Am 28. April 2010 packten wir unsere Siebensachen und fuhren los nach Realp. Bepackt mit unseren schweren Rucksäcken, die Skier und Skischuhe kreativ aufgebunden, gingen wir los. Leider war die Strasse bereits schwarz geräumt aber noch gesperrt. Da die Leute vom Restaurant Tiefenbach ihren freien Tag hatten, war auch kein Taxi zu kriegen. So trotteten wir auf der Strasse und manchmal durchs Gelände bis zum Hotel Galenstock in unseren Trekkingschuhen. Der Rucksack war viel zu schwer und der Aufstieg die reinste Plackerei. Dann fanden wir den ersten Schneefleck und nach einer ausgiebigen Pause stiegen wir auf die Skier.
Wir fanden genügend Schneeflecken um danach alles auf den Skiern raufzusteigen. Mit zunehmender Höhe verdichteten sich die Schneeflecken in eine durchgehende Schneedecke. Wegen der Wärme sanken wir aber auch mit Skiern ein. Wir waren froh, nun doch auf den Skiern und den Schneeschuhen zu stehen. Erfreulicherweise war die Hütte bewartet und wir waren die einzigen Gäste.
Graue Wand (19).JPG
Graue Wand (42).JPG
Sogar das Nachtessen durften wir wählen – wir entschieden uns für Fondue mit Kartoffeln. Claudia kocht gerne und gut. Nebst dem feinen Käsefondue verwöhnte sie uns mit einer Currysuppe mit frischen Spargeln und Blumenkohl, frischem Salat und einem selbst gemachten Apfelkuchen – vom Feinsten.
Die Ruhe war fantastisch. Wenn da nicht die harten Betten unsere müden Glieder zum schmerzen gebracht hätten, wäre es eine perfekte Nacht geworden. Da auch am nächsten Tag keine Gäste angemeldet waren, beschlossen wir, noch eine Nacht länger zu bleiben.
Wir stellten fest, dass der Auf- und Abstieg zur Grauen Wand sicher genug seien und entschieden uns für die Niedermann-Route in der Grauen Wand. Nach einer 6-monatiger Zwangskletterpause wollte ich nicht allzu schwer klettern – aber eine 5c+-Route mit 5c obligatoire als erste Mehrseillängentour sollte doch noch drin sein. Urs kletterte bereits schon Anfang Saison sehr gut und sicher – also: let’s Rock’n Roll…
Graue Wand (62).JPG
Wir standen kurz vor sieben Uhr auf und frühstückten zuerst ergiebig. Der Zustieg war doch noch ein Stückchen und das steile Couloir war anstrengend. Mit meinem Asthma dauerte auch der Zustieg noch etwas länger. Dann kam der Hammer: Zwischen dem rettenden Fels und dem Schnee hat es einen solchen Spalt, dass ich den Riesenschritt nicht machen konnte. Urs lachte – was mir nicht besonders half. Dann aber gab er mir die Hand und gemeinsam hievten wir mein Gewicht auf den Stein – das half!
Schlussendlich wechselten wir von den Skischuhen in unsere Kletterfinken und stiegen in die Route ein – es war bereits 10:30 Uhr. Die erste Seillänge begann bereits mit 5c. Bei Urs sah die Kletterei eigentlich gar nicht so schwer aus. Doch als ich dann selbst einstieg, fand ich die Kletterei doch ganz anspruchsvoll und ich fragte mich, wo denn Urs nur diese Tritte gefunden hatte. Es ging so weiter. Die dritte Seillänge war dann eine 5c+ aber Urs und ich fanden die zweite Seillänge (5c) einiges anspruchsvoller – hier sind auch die meisten Haken zu finden (7 Stk). Es handelt sich um breite Risskletterei mit kaminartigem Charakter (was mit Rucksack doch schwierig war). Vielfach waren im Riss die Tritte versteckt und man konnte sich im Riss so auf den Tritten hochrobben. Dann kam eine 5b, welche ich genoss. Nun hatte Urs aber schon mächtig Hunger – ok, mir knurrte auch schon der Magen – und wir machten eine ausgedehnte Mittagspause.
