Eine kleine Geschichte von zwei Stadtkindern, die frech ins Gebirge zum Kraxeln gingen.
Und wie bei jeder Geschichte, gibt's auch hier eine Vorgeschichte
Es ist ein verregneter Sonntag. Am Nachmittag kommt eine PN. Es entwickelt sich folgende Kommunikation:
"ich WILL...
..endlich was gscheites kraxeln, ins gebirge und was alpines hinauffürchten, oder was fesches bohren!
waaaannnnn denn endlich.... :-)"
"Kannst es leicht nicht mehr erwarten?
Schau', bei dem Wetter geht sowieso nix. [...] Also hab' Geduld. Am Freitag mach'ma was! Ok? Ich habe mir gestern schon die Topos vom Seelenwinter und von der Hyperbohrea (zur Orientierung) ausgedruckt und in meine Wundertopomappe einsortiert... Also Hochschwab Südwand würd' mich schon reizen.…"
"hast du vom seelenwinter was gscheites? oder auch nur den zeitungsbericht?
[…] freu mich schon und werd mich warm anziehen, hoffentlich spielt meine schulter mit, aber sonst wirst du mich halt wiedermal raufziehen müssen :-)…"
"Also ich hab' auch nicht mehr als die von Dir angeführten Sachen. Ist aber doch eh völlig ausreichend. Oder brauchst noch mehr? […] Übrigens wird xxx schon wieder lästig: "Ihr geht's eh nur was gut Gesichertes, oder?..." Bin ja schon gespannt, ob's wieder mit einem Donnerwetter endet..."
"hähähähä, aber ich bin dann doch lieber still...
du, bist du dir noch immer sicher mit hochschwab? hast wetter geschaut? fast ein bisserl viel wind für 0 grad!??!?! […]
na passt schon alles!
du sagt was wir machen und ich geh einfach mit :-) raufkommen tu ich so und so net, da ists doch okay wenn ichs dann aufs wetter schieben kann."
Die weiteren, tiefschürfenden Unterhaltungen werden dann am Telefon absolviert.
Es ist Freitag. Rutschger holt mich um 6 Uhr ab und wir fahren zum Bodenbauer. Vielleicht ist ja doch weniger Wind als angesagt. Und über dem Nebel wird uns schon die Sonne erwarten. So hoffen wir zumindest. Somit ist unser Aufstieg durch das Trawiestal hinauf zuerst einmal nebelig grau und kalt.
Ein entgegenkommender Bergläufer verkündet die frohe Botschaft: "Ab dem G'hackten ist strahlender Sonnenschein!" Na, wenn das keine Motivation ist.
Und tatsächlich, kurz nach dem Trawiessattel tauchen wir aus dem Nebelmeer auf.
Der Große Festlbeilstein ragt als kleines Inselchen gerade noch aus dem weißen Meer heraus. Ein Anblick, der offensichtlich nicht nur uns erfreut.
Sonnig und warm ist es hier heroben. Und windstill! Keine Menschenseele weit und breit. Die Hochschwab Südwand liegt in ihrer ganzen Pracht eindrucksvoll vor uns. Wir werden uns heute am "Seelenwinter (8)" versuchen. Diese Route führt über die sonnigen Platten gleich links von der großen Schattenzone in der Bildmitte aufwärts. Oben geht es dann über den prallen und runden Pfeiler hinauf.
Heute ist der optimale Klettertag. Der Fels ist überall staubtrocken. Es ist sonnig und warm. Einfach herrlich!
Nachdem wir zur Wand hinübergequert sind und bei einer gemütlichen Rast Sonne und Landschaft genossen haben, geht's los. Rutschger gibt ordentlich Gas und hält sich erst gar nicht mit dem Anbringen mobiler Sicherungsmittel auf. Nach 15 Metern kommt ja eh schon der erste bolt.
Gleich ist klar, welche Musik hier gespielt wird. Am ersten Stand hängt ein Rückzugskarabiner... Offensichtlich war der Abstand zum nächsten bolt für manchen Aspiranten doch etwas zu selektiv. Mobile Sachen bringt man auf den Platten zumeist auch nicht wirklich gut unter. Jedenfalls kein Gelände für dumme Spielereien.
In der vierten Seillänge hätte unser Klettertag beinahe ein vorzeitiges Ende gefunden. In der Schlüsselstelle finde ich keine Lösung. Zumindest keine, mit der ich mich zum nächsten bolt traue… Und altmodisch wie ich bin, wird beim Alpinklettern kein Sturzrisiko eingegangen. Selbst ein verstauchter Fuß ist keine gute Option, wenn man noch einen mehrstündigen Abstieg vor sich hat...
Also was tun?
Ich quere nach links zu einer leichter kletterbaren Felsrippe. Hier gibt es sogar ein paar Rostgurken des "Tragösserwegs". So kann ich die Schlüsselseillänge problemlos umgehen (im SG 4) und zum Stand wieder hinüber queren. Seil einhängen. Rutschger lässt mich ab. Ich räume die zusätzlichen Sicherungen der Umgehung aus und klettere im toprope diese Seillänge ein wenig links der Originallinie aber nicht weniger schön wieder hinauf zum Stand. Rutschger schafft im Nachstieg auch den Originalweg.
