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Erinnerung an 1988: Westliche Zinne, Nordwand "Cassin"

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  • Erinnerung an 1988: Westliche Zinne, Nordwand "Cassin"

    Das November-Wetter macht `s möglich, Tauernfuchs hat es (mit einer gelungenen Mont-Blanc-Retrospektive) vorgemacht: Ein tiefer Griff in eine Diakassette, ein wehmütiger Blick die Vergangenheit. Und dann – Arbeit, harte Arbeit. Dokta hat das Weitere Schwierigere geschafft, aus altem elendem Fotomaterial einigermaßen herzeigbare Bilder zu erzeugen, ich habe das nicht zusammen gebracht. Herzlichen Dank für die selbstlose Mühe.
    Vorab einige Details zum Verlauf des Tages (29. August 1988): 8 Uhr Abfahrt Campingplatz Canazei, über Passo Pordoi und Passo Falzarego nach Cortina, um 10 Uhr bei Rif. Auronzo, um 1130 Uhr Einstieg, um 1630 Uhr am Gipfel, um 1730 Uhr wieder bei Rif. Auronzo. Ja, damals waren wir noch flott unterwegs. Da kann ich nur mehr seufzen angesichts der derzeitigen beschwerlichen Wege in den Bergen.
    Ich notierte im Tourenbuch „…ganz prächtige Kletterei, anspruchsvoller als Comici in der Nordwand der Gr. Zinne, wir sind flott unterwegs, Nebel, es ist kühl, leichter Nieselregen während der letzten Stunde, daher eiliger Abstieg, wir sind ganz allein in der Wand, das Wetter wird zusehends schlechter, ………..“




    1988-035-Cassin-comp-.jpg
    1988-0035 Am Zustieg im Nebel unter den Nordwänden der Zinnen. Es war zu erwarten, dass das Wetter nicht lange halten würde

    1988-036-Cassin-comp.jpg
    1988-0036
    Erste schwierige Seillänge zum Anfang des langen Querganges. Nach meiner Erinnerung war das die unangenehmste Seillänge, der Fels ist gelb, kompakt, die Hakenrisse sind nicht tief, das Material dementsprechend wenig vertrauenserweckend.

    1988-038-Cassin-comp.jpg
    1988-038
    1988-040-Cassin-comp.jpg
    1988-040
    Ich komme nach

    1988-041-Cassin-comp.jpg
    1988-041
    1988-042-Cassin-comp.jpg
    1988-042
    1988-043-Cassin-comp.jpg
    1988-043
    Der lange Quergang

    1988-Cassin-044-comp.jpg
    Danach wird es fast noch luftiger
    1988-044
    1988-Cassin-045-comp.jpg
    1988-045
    Eine kitzlige Seillänge, wenn hier ein ehrwürdiges Rostfragment ausbrechen sollte, dann heisst es: Prusiken

    1988-046-Cassin-comp.jpg
    1988-046
    Endlich hat das unangenehme Queren ein Ende, jetzt geht es schräg links ansteigend weiter

    1988-Cassin-048-comp.jpg
    1988-048
    Gerade hoch zum sogenannten „7-Meter-Überhang“

    1988-Cassin-049-comp.jpg
    1988-049
    Nach dem „7-Meter-Überhang“

    1988-051-Cassin-comp.jpg
    1988-051
    Ein Wasserstreifen wird nach links gequert. Der Fels ist jetzt dunkelgrau und gut griffig

    1988-052-Cassin-comp.jpg
    1988-052
    Die letzte schwierige Kletterstelle, links vom Wasserstreifen

    1988-054-Cassin-comp.jpg
    1988-054
    Plattiger feuchter Fels im oberen Wanddrittel



    Uff - das war `s dann


  • #2
    Ja das ist eine tolle Tour. Wir haben die 1983 gemacht, leider ohne Fotos. Danke für das Teilen Deiner Erinnerungen.

    Lg, Michl Fasan
    Zu seiner Milbe sagt der Milber:
    "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
    Damit ich, wenn im Haargewurl
    ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

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    • #3
      Gespenstische Stimmungen mit all dem Nebel. Die sehr ähnlichen Seile stelle ich mir in bestimmten Situationen sehr praktisch vor: "Blau zieht!".
      "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

      https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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      • #4
        Zitat von placeboi Beitrag anzeigen
        Gespenstische Stimmungen mit all dem Nebel. Die sehr ähnlichen Seile stelle ich mir in bestimmten Situationen sehr praktisch vor: "Blau zieht!".
        An unseren Seilen ist nie gezogen worden, und wenn - dann immer am roten...............

