Hallo!
Jetzt mach ich einmal was völlig ungewöhnliches:
Erstmals veröffentliche ich hier eine Erstbegehung, von der kaum jemand etwas weiß und die fast schon zwanzig Jahre zurück liegt. Doch bei der Durchsicht des neuesten Führers Totes Gebirge stößt man noch immer unter Siniweler auf die Bemerkung der undurchstiegenen Wände. Es wundert mich wirklich, dass sich auch in den letzten 20 Jahren offenbar niemand damit auseinandergesetzt hat.
Dabei gehören die Wände des Grundlseer Reichenstein und Siniweler zweifellos zu den steilsten und abweisendsten der Ostalpen.
Hier der Reichenstein, der Siniweler versteckt sich noch rechts hinten:
sized_DSC00472.JPG
Speziell der Reichenstein scheint ja vom Grundlsee aus förmlich aus den Obstgärten zu entspringen:
sized_DSC00474.JPG
Doch weiter hinten, Nähe Zimitzalm imponiert immer mehr der Monolith des Siniweler:
sized_DSC00508.JPG
Seine bis 400m hohen Wände beeindrucken vor allem auch durch ihre ungeheure monolithische Glätte, wie man sie sonst in den Ostalpen kaum irgendwo findet.
Warum wir bisher so eine große Tour nicht veröffentlicht haben, erklärt sich aus der Zeit der Begehung ( 1989 ) heraus. Ende der 80ziger Jahre galt es fast schon als Sakrileg, Touren mit A1-Stellen an die Öffentlichkeit zu tragen. Brüchigen Fels anführen zu müssen galt ebenfalls nicht als Überhit. Die Freikletterei boomte und eine Route wie die folgende wäre einfach nicht beachtet worden.
Bei der nachfolgenden Route handelt es sich aber nach wie vor um eine der anspruchsvollsten des Toten Gebirges und es sollen wenigstens ambitionierte Erstbegeher nicht mit Sack und Pack dort einsteigen um dann feststellen zu müssen, dass da vor ihnen schon einer war…
Auch ist die Zeit und das Kletterkönnen vieler längst reif, erstens diese Route zu verbessern, zweitens eine neue, schönere (aber immens schwere!) zu schaffen, denn die Felsqualität in den Platten und westseitig ausgerichteten Rissen ist zumindest sehr gut.
Was die Absicherung betrifft, haben wir (nach damaligen Maßstäben!) sicher gute Arbeit geleistet, aber auch mobil abgesichert – jedenfalls die Route nicht zugenagelt. Es stecken aber durchwegs handgeschmiedete Normalhaken und manchmal von Hand gebohrte 2cm Bohrstifte. Jedenfalls gehört für eine Begehung das volle moderne Rüstzeug mit und eine Bohrmaschine wäre auch nicht schlecht…
Der Zustieg ist verhältnismäßig gemütlich vom Grundlsee über das Steigerl zur Zimitzalm und den Salzsteig (Reichenstein Normalweg), zuletzt weglos von links steil zum Wandfuß leicht in 1 ½ Stunden zuschaffen. Der
Einstieg befindet sich am fast einzigen Schwachpunkt der Wand, links unterhalb einer markanten gelben brüchigen Nische bei einem relativ leicht ersteigbaren Felssporn.
Hier noch ein Bildchen zum Aufwärmen:
sized_DSC00509.JPG
Und die Routenübersicht, eine grobe Orientierung, aber die Route erlaubt einmal gefunden kaum Verhauer:
sized_DSC00518.JPG
Und hier ausnahmsweise kein Topo, sondern eine altmodische
Beschreibung:
Siniweler SO-Wand VI, Stellen VI+,VII- ,A1
1.Beg. Gerhard Grabner, Manfred Poleschinski 11.9.1989
(nach 2 vorangegangenen Versuchen 1984 u. 1985 zum Teil mit Franz Horich)
Sehr anspruchsvolle, in der Schwierigkeit anhaltende Kletterei in teils mäßigen, teils gutem Fels. Hakenmaterial größtenteils vorhanden, wenn auch in Qualität der Erstbegehungszeit. Friendsund Keile unbedingt empfohlen, Bohrmaschine kann nicht schaden.
Eine der steilsten Wände der Ostalpen!
Die Beschreibung ist nur eine grobe Orientierung, da nach vielen Jahren erst verfaßt. Die Route folgt aber einer logischen Linie und kann einmal gefunden, kaum verloren werden.
Überblick:Im unteren Wanddrittel, etwa Mitte befindet sich ein gelber Fleck, darüber ein langes, schmales Dach. Diese Stelle wird mit der vierten Seillänge erreicht. Der Einstieg befindet sich etwa 30 Meter links darunter bei einem schrofigen Sporn.
