Reifweg und Herbstwind (5-) – eine Routenkombi am Großofen (Schneeberg)
Offensichtlich haben wir Gefallen an kaum gekletterten, alpin angehauchten Touren gefunden...
Auch wenn mich nach dem Brunnerweg plus Stadelwandgrat mein Muskelkater ganz schön gezwickt hat, sind wir zwei Wochen später schon wieder am Weg ins Höllental, diesmal zu dem – für uns beide unbekannten – Großofen. Darüber gelesen habe ich schon jede Menge, Fotos auch zur Genüge gesehen, aber meine Kletterschuhe hatte ich dort noch nicht im Einsatz, auch Daniel kannte dieses Gebiet gar nicht.
Wenige Minuten nach dem Start am Parkplatz bei der Rechenbrücke finden wir ein Schild an einen Baum gehängt: „Forstliches Sperrgebiet – Betreten verboten“ und darunter (wie es sich gehört) den Geltungszeitraum und auch eine Landkarte in der das (nach dem Waldbrand) gesperrte Gebiet eingezeichnet ist. Diese Landkarte ist für mich ohne Lesebrille (und die ist nie im Rucksack, weil eigentlich nicht nötig) nicht zu lesen – aber nach kurzer Debatte sind wir sicher, dass das gesamte Großofengebiet von dieser Sperre nicht betroffen ist. Offenbar ist das eine Grundsatzinformation, falls jemand oben drüber querfeldein Richtung Mittagsstein gehen sollte, denn da ist tatsächlich Sperrgebiet, aber das ist weit weg. Bei Zustieg finden wir aber auch Spuren des Waldbrands, einige Föhren sind an der Borke leicht angekohlt, die Kronen der Bäume sind aber völlig intakt.
Wir steigen in netten Serpentinen höher und queren unter den gesamten Großofenwänden bis zum Bereich „Kopfgeld“ und erspähen gleich den Einstiegskamin unserer Route am rechten Rand der „Kopfgeldplatte“.
Die erste SL verläuft in einer Kaminrinne mit durchwegs festem und sehr rauem Fels und ist nicht schwerer als 3+, zwischengesichert wird hier mit Sanduhrschlingen älteren Datums (einen Schlaghaken habe ich übersehen – kein Wunder bei meinem Klettertempo ). Standplatz sehr bequem auf einem Pfeilerkopf an einem Bäumchen, das ich noch mit einer Köpflschlinge ergänzt habe.
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erste SL - schöner Stemmkamin
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etwas skeptisch?
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Knapp unter dem Standplatz der 1. SL
Der Weiterweg sieht auf jeden Fall imposant furchterregend aus:
Zuerst über einen sehr brüchig aussehenden Grat (der aber ziemlich fest ist) in einen Winkel, dort steckt ein massives 10er-Eisen als Trittstift in der Wand und es geht an eine, ebenfalls recht brüchig ausschauende, Kante sehr ausgesetzt hinaus. Dort gibt es auch zwei Bohrhaken und der Fels ist durchwegs recht fest, lediglich eine gute Griffschuppe (die man für den Aufsteher zur Kante brauchen könnte) klingt sehr hohl und wurden von uns nicht benutzt.
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wild ausschauendes Gelände
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Viel fester als es ausschaut, 2. SL
Diese 2. SL ist eher kurz, der Stand danach mit zwei Schlaghaken eher naja (kann aber mit Klemmgeräte ergänzt werden). Grundsätzlich sind die meisten Haken in der Wand an guten Positionen und auch recht stabil, lediglich bei den oft verwendeten Ringhaken erschienen mir die Ringe nicht mehr sonderlich vertrauenserweckend (zu dünn und die Schweißnaht schon ziemlich korrodiert).
Das Topo der 3. SL spricht von einer Verschneidung, in der die Haken schwer zu sehen sind. Na bravo, ich stehe unter gezählten drei Verschneidungen nebeneinander und sehe keine Haken...ist wie ein alpines „Hütchenspiel“ und ich muss jetzt erraten, in welcher der drei Linien die Haken stecken...
Daher klettere ich einmal auf einen Gratabsatz, um mir einen groben Überblick zu verschaffen und siehe da, in der mittleren Verschneidung sehe ich tatsächlich nach einigen Metern einen Ringhaken. Also wieder runter vom Gratabsatz und rein in das Vergnügen – eine dann wirklich nette Kletterei in gutem Fels. So dürftig der vorige Stand war, so verschwenderisch ist der nächste... Ich kann aus einem BH, zwei guten NH und einer stabilen Sanduhr wählen und weiß or lauter Angebot gar nicht, wo ich zuerst klinken soll.
