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Grafenbergsteig / Hohe Wand, 27.7.2008

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  • Grafenbergsteig / Hohe Wand, 27.7.2008

    Endlich komme ich dazu, diesen Bericht über den Grafenbergsteig auf der Hohen Wand zu schreiben, den HarryG und ich am Sonntag bei prächtigem Wetter gegangen sind (einige der Fotos sind von ihm, einige von mir).

    Wir waren schon beim Einstieg des Weningersteiges, aber als wir uns nochmal die Topos anschauten, da schreckte mich die "steile & ausgesetze" 3+-Stelle ab, während Harry auf die "schöne, henkelige Wandkletterei" des Grafenbergsteigs Lust bekam. Also auf zu diesem.

    Man gelangt dorthin am einfachsten über den Wandfußsteig, vom Wagnersteig aus, vorbei am Einstieg des neuen Mackiesteiges (rote Punkte), und nach 1 oder 2 Minuten fallen einem schon die direkt nebeneinander liegenden Einstiege dreier Steige auf: Terzettsteig (blau, 2-, Beschreibung), ÖGV-Steig (rot, 5-6 A1) und...
    grafenb_01_2008-07-27.jpg

    Durch eine kurze, finstere Schrofenrinne...
    grafenb_02_2008-07-27.jpg

    ...und weiter über leichte Schrofen gelangt man zur Einstiegswand (3, ohne Haken).
    grafenb_03_2008-07-27.jpg

    Diese mag klettertechnisch interessant sein, doch sie ist insofern witzlos, als sie 2m links bequem umgehbar ist. Wir haben sie ausgelassen, zumal wir oberhalb Stimmen hörten und mal sehen wollten, wer dort ist. Es war eine Anfängergruppe (2 Zweierseilschaften), und die Rückkehr zum Weningersteig hätte uns viele Wartezeiten erspart.

    Von diesem ersten Standplatz kann man über eine Schrofenrinne unschwierig in den Sattel hinterm Grafenbergturm gelangen - viel einfacher und ungefährlicher als über den Terzettsteig.

    Der Grafenbergsteig indessen führt durch eine noch im Schatten liegende Felsrinne (mit Haken)...
    grafenb_04_2008-07-27.jpg

    ...bald in lichte Höhen - auf den Grafenbergturm.
    grafenb_05_2008-07-27.jpg

    Auf einem sonnigen, geräumigen Absatz (nächster Stand) hat man bereits schöne Aussicht, hier ein Tiefblick:
    grafenb_06_2008-07-27.jpg

    Weiter über einen schönen, sonnigen Grat (für mich einer der Höhepunkte der Tour!) ...
    grafenb_07_2008-07-27.jpg

    ...auf den schrofigen Gipfel des Grafenbergturms, von dem man 2m absteigt in den zuvor erwähnten Sattel, wo der Grafenbergsteig erstmals auf den Terzettsteig trifft, der von rechts erdig und rutschig heraufkommt. Gemeinsam mit diesem folgt man einem kurzen Schrofengrat...
    grafenb_08_2007-07-29.jpg

    ...zur zweiten 3er-Stelle (rechts im Bild):
    grafenb_09_2007-07-29.jpg

    Wie ihr seht, ist auch diese links umgehbar, wovon der Terzettsteig (die blauen Punkte) Gebrauch macht. Er führt dann durch Wald zu seiner Schlüsselstelle (2-).

    Der tote Baum rechts unten im Bild erleichtert den Aufstieg. In der Mitte der Wand ermöglicht eine Wurzelsanduhr eine Zwischensicherung. Die ist wichtig, weil die Stelle kurz vorm Baum die schwierigste und etwas ausgesetzt ist.

    Über kurzes Gehgelände kommt man zur nächsten Kletterstelle. Ich schaue etwas ungläubig auf diese Wand, die in Behms Topo gar nicht eingezeichnet ist.
    grafenb_10_2008-07-27.jpg

    Darum fragten wir einen Einheimischen.
    grafenb_11_2008-07-27.jpg

    Aber ihr wisst ja, wie es um die Ortskenntnis von Einheimischen bestellt ist.

    Also folgten wir halt den roten Punkten, und weiter nach einigem Gehgelände kamen wir zum Einstieg des Abstechers zum Wandbuch.
    grafenb_12_2008-07-27.jpg

    Über diese Wand trauten wir uns nicht hinauf, weil sie erstens etwas brüchig aussah und wir zweitens keine Haken entdecken konnten. Es ist mir unverständlich, warum ausgerechnet die Schlüsselstelle (3+ laut Topo) so schlecht abgesichert ist. Und das Risiko, oben womöglich keinen Abseilstand vorzufinden und dann 3+ abklettern zu müssen, motivierte uns auch nicht besonders.

    Eine Gruppe, die uns nachfolgte, berichtete von 1 versteckten Haken, naja.

