Liebe Freunde des klassischen Gesäusewand!
Es tut mir leid wegen des Titels, aber an die End'sche Bezeichnung "Haindlkarwand Nordwestwand" kann ich mich bei dieser Route nicht recht gewöhnen, für mich bleibt das die Hochtor (von mir aus) NW-Wand, auch wenn das topografisch anzufechten sein mag, wurscht!
Nach Reichenstein und Buchstein (und dem Besuch des sehr empfehlenswerten Hieflauer Bades) traf ich also am Abend des 4. 7. unter dem Haindlkar ein und schwitzte die gute Stunde zur Hütte hinauf. Die alte Hütte steht noch, legendäres Relikt aus den 30er Jahren. Ein einziges Mal hab ich dort drin übernachtet, ist lange her und war wegen Überbelegung der neuen Hütte notwendig.
alte Heindlkarhtt.jpg
Diesmal war nicht so viel los, ich ging weiter zur neuen Hütte. Die ist auch nicht mehr ganz taufrisch, die "Reichensteiner" haben die Hütte übergeben und derzeit findet rege Bau- und Renovierungstätigkeit statt. Immerhin bleibt der wichtige Standort erhalten, mir ist das viel wert. Die neuen Hüttenleute sind sehr nett und haben mir den Aufenthalt angenehm gestaltet.
neue Heindlkarhtt.jpg
Nun, ich plante als Höhepunkt meines Gesäuseurlaubs eine Begehung der Jahn-Zimmerroute durch die Hochtorwand. Ich kannte die Kletterei von einer einzigen Begehung mit meinem Bruder Martin. Das war aber schon am 2. August 1975 gewesen, also vor 37 Jahren! Eine lange Zeit, aber dennoch, manche Details hatte sich im meinem Hirnkastel derart eingebrannt, dass ich sogar noch Griff-folgen abrufen konnte. Ich hatte ein Seil mit und ein paar Keile, die ich gnadenlos opfern wollte bei Problemen. Ich gestehe aber gerne, dass ich gespannt und nervös war an diesem wunderschönen Abend mit seiner glühenden Riesenwand, in der mir schon viele Touren geglückt waren.
dachl und hochtor am abend.jpg
Die Gewitterneigung war noch immer beträchtlich, erst gestern nacht war eines niedergegangen. Am Mittwoch blieb es trocken, Gott sei Dank, so konnte die Wand ein wenig abrinnen. Eine nasse Jahn-Zimmer ist insbesondere unten für einen Alleingeher nicht witzig. Ich hatte geplant, den originalen Zustieg zu machen, den kannte ich noch nicht. Mit Martin war ich 75 über den Lindenbach-Abseilweg zugestiegen. Also ignorierte ich die neue Zustiegstafel und folgte dem Bachbett hinauf zur Hochtor Nord, Pfannl/Maischberger. Vom Peternpfad sieht man schön zur Hütte hinüber, dieses Foto hab ich wohl schon ein dutzend Mal.
gsengscharte und hütte.jpg
Nach der Schotterrinne ging ich rechts zum Sattel hinauf, hier ist der Punkt 1491, wo die Kletterei beginnt. Schon ein etwas düsterer Ort.
Einstieg, Pkt 1491.jpg
Hier zieht eine Rinne hinauf, der ich folgte. Eher unguter Bruch folgte auch.
Einstiegsrinne.jpg
Trotzdem, die Umgebung ist grandios. Ich genoss tolle Einblicke in die eigentliche Hochtor Nordwand und die alte Route von Heinrich Pfannl und Thomas Maischberger. Die hatten sich im Jahre 1896 da hinaufgetraut, eine tolle Leistung. Mit meinem Bruder hatte ich diese Tour 1975 auch gemacht, aber für einen Alleingang ist sie mir doch zu schwer.
Pfannl Maischberger.jpg
Ich kämpfte mich höher, auf den markanten Haindlkarturm zu und begann den festen Dachsteinkalk herbei zu sehnen.
heindlkarturm vom zustieg.jpg
Mal fand ich die richtige Route, mal nicht. Es gibt sogar Markierungsstriche hier, aber sie gehen leicht verlustig. Ich suchte auf den abschüssigen Bändern herum und verlor wertvolle Zeit. Der verdammte Turm kam nicht näher.
heindlkarturm vom zustieg 2.jpg
Schließlich kam ich auf einem dieser Bänder zum Stillstand. Hinauf ging es nicht, hinunter auch schlecht, links hinüber versuchte ich es auch ohne Erfolg. Was tun. 15 Meter tiefer war ja noch so ein Band. Und - war das dort unten etwa eine Wegspur? Kurz entschlossen wand ich mein 30er Seil um einen Felsblock und seilte mich ab. Das Seil reichte gerade. Leider konnte ich den Strick aber nicht mehr abziehen, der Block gab mein Seil nicht mehr frei. Was also tun? Noch vor der eigentlichen Kletterei aufgeben? Das Seil hängen lassen und durchklettern ohne Abseilmöglichkeit?
