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Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

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  • Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

    Angesichts der hohen Temperaturen am letzten Sommerwochenende war klar, dass wir hoch hinaus wollten. Eine Nordwand in den Nördlichen Kalkalpen wäre grundsätzlich eine sinnvolle Möglichkeit gewesen, doch das Urgestein lockte, so dass wir darüber nicht länger nachdachten. Der Ostgrat der Wilden Leck kristallisierte sich schnell als Ziel heraus.

    Ein nachmittäglicher Aufstieg brachte uns zur Amberger Hütte, die gerappelt voll war. Die Sulze hinter der Hütte finde ich immer wieder schön.
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    Beim Abendessen sollten an fast jedem Tisch mehr Leute sitzen als dort Platz fanden. Da Freitagabend naturgemäß einige Gäste erst nach der normalen Essenszeit ankamen, schaffte es die Wirtin mittels geschickter Rotation dafür zu sorgen, dass jeder ohne größere Einschränkungen essen konnte. Als die Familien mit Kindern langsam begannen ins Lager zu gehen, während andere Gäste ankamen, wurden wir in die Nähe eines Bekannten von Franzi rotiert, der mit zwei Begleitern ebenfalls den Ostgrat der Wilden Leck klettern wollte. Bald darauf ergatterten wir Plätze an ihrem Tisch. Wenn wir nicht noch hätten packen müssen, wäre es wohl ein langer Abend geworden. So gingen wir kurz vor 10 ins Lager, um dort die Hüttenruhe einhalten zu können.
    "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

    https://www.instagram.com/grandcapucin38/

  • #2
    AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

    Dank selbst mitgebrachtem Frühstück konnten wir um 5 Uhr, zu einer vernünftigen Zeit, aufbrechen. Als die Sonne begann die Berge in ein sanftes Rot zu tauchen, hatten wir bereits fast den Sulztalferner erreicht.
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    Auf dem in diesem Bereich fast spaltenfreien Gletscher gewannen wir schnell an Höhe. Der Anstieg zum Wilde-Leck-Ferner wirkte etwas wüst, war aber gut zu gehen.
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    Erst als wir den zweiten Gletscher verlassen hatten, wurde der Zustieg im groben Blockwerk sehr mühsam. Wir waren froh, als wir den Einstieg erreicht hatten. Bei einer kurzen Rast genossen wir die Aussicht zum Hauptkamm
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    und zu den Alpeiner Bergen.
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    Doch bald lockte der Grat und wir begannen mit der Kletterei.
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    Sie war zunächst einfach und der landschaftliche Genuss überwog den Kletterfreuden.
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    Die Wildspitze zeigte sich bald.
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    • #3
      AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

      Im oberen Teil wurde der Fels kompakter und das Klettern interessanter.
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      Franzi testete die Schlüsselstelle (IV) kurz seilfrei an,
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      bemerkte aber schnell, dass sie für uns ungesichert eine Nummer zu groß ist. Da wir ohnehin ein Halbseil aus dem Rucksack holen mussten, wechselten wir auch auf Kletterschuhe. Nach der Schlüsselstelle kam das Seil wieder in den Rucksack. Die Kletterschuhe erwiesen sich nun als großer Vorteil, denn ein paar Stellen im plattigen Fels wären mit den Bergstiefeln ungesichert heikel gewesen.
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      • #4
        AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

        Nachdem wir ein paar Gipfelbilder ohne Kreuz gemacht hatten,
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        genossen wir lange die tolle Aussicht und freuten uns über den erkletterten Grat. Gedanken an den problematischen Abstieg konnten wir zunächst hinten anstellen.
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        Ein paar besondere Berge herangeholt:
        Großer Möseler, Hochfeiler und Hochgall
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        Das Suldener Dreigestirn hinter dem Kreuzspitzkamm
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        Die Wildspitze
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        Meine Erinnerungen an den Ostgrat der Watzespitze sind noch frisch.
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        • #5
          AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