Die nächste Seillänge ist zu Beginn ein bissl ein Bruchhaufen, vielleicht steckt hier auch deshalb (im festen Fels klarerweise) ein BH – da wackelt schon einiges an Gestein. Wird dann aber besser und ist v.a. nicht schwer.
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Am Ende der 4. SL
Nach einem alpinen Waldlauf (die letzte hier benutzte Seillänge des originalen Reifwegs, der ab dann eher unlohnend sein soll) geht es wieder ganz an die ausgesetzte Kante der Kopfgeldplatte hinaus, wo die Tour „Herbstwind“ startet:
Mit dankbar angenommener Baumhilfe (auch im Topo so angeführt) geht es über steile, aber eher kurze Wandeln weiter, dann wird die Kletterei einmal richtig steil und erreicht auch den 5. Grad. (Zwischendurch hat sich meine Kamera softwaremäßig absentiert, daher leider keine Fotos aus diesem Abschnitt).
Der Start in die nächste SL ist einfach, aber recht spektakulär: Es geht in einem Quergang ohne Zwischensicherung um eine sehr ausgesetzte Kante herum, wo man zu Beginn die Fortsetzung nicht sieht, dann ein kleines Stück zum Abklettern und zum nächsten Stand.
Die nunmehr schon 9. SL ist mit Sicherheit ein Highlight der ganzen Tour, wenn man einen Zwischenstand machen würde und die SL nicht voll ausgeht (was ich aber nicht gemacht habe und gleich bitter bereut habe...).
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In der tollen 9. SL zu Beginn
Zuerst über eine tolle Rampe auf Reibung schräg nach links oben, dann schräg rechts zurück über eine Wandstelle und dann in eine Superplattenrampe wieder nach schräg link oben. Wer jetzt gut aufgepasst hat, kann sich ein großes „Z“ für den Seilverlauf vorstellen... Die Seilreibung war in der oberen Plattenrampe dann so arg (auch wenn ich extra lang eingehängt habe), dass ich mir vor jedem Kletterzug mit beiden Händen Seil raufziehen musste (2-3 Meter) und dann mit großer Seilreserve loszuklettern, zum Glück nicht schwerer als 4. Grad.
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Die zweite Rampe - für Daniel sicher ein Genuss, mich hat der Seilzug sehr gebremst.
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In der 10. SL
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Am Stand der 10. SL - ein heroischer Blick ins Höllental...
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Es blieb an dem Tag wolkig, aber mit perfekten Klettertemperaturen
Dann neigt sich die Tour leider schon dem Ende zu – zumindest klettermäßig. Noch eine kurze steile Wand und ein Aufschwung, eine (selbst abzusichernde) Piazverschneidung und das war‘s mit „Reifweg und Herbstwind“ – eine sehr empfehlenswerte Tour.
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Letzte und 12. SL - Piazen oder spreizen?
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Wurscht, einfach drüber... Nette Kraxelei im 4. Grad mit perfekten Klemmkeiltellen.
Was dann noch folgte, ist unserer Gebietsunkenntnis geschuldet, jedenfalls verpassten wir eines der Steinmanndln, die über den Großofenwänden zum Steig führen sollten und durften dafür unwegsame Gegenden kennen lernen, ohne die wir auch so glücklich weitergelebt hätten... Egal, die legendäre Großofenschütt, mit der man in Windeseile bis zur Schwarza runter sausen kann, haben wir so nicht gefunden und wir stapften halt den Zustiegsweg (als wir diesen endlich wieder erreicht haben) bis zum Parkplatz.
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Beim Abstieg räume ich noch ein Bäumchen aus dem Weg...
In Summe wieder eine recht lange Unternehmung, hat aber unheimlich Spaß gemacht. Danke Daniel fürs Mitklettern und fürs kollektive Wegsuchen in der grünen Hölle des Großofens beim Abstieg.
Die nächste alpinere Kletterei folgt sicher bald.
Offensichtlich haben wir Gefallen an kaum gekletterten, alpin angehauchten Touren gefunden...
