In der 2. Ausgabe der "xeis-Auslese" wurde die relativ neue Route "Lindnblia" (A.Hollinger, J.Reinmüller 2008) erstmals vorgestellt. Seither fällt diese Routenbezeichnung immer wieder, wenn von eher einfachen und gut abgesicherten Routen im Gesäuse die Rede ist. Man findet allerdings bisher nur ganz wenige brauchbare Berichte darüber im Netz (zb. hier). Wir haben uns daher gestern selbst ein Bild der dortigen Verhältnisse zu machen versucht.
Da ich erst voriges Jahr die unmittelbar benachbarte "König Löwenherz" geklettert bin, war ich mit der Situation vor Ort bereits ein wenig vertraut. Auch diesmal sind wir wieder am Vortag aufgebrochen, um in der Früh nur mehr den kurzen Aufstieg vom Buchsteinhaus vor uns zu haben.
Der Zustieg ist fast identisch mit dem "König Löwenherz". Bei einem Felsblock mit verschiedenen Aufschriften (u.a. "Südgrat") auf ca. 1800m verlässt man den gewöhnlich Wanderweg hinauf zu Gr. Buchstein und quert leicht fallend unter den Wänden in einen auffälligen Schluchtkessel. Dort klettert man schließlich durch die Schroffen ca. 80Hm zum Einstig (ca. N47.608373165 E14.598523378, 1860m) hinauf. Am besten orientiert man sich dabei an jener kaminartigen Seitenschlucht, wo links in den Platten "König Löwenherz" beginnt, und an der rechten Begrenzungsrippe ein paar Meter über dem Boden der Standplatz für die "Lindnblia" (zwei Klebehaken) zu finden ist.
Der Fels wirkt anfänglich nicht besonders einladend -- ziemlich splittrig und unzuverlässig. Fast ein wenig neidisch blickt man immer wieder hinüber zum "König Löwenherz", der ja viel konsequenter immer nur die wunderbare Risse und Platten im kompakten Wandteil nutzt. "Lindenblia" folgt im unteren Teil ziemlich klassisch anmutenden Verschneidungen und Rissen, die an diese Eleganz nicht anzuschließen vermögen. Als weit störender entpuppte sich allerdings immer wieder jenes Zwischengelände, das mit seinem losem Gestein fast schon eine gewisse Bedrohung für den Nachsteiger bildet. Trotzdem, ganz so schlimm ist es nicht! -- man soll sich nicht zu sehr verschrecken lassen.
Was wirklich überrascht, sind die effektiven Schwierigkeiten der Route. Gut, man ist es ja durchaus gewohnt, dass Gesäuse-Angaben nicht unbedingt gleich mit den Auswüchsen des inflationären Gebrauchs von Schwierigkeitsangaben in den diversen Vorgebirgs-Klettergärten verwechselt werden dürfen. Trotzdem, mit einer wirklichen 'Anfänger-Tour' sollte man die "Lindenblia" besser nicht verwechseln! So finden wir in der 5. Seillänge neben der Zusatzangabe 'steil' im Topo auch gleich den ersten offensichtlichen Rückzugskarabiner in der Wand. Steil ist es dort wirklich -- und der 5er auch nicht augenfällig 'lind'. Allerdings darf man in in diesem Zusammenhang natürlich auch nicht verschweigen, dass die Absicherung der Route tatsächlich absolut Gesäuse-untypisch dicht und vertrauenserweckend wirkt. Fürchten braucht man sich hier also wirklich nie. Wer Lust dazu verspürt, findet auch geradezu ideale Voraussetzungen vor (=durchwegs Risse), problemlos zusätzliche mobile Mittel unterzubringen. Es sind auch eigentlich nur 3 Seillängen (5., 7. u. 8.), die spürbar konstante Anforderungen an Kraft und Technik stellen. Ansonsten beschränkt sich die Herausforderung eher auf einzelne punktuelle Züge. Völlig unterschätzen sollte man das alles trotzdem nicht. Ein Rückzug über die Tour wäre vermutlich ausgesprochen unangenehm. Höchstens die Flucht in den benachbarten "Südgrat" (3+) kann man an mehreren Stellen in Erwägung ziehen. Ich würde also fast behaupten, dass mancher Klassiker (bspw. die "Rosskupen-W-Kante") letztlich leichter wirken dürfte als diese vermeintlich einfache Route. In Routen wie dem "König Löwenherz", die sich dann halt fast durchgängig in einer Schwierigkeit bewegen, wie man sie hier höchstens ganz punktuell vorfindet, erspart man sich dafür wieder jenes Zwischengelände, das man natürlich auch nicht unbedingt gerade liebt...
