kosten explodieren und dass ich kein Geld mehr habe, um sie zu restaurieren. Ewig schade um so ein Juwel.“
In den verbleibenden Wochen sind die Zimmer bestens gebucht. Viele kommen, um noch einmal auf der „SüWi“ zu schlafen: „Das Gefühl ist einfach gut, wenn man irgendwann einmal weiß, wo man ein Ziel hat, wo man aufhört und dass man da alle Gäste noch einmal freundlich verabschieden kann“, sagt Robert Scharler. Zeit für einen Abschied bleibt noch bis zum 30. September.
https://salzburg.orf.at/stories/3269465/
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Alpenverein „zuversichtlich“ für Südwiener Hütte
Obwohl die Südwiener Hütte bei Untertauern (Pongau) per 30. September schließt, zeigt sich der Salzburger Alpenvereins-Landesverband „zuversichtlich“, dass es eine Lösung für das Haus geben wird. Allerdings ist die „SüWi“ in den Radstädter Tauern nur eine von mehreren Schutzhütten, die Investitionen benötigen.
Im „Salzburg heute“-Interview sagte Harald Wieser, stellvertretender Vorsitzender des Alpenvereins-Landesverbands Salzburg, dass es „schon Instrumentarien“ gebe, um zu verhindern, dass die Südwiener Hütte permanent geschlossen bleibt: „Es gibt sehr viele Akteure, die sich da jetzt an den Tisch setzen und über solche Sachen reden. Und so einen wertvollen Standort wie bei der Südwiener Hütte werden wir natürlich nicht ohne Gespräche auflassen, aber die Gespräche laufen noch.“
„Da reden sehr vernünftige Leute miteinander“
Zwar wird über die Zukunft der Schutzhütte schon länger gesprochen – und dabei hätten sich die Standpunkte auch verfestigt, so Wieser. Dennoch betonte er: „Ich bin sehr zuversichtlich, weil ich weiß, dass da sehr vernünftige Leute miteinander reden und ich hoffe schon, dass die dann auf einen grünen Zweig kommen.“
Nicht einzige sanierungsbedürftige Hütte
Große Investition stehen aber nicht nur bei der Südwiener Hütte an – sondern auch anderen Alpenvereins-Schutzhütten im Bundesland Salzburg: „Es gibt da enorme Summen zu stemmen an Investitionen, um auch den Auflagen der Behörden gerecht zu werden“, sagte Wieser. „Also wir haben zum Beispiel die Theodor-Körner-Hütte im Lammertal in Annenberg (Tennengau), die zurzeit damit kämpft, dass sie eine neue Küche braucht, dass eine Pächterwohnung gebraucht wird. Das sind Behördenauflagen, die es zu stemmen gilt. Und das auf einer Hütte, die ist 102 Jahre alt. Das ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt.“
Klimawandel macht Baustelle auf Sonnblick nötig
Behördenauflagen für alte alpine Schutzhütten seien aber nicht die einzige Schwierigkeit, betonte der stv. Vorsitzende des Alpenvereins-Landesverbands: „Es gibt auch klimatische Probleme, mit denen wir zu kämpfen haben. Starkwetterereignisse, Aufgehen des Permafrostbodens – zum Beispiel am Zittelhaus am Hohen Sonnblick (Pinzgau), wo der historische Mittelteil einzubrechen droht.“
Beim Zittelhaus seien „Betonierungsarbeiten nötig und das ist auf über 3.000 Metern nicht sehr leicht und kostspielig.“ Konkrete Pläne mit einem Baustart gebe es zwar dort noch nicht, „aber das ist in nächster Zeit fällig. Und das wird sicher eine Investition jenseits einer Million Euro werden.“
Zur alpinen Infrastruktur gehören aber nicht nur die Hütten, sondern auch die Wege. Diese werden zurzeit zu bis zu 95 Prozent ehrenamtlich instand gehalten – zu einem großen Teil vom Alpenverein: „Zurzeit haben wir noch das Glück, dass wir so viele Ehrenamtliche haben“, sagte Wieser dazu. „Und wenn man sich die Rechnung einmal macht: Ein ehrenamtlicher Wegebauer kostet den Alpenverein pro Kilometer Weg 40 Euro. Das sind seine Anfahrtsspesen und ein bisschen Werkzeug, das er bekommt. Ein Professionist, der nimmt 450 Euro für einen Kilometer Weg. Und wir haben in Land Salzburg 3.426 Kilometer Weg jedes Jahr zu kontrollieren und zu warten.“
Alpine Vereine fordern höhere Suventionen für Infrastruktur
Die alpinen Vereine starteten deshalb im Mai eine Petition für mehr Unterstützung durch die öffentliche Hand. Höhere Subventionen für die Erhaltung der alpinen Stützpunkte seien wichtig, betonte Wieser: „Nun, der Alpenverein und die alpinen Vereine grundsätzlich sind der größte Beherbergungsbetrieb in Österreich. Österreich ist ein Tourismusland, lebt vom Tourismus. Und wenn man dieses Kulturgut weiterhin erhalten will, muss man Geld in die Hand nehmen. Das ist leider so. Überall, auch bei den Hütten und Wegen.“
https://salzburg.orf.at/stories/3269505/
Beinahe 100 Jahre alt ist die Südwiener Hütte in den Radstädter Tauern bei Untertauern (Pongau). Doch ein Jubiläum wird sie nicht mehr feiern, denn Ende September wird die Hütte geschlossen. Grundbesitzer und Alpenverein konnten sich nicht auf einen künftigen Grundpachtvertrag einigen. Zudem gehört die Hütte längst saniert.
