*** EIN TAG IM GEBIRGE ***
So ein Bergforum ist schon eine tolle Sache. Da hat man in der Rätselecke seinen Spaß und trifft virtuell auf Leute, die zufälligerweise dieselben Vorlieben und Pläne haben. Und wenn sich diese virtuellen Begegnungen in gemeinsamen Touren in der Wirklichkeit manifestieren, dann hat das schon seinen Reiz.
Und so starten Georg (schrutkaBua) – ein junger "Alpinwilder" – und ein alter(nder) Halbinvalide ihren Aufstieg in Richtung Admonter Kalbling. Von Westen kündigt sich schon die Schlechtwetterfront an. Sie wird aber noch vom Föhn aufgehalten.
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Dafür röhren die Hirsche in den umliegenden Bergwäldern um die Wette.
Der Zustieg zur Kalbling Westwand ist angenehm kurz, sodass wir bald bei unserem Tourenziel ankommen. Der Westwandpfeiler führt durch den gelbroten Wandteil im Hintergrund.
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Die Route startet im üblichen Kalbling-Splitterbruch.
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Es ist saukalt und der raue Fels piesackt die klammen Finger gehörig.
Nicht einmal Handschuhe helfen…
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Dafür wird uns in der zweiten Seillänge, einer wunderbaren Verschneidung, dann doch bald warm. Hier ist weites Spreizen recht hilfreich.
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Es folgt ein luftiger Hangelquergang, der auch die Schlüsselstelle darstellt. Georg hat sich diesen Quergang sehnlichst gewünscht… darum darf er auch vorsteigen.
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Es ist einiges an Material mit von der Partie. Georg hat sogar eine Zahnbürste zum Griffputzen mit.
Die war aber nicht nötig, da die Griffe weder Magnesia- noch sonstige Begehungsspuren zeigen…
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Es macht "Zack" und Georg sitzt einen Meter tiefer im Seil.
Ein Griff hat sich verabschiedet… (Das gleiche wird auch mir dann in der nächsten Seillänge passieren.) Spätestens jetzt ist der Rote Punkt weg. Aber wir haben schon vorher zum Aufwärmen der Finger mehrmals Sitzen müssen.
Der Nachsteiger freut sich, dass er gut und frei über den Quergang drübergekommen ist.
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Dafür wartet jetzt eine delikate Länge: Brüchig mit abwärts geschichteten Griffen und dazu ist die Sicherung fast ausschließlich an den schwindeligen Originalschlaghaken der Erstbegeher, die einem Schrottplatz alle Ehre machen würden. Also kein resches Draufloskraxeln…
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Ab und zu ist ein nachträglicher Umbau der Seilführung nötig. Das Seil muss ja nicht unbedingt um eine mehr als lockere Schuppe rundherum laufen…
Der Föhnsturm wird immer stärker, und da ein Blick ins Topo ("6/A0") keine substanzielle Besserung der Felsqualität verspricht, verzichten wir auf eine weitere forcierte "Durchlüftung" und "Durchfürchtung", queren nach der 5. Seillänge zum Admonterweg und steigen über diesen aus.
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Die Seile kommen weg und wir steigen über den Nordwestgrat (2-3) weiter auf. Zitat Georg: "Endlich a gscheiter Fels…"
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Bald erreichen wir den sturmumtosten Gipfel, auf dem heute nur wenige (teilweise ob der Naturgewalten verhärmte ) Wanderer sind.
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Ja ja, im Gebirge kann es auch wild sein…
Ein Alpinabenteuer halt…
Noch ein paar Infos zur Tour:
- In der Xeis-Auslese steht etwas von einer "lohnenden und anspruchsvollen Freikletterei". Anspruchsvoll stimmt. Inwieweit sie lohnend ist, muss jeder selbst entscheiden. Die 2. und 3. Seillänge sind aber wirklich gut.
- Die Felsqualität ist im Allgemeinen selbst für Kalbling-Verhältnisse eher bescheiden.
- Die "atemberaubenden Kletterstellen" nehmen einem weniger wegen der Steilheit die Luft. Vielmehr bleibt einem wegen dem Hakenschrott manchmal die Spucke weg…
- Eine ideale Vorbereitungstour für wildere Dolomitenabenteuer…
P. S.: Die Fotos sind vom schrutkaBua und mir
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