Dann kamen zwei 4-er Seillängen – aber ich liess doch lieber Urs voraus. Die vorigen Seillängen hatten mein Selbstvertrauen in meine Kletterkünste nicht wirklich gesteigert. Die zweite 4-er Seillänge war dann auch grasig und ich war froh, dass ich nicht voraus gegangen bin. Dann ging es mit einem etwas einfacheren Riss weiter (5b). Aber auch in dieser Seillänge hatte ich im unteren Teil zu kämpfen, waren doch die Tritte recht weit voneinander entfernt und die abdrängende Kletterei forderte doch einiges an Kraft (und die hatte ich in den 2 letzten Wochen noch nicht aufgebaut).
Graue Wand (78).JPG
Graue Wand (93).JPG
Dann kam doch wieder eine nette 4. Ich spielte Gentlewoman (oder heisst es: Alter vor Schönheit?!?) und liess Urs wiederum den Vortritt. Die nächste 5c war dann ein „Träumli“. Hatte es doch noch kleine, feine Trittli zum klettern. Dann kam noch ein Riss, bei dem ich absolut Chancenlos war. Die Tritte waren viel zu weit voneinander entfernt und ich konnte mich an den Griffen nicht hochziehen. Der Riss drängte mich nach hinten. „Zieh orange nach“, rief ich und zog mich beherzt am blauen Seil ein paar Meter hoch. Dann ein kurzes Päuschen im Seil und es ging weiter mit klettern. Wie konnte Urs das bloss vorsteigen?!?
Graue Wanda (08).JPG
Graue Wanda (12).JPG
Graue Wanda (27).JPG
Die letzte 5a war dann auch wieder nette Kletterei – nicht mehr so anstrengend, dafür aber nicht weniger schön.
Graue Wanda (29).JPG
In der Route hatte Urs einige Keile „verlocht“ und auch die Camalots waren ganz hilfreich, allerdings nicht die 0.4-0.5 wie im Plaisirführer steht, sondern die 0.75 und 1. Zwischendurch fanden wir immer wieder sehr schöne Kletterstellen und verstehen, dass die Route zu einem Klassiker wurde. Beide fanden wir aber, dass die Route schwerer war als 5c+ und dass ein 5c-Kletterer doch ganz schön Mühe hätte, die Route hochzukommen.
Graue Wanda (55).JPG
Da wir den ersten Stand der Abseilpiste nicht sahen, beschlossen wir, über die Route abzuseilen. Es gab so viele Abseilstände in der Wand, dass wir die 50m gut ausnutzen konnten. Am Schluss mussten wir dann einige Seillänge diagonal abseilen, was uns auch gut gelang. Auch das Seil konnte immer problemlos abgezogen werden.
Beim letzten Abseilen – wir waren wieder auf der Abseilpiste - musste Urs durch den Schnee gehen mit den Kletterfinken! – der bare Hass. Auf meinen Wunsch, hängte mir Urs das Seil mit einem Mastwurf unten in den Karabiner ein und ich konnte ohne Schneekontakt abseilen – Danke Urs.
Beim Abseilen traf mich ein Stein oder Eisbrocken und bescherte mir einen blauen Fleck. Aber beim letzten Abseilen pfiff ein grösserer Stein an mir vorbei. Ich rief Urs zu und der Stein verfehlte ihn nur knapp. Die Route ist eigentlich ganz gut angelegt. Östlich von uns gingen ab und zu Steine ins Tal runter – westlich von uns ging eine beeindruckende Nassschneelawine über die Felsen ins Tal. In der Route hatten wir wenig Stein- und Eisschlag.
Am Abend verwöhnte uns Claudia dann mit einer Gemüsesuppe, Salat und Spaghetti Bolognese mit viel Käse. Sogar das Dessert, Meringue mit Schlagrahm und Erdbeersauce, war schön angerichtet. Wir genossen die ruhige Nacht auf zwei Matratzen. Ich schlief so gut, wie ich noch nie in einer Hütte geschlafen hatte – zufrieden mit der erfolgreichen Tour und der fantastischen Berglandschaft.
