Nun war es wieder so weit, es geht nach Chamonix.
Dieses Jahr war schon besonders, bis zu unseren Urlaubstagen war das Wetter sehr unbeständig...immer wieder starke Frontsysteme. Nun Ende Julie Anfang August schien es besser zu werden. Wir starten los.
Nach ein paar Stunden kommen wir in Chamonix an, gleich packen wir noch schwere Biwakrucksäcke und gehen auf das Plan du Midi. Hier ist erst mal 2 Tage und Nächte Aklim. angesagt...wir haben ja noch Großes vor. An die Höhe angepasst, müssen wir uns noch von Kalk auf Granit umstellen, daher geht es noch ein paar Tage an die Aiguilles de Envers hier werden ein paar Piola Touren geklettert (ua. die Ambiance Eigerwand *Fette Route*) nun sind wir nach 18SL wieder an den Granit zu gewöhnt. Wir sind bereit für die große Fahrt.
Für 11€ gehts durch den MB Tunnel und für weitere 2,5€ hoch nach Frêney. Nur zeitlich zieht es etwas, so graben wir den Plan gleich ins Eccles aufzusteigen ein und übernachten auf der Monzino Hütte. Ein wahres Prachtjuwel an Hütte: leckeres Essen, super Ausstattung und kompetentes Hüttenteam.
Am Sonntagmorgen soll's aber aber los gehen, trotz der bequemen Hütte. Wir bekommen bis Montag Nachmittag gutes Wetter zugesichert. So ziehen wir nach ausgiebigem Frühstück, ziemlich spät los *als letztes*... Die ganzen Seilschaften verteilen sich, einige Richtung Felsklettereien in Hüttennähe, andere an den Peuterygrat, nur eine weitere Seilschaft aus der nähe des Attersees ist noch mit uns Richtung Pfeiler unterwegs, sie sind aber bereits vor und los. Am Col du Eccles haben wir unsere Mitstreiteter eingeholt. Die gute Aklim. hatte sich ausgezahlt.
zustieg_frank.jpg eccles.jpg
freneyflanke.jpg Pfeiler.jpg
Hier auf dem Frêneygletscher muß man unweigerlich an Bonatti und seine Kameraden denken. Von denen einige hier, nach unglaublichen 7 Tagen in der Wand, erfroren. Diese wilde Ecke der Alpen ist nicht auf dauer für Menschen geschaffen.
Nun steigen wir aber ein, gemeinsam mit der anderen Seilschaft, schon irgendwie beruhigend nicht alleine zu sein.. Es läuft erst mal gut, bald aber merken wir, wir sind im falschen Pfeiler. In unserer Beschreibung heißt es, am tiefsten Punkt der Felsen einsteigen, aber der Harlinpfeiler scheint mittlerweile deutlich weiter ausgeapert zu sein. So kommen wir noch zu zwei heiklen Seillängen Quergang und erst spät wieder auf die eigentliche Tour. Doch jetzt geht's schnell. Es fängt an zu laufen. Schnelle Materialübergabe und gute Wegfindung. Nur das 10kg Luder auf dem Rücken mit kompletter Biwak und Eisausrüstung nervt gewaltig.
beginn_stef1.jpg beginn_stef.jpg
Wir kommen zügig zu der ersten schweren Kletterpassage, das Dächen. Dieses Jahr ist es doch sehr kombiniert, in der Dachlänge hängt ein großer Eiszapfen und mir läuft die Siffe in Ärmel, bähhhhh. So oder so ist der Frêney dieses Jahr stark kombiniert. Wir müssen unterwegs auch oft die Schuhe wechseln. Da die Felslängen uns zu schwer sind um sie mit den Stiefel zu klettern und der Schnee zu hart, um mit den Kletterpatschen durch zu laufen.
Dach_stef.jpg
Noch eine Seillänge tuen wir uns an, dann erreichen wir einen Sims, hier können wir wenigstens sitzen. Die Nacht ist echt außergewöhnlich. Wir schlafen nicht viel aber genießen den fantastischen Ausblick auf Courmayeur und die 10^8 Sterne mit 400m Luft unterm Arsch.
Am nächsten Morgen scheint uns bald sie Sonne ins Gesicht, es ist ja auch ein Ostpfeiler, dieser Frêney. Das wird ein Tag wir freuen uns wie Christkinder.