Es folgen schöne Platten und anspruchsvolle Querungen. Wir genießen die wunderbare Aussicht, die wir von hier heroben haben.
Der abschließende Pfeiler baut sich supersteil vor uns auf. Ich fange einmal an, den steilen Teil vorzusteigen. Zuerst kräftig, dann vorbei an einer großen, hohlen Schuppe (der muss man gut zureden, dass sie sich nicht gleich in die Tiefe verabschiedet... ) geht es schließlich wunderschön und kompakt hinauf. Nach gut 20 Metern ist Endstation. Ich kann nicht mehr. Rutschger führt diese Seillänge zu Ende…
… und lacht schon vom Standplatz vor der letzten Seillänge herunter.
Ein letztes Mal geht es noch steil hinauf und wir haben es geschafft!
Gleich sind wir am Gipfel oben…
… und blicken auf "unsere" Wand zurück. Beim Blick auf den Pfeiler wird einem ja fast schwindelig. Die letzten zwei Seillängen gehen direkt durch die steilen Platten hinauf. Der vorletzte Stand ist an dem Rasenfleck mitten in den Platten.
Der Blick schweift in die Runde. Wunderschön!
Im Tal ist der Nebel liegen geblieben. Wir waren den ganzen Tag in der sonnigsten Einsamkeit!
Zeit für den Abstieg! Wir wollen noch vor der Dunkelheit unten sein.
Ein letzter Blick zurück, und wir tauchen wieder in das feucht-kalte Nebelmeer hinunter.
Was für ein Tag! Was für ein Erlebnis!
Wir waren da gewissermaßen auf den Spuren des Gebietskenners unterwegs. Danke für die Infos zur Tour.
Und natürlich Danke für die Tour!
Noch ein paar Infos:
P. S.:
Wir waren um 19:00 Uhr mit Beginn der Dunkelheit unten beim Bodenbauer. Trotzdem sind uns am Weg noch etliche Wanderer begegnet, die beim Aufstieg zum Schiestelhaus waren. Die letzten um 18:30 Uhr in der Steilstufe bei der Hundswand…
Und wie bei jeder Geschichte, gibt's auch hier eine Vorgeschichte
Es ist ein verregneter Sonntag. Am Nachmittag kommt eine PN. Es entwickelt sich folgende Kommunikation:
"ich WILL...
..endlich was gscheites kraxeln, ins gebirge und was alpines hinauffürchten, oder was fesches bohren!
waaaannnnn denn endlich.... :-)"
"Kannst es leicht nicht mehr erwarten?
Schau', bei dem Wetter geht sowieso nix. [...] Also hab' Geduld. Am Freitag mach'ma was! Ok? Ich habe mir gestern schon die Topos vom Seelenwinter und von der Hyperbohrea (zur Orientierung) ausgedruckt und in meine Wundertopomappe einsortiert... Also Hochschwab Südwand würd' mich schon reizen.…"
"hast du vom seelenwinter was gscheites? oder auch nur den zeitungsbericht?
[…] freu mich schon und werd mich warm anziehen, hoffentlich spielt meine schulter mit, aber sonst wirst du mich halt wiedermal raufziehen müssen :-)…"
"Also ich hab' auch nicht mehr als die von Dir angeführten Sachen. Ist aber doch eh völlig ausreichend. Oder brauchst noch mehr? […] Übrigens wird xxx schon wieder lästig: "Ihr geht's eh nur was gut Gesichertes, oder?..." Bin ja schon gespannt, ob's wieder mit einem Donnerwetter endet..."
"hähähähä, aber ich bin dann doch lieber still...
du, bist du dir noch immer sicher mit hochschwab? hast wetter geschaut? fast ein bisserl viel wind für 0 grad!??!?! […]
na passt schon alles!
du sagt was wir machen und ich geh einfach mit :-) raufkommen tu ich so und so net, da ists doch okay wenn ichs dann aufs wetter schieben kann."
Die weiteren, tiefschürfenden Unterhaltungen werden dann am Telefon absolviert.
Es ist Freitag. Rutschger holt mich um 6 Uhr ab und wir fahren zum Bodenbauer. Vielleicht ist ja doch weniger Wind als angesagt. Und über dem Nebel wird uns schon die Sonne erwarten. So hoffen wir zumindest. Somit ist unser Aufstieg durch das Trawiestal hinauf zuerst einmal nebelig grau und kalt.
Ein entgegenkommender Bergläufer verkündet die frohe Botschaft: "Ab dem G'hackten ist strahlender Sonnenschein!" Na, wenn das keine Motivation ist.
Und tatsächlich, kurz nach dem Trawiessattel tauchen wir aus dem Nebelmeer auf.
Der Große Festlbeilstein ragt als kleines Inselchen gerade noch aus dem weißen Meer heraus. Ein Anblick, der offensichtlich nicht nur uns erfreut.