          Irgendwann muss man sich doch einmal mit dem Abstieg befassen. Nur mit einer dürftigen Beschreibung von ein paar Abseilstellen ausgestattet, war uns völlig unklar, wo es hinab gehen sollte. Der Normalweg ist zwar (über)markiert, doch nach einem Bergsturz im November 2013 ist sein größter Teil nicht mehr existent. Die erste Abseilstelle knapp südlich des Gipfels war mit ihrem Gewirr von fast zehn Schlingen kaum zu übersehen. Nach einmaligem Abseilen befanden wir uns wieder auf dem alten Normalweg. Abklettern wäre also auch möglich gewesen. Wir setzten den Abstieg entlang des Normalwegs fort. Die Farbe der nächsten Schlinge passte nicht zur Beschreibung und das Gelände war so einfach, dass wir sie ignorierten. Bald standen wir über der Bergsturzzone. Die Markierungen leiteten oberhalb nach links, die Abseilstellen vermuteten wir nach der Beschreibung eher rechts, aber sie konnten eigentlich überall liegen. Wir beschlossen den Normalweg erst einmal so weit abzuklettern, wie es möglich war. Nach einiger Zeit endeten die Markierungen im Nichts. Der Anblick der Bergsturzzone war aus dieser Position sehr eindrucksvoll. Leider haben wir kein Bild gemacht, da wir zu sehr auf den Abstieg fokussiert waren. Neben den schaurigen Abgründen unter uns gab es auch einen sehr erfreulichen Anblick. Mit Abseilen schräg nach Osten erreichten wir einen Absatz in einer Rinne, von dem ein einfaches Band (I) in Richtung Ostgrat führte. Wir folgten ihm und hinter der nächsten Ecke sahen wir, dass wir ohne größere Probleme zum Grat queren konnten (ein paar Stellen II). Wäre die Querung nicht möglich gewesen, hätten wir den Grat auch hinaufkletternd erreicht, was von unserer Abseilstelle klar war, aber deutlich länger gedauert hätte.

          Mit dem Erreichen des Ostgrats war der Abstieg nur noch Formsache. Wir kannten die Route und es warteten keine großen Schwierigkeiten. Dennoch war es ein hartes Stück Arbeit, bis wir 12,5 Stunden nach dem Aufbruch wieder am Auto standen. Im oberen Teil war das Blockwerk unangenehm zu gehen und auch mit dem Erreichen des Sulztalferners hat man noch etliche Kilometer vor sich.
          Die Ausbruchszone von unten
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          Wo sind die schattenspendenden Wolken, wenn man sie mal braucht?
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          Fazit:
          Der Ostgrat der Wilden Leck bietet tolle Kletterstellen und ein großartiges Landschaftserlebnis. Dafür zahlt man mit langem Zu- und Abstieg. Seit dem Bergsturz ist letzterer deutlich komplizierter geworden. Nach Betrachtung der Bilder, Austausch mit der anderen Seilschaft und erneutem Lesen der Beschreibung, bin ich der Ansicht, dass unsere letzte Abseilstelle die zweite der Beschreibung auf bergsteigen.com ist. Die Kollegen sind von unserem Ausquerpunkt irgendwie weiter abgeseilt. Wir waren froh, dass wir einen Ausweg gefunden hatten und uns nicht auf Abseilexperimente einlassen mussten, so dass wir gar nicht mehr geschaut haben, wie man vielleicht weiter durch die Südwand hinunter gekommen wäre.
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          • #6
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            Fesch. Bei dem Wetter ein Traum. Allerdings schauen die Gletscher sehr traurig aus.
            snowkid G.m.b.h. - Gehst mit, bist hin... *g*

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            • #7
              AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

              Danke für das Lob aus berufenem Munde. Die Gletschersituation ist wirklich traurig. Das einzige positive daran ist, dass wir uns keinerlei Gedanken um Spalten und Ausrüstung, um aus selbigen zu kommen, machen mussten.
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              • #8
                AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

                Traumhaft! Die steht ganz oben in meiner Stubai-Liste!