Auch wenn mich nach dem Brunnerweg plus Stadelwandgrat mein Muskelkater ganz schön gezwickt hat, sind wir zwei Wochen später schon wieder am Weg ins Höllental, diesmal zu dem – für uns beide unbekannten – Großofen. Darüber gelesen habe ich schon jede Menge, Fotos auch zur Genüge gesehen, aber meine Kletterschuhe hatte ich dort noch nicht im Einsatz, auch Daniel kannte dieses Gebiet gar nicht.
Wenige Minuten nach dem Start am Parkplatz bei der Rechenbrücke finden wir ein Schild an einen Baum gehängt: „Forstliches Sperrgebiet – Betreten verboten“ und darunter (wie es sich gehört) den Geltungszeitraum und auch eine Landkarte in der das (nach dem Waldbrand) gesperrte Gebiet eingezeichnet ist. Diese Landkarte ist für mich ohne Lesebrille (und die ist nie im Rucksack, weil eigentlich nicht nötig) nicht zu lesen – aber nach kurzer Debatte sind wir sicher, dass das gesamte Großofengebiet von dieser Sperre nicht betroffen ist. Offenbar ist das eine Grundsatzinformation, falls jemand oben drüber querfeldein Richtung Mittagsstein gehen sollte, denn da ist tatsächlich Sperrgebiet, aber das ist weit weg. Bei Zustieg finden wir aber auch Spuren des Waldbrands, einige Föhren sind an der Borke leicht angekohlt, die Kronen der Bäume sind aber völlig intakt.
Wir steigen in netten Serpentinen höher und queren unter den gesamten Großofenwänden bis zum Bereich „Kopfgeld“ und erspähen gleich den Einstiegskamin unserer Route am rechten Rand der „Kopfgeldplatte“.
Die erste SL verläuft in einer Kaminrinne mit durchwegs festem und sehr rauem Fels und ist nicht schwerer als 3+, zwischengesichert wird hier mit Sanduhrschlingen älteren Datums (einen Schlaghaken habe ich übersehen – kein Wunder bei meinem Klettertempo ). Standplatz sehr bequem auf einem Pfeilerkopf an einem Bäumchen, das ich noch mit einer Köpflschlinge ergänzt habe.
Reifweg+Herbstwind 22 (8).jpg
erste SL - schöner Stemmkamin
Reifweg+Herbstwind 22 (1).jpg
etwas skeptisch?
Reifweg+Herbstwind 22 (2).jpg
Knapp unter dem Standplatz der 1. SL
Der Weiterweg sieht auf jeden Fall imposant furchterregend aus:
Zuerst über einen sehr brüchig aussehenden Grat (der aber ziemlich fest ist) in einen Winkel, dort steckt ein massives 10er-Eisen als Trittstift in der Wand und es geht an eine, ebenfalls recht brüchig ausschauende, Kante sehr ausgesetzt hinaus. Dort gibt es auch zwei Bohrhaken und der Fels ist durchwegs recht fest, lediglich eine gute Griffschuppe (die man für den Aufsteher zur Kante brauchen könnte) klingt sehr hohl und wurden von uns nicht benutzt.
Reifweg+Herbstwind 22 (3).jpg
wild ausschauendes Gelände
Reifweg+Herbstwind 22 (4).jpg
Viel fester als es ausschaut, 2. SL
Diese 2. SL ist eher kurz, der Stand danach mit zwei Schlaghaken eher naja (kann aber mit Klemmgeräte ergänzt werden). Grundsätzlich sind die meisten Haken in der Wand an guten Positionen und auch recht stabil, lediglich bei den oft verwendeten Ringhaken erschienen mir die Ringe nicht mehr sonderlich vertrauenserweckend (zu dünn und die Schweißnaht schon ziemlich korrodiert).
Das Topo der 3. SL spricht von einer Verschneidung, in der die Haken schwer zu sehen sind. Na bravo, ich stehe unter gezählten drei Verschneidungen nebeneinander und sehe keine Haken...ist wie ein alpines „Hütchenspiel“ und ich muss jetzt erraten, in welcher der drei Linien die Haken stecken...
Daher klettere ich einmal auf einen Gratabsatz, um mir einen groben Überblick zu verschaffen und siehe da, in der mittleren Verschneidung sehe ich tatsächlich nach einigen Metern einen Ringhaken. Also wieder runter vom Gratabsatz und rein in das Vergnügen – eine dann wirklich nette Kletterei in gutem Fels. So dürftig der vorige Stand war, so verschwenderisch ist der nächste... Ich kann aus einem BH, zwei guten NH und einer stabilen Sanduhr wählen und weiß or lauter Angebot gar nicht, wo ich zuerst klinken soll.