Es ist eines der letzten Male, wo die Südwiener Hütte auf 1.802 Metern Seehöhe bespielt wird – in jeder Hinsicht. Ein paar Wochen werden sie ihren Gastgarten noch öffnen und die Gäste mit ihrem berühmten Schwammerlgulasch bekochen. Doch Ende September werden die Wirtsleute die in die Jahre gekommene Schutzhütte zu- und nie wieder aufsperren.
„Es ist schwer“, sagt Hüttenwirtin Tanja Scharler. „[...]Wir leben acht Jahre da heroben. Wir haben gesagt, wir hören auf, wenn wir die Kraft nicht mehr haben. Leider Gottes ist es so.“ Hüttenwirt Robert Scharler ergänzt: „Eigentlich genießt man die Zeit noch ein bisschen mehr, weil man weiß, dass es irgendwann abläuft. Jeden Tag in der Früh genieße ich es noch mehr. Und über den Tag komme ich natürlich auch. Das ist klar.“
Sogar baldiger Abriss steht im Raum
2026 würde die „alte Lady“, wie die Hüttenwirtin das Haus liebevoll nennt, ihren 100. Geburtstag feiern. Aktuell sieht es aber danach aus, als würde sie den nicht mehr in bewirtschafteter Form erleben. Im Raum steht sogar der baldige Abriss des beliebten Ausflugsziels.
Für die Gäste – so wie Elisabeth Kästler – ist das "wirklich ewig schade." [...] Und Hüttengast Heinrich Exenberger ergänzt: [...] „So etwas gehört unter Denkmalschutz gestellt und nicht wegrissen.“
88 Kilometer Wanderweg in der Umgebung
Sollte es so kommen, wären auch 88 Kilometer Wanderwege nicht mehr betreut. „Es ist ja da ein super Wandergebiet. Also von da kann man gut weggehen“, sagt Andrea Schwarz, ebenfalls ein Gast auf der Hütte. „Und wenn man dann lange Strecken hat, dann braucht man einfach Hütten, wo man gut einkehren kann. [...] Das Essen ist super gut. Der Wirt ist voll auf Zack. Also was will man mehr?“
Hütte entspricht nicht mehr den Auflagen
Der 100-jährige Grundpachtvertrag läuft aber aus. Auf einen neuen konnten sich der Gebirgsverein des Österreichischen Alpenvereins mit Sitz in Wien und die Grundstückseigentümer, drei Agrargemeinschaften, nicht einigen. Dazu kommt, dass die Hütte – von den Räumen bis zum Abwasser – nicht mehr den aktuellen behördlichen Auflagen entspricht. Lange Zeit stand eine Generalsanierung im Raum, mittlerweile ein Neubau. Allerdings fehlt dafür das Geld.
Wirtin: Kein Wunder, „wenn ich 40 Jahre nicht investiere“
Für Noch-Hüttenwirtin Tanja Scharler ist der Fall aber klar: „Wenn ich jetzt ehrlich bin und frei raus, wenn ich 40 Jahre nicht investiere in die Hütte, dann brauche ich mich nicht wundern, dass irgendwann die Kosten explodieren und dass ich kein Geld mehr habe, um sie zu restaurieren. Ewig schade um so ein Juwel.“
In den verbleibenden Wochen sind die Zimmer bestens gebucht. Viele kommen, um noch einmal auf der „SüWi“ zu schlafen: „Das Gefühl ist einfach gut, wenn man irgendwann einmal weiß, wo man ein Ziel hat, wo man aufhört und dass man da alle Gäste noch einmal freundlich verabschieden kann“, sagt Robert Scharler. Zeit für einen Abschied bleibt noch bis zum 30. September.
https://salzburg.orf.at/stories/3269465/
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Alpenverein „zuversichtlich“ für Südwiener Hütte
Obwohl die Südwiener Hütte bei Untertauern (Pongau) per 30. September schließt, zeigt sich der Salzburger Alpenvereins-Landesverband „zuversichtlich“, dass es eine Lösung für das Haus geben wird. Allerdings ist die „SüWi“ in den Radstädter Tauern nur eine von mehreren Schutzhütten, die Investitionen benötigen.