Zweitere Möglichkeit wurde es. Ich opferte meinen Strick und ging weiter. Die Spur sollte sich übrigens als gut heraus stellen, kurze Zeit darauf stand ich erleichtert am Beginn des festen Dachsteinkalks.
endlich Dachsteinkalk.jpg
Nach der ersten Dreierstelle fand ich die Ruhe wieder. Bald stand ich am Apellplatz und sah das lange Plattenband vor mir, das den weiteren Aufstieg darstellt.
das lange Plattenband.jpg
Links über mir konnte ich schon den "Baumschwamm" und das "Fliegenband" sehen, die wichtigen Teile der Pfannlroute.
Baumschwamm und Fliegenband.jpg
Nun kam die Schlüsselseillänge mit der Fuge. Die sollte gut abgesichert sein, hatte ich gehört.
die Fuge.jpg
Mja, für eine Seilschaft schon. In der ganzen Tour stecken solide gebohrte Standhaken, als Zwischensicherung gibt es aber nur die alten geschlagenen Haken. Der gute unter der Fuge war für mich aber zu weit unten, es gibt im Überhang auch noch einen schlechten, aber der steckt abwärts und nur zu Hälfte im Fels. Brrr! Also legte ich einen Keil dazu, durch den ich meinen Seilring fädeln konnte. Den Keil mußte ich aber ebenfalls zurück lassen.
Dennoch, die Fuge ist einen tolle Stelle. Kleine Tritte auf der Platte und gute versteckte Griffe machten die Sache zu einem echten Genuß. Rasch stand ich oben in der Nische mit der (leider leeren) Buchkassette. Und der Blick wurde möglich auf den oberen Teil.
jahn zimmer oberer Teil.jpg
Es sollten noch mehrere schöne Dreierstellen folgen. Die seht Ihr in der Antwort.
Lg, michl fasan
Es tut mir leid wegen des Titels, aber an die End'sche Bezeichnung "Haindlkarwand Nordwestwand" kann ich mich bei dieser Route nicht recht gewöhnen, für mich bleibt das die Hochtor (von mir aus) NW-Wand, auch wenn das topografisch anzufechten sein mag, wurscht!
Nach Reichenstein und Buchstein (und dem Besuch des sehr empfehlenswerten Hieflauer Bades) traf ich also am Abend des 4. 7. unter dem Haindlkar ein und schwitzte die gute Stunde zur Hütte hinauf. Die alte Hütte steht noch, legendäres Relikt aus den 30er Jahren. Ein einziges Mal hab ich dort drin übernachtet, ist lange her und war wegen Überbelegung der neuen Hütte notwendig.
alte Heindlkarhtt.jpg
Diesmal war nicht so viel los, ich ging weiter zur neuen Hütte. Die ist auch nicht mehr ganz taufrisch, die "Reichensteiner" haben die Hütte übergeben und derzeit findet rege Bau- und Renovierungstätigkeit statt. Immerhin bleibt der wichtige Standort erhalten, mir ist das viel wert. Die neuen Hüttenleute sind sehr nett und haben mir den Aufenthalt angenehm gestaltet.
neue Heindlkarhtt.jpg
Nun, ich plante als Höhepunkt meines Gesäuseurlaubs eine Begehung der Jahn-Zimmerroute durch die Hochtorwand. Ich kannte die Kletterei von einer einzigen Begehung mit meinem Bruder Martin. Das war aber schon am 2. August 1975 gewesen, also vor 37 Jahren! Eine lange Zeit, aber dennoch, manche Details hatte sich im meinem Hirnkastel derart eingebrannt, dass ich sogar noch Griff-folgen abrufen konnte. Ich hatte ein Seil mit und ein paar Keile, die ich gnadenlos opfern wollte bei Problemen. Ich gestehe aber gerne, dass ich gespannt und nervös war an diesem wunderschönen Abend mit seiner glühenden Riesenwand, in der mir schon viele Touren geglückt waren.
