Ankündigung

Einklappen
Mehr anzeigen
Weniger anzeigen

Spitzmauer (2442 müA), Hochkarpfeiler (6) & Nordostgrat (4-), 20.07.2019

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Spitzmauer (2442 müA), Hochkarpfeiler (6) & Nordostgrat (4-), 20.07.2019

    Nach der Schwarzen Rinne und dem Herbert-Rieser-Gedenkweg vor einigen Jahren hat es endlich wieder einmal mit einer Kletterei auf der Spitzmauer geklappt. Dieses Mal haben wir uns den Hochkarpfeiler in Kombination mit dem Nordostgrat ausgesucht - ein langer und eher wenig überlaufener, moderat sanierter Klassiker der auf den Gipfel führt.

    Überraschenderweise gibt es hier im Forum zum Hochkarpfeiler noch keinen Bericht, die Beschreibungen im AVF Totes Gebirge von G. Rabender enthalten zusammen mit den guten Topos im Kletterführer Prielschutzhaus von Ch. Sadleder (erhältlich auch am Prielschutzhaus, Kauftipp) alle wichtigen Informationen.

    web_.jpg

    Für einen heißen Sommertag ist die Nordwand der Spitzmauer sehr empfehlenswert, der Zustieg von der Hütte ist in einer Stunde gut machbar und der Abstieg von der Spitzmauerplan über den Stodertaler Klettersteig verkürzt den Weg zum wohlverdienten Elektrolytausgleich auch auf ein erträgliches Maß.

    Mit Glück und etwas Voraussicht beim Reservieren ergattern wir am Prielschutzhaus noch zwei Lagerplätze, gefühlt geht morgen etwa die eine Hälfte der Anwesenden über den Klettersteig und die andere Hälfte über den Normalweg auf den Großen Priel - uns soll es recht sein. Nach einer wenig bequemen Nacht im Zimmerlager (für meine 1,90 m ist das Doppelstockbett eindeutig zu kurz) gibt es ein überraschend stressfreies Frühstück und um 7 Uhr machen wir uns auf den Weg. Vor der Klinserschlucht gehen links vom markierten Wanderweg relativ gut erkennbare Steigspuren weg und nach zwei unschwierigen Schneefeldern stehen wir im Schuttfeld am Wandfuß.

    web_-001.JPG

    image_583713.jpg

    Hier steigen wir nur mehr wenige Minuten auf, der Hinweis auf einen markanten Grasfleck kurz oberhalb des Einstiegs bietet einen guten Anhaltspunkt und schließlich treffen wir unter der markanten Verschneidung auf einen großen Steinmann (ca 1750 müA).

    web_-004.JPG

    Hier führt in der Verschneidung die etwas schwerere Variante Direkter Hochkarpfeiler hoch und endet nach 4 Seillängen am großen Schotterband, unsere Länge geht rechts unterhalb des Bauches weiter.
    web_-006.JPG

    Alle Stände sind mit einem zusätzlichen Bohrhaken saniert, auch in den Längen stecken (vor allem an den schwereren Stellen) vereinzelte Bohrhaken sowie mehrere ältere Normalhaken.
    web_-007.JPG

    Wir sind mit mittleren und großen Keilen sowie mittleren Friends gut durchgekommen, der C4#4 hätte auch mehrfach gepasst aber ist im Kofferraum geblieben.
    In der dritten Länge versteckt sich der Standplatz links in dem Winkel.

    web_-008.JPG

    In der nominellen Schlüsselstelle in der 4. SL geht es nach einer schönen Querung einen unangenehm glatten, aber dafür nur kurzen und relativ gut gesicherten, Riss hoch und wird dann wieder leichter.
    image_583718.jpg

    image_583714.jpg

    Ich persönlich hab die Verschneidung in der kommenden Länge und die Piazkante beim gelben Ausbruch herausfordernder gefunden, aber das ist natürlich alles höchst subjektiv.
    Die Verschneidung ist recht schön und griffig, leider befindet sich der Stand direkt unterhalb und da hat der Vorsteiger in den ersten Metern besonders sauber zu steigen.

    web_-011.JPG

    Am Südgrat vom Brotfall tummelt sich bei den Temperaturen offenbar auch niemand, bis auf eine Seilschaft die etwas nach uns in die Rissreihe eingestiegen ist bemerken wir keine weiteren Kletterer.
    web_-012a.JPG
    Zuletzt geändert von csf125; 09.08.2019, 16:04. Grund: Bilder bereinigt
    Endlich mal ein Thema wo ich nicht zu spät, zu unwissend oder einfach zu faul bin um etwas beizutragen

  • #2
    Ein großes Schotterband trennt den unteren vom oberen Teil des Hochkarpfeilers, die Begehung ist unschwierig aber Steinschlag würde wohl genau auf die darunterliegenden Längen abgehen. Hier im Rückblick mit dem oberen Teil der Klinserschlucht im Hintergrund.
    web_-012b.JPG

