Ursprünglich wollten wir ja gestern etwas größeres in der Dachstein-Südwand unternehmen. Der drohende Wetterumsturz hat uns dann aber letztlich doch wieder (nur) in den Hochschwab aufbrechen lassen. Allerdings zumindest doch wieder in einen entlegenen Winkel, den man gewöhnlich kaum mit Klettereien in Verbindung bringt: Zum Südwandsporn des Schönbergs, den man von Gschöder kommend über den Antengraben erreicht.
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Die Route "Glückspilz" wurde von Th. Richter und G. Grabner 2003 entdeckt und eingerichtet. Trotz Publikation in verbreiteten Auswahlführern (Schall, Genuss-Kletteratlas Österreich Ost, Bd. 2 - Steiermark, 2005) herrscht dort noch immer kein besonderer Trubel. Den langen (ca. 6 km), aber eigentlich ganz angenehmen, Forststraßenzustieg nehmen nicht sehr viele Kletterer auf sich. Erst ganz zum Schluß geht es über die Schutthalden steil hinauf zum Einstieg. Diese Einsamkeit soll aber nicht ausschließlich nur völlig romantisierend missverstanden werden. Es gibt dort hinten im Tal praktisch überhaupt keine anderen alternativen Routen und man sollte es trotzdem tunlichst vermeiden, nach einer anderen Seilschaft in diesen Pfeiler einsteigen! So überzeugend toll und durchgehend fest ist der Fels dort leider nicht! Auch der Abstieg erfolgt fast zwingend in relativ komplizierter Abseilfahrt, was die ganze Sache sicher nicht weniger bedenklicher macht.
Die meisten Beschreibungen, die ich im Vorfeld kannte, schwärmen geradezu vom ausgezeichneten Fels und der guten Absicherung. So völlig vorbehaltlos kann ich persönlich dieses Urteil nicht teilen. Am ehesten ist es mir wohl so ergangen, wie es in der gewohnt einfühlsamen Beschreibung auf nature-classic.at angedeutet wird. Ein wenig Abenteuergeist und alpine Reserven sollte man also unbedingt mitbringen, um sich dort wirklich wohl zu fühlen! Auch die Absicherung ist für ein solch Umfeld natürlich absolut angemessen. Man sollte also zwischen den höchst vertrauenserweckenden Standplätzen und den 4-5 bolts pro Länge unbedingt auch noch einiges selber unterbringen, um das ganze vernünftig zu entschärfen. Der Fels bietet dafür ohnehin ideale Voraussetztungen. Die Kletterei selbst fordert ziemlich durchgehend -- einerseits durch ausgesprochen trickreiche, überraschende, technisch anspruschsvolle und streng bewertete Kletterzüge, anderseits aber auch wieder durch relativ leichtes "alpines" Zwischengelände, das ungemeine Vorsicht im Bezug auf die Unzuverlässigkeit des Gesteins erzwingt. ich würde dem ganzen also vielleicht eher nur zwei Sternderln zuschreiben -- sowohl für die Absicherung wie auch für die Gesteinsqualität. Und trotzdem bildet das Ganze natürlich eine durchaus beeindruckende Tour, wenn man eben genau so eine anregende Herausforderung sucht!
Wir starten gegen 6:00 in Gschöder. Der Mond hält noch immer Wache über dem dem Turm und jener Pfeilerkante dort hinten rechts im Tal, über die unser Route führen wird.
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Auf den letzten Kehren der Forststraße sieht man bereits gut hinüber zu unserem Ziel. Die Route verläuft genau dort, wo sich Licht und Schatten berühren.
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Der Fels ist zumindest abschnittsweise wirklich ungemein schön. Allerdings ist das leider keineswegs durchgängig der Fall! Dazwischen gibt's immer wieder auch ausgesprochen mühsamen Bruch.
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Die Route selbst ist immer wieder unglaublich gesucht -- findet dafür aber auch immer wieder Lösungen, die einen (höchst postiv) überraschen!
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In den beiden Schlüssellängen geht's ganz schön zur Sache! Ich hab den Überstieg, hinüber in den entscheidenden Riss, ganz offenbar überhaupt nicht kapiert... Es war also wieder eine schreckliche und fast unverschmerzbare persönliche Niederlage, wenn ich dort wirklich einmal kurzentschlossen in die Schlinge greifen musste; dafür kann ich jetzt quasi bestätigen, dass sich wenigstens dieser eine Meter tatsächlich A0 machen lässt. Man sollte das allerdings keinesfalls auf den Rest der Route anzuwenden versuchen -- dafür sind die Fixpukte viel zu spärlich gesät!
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Nach oben hin wird es auch relativ steil und ausgesetzt
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Uns hat leider der Wind den ganzen Tag über ausgesprochen kräftig begleitet. Die Abseilfahrt war daher wirklich ein Abenteuer, bei dem wir den Namen der Route plötzlich auf ganze andere Weise auskosten durften. Wir 'Glückspilze' sind tatsächlich runtergekommen, ohne das sich Seil auch nur einmal verfangen hätte! Fast drei Studen hat uns all das damit verbundene Warten, Entknoten der Seile usw. aber doch gekostet. Die Wand liegt also längst im Schatten.