Im „Salzburg heute“-Interview sagte Harald Wieser, stellvertretender Vorsitzender des Alpenvereins-Landesverbands Salzburg, dass es „schon Instrumentarien“ gebe, um zu verhindern, dass die Südwiener Hütte permanent geschlossen bleibt: „Es gibt sehr viele Akteure, die sich da jetzt an den Tisch setzen und über solche Sachen reden. Und so einen wertvollen Standort wie bei der Südwiener Hütte werden wir natürlich nicht ohne Gespräche auflassen, aber die Gespräche laufen noch.“
„Da reden sehr vernünftige Leute miteinander“
Zwar wird über die Zukunft der Schutzhütte schon länger gesprochen – und dabei hätten sich die Standpunkte auch verfestigt, so Wieser. Dennoch betonte er: „Ich bin sehr zuversichtlich, weil ich weiß, dass da sehr vernünftige Leute miteinander reden und ich hoffe schon, dass die dann auf einen grünen Zweig kommen.“
Nicht einzige sanierungsbedürftige Hütte
Große Investition stehen aber nicht nur bei der Südwiener Hütte an – sondern auch anderen Alpenvereins-Schutzhütten im Bundesland Salzburg: „Es gibt da enorme Summen zu stemmen an Investitionen, um auch den Auflagen der Behörden gerecht zu werden“, sagte Wieser. „Also wir haben zum Beispiel die Theodor-Körner-Hütte im Lammertal in Annenberg (Tennengau), die zurzeit damit kämpft, dass sie eine neue Küche braucht, dass eine Pächterwohnung gebraucht wird. Das sind Behördenauflagen, die es zu stemmen gilt. Und das auf einer Hütte, die ist 102 Jahre alt. Das ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt.“
Klimawandel macht Baustelle auf Sonnblick nötig
Behördenauflagen für alte alpine Schutzhütten seien aber nicht die einzige Schwierigkeit, betonte der stv. Vorsitzende des Alpenvereins-Landesverbands: „Es gibt auch klimatische Probleme, mit denen wir zu kämpfen haben. Starkwetterereignisse, Aufgehen des Permafrostbodens – zum Beispiel am Zittelhaus am Hohen Sonnblick (Pinzgau), wo der historische Mittelteil einzubrechen droht.“
Beim Zittelhaus seien „Betonierungsarbeiten nötig und das ist auf über 3.000 Metern nicht sehr leicht und kostspielig.“ Konkrete Pläne mit einem Baustart gebe es zwar dort noch nicht, „aber das ist in nächster Zeit fällig. Und das wird sicher eine Investition jenseits einer Million Euro werden.“
Zur alpinen Infrastruktur gehören aber nicht nur die Hütten, sondern auch die Wege. Diese werden zurzeit zu bis zu 95 Prozent ehrenamtlich instand gehalten – zu einem großen Teil vom Alpenverein: „Zurzeit haben wir noch das Glück, dass wir so viele Ehrenamtliche haben“, sagte Wieser dazu. „Und wenn man sich die Rechnung einmal macht: Ein ehrenamtlicher Wegebauer kostet den Alpenverein pro Kilometer Weg 40 Euro. Das sind seine Anfahrtsspesen und ein bisschen Werkzeug, das er bekommt. Ein Professionist, der nimmt 450 Euro für einen Kilometer Weg. Und wir haben in Land Salzburg 3.426 Kilometer Weg jedes Jahr zu kontrollieren und zu warten.“
Alpine Vereine fordern höhere Suventionen für Infrastruktur
Die alpinen Vereine starteten deshalb im Mai eine Petition für mehr Unterstützung durch die öffentliche Hand. Höhere Subventionen für die Erhaltung der alpinen Stützpunkte seien wichtig, betonte Wieser: „Nun, der Alpenverein und die alpinen Vereine grundsätzlich sind der größte Beherbergungsbetrieb in Österreich. Österreich ist ein Tourismusland, lebt vom Tourismus. Und wenn man dieses Kulturgut weiterhin erhalten will, muss man Geld in die Hand nehmen. Das ist leider so. Überall, auch bei den Hütten und Wegen.“
https://salzburg.orf.at/stories/3269505/
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