    Für eine schöne Aussicht muss man sowieso nicht dort raufsteigen. Harry gelang dieser preisverdächtige Zoom zum Weningerturm:
    grafenb_13_2008-07-27.jpg

    Der Weiterweg führt über leichten Fels (1) zu einer etwas ausgesetzten Querung über einer Nische. Hier lege ich eine Sanduhrschlinge, weil das Raufklettern zum einige dm höher befindlichen Haken schon schwieriger ist.
    grafenb_14_2008-07-27.jpg

    Danach erreicht man einen kleinen Kessel, nach dem eine unausgesetzte, mit Haken abgesicherte 3er-Stelle zum nächsten Stand vermittelt. Rückblick von diesem (rechts der Kessel):
    grafenb_15_2008-07-27.jpg

    Dieser Stand ist an sich recht bequem auf einem breiten, ebenen Band. Doch als ich hinkam, drängten sich da 4 oder 5 Leute, das wurde schon ziemlich eng und da konnten wir nur warten. Also fotografierte ich herum:
    grafenb_16_2008-07-27.jpg

    grafenb_17_2008-07-27.jpg

    Fossilien genau vor meiner Nase
    grafenb_18_2008-07-27.jpg

    Endlich war der Weiterweg frei. Schaut ganz einfach aus.
    grafenb_19_2008-07-27.jpg

    Aber hinter der Ecke geht's steil bergauf. Die schwierigste Stelle ist bei einem kurzen waagrechten Baumstamm, der nicht so gute Griffmöglichkeiten bietet, wie man meinen könnte.

    Danach fängt wieder Gehgelände an. In diesem muss eine Querung rechts hinauf zum Holzknechtsteig möglich sein, denn auf diesem ist gelb der Terzettsteig angeschrieben. Der Grafenbergsteig führt hingegen links aufwärts zur prägnanten Nische mit dem zweiten Steigbuch, wo er sich wieder mit dem Terzettsteig vereinigt. Unten im Bild die Gruppe vor uns beim Steigbuch (in das sie sich nicht eingetragen haben). Darüber die Grafenbergplatte. Links von der Gruppe das ausgesetzte Eck, das nicht die technisch schwierigste, aber die gefährlichste Stelle des Terzettsteigs darstellt. Mit Seilsicherung natürlich unbedenklich, da es am Grafenbergsteig ab der Nische Haken en masse gibt.
    grafenb_20_2008-07-27.jpg

  • #2
    AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

    Hinter dem ausgesetzten Eck findet man sich in diesem Graben wieder (hier ein Foto von meiner letztjährigen Terzettsteig-Begehung)...


    ...dem der Terzettsteig weiter folgt, während der Grafenbergsteig uns den einfachsten Weg durch die Grafenbergplatte bahnt. Hier die ersten Meter - natürlich geht man diese nicht genau dem Seil nach, sondern in einer kleinen Linksschleife.
    grafenb_21_2008-07-27.jpg

    Danach geht's in einem Bogen nach rechts rüber. Und zwar noch weiter nach rechts als unsere Vorgänger uns vorgezeigt haben. Die sind zu diesem schiefen Baum geklettert, von dem man nur mit solchen akrobatischen Einlagen weiterkommt.
    grafenb_22_2008-07-27.jpg

    Auf der richtigen Wegführung musste ich trotzdem an einer Stelle eine Weile suchen, bis ich einen versteckten Griff fand. Damit ging es dann ganz leicht.

    Platten jagten mir immer Angst ein - Reibungstritte, schlechte Griffe, ausgesetzt, und wenn man abrutscht, gibt es kein Halten mehr...
    Aber mit Seilsicherung ist die Ausgesetztheit kein Problem mehr, und Griffmöglichkeiten gibt es auf der Grafenbergplatte genug ("henkelig"). Dieser gut strukturierte, dennoch bombenfeste Fels, aussichtsreich und sonnig, das ist wirklich etwas Schönes!

    Vom Terzettsteig überblickt man den Teil der Grafenbergplatte, durch den der Grafenbergsteig führt, sehr gut - in der Bildmitte der oben erwähnte schiefe Baum.
    grafenb_24_2007-07-29.jpg

    Rückblick vom Ausstieg
    grafenb_23_2008-07-27.jpg

    Hier kommt gerade einer von der tapferen Vierergruppe herauf, die den Aufstieg zum ersten Steigbuch gewagt hatte. Sie waren gleich doppelt tapfer, denn sie waren mit Bergschuhen unterwegs um - wie es jetzt in Mode ist - für den Stüdlgrat zu üben. Dass es mit Bergschuhen halt doch nicht so einfach ist, erwies sich, als ein Mädel aus dieser Gruppe kurz vorm Ausstieg abrutschte und sich dem Vernehmen nach den Fuß verletzte. Der Bursch im Bild ließ sich kurzerhand zu ihr ab und half ihr. Also die haben schon einiges drauf.

    Da sieht man, wie wichtig eine gute Absicherung ist. Die Flexer sollten einmal überlegen, ob ihnen ihr Ego wichtiger ist als Menschenleben.

