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Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

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  • Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

    Die bisherigen tollen Berichte von den Dirndlgraten sind ja im Oberösterreichforum reingestellt worden.
    Von den Oberösterreichern lama und paulchen!

    Als Steirer provoziere ich da ein wenig und stells als steirische Kletterei rein. Schließlich ist der die Südwand begrenzende Ostgrat wohl an der Landesgrenze und unser Zustieg über die Hunderscharte ist ja vollkommen in meinem Heimatland!

    Natürlich könnte man unser 2-Tages-Programm locker auch an einem Tag machen, auch von Graz aus, wenn man halt früh genug losfährt. Aber an einem Tag 400km Autofahren, das macht mir keinen Spaß. Deswegen haben wir uns für die gemütliche Variante entschieden und sind am Samstag vormittag den Hunerschartensteig aufs Dachsteinplateau gestiegen.
    Weil wir nicht wussten, wie die Verhältnisse am Steig sind, waren Steigeisen und Pickel dabei.
    Es wird gerade für die ZDF-Fernsehserie „Die Bergwacht“ gedreht und damits ein bisschen Action gibt, liegen überall abgestürzte Bergsteiger herum.


    Noch vor dem Klettersteig sind erste Schneefelder zu queren.


    Dann beginnen die Seilsicherungen, zunächst noch sehr flaches Gelände,


    Dann ein bisserl steiler mit Unmengen an Trittstiften


    Kurz unterm Skywalk sind dann die Seilsicherungen unterm Schnee, es ist aber ein Kletterseil gespannt, an dem man sich anhalten kann. Darauf sollte man sich aber nicht verlassen, letztes Jahr musste man darauf verzichten, damals waren Steigeisen und Pickel wirklich notwendig. Heute haben wir die Steigeisen umsonst mit, den Pickel verwenden wir aber, wenn er schon dabei ist.


    Dieses Stück muss man runtersteigen, wenn man zum Einstieg des Skywalkklettersteigs geht


    Ein „Igel“ wie am Seewandsteig, nur nicht so steil


    Das österreichische Klettersteig-Nationalteam trainiert am Hunerkogelsteig, der direkt in mehreren Varianten von der Hunerscharte zur Seilbahnstation raufführt.


    Das Objekt unserer Begierde: Das Niedere Dirndl (rechts) mit dem Ostgrat am Foto links vor dem Hohen Dirndl (der linke Gupf). Die Abseilpiste geht direkt durch die Ostwand, die hier in voller Breite zu sehen ist.
    Nach uns die Sintflut.

  • #2
    AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

    Wir gehen aber heute nur mehr rüber zur Dachsteinwarte, wo wir auf der Seethaler Hütte eine Hochzeitsgesellschaft sehen, die offenbar mit dem Hubschrauber raufgeflogen ist, dem Schuhwerk nach zu schließen.


    In mehrereren Flügen werden die Leute wieder rungergeflogen, der Pilot hat scheinbar keine Angst, dass sich jemand das schöne Gwand anspeibt.


    Am Dachstein ist halt alles möglich, wenigsten zahlen sich die ihren Spaß selber.
    Beim Chinesenstein ist das ja nicht so, da darf ich auch mein Scherflein beitragen, für die Logistikkosten und die ganze Kunst-und-Kultur-Society die daran mitnascht und am Hunerkogel auf meine Kosten die gelungene Aktion feiert.
    Wenns den Mugel auf der Ennstalbundesstraße abgeladen hätten, wärs Einiges billiger gewesen. Die gesuchte Provokation und das Presseecho hätte man durch den verursachten Stau sicher auch erreicht.

    Auf der Seethaler Hütte ist am Wochenende natürlich kein Lagerplatz zu kriegen, deswegen haben wir unser eigenes Häuschen mit, das wir unweit der Hütte aufbauen.


    Wir können so die Hüttenannehmlichkeiten nutzen und der Wirt macht auch ohne Nächtigung mit uns ein ordentliches Gschäft. Eine Win-Win-Situation sozusagen.

    Nachdem die letzte Seilbahn runtergefahren ist, wird es auch hier gleich ruhig und wir genießen die Licht-Schattenspiele am Dachstein. Die Dachsteinsüdwand ist auch ein beliebter Startplatz für Base-Jumper, vor 2 Jahren haben wir da 2 Leute mit Wing-Suits runterspringen gesehen, beeindruckend!


    Am nächsten Morgen warten wir vergeblich zur vereinbarten Zeit aufs Frühstück, die Wirtsleute haben eine anstrengende Nacht gehabt, wie mir andere Hüttengäste erzählen.
    So verzichten wir eben auf den Kaffee und knabbern ein wenig von unseren eigenen Sachen, bevor wir uns auf den Weg machen.
    Am Dirndlkolk, jetzt am Morgen ist es hier noch sehr ruhig, die Karawanen ziehen hier erst vorbei, wenn die Seilbahn fährt.