1.Sl.: Über den Schrofensporn empor auf Band und nach links zu Stand unter einer Verschneidung (30m,IV)
2.Sl.: Die Verschneidung empor (VII-, einige alte Bohrhaken) und in geneigteres Gelände zu Stand (35m).
3.Sl.: Nun Rechtsquergang, etwa 30m teils waagrecht, teils etwas abwärts zu Stand unter grasigem, etwas brüchigen Riß.(III,V)
4.SL.: Diesem folgend zu Stand auf schmalem Rasenband unter dem eingangs beschriebenen langen Dach (V+,VI),30m.
5.Sl.: Von der linken Ecke des Rasenbandes noch kurz abdrängend nach links (Seilreste der Erstbegeher, wegen Rückzug, nicht benützen !! Eventuell entfernen!) und gerade den Haken folgend empor, im Zickzack weiter, schließlich nach links zu Stand bei 2-3 Bohrhaken (alt), auf steiler Platte.(40m,V,VI,A1)
6.Sl.: Nun überaus luftiger Quergang nach links (Bohrhaken),A0 (ev. frei kletterbar) zu einem winzigen Absatz (ev. Keil) und gerade über einen kleinen Wulst (VI-,H ) in einen besser gangbaren Riß und zu Stand,35m.
7.Sl.: Dem Riß folgend (V,VI-, ev. Friends) zu Stand unter großem Überhang,30m.
8.Sl.: Über den Überhang auf den großen Rasenabsatz im linken Wandteil und Stand unter steilem Rißkamin (V+,A1),20m.
9.Sl.: Den Riß gerade empor zu Stand bei Absatz (VI,VI+,40m)
10.Sl.: Einem schmalen Bändersystem logisch folgend nach rechts zu Stand unter Kamin (IV,V ?,ca.35m)
11.Sl.: Den Kamin empor auf ein Band (IV,30m).
12.Sl.: Zuerst links, dann gerade, wieder rechts und gerade empor zu Stand (V,V+,35m)
13.Sl.: Dem nun immer leichter werdenden Gelände folgend zum Ausstieg (IV,25m).
Die Felsqualität ist in der 4. und 5. Seillänge nicht überragend, ansonsten aber sehr gut.
Hier mein Freund Gerhard am Werk, Quergang 6. Seillänge:
sized_DSC00471.JPG
Und ein Bildchen zum Abschied:
sized_DSC00513.JPG
Nachfolgern viel Spaß!
Jetzt mach ich einmal was völlig ungewöhnliches:
Erstmals veröffentliche ich hier eine Erstbegehung, von der kaum jemand etwas weiß und die fast schon zwanzig Jahre zurück liegt. Doch bei der Durchsicht des neuesten Führers Totes Gebirge stößt man noch immer unter Siniweler auf die Bemerkung der undurchstiegenen Wände. Es wundert mich wirklich, dass sich auch in den letzten 20 Jahren offenbar niemand damit auseinandergesetzt hat.
Dabei gehören die Wände des Grundlseer Reichenstein und Siniweler zweifellos zu den steilsten und abweisendsten der Ostalpen.
Hier der Reichenstein, der Siniweler versteckt sich noch rechts hinten:
sized_DSC00472.JPG
Speziell der Reichenstein scheint ja vom Grundlsee aus förmlich aus den Obstgärten zu entspringen:
sized_DSC00474.JPG
Doch weiter hinten, Nähe Zimitzalm imponiert immer mehr der Monolith des Siniweler:
sized_DSC00508.JPG
Seine bis 400m hohen Wände beeindrucken vor allem auch durch ihre ungeheure monolithische Glätte, wie man sie sonst in den Ostalpen kaum irgendwo findet.
Warum wir bisher so eine große Tour nicht veröffentlicht haben, erklärt sich aus der Zeit der Begehung ( 1989 ) heraus. Ende der 80ziger Jahre galt es fast schon als Sakrileg, Touren mit A1-Stellen an die Öffentlichkeit zu tragen. Brüchigen Fels anführen zu müssen galt ebenfalls nicht als Überhit. Die Freikletterei boomte und eine Route wie die folgende wäre einfach nicht beachtet worden.
Bei der nachfolgenden Route handelt es sich aber nach wie vor um eine der anspruchsvollsten des Toten Gebirges und es sollen wenigstens ambitionierte Erstbegeher nicht mit Sack und Pack dort einsteigen um dann feststellen zu müssen, dass da vor ihnen schon einer war…
Auch ist die Zeit und das Kletterkönnen vieler längst reif, erstens diese Route zu verbessern, zweitens eine neue, schönere (aber immens schwere!) zu schaffen, denn die Felsqualität in den Platten und westseitig ausgerichteten Rissen ist zumindest sehr gut.