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        • #5
          Boah.. Extrem ausgesetzt.. Grandiose Bilder. Ganz super <3

          but i see direct lines

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          • #6
            Wow, na gratuliere! Ihr habt euch schön was getraut bei dem Wetter einzusteigen. Natürlich, wenn ich mir eure Begehungszeit ansehe - ihr habt es euch auch trauen dürfen...
            Jedenfalls sicher eine eindrucksvolle Unternehmung, die Bilder sprechen Bände... Toll, danke!
            In den Nordwänden der Zinnen war ich leider nie, das hat nie gepasst, na ja, dafür andere Sachen. Jetzt geh ich dort wahrscheinlich auch nicht mehr rein, da schätze ich schon etwas entspanntere Dinge...
            Interessant auch das Outfit: Jogginghose (nehme ich heute auch noch), die hohen Slicks (sind das Fire?) So ähnliche hatte ich auch. Immerhin schon Exen, ein großer Chalkbag....

            LG
            Zuletzt geändert von tauernfuchs; 21.11.2017, 08:29.

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            • #7
              sehr eindrucksvoll. danke fürs teilhaben lassen, ausser dass mir angesichts der quergänge aus sympathie zur chefin schlecht wurde.

              und wer hat da was von kaiserschnitt und später geburtsschock nachholen geschrieben????

              mei bier is net deppat! (e. sackbauer)

              bürstelt wird nur flüssiges

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              • #8
                Tolle Eindrücke. Bei dem Wetter um diese Uhrzeit hätte ich mich die Tour nicht getraut. Obwohl bei Nebel sieht man nie so in die ausgestzte Tiefe...Diese Tour ging leider nie für mich aus. Jetzt reizt es mich doch fast noch einen Bericht über die Hasse-Brandler von 1983 zu entwerfen, so hätte das Scannen der Dias doch noch einen Nutzen. Irgendwie sind diese Berichte ja fast sentimental, und irgendwie wirds einem warm ums Herz wegen der Erinnerungen, doch ab einem gewissen Alter darf man schon ab und zu zurückblicken.
                Gruss Thomas
                Neugierig, wo wir gerade unterwegs sind: www.segeln-und-klettern.de

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                • #9
                  Sehr feiner Bericht mit eindrucksvollen Fotos, auf denen man die extreme Ausgesetztheit trotz Nebels ganz gut erahnen kann. Respekt! Was ich für mich bei so "alten" Tourenberichten immer recht amüsant finde: Manche der Ausrüstungsgegenstände hatte ich ebenfalls im Einsatz (z.B. den schönen rosafarbigen Chalkbag oder die bunt gestreiften Exen) und die sind erst vor 3 Jahren bei der letzten Materialsichtung endgültig aussortiert worden... und die rot eloxierten Karabiner mit dem blauen Schnapper habe ich sogar noch im Einsatz...
                  LG Andi
                  Zuletzt geändert von andibaum; 21.11.2017, 10:26.
                  ... ab 45 Grad Neigung wird's interessant ...

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                  • #10
                    Großes Kino Harald. Ohne bisher selbst an den Zinnen unterwegs gewesen zu sein, jagt mir euer Nebel-Thriller einen kalten Schauer den Rücken runter
                    Glückwunsch, das euch solch eine Tour gelungen ist!

                    Da du ja mit dem Rucksack so herausstichst, mal die Frage: Wie habt ihr denn entschieden, wer welche Aufgabe übernimmt (Vorstieg gegenüber Rucksacktragen)? Wurde geknobelt, bei den Touren streng abgewechselt oder entschied die Tagesform?

                    Und eins muss ich noch loswerden. Du schaust auf den Fotos ja schon sehr professionell aus, aber wie dein Seilpartner mit der Kamera spielt, das sieht ja beinah so aus, als wären die Bilder für alpine Zeitschriften oder gar modische Hochglanzmagazine gedacht gewesen

                    Grüße Wette
                    "Meine Spur ziehe ich am liebsten, wohin keine andere führt. Ich kann zurückblicken und sie beurteilen, was ich sonst nicht könnte, weil sie sich durch die vielen anderen verlieren würde.
                    Auch mein Leben will ich unter Kontrolle haben. Darum gehe ich einen eigenen Weg, dem nicht jeder folgt." (Heini Holzer)

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                    • #11
                      Tolle Bilder! Seilpartner war der Herr Kapfenberger? Sieht jedenfalls sehr entspannt aus.