Wirklich toll habe ich vor allem den Fingerriss bzw. die trickreiche daran anschließende Wandpassage in der 7. SL gefunden! Das ist wirklich Kletterei vom Feinsten! Viele andere Abschnitte dagen, erschienen mir doch immer wieder fast eine Spur zu stupid -- auch wenn sie einem, wie in der 8. SL, durchaus einiges an Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit abverlangen.
Hier noch ein paar visuelle Eindürcke und Randnotizen, die das vielleicht ein wenig abrunden.
Am Montag, bis zur Ankunft am Buchsteinhaus, hat der Nebel alle bedeutsamen Gesäusegipfel noch fest im Griff. Den Einstieg (am Bild markiert) bzw. jene Schlucht, durch die der Zustieg führt, erkennt man von hier aus schon.
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Am nächsten Morgen liegt der Nebel wieder weit unten im Tal. So ist man es schon eher gewohnt von tollen Klettertagen im Gesäuse!
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Der letzten Meter des Zustiegs geht's halt wieder durch etwas mühsameres alpines Gelände.
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Auch die ersten Seillängen wirken noch nicht unbedingt berrauschend. Der Fels war zum Glück bereits wieder weitestgehend trocken, zumindest aber praktisch überall problemlos kletterbar.
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Hier, am Ende der 3. SL ist die Felsqualität aber bereits wirklich toll!
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Der Blick nach oben schaut im unteren Teil fast immer ganz ähnlich aus: Links die tollen kompakten Verführungen der "König Löwenherz", rechts dagegen finstere, nasse, altmodische und mühselige Riss-Schindereien der "Lindnblia"! (...o.k. -- ganz so schlimm ist es nicht -- auch hier in der 4. SL geht's gleich um die Kante)
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Da ich erst voriges Jahr die unmittelbar benachbarte "König Löwenherz" geklettert bin, war ich mit der Situation vor Ort bereits ein wenig vertraut. Auch diesmal sind wir wieder am Vortag aufgebrochen, um in der Früh nur mehr den kurzen Aufstieg vom Buchsteinhaus vor uns zu haben.
Der Zustieg ist fast identisch mit dem "König Löwenherz". Bei einem Felsblock mit verschiedenen Aufschriften (u.a. "Südgrat") auf ca. 1800m verlässt man den gewöhnlich Wanderweg hinauf zu Gr. Buchstein und quert leicht fallend unter den Wänden in einen auffälligen Schluchtkessel. Dort klettert man schließlich durch die Schroffen ca. 80Hm zum Einstig (ca. N47.608373165 E14.598523378, 1860m) hinauf. Am besten orientiert man sich dabei an jener kaminartigen Seitenschlucht, wo links in den Platten "König Löwenherz" beginnt, und an der rechten Begrenzungsrippe ein paar Meter über dem Boden der Standplatz für die "Lindnblia" (zwei Klebehaken) zu finden ist.
Der Fels wirkt anfänglich nicht besonders einladend -- ziemlich splittrig und unzuverlässig. Fast ein wenig neidisch blickt man immer wieder hinüber zum "König Löwenherz", der ja viel konsequenter immer nur die wunderbare Risse und Platten im kompakten Wandteil nutzt. "Lindenblia" folgt im unteren Teil ziemlich klassisch anmutenden Verschneidungen und Rissen, die an diese Eleganz nicht anzuschließen vermögen. Als weit störender entpuppte sich allerdings immer wieder jenes Zwischengelände, das mit seinem losem Gestein fast schon eine gewisse Bedrohung für den Nachsteiger bildet. Trotzdem, ganz so schlimm ist es nicht! -- man soll sich nicht zu sehr verschrecken lassen.