Sonnig und warm ist es hier heroben. Und windstill! Keine Menschenseele weit und breit. Die Hochschwab Südwand liegt in ihrer ganzen Pracht eindrucksvoll vor uns. Wir werden uns heute am "Seelenwinter (8)" versuchen. Diese Route führt über die sonnigen Platten gleich links von der großen Schattenzone in der Bildmitte aufwärts. Oben geht es dann über den prallen und runden Pfeiler hinauf.
Heute ist der optimale Klettertag. Der Fels ist überall staubtrocken. Es ist sonnig und warm. Einfach herrlich!
Nachdem wir zur Wand hinübergequert sind und bei einer gemütlichen Rast Sonne und Landschaft genossen haben, geht's los. Rutschger gibt ordentlich Gas und hält sich erst gar nicht mit dem Anbringen mobiler Sicherungsmittel auf. Nach 15 Metern kommt ja eh schon der erste bolt.
Gleich ist klar, welche Musik hier gespielt wird. Am ersten Stand hängt ein Rückzugskarabiner... Offensichtlich war der Abstand zum nächsten bolt für manchen Aspiranten doch etwas zu selektiv. Mobile Sachen bringt man auf den Platten zumeist auch nicht wirklich gut unter. Jedenfalls kein Gelände für dumme Spielereien.
In der vierten Seillänge hätte unser Klettertag beinahe ein vorzeitiges Ende gefunden. In der Schlüsselstelle finde ich keine Lösung. Zumindest keine, mit der ich mich zum nächsten bolt traue… Und altmodisch wie ich bin, wird beim Alpinklettern kein Sturzrisiko eingegangen. Selbst ein verstauchter Fuß ist keine gute Option, wenn man noch einen mehrstündigen Abstieg vor sich hat...
Also was tun?
Ich quere nach links zu einer leichter kletterbaren Felsrippe. Hier gibt es sogar ein paar Rostgurken des "Tragösserwegs". So kann ich die Schlüsselseillänge problemlos umgehen (im SG 4) und zum Stand wieder hinüber queren. Seil einhängen. Rutschger lässt mich ab. Ich räume die zusätzlichen Sicherungen der Umgehung aus und klettere im toprope diese Seillänge ein wenig links der Originallinie aber nicht weniger schön wieder hinauf zum Stand. Rutschger schafft im Nachstieg auch den Originalweg.
Es folgen schöne Platten und anspruchsvolle Querungen. Wir genießen die wunderbare Aussicht, die wir von hier heroben haben.
Der abschließende Pfeiler baut sich supersteil vor uns auf. Ich fange einmal an, den steilen Teil vorzusteigen. Zuerst kräftig, dann vorbei an einer großen, hohlen Schuppe (der muss man gut zureden, dass sie sich nicht gleich in die Tiefe verabschiedet... ) geht es schließlich wunderschön und kompakt hinauf. Nach gut 20 Metern ist Endstation. Ich kann nicht mehr. Rutschger führt diese Seillänge zu Ende…
… und lacht schon vom Standplatz vor der letzten Seillänge herunter.
Ein letztes Mal geht es noch steil hinauf und wir haben es geschafft!
Gleich sind wir am Gipfel oben…
… und blicken auf "unsere" Wand zurück. Beim Blick auf den Pfeiler wird einem ja fast schwindelig. Die letzten zwei Seillängen gehen direkt durch die steilen Platten hinauf. Der vorletzte Stand ist an dem Rasenfleck mitten in den Platten.
Der Blick schweift in die Runde. Wunderschön!
Im Tal ist der Nebel liegen geblieben. Wir waren den ganzen Tag in der sonnigsten Einsamkeit!
Zeit für den Abstieg! Wir wollen noch vor der Dunkelheit unten sein.
Ein letzter Blick zurück, und wir tauchen wieder in das feucht-kalte Nebelmeer hinunter.
Was für ein Tag! Was für ein Erlebnis!
Wir waren da gewissermaßen auf den Spuren des Gebietskenners unterwegs. Danke für die Infos zur Tour.
Und natürlich Danke für die Tour!
Noch ein paar Infos:
- Die Tour ist sehr anspruchsvoll. Nicht nur von den Kletterschwierigkeiten her. Auch die Psyche wird gefordert…
- Uns ist die erste Länge am Pfeiler als die schwierigste der ganzen Route vorgekommen. Da geht es anhaltend und kompromisslos dahin. Viele Möglichkeiten zum Tricksen gibt es auch nicht. Übrigens ist der Ringhaken unter dem bolt mit der lockeren Lasche von selbst herausgefallen… Er erweitert ab jetzt unsere Sammlung von Kletterrelikten.
- Gelben Sack haben wir keinen gefunden…
P. S.:
Wir waren um 19:00 Uhr mit Beginn der Dunkelheit unten beim Bodenbauer. Trotzdem sind uns am Weg noch etliche Wanderer begegnet, die beim Aufstieg zum Schiestelhaus waren. Die letzten um 18:30 Uhr in der Steilstufe bei der Hundswand…
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