Assi und seine zwei Spezl Speedy und Klaus von Climbandhike.at haben mich Freitag Nachmittag kurzfristig gefragt ob ich nicht mitkommen möchte um am Samstag den Pichlweg in der Dachsteinsüdwand zu gehen. Ich war zwar bereits bei der Anreise zum Traunstein um mir dessen Südgrat anzuschauen und obwohl ich in Klettereien dieser Dimension völlig unerfahren bedarf es nicht viel Überredungskunst und ich drehte um, packte meine Sachen und begab mich nach Salzburg von wo Assi und ich weiterfuhren um uns dann mit Klaus und Speedy in Ramsau zu treffen. Im Schein der Stirnlampe noch Anstieg zur Südwandhütte, Essen, 2 Bier und zeitig ins Lager.
Am Samstag sind wir dann eher spät gestartet und stehen nach dem Zustieg Richtung Johann-Klettersteig bzw. Steinerweg am unteren Ende des zu begehenden Firnfeldes. Hier ohne Steigeisen hoch zu müssen wäre momentan ziemlicher Wahnsinn. Zwei andere Alpinisten die auch in den Pichlweg wollen haben leider ihre Eisen nicht mit. Von den zweien werden wir auch später noch hören.
Der letzte Abschnitt zwischen Schneefeldende und Einstieg ist bereits die erste Schlüsselstelle. Hier keinen Steinschlag auszulösen ist gänzlich unmöglich und die Steine fetzen nur so das Schneefeld runter.
Dieser sehr schwierige Zustieg kostet uns ordentlich Zeit und kurz nach 9 Uhr steigen wir ein.
Gleich die erste Stelle ist eine der schwersten der Tour. Danach geht etwas leichter in den ersten 4 Seillängen unter anderem durch ziemlich enge Kamine bis in den Pichlkessel. Vorher erlebt Speedy seinen zweiten Geburtstag als ihm ein faustgroßer Stein ein Loch in den Helm schlägt. Er konnte gerade noch rechtzeitig runter sehen um ihn nicht mitten ins Gesicht zu bekommen. Im Pichlkessel erwischen uns dann auch die ersten Sonnenstrahlen und lassen uns bis zum Ende der Tour nicht mehr aus.
Den Kessel queren wir nach links rüber und gehen immer schräg nach links oben weiter. Seit Beginn des Kessel gibt es keine Haken mehr und die Orientierung und richtige Wegfindung wird hier zum Erfolgskriterium der gesamten Tour. Wir müssen etwas rumsuchen doch gemeinsam finden wir weiter und ich entdecke bald den ersten Standplatzhaken der zehnten Seillänge. Ab hier geht es wieder in gesicherter Form in noch moderater Schwierigkeit in die nächsten 3 Seillängen zum Wandbuch bzw. Jausenplatzl. Vorher finden wir jedoch einen völlig eingerichteten aber verlassenen Stand vor, ausgerüstet mit Expressen, Karabinern, ein Seil hängt auch noch dran und daneben liegen Handschuhe. Hier sind vermutlich die Ungarn letzte Woche abgeholt worden. Mittlerweile steige fast alles ich vor, genau so wie auch (die für mich) schwierigste Stelle der Tour mit dem Pichlschritt und dem anschließendem superengen Kamin. Nicht gerade förderlich für meine Psyche in diesen so schlecht mit Haken und noch dazu äußerst ausgesetzten Klettereien war der Umstand, dass plötzlich ein Hubschrauber angeflogen kam um die Lage der sich etwas uns befindlichen anderen 2 Bergsteigern (die Zwei die wir beim Einstieg getroffen haben) auszukundschaften. Wir vermuteten sofort, dass die ein Problem haben und tatsächlich kam der Hubschrauber nach ein paar Minuten wieder zurück mit einem Bergretter am Tau. Er schwebte ein Zeit lang unter uns um dann mit den Zweien zusätzlich am Tau ins Tal zu entgleiten. Wie wir später erfahren werden ist den zweien nicht passiert, sie haben sich aber heillos im Labyrinth nach dem Pichlkessel verstiegen und konnten nicht mehr vor noch zurück. Leider wird das noch nicht die letzte Tragödie am heutigen Tag bleiben, die wir beinahe Live mit erleben werden.
