Überschreitung Hochfrottspitze und Mädelegabel (Allgäuer Alpen)
(alpine Klettertour)
StayRoyal&moming
GoPro-Video: http://www.youtube.com/watch?v=_Ar3l...1lX3j6HlcL4h9A
2649 Meter hoch, markant und mit prominentem Platz im Allgäuer Dreigestirn: Eigentlich sollte die Hochfrottspitze fast überlaufen sein. Und doch erreichen jedes Jahr nur 20 bis 30 Kletterer den Gipfel - der zwar kein Kreuz zu bieten hat, dafür einen Akkubohrer. Und eine lohnende Aussicht, besonders auf den Bodensee. f66.jpg
Erst um 5 vor 10 kommen wir los, vom Parkplatz der Fellhornbahn Richtung Walternberger Haus. Schon jetzt war klar, die Zeit werden wir bei der Tour im Auge behalten müssen. Nach gut 2 Stunden ist die Hütte erreicht, und mit kurzen Pausen u.a. wegen ein paar kontaktfreudigen Steinböcken geht es zügig Richtung Bockkarscharte.
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Ab der Scharte beginnt die eigentliche Tour: Die Überschreitung der Hochfrottspitze über ihren SSW- und NO-Grat bis zum Gipfel der Mädelegabel über deren SW-Grat. U.a. mehrere Passagen UIAA II+, einmal III-, sehr bis extrem exponiert.
Insgesamt kam mir die Route wesentlich kürzer vor als ich sie mir während der Planung vorgstellt hatte - was aber nichts daran ändert, dass es sich um eine (für entsprechend Trainierte) tagesfüllende Tour handelt - sofern man wie wir alles in einen Tag packt.
Mit Beginn der ausgesetzten Passagen zum ersten Grataufschwung wurde der Wind gleich deutlich stärker und gab dem ganzen gleich etwas ernsteren Charakter. Ansonsten blieb das Wetter die ganze Tour über traumhaft und war für Mitte Oktober ungewöhnlich. Nach dem üblichen Zusammensuchen und Anlegen der Ausrüstung - wir haben vorsorglich die komplette Alpinkletterausrüstung mitgeschleppt - geht es mit angenehmer Kletterei Richtung erste Schlüsselstelle los. Wobei sich das angenehme eher auf den Routenverlauf und die "Luftigkeit" bezieht, der Fels ist durchgehend sehr brüchig. Vielleicht noch mehr als man das im Allgäu ohnehin gewöhnt ist.
Ein großer Aufschwung zu Beginn des Grats lässt sich wenig schwierig rechts umgehen, das Gelände wirkt jedoch bereits hier ziemlich steil. Ab und an steht man davor und kann sich kaum vorstellen, wo es denn hier im II. oder unteren III. Grad hochgehen soll. Zumindest aus einiger Entfernung. Unmittelbar davor sieht das ganze dann meist doch wieder etwas zugänglicher aus.
Die schwerste Stelle des SSW-Grats zur Hochfrott (ein senkrechter Aufschwung, u.a. bereits hier [http://www.hikr.org/tour/post82867.html] ganz gut beschrieben) haben wir recht schnell erreicht. Die hatte es dann aber doch in sich. Im Nachhinein war uns trotz GoPro garnicht mehr so klar, wie wir denn jeweils genau geklettert sind. Ich habe mich für eine ca 2-3M hohe kleingriffige Wand entschieden, während StayRoyal - soweit ich mich hier richtig erinnere - etwas weiter rechts geblieben ist. Allein auf die kurze Stelle bezogen bewerte ich meine Variante mit III-. ...Was bei der Brüchigkeit, Rucksack mit Seil etc. und der Aussicht nach unten (paar 100 Meter genau senkrecht runter) wenig entspannt aber dennoch gut machbar war.
Oberhalb der III- Wand steht ein Steinandl. (7:19 im Video). Danach in eher leichter Kletterei (ca II+) bis zum Vorgipfel der Hochfrottspitze. Auch der Übergang zum Hauptgipfel bleibt dann ohne große Schwierigkeiten, dafür gleich mit besserer Aussicht. Die von der am Gipfel dann nochmal übertroffen wird. Bodensee, Weißkugel, und bis tief nach Deutschland im wolkenlosen blauen Himmel. Ein Gipfelkreuz gibt es nicht, auch Haken gab es auf der ganzen Tour trotz des ominösen Akkubohrers keinen. Und laut Gipfelbuch war dieses Jahr tatsächlich nur sehr selten mal jemand oben. Dafür haben uns immerhin zwei undankbare Bergdohlen besucht.