    Nach etwa 30 m begrenzt dieser kleine Pfeiler das Band nach Osten hin.
    web_-013.JPG

    Irgendwo hier sollte auch der Direkte Hochkarpfeiler wieder heraufkommen, unser Weg geht aber über diese Stufe weiter und dann rechts hoch an dem kleinen Zacken vorbei.
    web_-014.JPG

    Über einen schönen Riss geht es zu einem markanten gelben Ausbruch und einem guten Stand auf einem Absatz. Dort wartet diese fotogene Kante unter der ein Bohrhaken den dahinter versteckten Piaz etwas entschärft.
    web_-015.JPG

    Die nächsten beiden Längen bieten wieder genussvolle einfache Kletterei.
    web_-016.JPG

    Nach oben hin wird es etwas schrofig und schließlich erreichen wir den Ausstieg in einer kleinen Scharte unterhalb des Hochkareck auf etwa 2000 müA.
    web_-018.JPG

    Von hier wäre auch ein Abstieg über die Gruberrinne (II) möglich, das Wetter hält aber und wir werfen neugierig einen ersten Blick auf den Nordostgrat.
    web_-018a.JPG

    Bis zu dem markanten Gratturm (der „Rucksack“) geht es jetzt seilfrei weiter, von der Gratschulter gibt es einen schönen Tiefblick auf den Verbindungsgrat zum/zur Ostrawitz (1824 müA).

    web_-019.JPG
    web_-020.JPG

    Über die rötliche Rinne steigen wir zum Rucksack auf, bevor es steiler wird befindet sich auf einem Absatz ein Bohrhaken. Der Fels ist fester als er aussieht und ich bleibe bei den Zustiegsschuhen, es gibt drei weitere Bohrhaken und eine plattige Stelle weiter oben lässt sich recht gut direkt in der Rinne umgehen.
    web_-022.JPGweb_-022a.JPG

    Vom Stand am Ausstieg der Rinne wechseln wir über die Gratkante auf die Sonnenseite in die Ostwand, hier ist der Weiterweg nicht mehr ganz so offensichtlich aber technisch einfach. Wir halten uns in der Nähe der Gratkante und umgehen damit offenbar die nächsten beiden Standhaken, was aber nicht besonders tragisch ist. Dass dieser Abschnitt besonders brüchig sein soll kann ich so nicht bestätigen, auf den kleinen Bändern liegt halt einiges an Schutt herum.
    Kurz bevor der Grat wieder aufsteilt und ein schöner Riss zum Kriechband hochführt bietet sich ein Köpfel als Stand an. Die Kriechstelle ist kurz aber eng, gleich danach steckt ein fixer Friend neben einem Normalhaken und gleich um die Kante herum wartet auf einem Absatz der Stand mit einem Bohrhaken.
    web_-024.JPG
    Zuletzt geändert von csf125; 09.08.2019, 16:10.
    Endlich mal ein Thema wo ich nicht zu spät, zu unwissend oder einfach zu faul bin um etwas beizutragen

    Kommentar


    • #3
      Die letzte Seillänge führt über rötlichen Fels hinauf auf die Gratschulter, dann geht es seilfrei in gestuftem Gelände rund 100 Hm höher. Hier der untere Teil, der bereits seilfrei begangen wird:
      web_-025.JPG

      Dieser markante Gratturm wird rechts umgangen.
      web_-026.JPG

      Hier führt ein abwärtsgeschichtetes Band mit Schuttauflage nach etwa 20 m zu einer Engstelle und dann noch kurz weiter in einen Schuttkessel.
      web_-027.JPGweb_-028.JPG

      Wir wählen die mittlere der drei Rinnen und kommen gut höher, oben erweitert sich die Rinne und führt schließlich über etwas schottrige Stufen direkt zum Gipfel.
      web_-030.JPG

      Nach gut 8 Stunden ohne Hast und Schlendrian freuen wir uns über den lohnenden Anstieg und genießen die herrliche Aussicht.
      web_-031.JPGweb_-032.JPG
      Der Abstieg über den Normalweg zur Spitzmauerplan erfordert stellenweise noch ein bisschen Aufmerksamkeit, Schnee liegt allerdings keiner mehr.
      web_-033.JPG

      Über den Stodertaler Klettersteig gelangen wir relativ schnell zurück in der Klinserschlucht.
      web_-034.JPGweb_-034a.JPG

      Hier können wir die gesamte Nordseite in ihrer vollen Pracht bewundern und vor allem wird deutlich, dass die Perspektive vom Prielschutzhaus den Nordostgrat mit seinen 450 Hm im Gegensatz zum Hochkarpfeiler mit 250 Hm stark verkürzt zeigt.
      web_-035.JPG

      Am Prielschutzhaus werden dann noch die Energiespeicher aufgefüllt bevor es an den Abstieg geht, meine Gedanken beim Hatscher über die Forststraße zurück zum Parkplatz Polsterlucke behalte ich an dieser Stelle bei mir.