Wir jedoch sammeln uns wieder etwas und können die nächsten Seillängen wieder richtig genießen. Die 4er Stelle in der 17. Seillänge steigt diesmal Assi vor und Dank guter Absicherung direkt davor und danach bereitet sie auch nicht viel Kopfschmerzen. Bei den restlichen Fünf Seillängen können wir uns wieder abwechseln und die Ausstiegsbänder bringen uns auf Bändern und Rampen in schöner Kletterei und Plattenschleicherei ans Ende der Tour am Dachstein-Ostgrat. Hier kurz rüber zum versicherten Schulteranstieg und über diesen runter auf den Gletscher und gleich weiter zum wohlverdienten Bierchen auf der Seethaler.
Da die letzte Bahn bereits gefahren ist steigen wir via Hunerschartensteig und Südwandhütte zum Parkplatz ab.
Dort angekommen, es ist bereits finster, fährt gerade die Bergrettung und Polizei mittels Seilbahn zum Hunerkogel rauf. Auch hier erfahren wir später noch, dass ein Tscheche aus einer Gruppe von 15 Personen unterhalb des (offiziell) gesperrten Randkluftsteiges ausgerutscht ist und in eine tiefe Spalte gestürzt ist. Spät in der Nacht sehen wir aus dem Gastgarten noch den Rettungswagen der den Verunfallten nach Schladming bringt.
Trotz der Umstände (eine Hubschrauberbergung 100m unterhalb wünsche ich keinem in einer Klettertour) hat uns die Tour gut gefallen. Und angesichts der Tatsache, dass sich im Steinerweg, genau so wie im Johann die Massen stauten, waren wir froh hier alleine zu sein.
Noch ein paar Facts zur Tour:
-22 Seillängen, wobei 5 Seillängen nach dem Kessel keine Versicherungen aufweisen
-sehr alpine Absicherung, mobile Sicherungsmittel sinnvoll und auch gut verwendbar (Friends kleiner Größen, Keile, Schlingen)
-Zustieg bis zur Wand ca. 2 Stunden
-Kletterzeit lt. Bergsteigen.at ca. 6 Stunden (entsprach auch genau unserer Zeit)
-Materialeinsatz: 60m-Seil, 5 Expressen, Keile, Friends, Schlingen, Helm, Steigeisen
Mein persönliches Fazit:
Beeindruckende Tour in einer noch viel beeindruckenderen Wand mit zumindest für mich riesigen Dimensionen. Hatte ich anfangs etwas Schiss vor dieser Unternehmung (für mich war es die erst dritte Alpine Kletterei) haben wir die Sache, wenngleich nicht in Rekordzeit, so doch souverän gemeistert. Jedem Begeher sollte klar sein, dass er sich in eine Tour begibt in der nicht große Kletterschwierigkeiten das Kriterium bilden sondern die Gesamtheit der Schwierigkeiten in Form von Länge, schlechter Absicherung, teilw. großer Ausgesetztheit und nicht zuletzt der Wegfindung nach dem Kessel.
Ein Wahnsinn mitanzusehen war auch als wir mitten in der Tour ein lautes Pfeifen vernahmen. Der Blick nach oben zeigte uns, dass nicht ein Stein den Weg nach unten suchte, sonderen ein Basejumper mit einem Wingsuit den Schuttfeldern am Fuße der Wand entgegen raste. Wir alle dachten noch er müsse jeden Moment im Schutt einschlagen, als er doch noch den Schirm zog und im Bereich des Bibelsteiges landete.
Noch ein Hinweis: Ein Rückzug und abseilen in der Tour ist eigentlich unmöglich.