    Der Beginn des Ostgrates:



    Am Beginn geht’s eher flach rauf. Die allesamt gebohrten Stände sind in sehr engem Abstand. Man könnte sicher auch immer 2 Seillängen gehen, ich habe aber ein bisschen Angst vor zu großer Seilreibung in dem extrem rauhen Kalk und so nehmen wir jeden Stand.


    Nach uns die Sintflut.

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    • #3
      AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

      Am Schluss wird’s dann doch noch steiler, aber nie schwieriger als 3+, der Fels ist wahnsinnig rauh, fest (im Führer steht brüchig, ich habs aber nicht so empfunden) und zerklüftet.



      Der Gipfel des Niederen Dirndl hat einen Steinmann mit Gipfelbuch, ein Kreuz gibt es nur drüben am Hohen Dirndl, das noch 19m höher ist.

      Zum ersten Abseilstand geht es nordöstlich


      Laut Führer soll man 2x nordöstlich auf das um den ganzen Gipfel herumführende Ringband abseilen und dann das Band entlang in die Ostwand queren. So ist auch der Abseilstand eingerichtet. Wir hatten aber die Idee, gleich 40m direkt in die Ostwand abzuseilen, was sich beinahe als verhängnisvoll herausstellte, weil wir das Seil nur unter großer Mühe abziehen konnten.



      Die folgende Abseilpiste vom Ringband hinunter ist mit Rippentorstahlbügeln für Einfachseil eingerichtet, sodass wir mit dem 50m-Halbseil immer einen Abseilstand auslassen konnten.
      Es geht recht steil hinunter, im letzten Stück frei hängend. Da sollte man jedenfalls aufpassen, dass man keinen Abseilstand zu weit oben erwischt, sonst heißt freihängend wieder raufprusiken.


      Schon recht weit unten ist uns eine Dreierseilschaft begegnet, die die Ostwanddiagonale raufgeklettert ist. Danach haben wir gewaltigen Steinschlag von oben erlebt, dem wir aber glücklicherweise nicht direkt ausgesetzt waren weil wir uns schon im unteren senkrechten Teil befunden haben und die Steine nur mit einem schrecklichen Pfeifen etwas weiter aussen vorbei geflogen sind.
      Einer der 3er-Seilschaft ist aber von einem Stein am Helm getroffen worden und war davon kurz bewusstlos. Sie haben dann natürlich abgeseilt und zwar bergrettungsmäßig, weil das Steinschlagopfer immer noch ein wenig groggy war.
      Hier befinden wir uns schon auf dem Geröllband, das man südwärts zum Gletscher rausquert.


      Der Verletzte konnte dann selbständig absteigen, sicherheitshalber wurde er aber ans Seil genommen.
      Die Ostwand haben wir als extrem steinsschlaggefährlich erlebt. Grund dafür ist, dass im oberen Bereich einige Schuttbänder gequert werden müssen. Mir ist da auch gleich unbehaglich geworden, als wir gesehen haben, dass wir just in dem Moment, als wir da drinnen waren, unten die 3er Seilschaft im Zustieg in die Ostwand queren gesehen haben. Glücklicherweise haben wir Steinschlag vermeiden können. Einer Seilschaft über uns, die ebenfalls über die Ostwand abgeseilt haben, ist das offenbar nicht gelungen, mehrmals ist da etwas runtergekommen.

      Vom Rückweg nochmals die Dirndlostwand, von Norden: Ist schon ein steiler Zahn, von hier aus betrachtet, das Niedere Dirndl.


      Eigentlich wollte ich ja immer die Geasmtüberschreitung machen, aber meine Seilpartnerin habe ich bislang nicht dazu motivieren können. Das Steinschlagerlebnis hat nun auch nicht gerade die Begeisterung geweckt, also werdens wir wohl nicht mehr machen.

      LG Hans
      Zuletzt geändert von GrazerHans; 13.07.2010, 10:27.
      Nach uns die Sintflut.

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      • #4
        AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

        danke, toller bericht und schöne fotos
        Climb and Glide
        https://www.facebook.com/pages/Climb...e/176123146385

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        • #5
          AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

          Alle Achtung, toller Bericht!
          Ich seid ja viel unterwegs! Da komm' ich euch nicht so bald nach!

          Der Steinschlag ist ein anderes Kapitel!

          LG Monterix

          Nachtrag: Der Bericht ist so plastisch, dass man gedanklich fast schon ein Begleiter auf der Tour ist. Ein Lesegenuss.
          Zuletzt geändert von Monterix; 13.07.2010, 18:00.

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          • #6
            AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

            Ein wirklich hervorragender Bericht über diese wunderschöne Tour, zu der ich euch herzlich gratuliere
            lG
            Martin

            PS: Danke für die
            Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

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            • #7
              AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

              Danke für den schönen Bericht! Kurzweilig und gut beschrieben - Super

              lg Josef

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              • #8
                AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

                Ihr machts tolle Sachen, Ihr zwei!
                Feiner Bericht!!


                L.G. Manfred

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                • #9
                  AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

                  fein, dass euch im steinschlag nichts passiert ist! ist halt immer ein ziemlicher krampf in etwas beliebterem gelände mit weniger festem gestein...