Biwak_frank.jpg
Doch das soll nicht lange halten, schon auf dem Weg zur Kerze macht es zu. Die Front ist wohl viel schneller als erwartet, die Temperatur sinkt rapide. Wir konzentrieren uns keinen Fehler zu machen...denn bei dem Wetter fliegt kein Hubi, wir sind unsere einzige Versicherung hier. Wie ich von Chri erfahre, fährt an diesem Tag noch nicht einmal die Midi Bahn, wegen Starkwind.
kombi_stef.jpg
Nun ist es echt Affenkalt, die Kletterei wird zu einer Qual, wir sind bereits hoch, 4400m vielleicht. Der Wind frischt auf und die Kletterei wird immer schwerer, auch auf dem Papier.
chandela_frank.jpg
Nun ist es bei der kälte vorbei mit Freikletterei, ich hole meine Trittleiter heraus und kämpfe mich den ersten steilen Riss hoch.
Techno_stef1.jpg Techno_stef2.jpg .
Es kostet viel Zeit und Kraft. Der Quergang zu dem großen Risskamin ist geschafft, aber dieses Ding sieht nun echt gifftig aus. Leider gibt es keine Bilder, wir hatten nun andere Sorgen, durch die Quergeherei ist der Abstieg per Abseilen mittlerweile sehr schwer. Frank startet in die schwerste Länge...nach 10m kommt er aber ins stocken, seine leichte Leiter flatteret so im Wind, das er sie nur ungenügend einsetzten kann, nach einer halben Stunde Kampf, lasse ich ihn zu mir ab. Es liegt nun an mir...aber meine Leiter ist besser, ich klicke sie von Haken zu Haken und ziehe nebenbei an den Schlingen, an die ich normal nicht mal mehr meinen Rucksack hängen würde, verabschiedet sich nur eine, erlebe ich wahrscheinlich einen Reißverschluss erster Güte wahrscheinlich tät das der Stand auch nicht mit machen. Aber es geht gut. A weng schwitzla durft ich aber scho...war mehr so der kalte Schweiß.
Nun noch 2 Längen Freiklettern und abseilen um die Gipfeflanke zu erreichen.
Wir steigen diese über mässig schweres Kombigelände zum Brouillardgrat hoch. Oben empfängt uns Wind, der uns fast wieder den Berg hinunter bläst. Innert Minuten sind unsere Handschuhe steif. Wir entscheiden schnell westseitig zu einer Randspalte abzusteigen und dort noch eine Nacht zu verbringen, nur unsere Schlafsäcke sind mittlerweile ziemlich nass. Hier war es aber windgeschützt und wir verbringen eine geruhsame Nacht ohne an einen Haken gekettet zu sein. Nur meine Füsse tauen jetzt im Schlafsack auf, noch einmal 30min Höllenqualen dann ist alles warm... gute Nacht.
Am nächsten Tag, mit letzten Kräften hoch an den Mont Blanc...da hat man allen Grund zu grinsen .... Warum der deutsche am Gipfel nach dem Normalweg vom Vallot lauthals schreit "so sehen Sieger aus", können wir nicht ganz nachvollziehen, auch nicht warum der Pole Liegestütz macht. Wir sind am Ende unserer Kraft, der Wind hat uns alles genommen was noch in uns steckte. Ich verdrücke mir eine kleine Freudenträne und genieße lieber die Morgenstimmung, immer wieder reißt es ein klein wenig auf... ja es ist vorbei... ja wir haben es Geschaft.
Gipfel.jpg
Nun bei Null Sicht den Normalweg über die Gôuter hinunter... bei der Autobahn kein Problem. Schaut man sich etwas die Menschen an, die...auch bei recht schlechtem Wetter wie an diesem Dienstag morgen...hier hochschlapfen, amüsiert man sich zwangsläufig etwas.
Resüme:
4 Tage am Berg und wir waren echt am Ende, mit Sicherheit eine meiner schwersten Bergfahrten bisher, aber es hat sich 100% gelohnt, wenn auch die Verhältnisse nicht optimal waren.
Das relaxen danach war aber bitter nötig .
relax_stef1.jpg relax_stef2.jpg
Auch die Finger dürften sich etwas zu erholen wissen
Finger_frank.jpg Finger_stef.jpg
Nun nochmal kurz die Facts:
MB 4810m ; Kletterei ab 4000m Hauptschwierigkeit zw. 4400m und 4500m
Zentraler Ostwandpfeiler (Frêneyflanke)
Bonnington/Clough/Dlugosz/Whillians 1961 (eines der letzten großen Probleme am MB)
Wandzustieg: 2500mH (6-8h) (viel Kondition )
Kletterhöhe Fels: 500mH
Kletterhöhe Kombi: 300mH
Fels und leichte Kombiausrüstung (Satz Camalots bis 2 + 2 Link Cams und 3 Microns C3 ; Leichte Steigeisen 1 Eisgerät + 1 Eishammer 2 Schrauben)
Biwakausrüstung
Gesammt: ED (VI A1 oder 7a/7a+)
Gruß euer Stef.