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Der Abstieg zur Scharte zwischen Hochfrottspitze und Mädelgabel hat es dann nochmal in sich, stellenweise haben wir sehr viel Luft unter uns. Nocheinmal exponierter ist man gleich darauf auf den kleinen Grattürmen, die ich als eine der schönsten Stellen der Tour empfunden habe (ca II/II+, aber derart ausgesetzt dass es sich eher nach III- anfühlt).
f88.jpg
Die Türme bzw. Zacken lassen sich teilweise aber auch rechts etwas nervenschonender umgehen.
Kurz unterhalb des Mädelegabel-Gipfels wartet die letzte Schlüsselstelle der Tour: kleingriffige, geneigte Platten. Sehen erstmal garnicht so banal aus - deshalb entschieden wir uns für Standplatzsicherung. Der lässt sich auch ganz brauchbar aufbauen, und letztlich sind auch die Platten kein wirkliches Problem für uns - Griffe gibt es dann doch immer welche.
f55.jpg
Gipfelaufbau der Mädelegabel (bis II+)
Die Aussicht vom Gipfel der Mädelegabel auf den NO-Grat der Hochfrottspitze war nocheinmal sehr eindrucksvoll. Und aus dieser Perspektive fällt der Grataufbau steiler ab als sich das beim abklettern angefühlt hat.
Ab dem Gipfel der Mädelegabel verlief unser Rückweg ohne nennenswerte Schwierigkeiten (Stellen I) auf einem teils markiertem Weg bis zurück zur Bockkarscharte. Wobei man auf dem Firn des Schwarzmilzferners schnell mal ausrutscht, gerade nach so einer langen Tour.
BearBeiTet2.jpg
unterwegs am Grat
Insgesamt waren wir um die 10 1/2 Stunden unterwegs, allerdings noch schnell genug um in den anspruchsvolleren Stellen Tageslicht zu haben.
Eine wirklich schöne Tour, die mich in ihrer Ausgesetztheit teils doch noch überrascht hat.
(alpine Klettertour)
StayRoyal&moming
GoPro-Video: http://www.youtube.com/watch?v=_Ar3l...1lX3j6HlcL4h9A
2649 Meter hoch, markant und mit prominentem Platz im Allgäuer Dreigestirn: Eigentlich sollte die Hochfrottspitze fast überlaufen sein. Und doch erreichen jedes Jahr nur 20 bis 30 Kletterer den Gipfel - der zwar kein Kreuz zu bieten hat, dafür einen Akkubohrer. Und eine lohnende Aussicht, besonders auf den Bodensee. f66.jpg
Erst um 5 vor 10 kommen wir los, vom Parkplatz der Fellhornbahn Richtung Walternberger Haus. Schon jetzt war klar, die Zeit werden wir bei der Tour im Auge behalten müssen. Nach gut 2 Stunden ist die Hütte erreicht, und mit kurzen Pausen u.a. wegen ein paar kontaktfreudigen Steinböcken geht es zügig Richtung Bockkarscharte.
f11.jpg
Ab der Scharte beginnt die eigentliche Tour: Die Überschreitung der Hochfrottspitze über ihren SSW- und NO-Grat bis zum Gipfel der Mädelegabel über deren SW-Grat. U.a. mehrere Passagen UIAA II+, einmal III-, sehr bis extrem exponiert.
Insgesamt kam mir die Route wesentlich kürzer vor als ich sie mir während der Planung vorgstellt hatte - was aber nichts daran ändert, dass es sich um eine (für entsprechend Trainierte) tagesfüllende Tour handelt - sofern man wie wir alles in einen Tag packt.
Mit Beginn der ausgesetzten Passagen zum ersten Grataufschwung wurde der Wind gleich deutlich stärker und gab dem ganzen gleich etwas ernsteren Charakter. Ansonsten blieb das Wetter die ganze Tour über traumhaft und war für Mitte Oktober ungewöhnlich. Nach dem üblichen Zusammensuchen und Anlegen der Ausrüstung - wir haben vorsorglich die komplette Alpinkletterausrüstung mitgeschleppt - geht es mit angenehmer Kletterei Richtung erste Schlüsselstelle los. Wobei sich das angenehme eher auf den Routenverlauf und die "Luftigkeit" bezieht, der Fels ist durchgehend sehr brüchig. Vielleicht noch mehr als man das im Allgäu ohnehin gewöhnt ist.