Was wirklich überrascht, sind die effektiven Schwierigkeiten der Route. Gut, man ist es ja durchaus gewohnt, dass Gesäuse-Angaben nicht unbedingt gleich mit den Auswüchsen des inflationären Gebrauchs von Schwierigkeitsangaben in den diversen Vorgebirgs-Klettergärten verwechselt werden dürfen. Trotzdem, mit einer wirklichen 'Anfänger-Tour' sollte man die "Lindenblia" besser nicht verwechseln! So finden wir in der 5. Seillänge neben der Zusatzangabe 'steil' im Topo auch gleich den ersten offensichtlichen Rückzugskarabiner in der Wand. Steil ist es dort wirklich -- und der 5er auch nicht augenfällig 'lind'. Allerdings darf man in in diesem Zusammenhang natürlich auch nicht verschweigen, dass die Absicherung der Route tatsächlich absolut Gesäuse-untypisch dicht und vertrauenserweckend wirkt. Fürchten braucht man sich hier also wirklich nie. Wer Lust dazu verspürt, findet auch geradezu ideale Voraussetzungen vor (=durchwegs Risse), problemlos zusätzliche mobile Mittel unterzubringen. Es sind auch eigentlich nur 3 Seillängen (5., 7. u. 8.), die spürbar konstante Anforderungen an Kraft und Technik stellen. Ansonsten beschränkt sich die Herausforderung eher auf einzelne punktuelle Züge. Völlig unterschätzen sollte man das alles trotzdem nicht. Ein Rückzug über die Tour wäre vermutlich ausgesprochen unangenehm. Höchstens die Flucht in den benachbarten "Südgrat" (3+) kann man an mehreren Stellen in Erwägung ziehen. Ich würde also fast behaupten, dass mancher Klassiker (bspw. die "Rosskupen-W-Kante") letztlich leichter wirken dürfte als diese vermeintlich einfache Route. In Routen wie dem "König Löwenherz", die sich dann halt fast durchgängig in einer Schwierigkeit bewegen, wie man sie hier höchstens ganz punktuell vorfindet, erspart man sich dafür wieder jenes Zwischengelände, das man natürlich auch nicht unbedingt gerade liebt...
Wirklich toll habe ich vor allem den Fingerriss bzw. die trickreiche daran anschließende Wandpassage in der 7. SL gefunden! Das ist wirklich Kletterei vom Feinsten! Viele andere Abschnitte dagen, erschienen mir doch immer wieder fast eine Spur zu stupid -- auch wenn sie einem, wie in der 8. SL, durchaus einiges an Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit abverlangen.
Hier noch ein paar visuelle Eindürcke und Randnotizen, die das vielleicht ein wenig abrunden.
Am Montag, bis zur Ankunft am Buchsteinhaus, hat der Nebel alle bedeutsamen Gesäusegipfel noch fest im Griff. Den Einstieg (am Bild markiert) bzw. jene Schlucht, durch die der Zustieg führt, erkennt man von hier aus schon.
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Am nächsten Morgen liegt der Nebel wieder weit unten im Tal. So ist man es schon eher gewohnt von tollen Klettertagen im Gesäuse!
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Der letzten Meter des Zustiegs geht's halt wieder durch etwas mühsameres alpines Gelände.
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Auch die ersten Seillängen wirken noch nicht unbedingt berrauschend. Der Fels war zum Glück bereits wieder weitestgehend trocken, zumindest aber praktisch überall problemlos kletterbar.
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Hier, am Ende der 3. SL ist die Felsqualität aber bereits wirklich toll!
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Der Blick nach oben schaut im unteren Teil fast immer ganz ähnlich aus: Links die tollen kompakten Verführungen der "König Löwenherz", rechts dagegen finstere, nasse, altmodische und mühselige Riss-Schindereien der "Lindnblia"! (...o.k. -- ganz so schlimm ist es nicht -- auch hier in der 4. SL geht's gleich um die Kante)
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