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Erstbegehung Gottseidank aufs Rössel M2-3, 6 Seillängen am 8.12.2018

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  • Erstbegehung Gottseidank aufs Rössel M2-3, 6 Seillängen am 8.12.2018

    Eigentlich wollten meine Freundin und ich den Kaiser-Franz-Josef Klettersteig in Eisenerz gehen, wurden aber am Zustieg aufgeklärt, dass der zur Durchsetzung der Wintersperre teilweise abgebaut ist, also musste ein neuer Plan her: es sollte eine Erstbegehung an der Ostflanke des Rössels werden, wir wussten von einer Wanderung vor zwei Tagen nach meiner Masterprüfung, dass die Verhältnisse passen. Am Parkplatz des Leopoldsteinersees die Ausrüstung packend kam noch eine alte Einheimische zu uns: „Gottseidank seid ihr nicht eingestiegen, ich habe mir schon Sorgen gemacht“. Kaum war sie weg mussten wir kichern. Wenn sie wüsste, was wir vorhaben…

    Der Zustieg führte uns vom höchsten Parkplatz am Präbichl entlang der Pisten bis zur Höhe der Liftstation und dann nach rechts in eine markante Rinne, normalerweise ist die extrem lawinengefährlich, aber heute ging es.

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    Am Ende der Rinne gab es einen kurzen Vorbau zu überwinden und dann ging es schon in die rückenartige Wand, immer auf der linken Seite haltend.

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    Wir folgten der logischen, bereits von unten gesehenen Linie über grasbewachsene Schrofen unterbrochen von kurzen Stufen, eine direktere Linie wäre aufgrund des abweisend-schiefrigen Gesteins nicht absicherbar gewesen, selbst in dieser Linie war ich über 2 untergebrachte Sicherungen pro Seillänge froh – darunter Spezialitäten wie der kleinste Tricam (3 KN Haltekraft), oder eine Sanduhr aus gefrorenem Gatsch. Ganz entgegen der allgemeinen Absicherung stand fast immer am Ende der 30m doppeltem Halbseil ein solider Baum oder eine günstige Felsstruktur – bis zur letzten Seillänge, der Stand am Ausstieg war der wahrgewordene Alptraum vieler Eiskletterer, entlockte Regina aber nur ein Lächeln: eine Ausgleichsverankerung an zwei Eisgeräten in gefrorener Erde und einem Tricam.

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    Vom Ausstieg gab es dann noch einmal unglaublich mühsame 15 Minuten Spurerei aufs Rössel und einen schnellen Abstieg über den Wanderweg ins erste Kar - stolpern und wanken würde es eher treffen, wir haben aufgrund der fortgeschrittenen Dämmerung fast nichts mehr gesehen und seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Ab der kurzen Engstelle war die Orientierung einfach, also gönnten wir uns erst einmal ein Mittagessen (um 17:30) und stiegen den Rest mit Stirnlampen ab.

    Am nächsten Tag beim Einzeichnen der Linie war der Name für die Tour klar: Gottseidank
    -Gottseidank waren wir nicht in den Klettersteig eingestiegen
    -Gottseidank hatten wir einen der seltenen Tage mit lawinensicheren Verhältnissen im Zustieg erwischt, sonst hätten wir nicht einsteigen können
    -Gottseidank ist exakt alle 30 Meter ein Baum gestanden, das Kommando „Seil gleich aus“ kam immer kurz vor einem Baum in einer ansonsten schwer absicherbaren Route


    Material:
    Satz Tricams (bis zum orangen)
    Satz Schlaghaken
    Keile
    Köpferlschlingen
    Friends wären komplett nutzlos gewesen, Hexen eventuell einsetzbar - beides war zum Glück nicht dabei
    1 60m Halbseil doppelt genommen
    Wir waren ca 7 Stunden unterwegs, davon 4,5 kletternd

  • #2
    Servus,
    Eine ziemlich wilde Geschichte. Taugt mir das Abenteuer zu suchen und auch in so viel begangenen Regionen noch was Neues zu finden.
    Offensichtlich habt ihr die Gefahren auch genau richtig eingeschätzt.
    LG. Martin
    Alle meine Beiträge im Tourenforum

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    • #3
      Zitat von Timi Beitrag anzeigen
      oder eine Sanduhr aus gefrorenem Gatsch...... eine Ausgleichsverankerung an zwei Eisgeräten in gefrorener Erde und einem Tricam.


      Herrlich!

      So muss Klettern!

      LG Helwin

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      • #4
        Wenn das Fleisch liest. Das müsste genau sein Metier sein

        Hab die Bilder eben schon im Stammtisch gesehn. Sieht cool aus. Finds auch schön, dass hier ein bisschen frischer Wind reinkommt und auch mal was zum Mixed-Klettern erscheint.

        Lasst uns an euren weiteren Unternehmungen teilhaben. Kreativität, Mut und Touren abseits des Mainstream. Das hat Potenzial

        Grüße

        "Meine Spur ziehe ich am liebsten, wohin keine andere führt. Ich kann zurückblicken und sie beurteilen, was ich sonst nicht könnte, weil sie sich durch die vielen anderen verlieren würde.
        Auch mein Leben will ich unter Kontrolle haben. Darum gehe ich einen eigenen Weg, dem nicht jeder folgt." (Heini Holzer)

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        • #5
          Lässig und kreativ! Auf diese Weise lässt sich nahezu in jeder Gebirgsgruppe etwas finden, wo noch nie jemand rauf ist.
          Pickel in gefrorene Erde, mit Steigeisen durch schneebedeckte Grasschrofen, Sicherung an allen möglichen botanischen Wuchsformen - ist mir alles recht geläufig...
          Gutes Training für ernstere Sachen...

          LG
          Zuletzt geändert von tauernfuchs; 11.12.2018, 17:41.

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          • #6
            Der Fleisch hats schon auf FB gelesen ,findets natürlich ganz super und ärgert sich um so mehr über seine verletzte Schulter, die ihn vermutlich ein ganzes Jahr nicht klettern lässt. Seufz. Aber gut wenn die Jungen fleissig sind und Erfahrungen einheimsen bis ich wieder ein Eisgerät heben kann . Da dürfen sie 2019/20 in der Höll dann vorsteigen.. Hehehe.. Gratulation
            Zuletzt geändert von Fleisch; 11.12.2018, 19:44.

            but i see direct lines

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            • #7
              Mit genug Kreativität kann man fast überall in den Bergen Abenteuer finden. Mir gefällt die Herangehensweise.

              Zitat von Fleisch Beitrag anzeigen
              Der Fleisch hats schon auf FB gelesen ,findets natürlich ganz super und ärgert sich um so mehr über seine verletzte Schulter, die ihn vermutlich ein ganzes Jahr nicht klettern lässt. Seufz.
              So arg? Auf jeden Fall gute Besserung!
              "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

              https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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              • #8
                Kreativ!


                ​​Danke fürs Teilhabenlassen.
                Zuletzt geändert von horridoh; 11.12.2018, 21:01.

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                • #9
                  Danke fürs Feedback, die Kommentare haben mir fast so viel Freude wie das Schreiben des Berichtes gemacht

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