dachl und hochtor am abend.jpg
Die Gewitterneigung war noch immer beträchtlich, erst gestern nacht war eines niedergegangen. Am Mittwoch blieb es trocken, Gott sei Dank, so konnte die Wand ein wenig abrinnen. Eine nasse Jahn-Zimmer ist insbesondere unten für einen Alleingeher nicht witzig. Ich hatte geplant, den originalen Zustieg zu machen, den kannte ich noch nicht. Mit Martin war ich 75 über den Lindenbach-Abseilweg zugestiegen. Also ignorierte ich die neue Zustiegstafel und folgte dem Bachbett hinauf zur Hochtor Nord, Pfannl/Maischberger. Vom Peternpfad sieht man schön zur Hütte hinüber, dieses Foto hab ich wohl schon ein dutzend Mal.
gsengscharte und hütte.jpg
Nach der Schotterrinne ging ich rechts zum Sattel hinauf, hier ist der Punkt 1491, wo die Kletterei beginnt. Schon ein etwas düsterer Ort.
Einstieg, Pkt 1491.jpg
Hier zieht eine Rinne hinauf, der ich folgte. Eher unguter Bruch folgte auch.
Einstiegsrinne.jpg
Trotzdem, die Umgebung ist grandios. Ich genoss tolle Einblicke in die eigentliche Hochtor Nordwand und die alte Route von Heinrich Pfannl und Thomas Maischberger. Die hatten sich im Jahre 1896 da hinaufgetraut, eine tolle Leistung. Mit meinem Bruder hatte ich diese Tour 1975 auch gemacht, aber für einen Alleingang ist sie mir doch zu schwer.
Pfannl Maischberger.jpg
Ich kämpfte mich höher, auf den markanten Haindlkarturm zu und begann den festen Dachsteinkalk herbei zu sehnen.
heindlkarturm vom zustieg.jpg
Mal fand ich die richtige Route, mal nicht. Es gibt sogar Markierungsstriche hier, aber sie gehen leicht verlustig. Ich suchte auf den abschüssigen Bändern herum und verlor wertvolle Zeit. Der verdammte Turm kam nicht näher.
heindlkarturm vom zustieg 2.jpg
Schließlich kam ich auf einem dieser Bänder zum Stillstand. Hinauf ging es nicht, hinunter auch schlecht, links hinüber versuchte ich es auch ohne Erfolg. Was tun. 15 Meter tiefer war ja noch so ein Band. Und - war das dort unten etwa eine Wegspur? Kurz entschlossen wand ich mein 30er Seil um einen Felsblock und seilte mich ab. Das Seil reichte gerade. Leider konnte ich den Strick aber nicht mehr abziehen, der Block gab mein Seil nicht mehr frei. Was also tun? Noch vor der eigentlichen Kletterei aufgeben? Das Seil hängen lassen und durchklettern ohne Abseilmöglichkeit?
Zweitere Möglichkeit wurde es. Ich opferte meinen Strick und ging weiter. Die Spur sollte sich übrigens als gut heraus stellen, kurze Zeit darauf stand ich erleichtert am Beginn des festen Dachsteinkalks.
endlich Dachsteinkalk.jpg
Nach der ersten Dreierstelle fand ich die Ruhe wieder. Bald stand ich am Apellplatz und sah das lange Plattenband vor mir, das den weiteren Aufstieg darstellt.
das lange Plattenband.jpg
Links über mir konnte ich schon den "Baumschwamm" und das "Fliegenband" sehen, die wichtigen Teile der Pfannlroute.
Baumschwamm und Fliegenband.jpg
Nun kam die Schlüsselseillänge mit der Fuge. Die sollte gut abgesichert sein, hatte ich gehört.
die Fuge.jpg
Mja, für eine Seilschaft schon. In der ganzen Tour stecken solide gebohrte Standhaken, als Zwischensicherung gibt es aber nur die alten geschlagenen Haken. Der gute unter der Fuge war für mich aber zu weit unten, es gibt im Überhang auch noch einen schlechten, aber der steckt abwärts und nur zu Hälfte im Fels. Brrr! Also legte ich einen Keil dazu, durch den ich meinen Seilring fädeln konnte. Den Keil mußte ich aber ebenfalls zurück lassen.
Dennoch, die Fuge ist einen tolle Stelle. Kleine Tritte auf der Platte und gute versteckte Griffe machten die Sache zu einem echten Genuß. Rasch stand ich oben in der Nische mit der (leider leeren) Buchkassette. Und der Blick wurde möglich auf den oberen Teil.
jahn zimmer oberer Teil.jpg
Es sollten noch mehrere schöne Dreierstellen folgen. Die seht Ihr in der Antwort.
Lg, michl fasan
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