Dieses Jahr war schon besonders, bis zu unseren Urlaubstagen war das Wetter sehr unbeständig...immer wieder starke Frontsysteme. Nun Ende Julie Anfang August schien es besser zu werden. Wir starten los.
Nach ein paar Stunden kommen wir in Chamonix an, gleich packen wir noch schwere Biwakrucksäcke und gehen auf das Plan du Midi. Hier ist erst mal 2 Tage und Nächte Aklim. angesagt...wir haben ja noch Großes vor. An die Höhe angepasst, müssen wir uns noch von Kalk auf Granit umstellen, daher geht es noch ein paar Tage an die Aiguilles de Envers hier werden ein paar Piola Touren geklettert (ua. die Ambiance Eigerwand *Fette Route*) nun sind wir nach 18SL wieder an den Granit zu gewöhnt. Wir sind bereit für die große Fahrt.
Für 11€ gehts durch den MB Tunnel und für weitere 2,5€ hoch nach Frêney. Nur zeitlich zieht es etwas, so graben wir den Plan gleich ins Eccles aufzusteigen ein und übernachten auf der Monzino Hütte. Ein wahres Prachtjuwel an Hütte: leckeres Essen, super Ausstattung und kompetentes Hüttenteam.
Am Sonntagmorgen soll's aber aber los gehen, trotz der bequemen Hütte. Wir bekommen bis Montag Nachmittag gutes Wetter zugesichert. So ziehen wir nach ausgiebigem Frühstück, ziemlich spät los *als letztes*... Die ganzen Seilschaften verteilen sich, einige Richtung Felsklettereien in Hüttennähe, andere an den Peuterygrat, nur eine weitere Seilschaft aus der nähe des Attersees ist noch mit uns Richtung Pfeiler unterwegs, sie sind aber bereits vor und los. Am Col du Eccles haben wir unsere Mitstreiteter eingeholt. Die gute Aklim. hatte sich ausgezahlt.
zustieg_frank.jpg eccles.jpg
freneyflanke.jpg Pfeiler.jpg
Hier auf dem Frêneygletscher muß man unweigerlich an Bonatti und seine Kameraden denken. Von denen einige hier, nach unglaublichen 7 Tagen in der Wand, erfroren. Diese wilde Ecke der Alpen ist nicht auf dauer für Menschen geschaffen.
Nun steigen wir aber ein, gemeinsam mit der anderen Seilschaft, schon irgendwie beruhigend nicht alleine zu sein.. Es läuft erst mal gut, bald aber merken wir, wir sind im falschen Pfeiler. In unserer Beschreibung heißt es, am tiefsten Punkt der Felsen einsteigen, aber der Harlinpfeiler scheint mittlerweile deutlich weiter ausgeapert zu sein. So kommen wir noch zu zwei heiklen Seillängen Quergang und erst spät wieder auf die eigentliche Tour. Doch jetzt geht's schnell. Es fängt an zu laufen. Schnelle Materialübergabe und gute Wegfindung. Nur das 10kg Luder auf dem Rücken mit kompletter Biwak und Eisausrüstung nervt gewaltig.
beginn_stef1.jpg beginn_stef.jpg
Wir kommen zügig zu der ersten schweren Kletterpassage, das Dächen. Dieses Jahr ist es doch sehr kombiniert, in der Dachlänge hängt ein großer Eiszapfen und mir läuft die Siffe in Ärmel, bähhhhh. So oder so ist der Frêney dieses Jahr stark kombiniert. Wir müssen unterwegs auch oft die Schuhe wechseln. Da die Felslängen uns zu schwer sind um sie mit den Stiefel zu klettern und der Schnee zu hart, um mit den Kletterpatschen durch zu laufen.
Dach_stef.jpg
Noch eine Seillänge tuen wir uns an, dann erreichen wir einen Sims, hier können wir wenigstens sitzen. Die Nacht ist echt außergewöhnlich. Wir schlafen nicht viel aber genießen den fantastischen Ausblick auf Courmayeur und die 10^8 Sterne mit 400m Luft unterm Arsch.
Am nächsten Morgen scheint uns bald sie Sonne ins Gesicht, es ist ja auch ein Ostpfeiler, dieser Frêney. Das wird ein Tag wir freuen uns wie Christkinder.