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                  • #10
                    AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

                    Gratulation zur Tour auch wenn es nicht ganz die Wunschtour war.

                    Wie man sieht ist am Stein auch abseits des Bergsteigerlebens einiges los.

                    Das österreichische Klettersteig-Nationalteam
                    Sind die echt? ... wirken etwas puppenartig.

                    Könntest du mir das Topo der Überschreitung auf diskreten Weg zukommen lassen, um nicht irgendwelche Urheberrechte zu verletzen.

                    Servus,
                    Norbert
                    It's hard to fly like an eagle when you work with turkeys.

                    Norbert

                    Kommentar


                    • #11
                      AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

                      Zitat von feiN Beitrag anzeigen
                      Sind die echt? ... wirken etwas puppenartig.
                      Jetzt wo du es sagst, bin ich mir auch nicht mehr sicher.
                      Könnte ja auch ein Kunstprojekt der Regionale 10 sein. Die Manschgerl sollen vielleicht zum Nachdenken anregen, worüber kann ich dir aber nicht sagen. Es gibt hier im Forum aber einige Kunstsinnige, vielleicht können die da weiterhelfen.

                      LG Hans
                      Nach uns die Sintflut.

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                      • #12
                        AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

                        @Grazer Hans
                        Wennst schon nicht kunstsinnig bist, machst Du zumindest tolle Fotos und Berichte Danke!
                        Auch ohne Überschreitung scheint es eine tolle (selbstverständlich steirische) Tour zu sein!
                        LG
                        Erich
                        „Meist ist der Sturz an sich gar nicht das Problem, sondern der Aufprall.“ Joe Simpson

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                        • #13
                          AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

                          Schöner Bericht einer schönen Tour!
                          Danke
                          Alle meine Beiträge im Tourenforum

                          Kommentar


                          • #14
                            AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

                            @tlamplmaier, Monterix, Martin, Josef, Manfred, Martin, Norbert, Erich, plessberger:
                            Freut mich, dass euch mein Bericht gefällt, danke für die vielen Bauchpinseleien!

                            Zum Steinschlag: Jeder von uns hat sicherlich Steinschlag schon erlebt, in unterschiedlichem Ausmaß, und wahrscheinlich auch ausgelöst. Man braucht dazu gar nicht Klettern, das gibt’s überall wo es ein wenig steiler wird.
                            Ich denke da beispielsweise an den Naturfreundesteig am Hochlantsch oder an den Grimming auf der Nordseite von Kulm. Da habe ich überall schon ganz ordentlichen Steinschlag erlebt, und da waren sicherlich mehr als die Hälfte ohne Helm unterwegs.
                            Vorgestern war ich mit einem Kollegen am Nadelspitz im Grazer Bergland, selbst da sind uns auf einmal Steine entgegengekommen, wo mans normalerweise nicht erwartet.
                            Es gehört halt auch ein wenig Glück dazu, dass einem nie etwas passiert. Und ein Helm ist bei mir halt öfter dabei als bei Anderen, auch wenn Manche (auch hier im Forum: „Gehst mit dem Helm auch aufs Klo?“) meinen, dass sei uncool.

                            Ich meine von wissenschaftlichen Untersuchungen gehört zu haben, die zum Schluss gekommen sind, dass die Schädeldecke eines Bergsteirerschädels nicht nennenswert mehr aushält als das Hirnbehältnis des gemeinen Talsteirerschädels, wie ich ihn auf den Schultern habe.

                            LG Hans
                            Nach uns die Sintflut.

                            Kommentar


                            • #15
                              AW: Niederes Dirndl (2810m), Ostgrat (3+), Dachsteingebirge, 11.7.2010

                              Zitat von GrazerHans Beitrag anzeigen
                              Vorgestern war ich mit einem Kollegen am Nadelspitz im Grazer Bergland, selbst da sind uns auf einmal Steine entgegengekommen, wo mans normalerweise nicht erwartet.
                              ach, DU warst das! -- hab schon von anderer seite vernommen, dass es dort am wochenende (genauer am samstag -- wofür du dir hier ja offenbar gerade dein alibi zusammenzimmerst) zu ganz tollen schreiduellen gekommen sein soll, die man offenbar sogar noch vom rampenwulst und buchebensteig aus mitverfolgen konnte, nur weil sich ein paar kletterer mit irgendwelchen vereinsbeseelten temporären klettersteigerrichtern und deren übermäßigem unbewussten putzzwang offenbar auf anderem weg nicht mehr so recht verständigen konnten. --- aber, dass das vielleicht auch tatsächlich noch weitere nachwirkungen haben sollte, stimmt natürlich ernsthaft nachdenklich...

                              naja -- ist immer eine ungute geschichte!

                              ein helm ist in diesem zusammenhang zwar sicher nützlich, in wahrheit aber leider viel zu oft auch kein ausreichender schutz!
                              Zuletzt geändert von mash; 14.07.2010, 10:01.

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