    Hier noch ein Übersichtsfoto:
    grafenb_25_2008-05-12.jpg
    rot=Grafenbergsteig, blau=Terzettsteig, B=Buch, GP=Grafenbergplatte, ONP=obere Naglplatte, UNP=untere Naglplatte

    Fazit: Ein Steig mit teilweise "gesuchter" Wegführung, der aber hübsche Passagen aufweist und den man gerne wiederholt. Viele Umgehungs- und Fluchtmöglichkeiten zum Terzett- und wahrscheinlich auch zum Holzknechtsteig. Besser zu ausgefallenen Zeiten hinkommen, sonst ist mit Wartezeiten zu rechnen. Die Schlüsselstelle sollte besser abgesichert werden.

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    • #3
      AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

      Zitat von Angsthase Beitrag anzeigen
      Über diese Wand trauten wir uns nicht hinauf, weil sie erstens etwas brüchig aussah und wir zweitens keine Haken entdecken konnten. Es ist mir unverständlich, warum ausgerechnet die Schlüsselstelle (3+ laut Topo) so schlecht abgesichert ist. Und das Risiko, oben womöglich keinen Abseilstand vorzufinden und dann 3+ abklettern zu müssen, motivierte uns auch nicht besonders.
      In der Wandmitte steckt ein Bohrhaken und in der Wandbuchnische befindet sich eine sehr massive Sanduhr mit eingeknoteter Abseilschlinge, abklettern ist also nicht nötig
      carpe diem!
      www.instagram.com/bildervondraussen/

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      • #4
        AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

        Zitat von Gamsi Beitrag anzeigen
        In der Wandmitte steckt ein Bohrhaken und in der Wandbuchnische befindet sich eine sehr massive Sanduhr mit eingeknoteter Abseilschlinge, abklettern ist also nicht nötig
        Ok, dann freu ich mich schon aufs nächste Mal.
        Der Bohrhaken ist in der Behm-Topo nur ein Normalhaken. Ich dachte, da steckt vielleicht so eine Rostgurke, die man mit der Hand rausziehen kann.

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        • #5
          AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

          Sehr gut beschrieben und ausführlich erzählt.
          Harry :-)

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          • #6
            AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

            Grafenbergsteig light sozusagen!
            Bin ihn schon zweimal gegangen. Am schwierigsten war für mich immer nach der Schlucht (nach der Linksquerung) hinauf. Und oben auf der Platte hab ich beim 2. Mal auch irgendwie blöd rumgezaubert.
            Heuer geh ich ihn wahrsch. zum 3. Mal - vielleicht gehts jetzt schon besser.
            Beim Wandbuch war ich noch nicht, das wurde mir aber für heuer angedroht! Naja, ich sollt eh abseilen üben!
            LG, Eli

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            • #7
              AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

              Zitat von alice58 Beitrag anzeigen
              Heuer geh ich ihn wahrsch. zum 3. Mal - vielleicht gehts jetzt schon besser.
              Mit Kletterschuhen geht's auf jeden Fall leichter.

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              • #8
                AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

                Beim 1. Mal war ich noch mit Wanderschuhen unterwegs (nebst etlicher anderer Probleme, die die Sache erschwerten), beim 2. Mal eh mit Kletterschuhen. Und da ich ja nicht fürn Stüdlgrat trainieren muß , kann ich sie auch weiterhin verwenden!
                LG, Eli

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                • #9
                  AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

                  schöne tour, interessanter bericht! es ist schon beeindruckend, wie vielfältig die anstiegsmöglichkeiten auf die hohe wand sind. und dazu noch fast immer begehbar.

                  lg,

                  p.b.

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                  • #10
                    AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

                    super, da war ich heute auch - ein schöner Steig mit recht vielen 3er Stellen drinnen. Besonders die Grafenbergplatte ist wirlich schön und auch ein wenig ausgesetzt.

                    Nicht so gut gefallen hat mir das die Kletterei oftmals durch gehgelände unterbrochen wird - aber man kann nicht alles haben.

                    Ach ja und ein wenig Steinschlag hat man dort auch immer leider :-)
                    Meine Videos: http://www.youtube.com/user/shaking2000?feature=mhum

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                    • #11
                      AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

                      Schöner Bericht über einen meiner Lieblingssteige auf der Wand.

                      Danke Volki,

                      lg, michl fasan
                      Zu seiner Milbe sagt der Milber:
                      "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
                      Damit ich, wenn im Haargewurl
                      ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

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                      • #12
                        AW: Grafenbergsteig (Hohe Wand, 27.7.2008)

                        Zitat von shakingstevens Beitrag anzeigen
                        Nicht so gut gefallen hat mir das die Kletterei oftmals durch gehgelände unterbrochen wird - aber man kann nicht alles haben.

                        Ach ja und ein wenig Steinschlag hat man dort auch immer leider :-)
                        Das lässt sich bei Klettereien dieses Schwierigkeitsgrades auf der Hohen Wand nicht immer vermeiden

                        Ist aber trotzdem ein schöner Steig, den ich auch schon genießen durfte.

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