Die Abfahrt mit den Skiern war dann alles andere als eine schöne Skitour. Zuerst war der Schnee hart, was das Befahren der tiefen Rinnen schwierig machte und danach fehlte der Schnee und wir gingen das letzte Stück zu Fuss bis zum Hotel Tiefenbach.
Fazit: Für alle, die gerne breite Risse und Kamine klettern und sich nicht scheuen, auch selbst mal einen Keil oder Friend zu legen, sehr empfehlenswert.
Wir fanden genügend Schneeflecken um danach alles auf den Skiern raufzusteigen. Mit zunehmender Höhe verdichteten sich die Schneeflecken in eine durchgehende Schneedecke. Wegen der Wärme sanken wir aber auch mit Skiern ein. Wir waren froh, nun doch auf den Skiern und den Schneeschuhen zu stehen. Erfreulicherweise war die Hütte bewartet und wir waren die einzigen Gäste.
Graue Wand (19).JPG
Graue Wand (42).JPG
Sogar das Nachtessen durften wir wählen – wir entschieden uns für Fondue mit Kartoffeln. Claudia kocht gerne und gut. Nebst dem feinen Käsefondue verwöhnte sie uns mit einer Currysuppe mit frischen Spargeln und Blumenkohl, frischem Salat und einem selbst gemachten Apfelkuchen – vom Feinsten.
Die Ruhe war fantastisch. Wenn da nicht die harten Betten unsere müden Glieder zum schmerzen gebracht hätten, wäre es eine perfekte Nacht geworden. Da auch am nächsten Tag keine Gäste angemeldet waren, beschlossen wir, noch eine Nacht länger zu bleiben.
Wir stellten fest, dass der Auf- und Abstieg zur Grauen Wand sicher genug seien und entschieden uns für die Niedermann-Route in der Grauen Wand. Nach einer 6-monatiger Zwangskletterpause wollte ich nicht allzu schwer klettern – aber eine 5c+-Route mit 5c obligatoire als erste Mehrseillängentour sollte doch noch drin sein. Urs kletterte bereits schon Anfang Saison sehr gut und sicher – also: let’s Rock’n Roll…
Graue Wand (62).JPG
Wir standen kurz vor sieben Uhr auf und frühstückten zuerst ergiebig. Der Zustieg war doch noch ein Stückchen und das steile Couloir war anstrengend. Mit meinem Asthma dauerte auch der Zustieg noch etwas länger. Dann kam der Hammer: Zwischen dem rettenden Fels und dem Schnee hat es einen solchen Spalt, dass ich den Riesenschritt nicht machen konnte. Urs lachte – was mir nicht besonders half. Dann aber gab er mir die Hand und gemeinsam hievten wir mein Gewicht auf den Stein – das half!
Schlussendlich wechselten wir von den Skischuhen in unsere Kletterfinken und stiegen in die Route ein – es war bereits 10:30 Uhr. Die erste Seillänge begann bereits mit 5c. Bei Urs sah die Kletterei eigentlich gar nicht so schwer aus. Doch als ich dann selbst einstieg, fand ich die Kletterei doch ganz anspruchsvoll und ich fragte mich, wo denn Urs nur diese Tritte gefunden hatte. Es ging so weiter. Die dritte Seillänge war dann eine 5c+ aber Urs und ich fanden die zweite Seillänge (5c) einiges anspruchsvoller – hier sind auch die meisten Haken zu finden (7 Stk). Es handelt sich um breite Risskletterei mit kaminartigem Charakter (was mit Rucksack doch schwierig war). Vielfach waren im Riss die Tritte versteckt und man konnte sich im Riss so auf den Tritten hochrobben. Dann kam eine 5b, welche ich genoss. Nun hatte Urs aber schon mächtig Hunger – ok, mir knurrte auch schon der Magen – und wir machten eine ausgedehnte Mittagspause.
Dann kamen zwei 4-er Seillängen – aber ich liess doch lieber Urs voraus. Die vorigen Seillängen hatten mein Selbstvertrauen in meine Kletterkünste nicht wirklich gesteigert. Die zweite 4-er Seillänge war dann auch grasig und ich war froh, dass ich nicht voraus gegangen bin. Dann ging es mit einem etwas einfacheren Riss weiter (5b). Aber auch in dieser Seillänge hatte ich im unteren Teil zu kämpfen, waren doch die Tritte recht weit voneinander entfernt und die abdrängende Kletterei forderte doch einiges an Kraft (und die hatte ich in den 2 letzten Wochen noch nicht aufgebaut).