Was die Absicherung betrifft, haben wir (nach damaligen Maßstäben!) sicher gute Arbeit geleistet, aber auch mobil abgesichert – jedenfalls die Route nicht zugenagelt. Es stecken aber durchwegs handgeschmiedete Normalhaken und manchmal von Hand gebohrte 2cm Bohrstifte. Jedenfalls gehört für eine Begehung das volle moderne Rüstzeug mit und eine Bohrmaschine wäre auch nicht schlecht…
Der Zustieg ist verhältnismäßig gemütlich vom Grundlsee über das Steigerl zur Zimitzalm und den Salzsteig (Reichenstein Normalweg), zuletzt weglos von links steil zum Wandfuß leicht in 1 ½ Stunden zuschaffen. Der
Einstieg befindet sich am fast einzigen Schwachpunkt der Wand, links unterhalb einer markanten gelben brüchigen Nische bei einem relativ leicht ersteigbaren Felssporn.
Hier noch ein Bildchen zum Aufwärmen:
sized_DSC00509.JPG
Und die Routenübersicht, eine grobe Orientierung, aber die Route erlaubt einmal gefunden kaum Verhauer:
sized_DSC00518.JPG
Und hier ausnahmsweise kein Topo, sondern eine altmodische
Beschreibung:
Siniweler SO-Wand VI, Stellen VI+,VII- ,A1
1.Beg. Gerhard Grabner, Manfred Poleschinski 11.9.1989
(nach 2 vorangegangenen Versuchen 1984 u. 1985 zum Teil mit Franz Horich)
Sehr anspruchsvolle, in der Schwierigkeit anhaltende Kletterei in teils mäßigen, teils gutem Fels. Hakenmaterial größtenteils vorhanden, wenn auch in Qualität der Erstbegehungszeit. Friendsund Keile unbedingt empfohlen, Bohrmaschine kann nicht schaden.
Eine der steilsten Wände der Ostalpen!
Die Beschreibung ist nur eine grobe Orientierung, da nach vielen Jahren erst verfaßt. Die Route folgt aber einer logischen Linie und kann einmal gefunden, kaum verloren werden.
Überblick:Im unteren Wanddrittel, etwa Mitte befindet sich ein gelber Fleck, darüber ein langes, schmales Dach. Diese Stelle wird mit der vierten Seillänge erreicht. Der Einstieg befindet sich etwa 30 Meter links darunter bei einem schrofigen Sporn.
1.Sl.: Über den Schrofensporn empor auf Band und nach links zu Stand unter einer Verschneidung (30m,IV)
2.Sl.: Die Verschneidung empor (VII-, einige alte Bohrhaken) und in geneigteres Gelände zu Stand (35m).
3.Sl.: Nun Rechtsquergang, etwa 30m teils waagrecht, teils etwas abwärts zu Stand unter grasigem, etwas brüchigen Riß.(III,V)
4.SL.: Diesem folgend zu Stand auf schmalem Rasenband unter dem eingangs beschriebenen langen Dach (V+,VI),30m.
5.Sl.: Von der linken Ecke des Rasenbandes noch kurz abdrängend nach links (Seilreste der Erstbegeher, wegen Rückzug, nicht benützen !! Eventuell entfernen!) und gerade den Haken folgend empor, im Zickzack weiter, schließlich nach links zu Stand bei 2-3 Bohrhaken (alt), auf steiler Platte.(40m,V,VI,A1)
6.Sl.: Nun überaus luftiger Quergang nach links (Bohrhaken),A0 (ev. frei kletterbar) zu einem winzigen Absatz (ev. Keil) und gerade über einen kleinen Wulst (VI-,H ) in einen besser gangbaren Riß und zu Stand,35m.
7.Sl.: Dem Riß folgend (V,VI-, ev. Friends) zu Stand unter großem Überhang,30m.
8.Sl.: Über den Überhang auf den großen Rasenabsatz im linken Wandteil und Stand unter steilem Rißkamin (V+,A1),20m.
9.Sl.: Den Riß gerade empor zu Stand bei Absatz (VI,VI+,40m)
10.Sl.: Einem schmalen Bändersystem logisch folgend nach rechts zu Stand unter Kamin (IV,V ?,ca.35m)
11.Sl.: Den Kamin empor auf ein Band (IV,30m).
12.Sl.: Zuerst links, dann gerade, wieder rechts und gerade empor zu Stand (V,V+,35m)
13.Sl.: Dem nun immer leichter werdenden Gelände folgend zum Ausstieg (IV,25m).
Die Felsqualität ist in der 4. und 5. Seillänge nicht überragend, ansonsten aber sehr gut.
Hier mein Freund Gerhard am Werk, Quergang 6. Seillänge:
sized_DSC00471.JPG
Und ein Bildchen zum Abschied:
sized_DSC00513.JPG
Nachfolgern viel Spaß!
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