                Zitat von placeboi Beitrag anzeigen
                um 5 Uhr, zu einer vernünftigen Zeit,
                So Zeitig steh ich nur für Butterfirn auf

                Zitat von placeboi Beitrag anzeigen
                Dafür zahlt man mit langem Zu- und Abstieg.
                Ich werfe noch die absolut nicht-by-fair-means Variante über das Daunjoch ins Rennen...
                carpe diem!
                www.instagram.com/bildervondraussen/

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                • #9
                  AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

                  Zitat von Gamsi Beitrag anzeigen
                  So Zeitig steh ich nur für Butterfirn auf
                  Sportkletterer. Die Kollegen, die um 7.30 Uhr losgegangen sind, kamen im Dunklen an der Hütte an.

                  Zitat von Gamsi Beitrag anzeigen
                  Ich werfe noch die absolut nicht-by-fair-means Variante über das Daunjoch ins Rennen...
                  Dass dürfte für Normalos ohne Ski zeitlich ziemlich eng werden. Der Zustieg von der Hochstubaihütte dürfte auch kürzer sein, aber da muss man erst einmal hinkommen. Selbst wenn man aus dem Gletscherskigebiet kommt, ist man eine ganze Weile unterwegs. Zum 3000er-Sammeln ist die Zustiegsvariante, wenn man sich einen ganzen Tag Zeit nimmt, natürlich ideal.
                  "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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                  • #10
                    AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

                    sehr schön, erinnert mich daran dass wir vor dem Einstieg umgedreht haben weil es zu schütten begann. Das ganze bei bestem Wetterbericht.
                    ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
                    google online Album

                    Paul

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                    • #11
                      AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

                      Zitat von paulchen Beitrag anzeigen
                      sehr schön, erinnert mich daran dass wir vor dem Einstieg umgedreht haben weil es zu schütten begann. Das ganze bei bestem Wetterbericht.
                      Das ist ärgerlich. Für euch ist die Anfahrt nicht ganz kurz. Ende Juni waren wir am Einstieg einer Klettertour, als bei bester Prognose eine Gewitterfront (!) durchzog, die stellenweise für Verwüstungen gesorgt hat. Eine Gruppe Wanderer wurde sogar von Blitz getroffen. Am Anfang haben wir uns geärgert, dass wir nicht klettern konnten, zumal wir in der Phase kaum Zeit hatten (einer von zwei kompletten Tourentagen in dem Monat), aber als wir in einem Felsloch saßen und es um uns gewitterte, waren wir nur froh, dass es uns nicht in der Wand erwischt hat.
                      "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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                      • #12
                        AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

                        Und schon wieder eine Tour von unserer Liste!

                        Jetzt reichts aber mal!

                        Die Abseilpiste hat glaub ich schon einigen Leuten Nerven ohne Ende gekostet...
                        Over every mountain there is a path, although it may not be seen from the valley.

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                        • #13
                          AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

                          Zitat von placeboi Beitrag anzeigen
                          Seit dem Bergsturz ist letzterer deutlich komplizierter geworden.
                          Ich habe gelesen, dass es wohl eine neue Abstiegsroute gibt. Habt Ihr die vielleicht übersehen?
                          http://www.gipfelbuch.ch/gipfelbuch/...our/Wilde_Leck

                          Viele Grüße,
                          Joachim
                          Zuletzt geändert von JoPiPaPo; 03.09.2015, 09:05.

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                          • #14
                            AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

                            Glückwunsch zu dieser schönen Tour, die auch ich (wie anscheinend das halbe Forum) schon länger im Hinterkopf habe! Danke auch für den schönen Bericht + Fotos. Wie würdest Du die Schwierigkeiten im Vergleich zur Watze einschätzen?

                            Grüße
                            Hannes
                            Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

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                            • #15
                              AW: Ostgrat (IV), Wilde Leck, 3361m, Stubaier Alpen; 28.08.-29.08.2015

                              Man kann auch über den oberen Südgrat absteigen, ich habe das damals seilfrei gemacht (2003), dort ist lediglich die Rinne zum Gletscher runter sehr mühsam

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