Auf die Beschreibung auf Bergsteigen.at mit einem tadellosen Topo darf ich auch verweisen: KLICK
Fotos gibt es natürlich auch:
Am Vortag ist die Wand noch mystisch wolkenverhangen
Am nächsten Morgen schon besser – genau über dem Wegweiser der Einstieg in den Pichlweg
Hier das Schneefeld im Zoom
Der Ausblick in den Süden läßt einen wunderbaren Tag erwarten
Assi und Speedy abmarschbereit
Glockner und Wiesbachhorn strahlen über dem Rossbrand um die Wette
Am Zustieg
Getummel im Steinerweg
Steigeisen anlegen
Um diese Schneefeld hoch zu kommen
Am Samstag sind wir dann eher spät gestartet und stehen nach dem Zustieg Richtung Johann-Klettersteig bzw. Steinerweg am unteren Ende des zu begehenden Firnfeldes. Hier ohne Steigeisen hoch zu müssen wäre momentan ziemlicher Wahnsinn. Zwei andere Alpinisten die auch in den Pichlweg wollen haben leider ihre Eisen nicht mit. Von den zweien werden wir auch später noch hören.
Der letzte Abschnitt zwischen Schneefeldende und Einstieg ist bereits die erste Schlüsselstelle. Hier keinen Steinschlag auszulösen ist gänzlich unmöglich und die Steine fetzen nur so das Schneefeld runter.
Dieser sehr schwierige Zustieg kostet uns ordentlich Zeit und kurz nach 9 Uhr steigen wir ein.
Gleich die erste Stelle ist eine der schwersten der Tour. Danach geht etwas leichter in den ersten 4 Seillängen unter anderem durch ziemlich enge Kamine bis in den Pichlkessel. Vorher erlebt Speedy seinen zweiten Geburtstag als ihm ein faustgroßer Stein ein Loch in den Helm schlägt. Er konnte gerade noch rechtzeitig runter sehen um ihn nicht mitten ins Gesicht zu bekommen. Im Pichlkessel erwischen uns dann auch die ersten Sonnenstrahlen und lassen uns bis zum Ende der Tour nicht mehr aus.
Den Kessel queren wir nach links rüber und gehen immer schräg nach links oben weiter. Seit Beginn des Kessel gibt es keine Haken mehr und die Orientierung und richtige Wegfindung wird hier zum Erfolgskriterium der gesamten Tour. Wir müssen etwas rumsuchen doch gemeinsam finden wir weiter und ich entdecke bald den ersten Standplatzhaken der zehnten Seillänge. Ab hier geht es wieder in gesicherter Form in noch moderater Schwierigkeit in die nächsten 3 Seillängen zum Wandbuch bzw. Jausenplatzl. Vorher finden wir jedoch einen völlig eingerichteten aber verlassenen Stand vor, ausgerüstet mit Expressen, Karabinern, ein Seil hängt auch noch dran und daneben liegen Handschuhe. Hier sind vermutlich die Ungarn letzte Woche abgeholt worden. Mittlerweile steige fast alles ich vor, genau so wie auch (die für mich) schwierigste Stelle der Tour mit dem Pichlschritt und dem anschließendem superengen Kamin. Nicht gerade förderlich für meine Psyche in diesen so schlecht mit Haken und noch dazu äußerst ausgesetzten Klettereien war der Umstand, dass plötzlich ein Hubschrauber angeflogen kam um die Lage der sich etwas uns befindlichen anderen 2 Bergsteigern (die Zwei die wir beim Einstieg getroffen haben) auszukundschaften. Wir vermuteten sofort, dass die ein Problem haben und tatsächlich kam der Hubschrauber nach ein paar Minuten wieder zurück mit einem Bergretter am Tau. Er schwebte ein Zeit lang unter uns um dann mit den Zweien zusätzlich am Tau ins Tal zu entgleiten. Wie wir später erfahren werden ist den zweien nicht passiert, sie haben sich aber heillos im Labyrinth nach dem Pichlkessel verstiegen und konnten nicht mehr vor noch zurück. Leider wird das noch nicht die letzte Tragödie am heutigen Tag bleiben, die wir beinahe Live mit erleben werden.