Die nächste Seillänge ist zu Beginn ein bissl ein Bruchhaufen, vielleicht steckt hier auch deshalb (im festen Fels klarerweise) ein BH – da wackelt schon einiges an Gestein. Wird dann aber besser und ist v.a. nicht schwer.
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Am Ende der 4. SL
Nach einem alpinen Waldlauf (die letzte hier benutzte Seillänge des originalen Reifwegs, der ab dann eher unlohnend sein soll) geht es wieder ganz an die ausgesetzte Kante der Kopfgeldplatte hinaus, wo die Tour „Herbstwind“ startet:
Mit dankbar angenommener Baumhilfe (auch im Topo so angeführt) geht es über steile, aber eher kurze Wandeln weiter, dann wird die Kletterei einmal richtig steil und erreicht auch den 5. Grad. (Zwischendurch hat sich meine Kamera softwaremäßig absentiert, daher leider keine Fotos aus diesem Abschnitt).
Der Start in die nächste SL ist einfach, aber recht spektakulär: Es geht in einem Quergang ohne Zwischensicherung um eine sehr ausgesetzte Kante herum, wo man zu Beginn die Fortsetzung nicht sieht, dann ein kleines Stück zum Abklettern und zum nächsten Stand.
Die nunmehr schon 9. SL ist mit Sicherheit ein Highlight der ganzen Tour, wenn man einen Zwischenstand machen würde und die SL nicht voll ausgeht (was ich aber nicht gemacht habe und gleich bitter bereut habe...).
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In der tollen 9. SL zu Beginn
Zuerst über eine tolle Rampe auf Reibung schräg nach links oben, dann schräg rechts zurück über eine Wandstelle und dann in eine Superplattenrampe wieder nach schräg link oben. Wer jetzt gut aufgepasst hat, kann sich ein großes „Z“ für den Seilverlauf vorstellen... Die Seilreibung war in der oberen Plattenrampe dann so arg (auch wenn ich extra lang eingehängt habe), dass ich mir vor jedem Kletterzug mit beiden Händen Seil raufziehen musste (2-3 Meter) und dann mit großer Seilreserve loszuklettern, zum Glück nicht schwerer als 4. Grad.
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Die zweite Rampe - für Daniel sicher ein Genuss, mich hat der Seilzug sehr gebremst.
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In der 10. SL
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Am Stand der 10. SL - ein heroischer Blick ins Höllental...
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Es blieb an dem Tag wolkig, aber mit perfekten Klettertemperaturen
Dann neigt sich die Tour leider schon dem Ende zu – zumindest klettermäßig. Noch eine kurze steile Wand und ein Aufschwung, eine (selbst abzusichernde) Piazverschneidung und das war‘s mit „Reifweg und Herbstwind“ – eine sehr empfehlenswerte Tour.
Reifweg+Herbstwind 22 (6).jpg
Letzte und 12. SL - Piazen oder spreizen?
Reifweg+Herbstwind 22 (7).jpg
Wurscht, einfach drüber... Nette Kraxelei im 4. Grad mit perfekten Klemmkeiltellen.
Was dann noch folgte, ist unserer Gebietsunkenntnis geschuldet, jedenfalls verpassten wir eines der Steinmanndln, die über den Großofenwänden zum Steig führen sollten und durften dafür unwegsame Gegenden kennen lernen, ohne die wir auch so glücklich weitergelebt hätten... Egal, die legendäre Großofenschütt, mit der man in Windeseile bis zur Schwarza runter sausen kann, haben wir so nicht gefunden und wir stapften halt den Zustiegsweg (als wir diesen endlich wieder erreicht haben) bis zum Parkplatz.
Reifweg+Herbstwind 22 (14).jpg
Beim Abstieg räume ich noch ein Bäumchen aus dem Weg...
In Summe wieder eine recht lange Unternehmung, hat aber unheimlich Spaß gemacht. Danke Daniel fürs Mitklettern und fürs kollektive Wegsuchen in der grünen Hölle des Großofens beim Abstieg.
Die nächste alpinere Kletterei folgt sicher bald.
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