Biwak_frank.jpg
Doch das soll nicht lange halten, schon auf dem Weg zur Kerze macht es zu. Die Front ist wohl viel schneller als erwartet, die Temperatur sinkt rapide. Wir konzentrieren uns keinen Fehler zu machen...denn bei dem Wetter fliegt kein Hubi, wir sind unsere einzige Versicherung hier. Wie ich von Chri erfahre, fährt an diesem Tag noch nicht einmal die Midi Bahn, wegen Starkwind.
kombi_stef.jpg
Nun ist es echt Affenkalt, die Kletterei wird zu einer Qual, wir sind bereits hoch, 4400m vielleicht. Der Wind frischt auf und die Kletterei wird immer schwerer, auch auf dem Papier.
chandela_frank.jpg
Nun ist es bei der kälte vorbei mit Freikletterei, ich hole meine Trittleiter heraus und kämpfe mich den ersten steilen Riss hoch.
Techno_stef1.jpg Techno_stef2.jpg .
Es kostet viel Zeit und Kraft. Der Quergang zu dem großen Risskamin ist geschafft, aber dieses Ding sieht nun echt gifftig aus. Leider gibt es keine Bilder, wir hatten nun andere Sorgen, durch die Quergeherei ist der Abstieg per Abseilen mittlerweile sehr schwer. Frank startet in die schwerste Länge...nach 10m kommt er aber ins stocken, seine leichte Leiter flatteret so im Wind, das er sie nur ungenügend einsetzten kann, nach einer halben Stunde Kampf, lasse ich ihn zu mir ab. Es liegt nun an mir...aber meine Leiter ist besser, ich klicke sie von Haken zu Haken und ziehe nebenbei an den Schlingen, an die ich normal nicht mal mehr meinen Rucksack hängen würde, verabschiedet sich nur eine, erlebe ich wahrscheinlich einen Reißverschluss erster Güte wahrscheinlich tät das der Stand auch nicht mit machen. Aber es geht gut. A weng schwitzla durft ich aber scho...war mehr so der kalte Schweiß.
Nun noch 2 Längen Freiklettern und abseilen um die Gipfeflanke zu erreichen.
Wir steigen diese über mässig schweres Kombigelände zum Brouillardgrat hoch. Oben empfängt uns Wind, der uns fast wieder den Berg hinunter bläst. Innert Minuten sind unsere Handschuhe steif. Wir entscheiden schnell westseitig zu einer Randspalte abzusteigen und dort noch eine Nacht zu verbringen, nur unsere Schlafsäcke sind mittlerweile ziemlich nass. Hier war es aber windgeschützt und wir verbringen eine geruhsame Nacht ohne an einen Haken gekettet zu sein. Nur meine Füsse tauen jetzt im Schlafsack auf, noch einmal 30min Höllenqualen dann ist alles warm... gute Nacht.
Am nächsten Tag, mit letzten Kräften hoch an den Mont Blanc...da hat man allen Grund zu grinsen .... Warum der deutsche am Gipfel nach dem Normalweg vom Vallot lauthals schreit "so sehen Sieger aus", können wir nicht ganz nachvollziehen, auch nicht warum der Pole Liegestütz macht. Wir sind am Ende unserer Kraft, der Wind hat uns alles genommen was noch in uns steckte. Ich verdrücke mir eine kleine Freudenträne und genieße lieber die Morgenstimmung, immer wieder reißt es ein klein wenig auf... ja es ist vorbei... ja wir haben es Geschaft.
Gipfel.jpg
Nun bei Null Sicht den Normalweg über die Gôuter hinunter... bei der Autobahn kein Problem. Schaut man sich etwas die Menschen an, die...auch bei recht schlechtem Wetter wie an diesem Dienstag morgen...hier hochschlapfen, amüsiert man sich zwangsläufig etwas.
Resüme:
4 Tage am Berg und wir waren echt am Ende, mit Sicherheit eine meiner schwersten Bergfahrten bisher, aber es hat sich 100% gelohnt, wenn auch die Verhältnisse nicht optimal waren.
Das relaxen danach war aber bitter nötig .
relax_stef1.jpg relax_stef2.jpg
Auch die Finger dürften sich etwas zu erholen wissen
Finger_frank.jpg Finger_stef.jpg
Nun nochmal kurz die Facts:
MB 4810m ; Kletterei ab 4000m Hauptschwierigkeit zw. 4400m und 4500m
Zentraler Ostwandpfeiler (Frêneyflanke)
Bonnington/Clough/Dlugosz/Whillians 1961 (eines der letzten großen Probleme am MB)
Wandzustieg: 2500mH (6-8h) (viel Kondition )
Kletterhöhe Fels: 500mH
Kletterhöhe Kombi: 300mH
Fels und leichte Kombiausrüstung (Satz Camalots bis 2 + 2 Link Cams und 3 Microns C3 ; Leichte Steigeisen 1 Eisgerät + 1 Eishammer 2 Schrauben)
Biwakausrüstung
Gesammt: ED (VI A1 oder 7a/7a+)
Gruß euer Stef.
Kommentar