Wir jedoch sammeln uns wieder etwas und können die nächsten Seillängen wieder richtig genießen. Die 4er Stelle in der 17. Seillänge steigt diesmal Assi vor und Dank guter Absicherung direkt davor und danach bereitet sie auch nicht viel Kopfschmerzen. Bei den restlichen Fünf Seillängen können wir uns wieder abwechseln und die Ausstiegsbänder bringen uns auf Bändern und Rampen in schöner Kletterei und Plattenschleicherei ans Ende der Tour am Dachstein-Ostgrat. Hier kurz rüber zum versicherten Schulteranstieg und über diesen runter auf den Gletscher und gleich weiter zum wohlverdienten Bierchen auf der Seethaler.
Da die letzte Bahn bereits gefahren ist steigen wir via Hunerschartensteig und Südwandhütte zum Parkplatz ab.
Dort angekommen, es ist bereits finster, fährt gerade die Bergrettung und Polizei mittels Seilbahn zum Hunerkogel rauf. Auch hier erfahren wir später noch, dass ein Tscheche aus einer Gruppe von 15 Personen unterhalb des (offiziell) gesperrten Randkluftsteiges ausgerutscht ist und in eine tiefe Spalte gestürzt ist. Spät in der Nacht sehen wir aus dem Gastgarten noch den Rettungswagen der den Verunfallten nach Schladming bringt.
Trotz der Umstände (eine Hubschrauberbergung 100m unterhalb wünsche ich keinem in einer Klettertour) hat uns die Tour gut gefallen. Und angesichts der Tatsache, dass sich im Steinerweg, genau so wie im Johann die Massen stauten, waren wir froh hier alleine zu sein.
Noch ein paar Facts zur Tour:
-22 Seillängen, wobei 5 Seillängen nach dem Kessel keine Versicherungen aufweisen
-sehr alpine Absicherung, mobile Sicherungsmittel sinnvoll und auch gut verwendbar (Friends kleiner Größen, Keile, Schlingen)
-Zustieg bis zur Wand ca. 2 Stunden
-Kletterzeit lt. Bergsteigen.at ca. 6 Stunden (entsprach auch genau unserer Zeit)
-Materialeinsatz: 60m-Seil, 5 Expressen, Keile, Friends, Schlingen, Helm, Steigeisen
Mein persönliches Fazit:
Beeindruckende Tour in einer noch viel beeindruckenderen Wand mit zumindest für mich riesigen Dimensionen. Hatte ich anfangs etwas Schiss vor dieser Unternehmung (für mich war es die erst dritte Alpine Kletterei) haben wir die Sache, wenngleich nicht in Rekordzeit, so doch souverän gemeistert. Jedem Begeher sollte klar sein, dass er sich in eine Tour begibt in der nicht große Kletterschwierigkeiten das Kriterium bilden sondern die Gesamtheit der Schwierigkeiten in Form von Länge, schlechter Absicherung, teilw. großer Ausgesetztheit und nicht zuletzt der Wegfindung nach dem Kessel.
Ein Wahnsinn mitanzusehen war auch als wir mitten in der Tour ein lautes Pfeifen vernahmen. Der Blick nach oben zeigte uns, dass nicht ein Stein den Weg nach unten suchte, sonderen ein Basejumper mit einem Wingsuit den Schuttfeldern am Fuße der Wand entgegen raste. Wir alle dachten noch er müsse jeden Moment im Schutt einschlagen, als er doch noch den Schirm zog und im Bereich des Bibelsteiges landete.
Noch ein Hinweis: Ein Rückzug und abseilen in der Tour ist eigentlich unmöglich.
Auf die Beschreibung auf Bergsteigen.at mit einem tadellosen Topo darf ich auch verweisen: KLICK
Fotos gibt es natürlich auch:
Am Vortag ist die Wand noch mystisch wolkenverhangen
Am nächsten Morgen schon besser – genau über dem Wegweiser der Einstieg in den Pichlweg
Hier das Schneefeld im Zoom
Der Ausblick in den Süden läßt einen wunderbaren Tag erwarten
Assi und Speedy abmarschbereit
Glockner und Wiesbachhorn strahlen über dem Rossbrand um die Wette
Am Zustieg
Getummel im Steinerweg
Steigeisen anlegen
Um diese Schneefeld hoch zu kommen
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