      Insgesamt ein sehr lohnener, alpiner Anstieg und gut geeignet für heiße Tage, auch wenn man sich ab dem Hochkareck immer wieder auch auf der Sonnenseite befindet. Die Felsqualität ist spitzmauertypisch durchwachsen, überwiegend aber fest und nur sehr vereinzelt wirklich brüchig. Die schweren Längen im Hochkarpfeiler sind vom Charakter her völlig verschieden und relativ gut abgesichert. Der Nordostgrat ist der niedrigeren Schwierigkeit entsprechend auch sparsamer abgesichert, hier ist mehr das Gespür für den besten Weg entscheidend.
      Zuletzt geändert von csf125; 09.08.2019, 16:12.
      Endlich mal ein Thema wo ich nicht zu spät, zu unwissend oder einfach zu faul bin um etwas beizutragen

      Kommentar


      • #4
        Sieht toll aus!
        http://mymountains.de
        http://www.mountainwilderness.de/

        Kommentar


        • #5
          Da haben wir aus der Stella letztes Wochenende rübergeschaut - danke für die Top-Infos bezüglich Absicherung/Ernsthaftigkeit. Vielleicht schauen wir auch mal auf diese Seite der Klinserschlucht!
          carpe diem!
          www.instagram.com/bildervondraussen/

          Kommentar


          • #6
            Leiwande Gschicht.
            Hab öfter schon den Hochkar angeschrieben gesehen, jetzt seh ich mal das in Action, zumindest am Bildschirm.
            In die Wand werde ich nie kommen.
            lg, Manfred (manfredsberge.blogspot.com)

            Meine Tourenberichte auf gipfeltreffen

            Kommentar


            • #7
              Danke für den tollen und informativen Bericht!
              Hat mich daran erinnert, dass ich an der Spitzmauer unbedingt einmal eine Route klettern muss. Dort kenn` ich noch gar nichts.
              LG

              Kommentar


              • #8
                Zitat von tauernfuchs Beitrag anzeigen
                dass ich an der Spitzmauer unbedingt einmal eine Route klettern muss. Dort kenn` ich noch gar nichts.
                Die "Rissreihe" (4+/5-) soll auch recht schön sein und führt ebenfalls aufs Hochkareck, dann weiterer Anstieg über den NO-Grat auf den Gipfel oder Abstieg über die Gruberrinne.

                Topos gibts auch auf der Seite vom sehr gut geführten ->Prielschutzhaus

                BG, Thomas
                Endlich mal ein Thema wo ich nicht zu spät, zu unwissend oder einfach zu faul bin um etwas beizutragen

                Kommentar


                • #9
                  Schöne Unternehmung.
                  "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

                  https://www.instagram.com/grandcapucin38/

                  Kommentar


                  • #10
                    Feine Sache!

                    Kann der obere Grat seilfrei gemacht werden?

                    LG Helwin

                    Kommentar


                    • #11
                      Zitat von meinereiner Beitrag anzeigen

                      Die "Rissreihe" (4+/5-) soll auch recht schön sein und führt ebenfalls aufs Hochkareck, dann weiterer Anstieg über den NO-Grat auf den Gipfel oder Abstieg über die Gruberrinne.

                      Topos gibts auch auf der Seite vom sehr gut geführten ->Prielschutzhaus

                      BG, Thomas
                      Danke, genau diese Unternehmung steht schon auf meiner Wunschliste.

                      Kommentar


                      • #12
                        Zitat von helwin Beitrag anzeigen
                        Kann der obere Grat seilfrei gemacht werden?
                        Ausgehend von Deinen hier geteilten Touren würde ich sagen ja.

                        Wo es etwas schwerer wird ist der Fels eigentlich immer relativ gut, aus dem Riss aufs Kriechband und dann um die Kante ist etwas ausgesetzt und in der letzten Länge ist der Fels wieder etwas sorgfältiger zu prüfen.


                        Endlich mal ein Thema wo ich nicht zu spät, zu unwissend oder einfach zu faul bin um etwas beizutragen

                        Kommentar


                        • #13
                          Zitat von meinereiner Beitrag anzeigen

                          Ausgehend von Deinen hier geteilten Touren würde ich sagen ja.
                          OK danke für die Info, werds mir anschauen.

                          LG Helwin

                          Kommentar


                          • #14
                            Tolle Tour!

                            Kommentar


                            • #15
                              Starke Sache und vor allem zusätzlich auch perfekt dokumentiert.

                              Die erste Tour ist mir doch etwas zu happig, aber der NO Grat macht Gusto.

                              Danke für's Mitnehmen

                              LG, Günter

                              PS: Deine "Anhängsel" sind nun weg, Danke an Norbert csf125, der mich gestern gerettet hat. Ich versuchte eine Bereinigung vom Büro Rechner aus, hab's aber durch unseren Uraltbrowser leider nicht ganz geschafft.

                              Meine Touren in Europa

                              Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                              (Marie von Ebner-Eschenbach)

                              Kommentar

                              Lädt...