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Wir schauen nocheinmal hinauf zur den wilden Schlüssellängen (am Bild unmittelbar links vom dunklen höhlenartigen Einschnitt)
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Wie gesagt: Ergänzende Beschreibungen der Route und andere nützliche Hinweise finden sich mittlerweile längst in den gängigen Ausgaben der Führer-Literatur. Auch die Schwierigkeitsangaben wurden dort bereits ein wenig nach oben korrigiert. Trotzdem hier im Anhang nocheinmal eine liebevolle Skizze aus der Hand der Erstbegeher:
glueckspilz.pdf
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Die Route "Glückspilz" wurde von Th. Richter und G. Grabner 2003 entdeckt und eingerichtet. Trotz Publikation in verbreiteten Auswahlführern (Schall, Genuss-Kletteratlas Österreich Ost, Bd. 2 - Steiermark, 2005) herrscht dort noch immer kein besonderer Trubel. Den langen (ca. 6 km), aber eigentlich ganz angenehmen, Forststraßenzustieg nehmen nicht sehr viele Kletterer auf sich. Erst ganz zum Schluß geht es über die Schutthalden steil hinauf zum Einstieg. Diese Einsamkeit soll aber nicht ausschließlich nur völlig romantisierend missverstanden werden. Es gibt dort hinten im Tal praktisch überhaupt keine anderen alternativen Routen und man sollte es trotzdem tunlichst vermeiden, nach einer anderen Seilschaft in diesen Pfeiler einsteigen! So überzeugend toll und durchgehend fest ist der Fels dort leider nicht! Auch der Abstieg erfolgt fast zwingend in relativ komplizierter Abseilfahrt, was die ganze Sache sicher nicht weniger bedenklicher macht.
Die meisten Beschreibungen, die ich im Vorfeld kannte, schwärmen geradezu vom ausgezeichneten Fels und der guten Absicherung. So völlig vorbehaltlos kann ich persönlich dieses Urteil nicht teilen. Am ehesten ist es mir wohl so ergangen, wie es in der gewohnt einfühlsamen Beschreibung auf nature-classic.at angedeutet wird. Ein wenig Abenteuergeist und alpine Reserven sollte man also unbedingt mitbringen, um sich dort wirklich wohl zu fühlen! Auch die Absicherung ist für ein solch Umfeld natürlich absolut angemessen. Man sollte also zwischen den höchst vertrauenserweckenden Standplätzen und den 4-5 bolts pro Länge unbedingt auch noch einiges selber unterbringen, um das ganze vernünftig zu entschärfen. Der Fels bietet dafür ohnehin ideale Voraussetztungen. Die Kletterei selbst fordert ziemlich durchgehend -- einerseits durch ausgesprochen trickreiche, überraschende, technisch anspruschsvolle und streng bewertete Kletterzüge, anderseits aber auch wieder durch relativ leichtes "alpines" Zwischengelände, das ungemeine Vorsicht im Bezug auf die Unzuverlässigkeit des Gesteins erzwingt. ich würde dem ganzen also vielleicht eher nur zwei Sternderln zuschreiben -- sowohl für die Absicherung wie auch für die Gesteinsqualität. Und trotzdem bildet das Ganze natürlich eine durchaus beeindruckende Tour, wenn man eben genau so eine anregende Herausforderung sucht!
Wir starten gegen 6:00 in Gschöder. Der Mond hält noch immer Wache über dem dem Turm und jener Pfeilerkante dort hinten rechts im Tal, über die unser Route führen wird.
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Auf den letzten Kehren der Forststraße sieht man bereits gut hinüber zu unserem Ziel. Die Route verläuft genau dort, wo sich Licht und Schatten berühren.
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Der Fels ist zumindest abschnittsweise wirklich ungemein schön. Allerdings ist das leider keineswegs durchgängig der Fall! Dazwischen gibt's immer wieder auch ausgesprochen mühsamen Bruch.
IMG_2652-kl.JPG
Die Route selbst ist immer wieder unglaublich gesucht -- findet dafür aber auch immer wieder Lösungen, die einen (höchst postiv) überraschen!
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In den beiden Schlüssellängen geht's ganz schön zur Sache! Ich hab den Überstieg, hinüber in den entscheidenden Riss, ganz offenbar überhaupt nicht kapiert... Es war also wieder eine schreckliche und fast unverschmerzbare persönliche Niederlage, wenn ich dort wirklich einmal kurzentschlossen in die Schlinge greifen musste; dafür kann ich jetzt quasi bestätigen, dass sich wenigstens dieser eine Meter tatsächlich A0 machen lässt. Man sollte das allerdings keinesfalls auf den Rest der Route anzuwenden versuchen -- dafür sind die Fixpukte viel zu spärlich gesät!
IMG_2678-kl.JPG
Nach oben hin wird es auch relativ steil und ausgesetzt
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Uns hat leider der Wind den ganzen Tag über ausgesprochen kräftig begleitet. Die Abseilfahrt war daher wirklich ein Abenteuer, bei dem wir den Namen der Route plötzlich auf ganze andere Weise auskosten durften. Wir 'Glückspilze' sind tatsächlich runtergekommen, ohne das sich Seil auch nur einmal verfangen hätte! Fast drei Studen hat uns all das damit verbundene Warten, Entknoten der Seile usw. aber doch gekostet. Die Wand liegt also längst im Schatten.
IMG_2703-kl.JPG
Wir schauen nocheinmal hinauf zur den wilden Schlüssellängen (am Bild unmittelbar links vom dunklen höhlenartigen Einschnitt)
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Wie gesagt: Ergänzende Beschreibungen der Route und andere nützliche Hinweise finden sich mittlerweile längst in den gängigen Ausgaben der Führer-Literatur. Auch die Schwierigkeitsangaben wurden dort bereits ein wenig nach oben korrigiert. Trotzdem hier im Anhang nocheinmal eine liebevolle Skizze aus der Hand der Erstbegeher:
glueckspilz.pdf
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