Ein großer Aufschwung zu Beginn des Grats lässt sich wenig schwierig rechts umgehen, das Gelände wirkt jedoch bereits hier ziemlich steil. Ab und an steht man davor und kann sich kaum vorstellen, wo es denn hier im II. oder unteren III. Grad hochgehen soll. Zumindest aus einiger Entfernung. Unmittelbar davor sieht das ganze dann meist doch wieder etwas zugänglicher aus.
Die schwerste Stelle des SSW-Grats zur Hochfrott (ein senkrechter Aufschwung, u.a. bereits hier [http://www.hikr.org/tour/post82867.html] ganz gut beschrieben) haben wir recht schnell erreicht. Die hatte es dann aber doch in sich. Im Nachhinein war uns trotz GoPro garnicht mehr so klar, wie wir denn jeweils genau geklettert sind. Ich habe mich für eine ca 2-3M hohe kleingriffige Wand entschieden, während StayRoyal - soweit ich mich hier richtig erinnere - etwas weiter rechts geblieben ist. Allein auf die kurze Stelle bezogen bewerte ich meine Variante mit III-. ...Was bei der Brüchigkeit, Rucksack mit Seil etc. und der Aussicht nach unten (paar 100 Meter genau senkrecht runter) wenig entspannt aber dennoch gut machbar war.
Oberhalb der III- Wand steht ein Steinandl. (7:19 im Video). Danach in eher leichter Kletterei (ca II+) bis zum Vorgipfel der Hochfrottspitze. Auch der Übergang zum Hauptgipfel bleibt dann ohne große Schwierigkeiten, dafür gleich mit besserer Aussicht. Die von der am Gipfel dann nochmal übertroffen wird. Bodensee, Weißkugel, und bis tief nach Deutschland im wolkenlosen blauen Himmel. Ein Gipfelkreuz gibt es nicht, auch Haken gab es auf der ganzen Tour trotz des ominösen Akkubohrers keinen. Und laut Gipfelbuch war dieses Jahr tatsächlich nur sehr selten mal jemand oben. Dafür haben uns immerhin zwei undankbare Bergdohlen besucht.
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Der Abstieg zur Scharte zwischen Hochfrottspitze und Mädelgabel hat es dann nochmal in sich, stellenweise haben wir sehr viel Luft unter uns. Nocheinmal exponierter ist man gleich darauf auf den kleinen Grattürmen, die ich als eine der schönsten Stellen der Tour empfunden habe (ca II/II+, aber derart ausgesetzt dass es sich eher nach III- anfühlt).
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Die Türme bzw. Zacken lassen sich teilweise aber auch rechts etwas nervenschonender umgehen.
Kurz unterhalb des Mädelegabel-Gipfels wartet die letzte Schlüsselstelle der Tour: kleingriffige, geneigte Platten. Sehen erstmal garnicht so banal aus - deshalb entschieden wir uns für Standplatzsicherung. Der lässt sich auch ganz brauchbar aufbauen, und letztlich sind auch die Platten kein wirkliches Problem für uns - Griffe gibt es dann doch immer welche.
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Gipfelaufbau der Mädelegabel (bis II+)
Die Aussicht vom Gipfel der Mädelegabel auf den NO-Grat der Hochfrottspitze war nocheinmal sehr eindrucksvoll. Und aus dieser Perspektive fällt der Grataufbau steiler ab als sich das beim abklettern angefühlt hat.
Ab dem Gipfel der Mädelegabel verlief unser Rückweg ohne nennenswerte Schwierigkeiten (Stellen I) auf einem teils markiertem Weg bis zurück zur Bockkarscharte. Wobei man auf dem Firn des Schwarzmilzferners schnell mal ausrutscht, gerade nach so einer langen Tour.
BearBeiTet2.jpg
unterwegs am Grat
Insgesamt waren wir um die 10 1/2 Stunden unterwegs, allerdings noch schnell genug um in den anspruchsvolleren Stellen Tageslicht zu haben.
Eine wirklich schöne Tour, die mich in ihrer Ausgesetztheit teils doch noch überrascht hat.
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