Graue Wand (78).JPG
Graue Wand (93).JPG
Dann kam doch wieder eine nette 4. Ich spielte Gentlewoman (oder heisst es: Alter vor Schönheit?!?) und liess Urs wiederum den Vortritt. Die nächste 5c war dann ein „Träumli“. Hatte es doch noch kleine, feine Trittli zum klettern. Dann kam noch ein Riss, bei dem ich absolut Chancenlos war. Die Tritte waren viel zu weit voneinander entfernt und ich konnte mich an den Griffen nicht hochziehen. Der Riss drängte mich nach hinten. „Zieh orange nach“, rief ich und zog mich beherzt am blauen Seil ein paar Meter hoch. Dann ein kurzes Päuschen im Seil und es ging weiter mit klettern. Wie konnte Urs das bloss vorsteigen?!?
Graue Wanda (08).JPG
Graue Wanda (12).JPG
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Die letzte 5a war dann auch wieder nette Kletterei – nicht mehr so anstrengend, dafür aber nicht weniger schön.
Graue Wanda (29).JPG
In der Route hatte Urs einige Keile „verlocht“ und auch die Camalots waren ganz hilfreich, allerdings nicht die 0.4-0.5 wie im Plaisirführer steht, sondern die 0.75 und 1. Zwischendurch fanden wir immer wieder sehr schöne Kletterstellen und verstehen, dass die Route zu einem Klassiker wurde. Beide fanden wir aber, dass die Route schwerer war als 5c+ und dass ein 5c-Kletterer doch ganz schön Mühe hätte, die Route hochzukommen.
Graue Wanda (55).JPG
Da wir den ersten Stand der Abseilpiste nicht sahen, beschlossen wir, über die Route abzuseilen. Es gab so viele Abseilstände in der Wand, dass wir die 50m gut ausnutzen konnten. Am Schluss mussten wir dann einige Seillänge diagonal abseilen, was uns auch gut gelang. Auch das Seil konnte immer problemlos abgezogen werden.
Beim letzten Abseilen – wir waren wieder auf der Abseilpiste - musste Urs durch den Schnee gehen mit den Kletterfinken! – der bare Hass. Auf meinen Wunsch, hängte mir Urs das Seil mit einem Mastwurf unten in den Karabiner ein und ich konnte ohne Schneekontakt abseilen – Danke Urs.
Beim Abseilen traf mich ein Stein oder Eisbrocken und bescherte mir einen blauen Fleck. Aber beim letzten Abseilen pfiff ein grösserer Stein an mir vorbei. Ich rief Urs zu und der Stein verfehlte ihn nur knapp. Die Route ist eigentlich ganz gut angelegt. Östlich von uns gingen ab und zu Steine ins Tal runter – westlich von uns ging eine beeindruckende Nassschneelawine über die Felsen ins Tal. In der Route hatten wir wenig Stein- und Eisschlag.
Am Abend verwöhnte uns Claudia dann mit einer Gemüsesuppe, Salat und Spaghetti Bolognese mit viel Käse. Sogar das Dessert, Meringue mit Schlagrahm und Erdbeersauce, war schön angerichtet. Wir genossen die ruhige Nacht auf zwei Matratzen. Ich schlief so gut, wie ich noch nie in einer Hütte geschlafen hatte – zufrieden mit der erfolgreichen Tour und der fantastischen Berglandschaft.
Die Abfahrt mit den Skiern war dann alles andere als eine schöne Skitour. Zuerst war der Schnee hart, was das Befahren der tiefen Rinnen schwierig machte und danach fehlte der Schnee und wir gingen das letzte Stück zu Fuss bis zum Hotel Tiefenbach.
Fazit: Für alle, die gerne breite Risse und Kamine klettern und sich nicht scheuen, auch selbst mal einen Keil oder Friend zu legen, sehr empfehlenswert.
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