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                      • #12
                        Mein Seilpartner war natürlich Fredl Kapfenberger,
                        wenn er mit mir geklettert ist, hat er immer sehr entspannt ausgeschaut. Hi Hi
                        (in anderer Gesellschaft war er manchmal schon etwas verkrampft.....................aber darüber sollte er lieber selbst erzählen, damit könnte man Abende anfüllen)
                        Ja, zu Rucksack ist zu sagen, dass ich (in diesen Jahren) fast in jeder Tour den Rucksack tragen durfte, denn Fredl war ein typischer Führungstyp, d. h. als Zweiter zu klettern, war ihm (und ist ihm immer noch) eine psychische Belastung. Erst nach einigen gemeinsamen Tourenjahren hatte er in mich soweit Vertrauen gefasst, dass er mir auch die Führung überlassen konnte - aber eben, das hat Jahre gebraucht).
                        Ja, och etwas - zur Fotoqualität ist vorsichtig anzumerken: Fredl war immer ein sehr viel besserer Kletterer als Fotograf, so ist das eben, nicht alles kann man gleich gut können. dokta hat getan, was mit Adobe Photoshop möglich war, aber mehr geht nicht, hat er gemeint.....................

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                        • #13
                          Äußerst eindrucksvoll... danke für das Einstellen dieser Bilder! Interessant das sich am Absicherungszustand seit damals offenbar gar nicht so viel geändert hat (habe unlängst relativ aktuelle Aufnahmen eines Freundes gesehen)
                          carpe diem!
                          www.instagram.com/bildervondraussen/

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                          • #14
                            Schön zum Ansehen sind diese Bilder schon, ... war vielleicht der "Pause" bei der Tourenplanung involviert?

                            Hier hätte ich ein Bild von der erwähnten unguten Seillänge. Da sieht es eher erholsam aus.


                            zinnen 05.jpg

                            lg. sigi

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                            • #15
                              Walter Pauses epochale Werke waren selbstverständlich permanente Lektüre in unseren Mußestunden,
                              besonders geschätzt haben wir auch das zweibändige Epos von Gino Buscaini "Dolomiten. Die 100 schönsten Touren"
                              Daraus hatten wir uns etliche Leckerbissen geholt (nicht verschwiegen: wir sind auch ein paar mal kräftig auf die Nasen gefallen. So ist das eben mit Empfehlungen, nicht alle empfinden es gleich).
                              Vielleicht noch eine Anmerkung für Aspiranten: Wir empfanden nicht die technische Schwierigkeit oder die immense Exposition in dieser Tour als belastend, es war vielmehr die Qualität der Haken (vor allem in jener Seillänge, die Bergmaxi im Foto zuvor gut zeigt), die das Unternehmen zur psychischen Herausforderung machten.
                              Meiner Vermutung nach sind das oftmalige Herausschlagen und wieder Hineinschlagen, wie früher jahrzehntelang praktiziert, für den jetzigen Zustand vieler Hakenrisse verantwortlich. Ganz klar, wenn zehnmal ein Haken in eine Riss geklopft und dann wieder heraus geholt wird, verursacht das eine Veränderung der Felsstruktur. Das sogenannte "Ausnageln" einer Route war meiner Ansicht nach keine puristische Heldentat, sondern eher eine fahrlässige Zerstörung der Felsstruktur.
                              Daher bin ich durchaus dafür, statt moralisch belastender Rostfragmente einige zuverlässige Bohrhaken zu setzen (auch in sogenannten klassischen Anstiegen!). Heldentum muss heutzutage nicht unbedingt in den Bergen praktiziert werden.
                              Aber ich schweife ab und provoziere Widerspruch.
                              Jedenfalls habe ich vor wenigen Tagen zu einem Freund gesagt: Die "Comici" in der Nordwand der Großen Zinne würde ich auch heute (als 71jähriger) ohne weiteres noch einmal machen wollen, und vermutlich auch können, aber für die "Cassin" in der Westlichen Zinne wäre ich psychisch nicht mehr ausreichend stabil.


                              Zuletzt geändert von Harald Braun; 21.11.2017, 20:52.

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