Als Abschluss unseres Montenegro-Urlaubs wollten wir uns noch den Nevidio-Canyon ansehen. Es ist dies ein Schluchtabschnitt des Flüsschens Komarnica, das im südlichen Bereich des Nationalparks Durmitor entspringt, immer wieder für längere Strecken im Kalk verschwindet, bevor es dann nahe des Ortes Savnik einen spektakulären Durchbruch zur Piva macht.
Nevidio, der Name soll bedeuten: „Nicht gesehen“, weil die Schlucht von außen nicht einsehbar ist und erst 1965 erstbegangen wurde. Jetzt ist der Canyon aber recht populär und etliche Abenteueragenturen bieten eine geführte Begehung an. Die Preise, die wir in Zabljak, dem Zentrum des Bergtourismus in der Nationalparkregion Durmitor, erfragt haben, sind 80 bis 110 Euro pro Person, je nach Teilnehmerzahl.
Im Web findet man viele Fotos und Videos, und den ungefähren Zeitbedarf von etwa 3 Stunden für die Durchschreitung. Über die Schwierigkeiten, Anforderungen und den Ort des Schluchtausstiegs habe ich aber nichts in Erfahrung bringen können. Bei einer Agentur in Zabljak sind wir nur recht unfreundlich darauf hingewiesen worden, dass mans ohne Guide nicht machen kann, weil es viel zu gefährlich wäre und bezüglich Ausstiegsort aus der Schlucht haben wir auch noch eine Falschinformation erhalten.
Auf den Fotos und Videos sieht man, dass die Gruppen teilweise mit Klettergurt unterwegs sind, teilweise aber auch ohne, nur der Guide trägt meist ein Seil mit.
Für uns stand damit der Entschluss fest, dass wir uns die Sache jedenfalls einmal führerlos ansehen wollen, vielleicht können wir ja vor Ort noch zu irgendwelchen Informationen kommen.
Der Einstieg befindet sich etwas nördlich des Ortes Savnik, direkt bei der Brücke, über die eine schmale Straße Richtung Piva führt. Hier ist ein ganz netter Platz, der auch zum Campieren genutzt wird und zum Baden in einem Gumpen der Komarnica direkt vor dem Schluchteingang.
Hier treffen wir am frühen Vormittag tatsächlich ein Gruppe Ungarn an, die hier campieren und uns bereitwillig Auskunft geben: Wir können uns jetzt ungefähr ein Bild von den Anforderungen machen und wo sich der Schluchtausstieg befindet, können wir jetzt auch abschätzen.
Wir sehen dann auch, dass organisierte Gruppen eintreffen, und so steht unser Entschluss fest. Wir steigen noch vor denen ein, um einen Hauch von Abenteuer und Abgeschiedenheit zu erleben und können uns dann immer noch an die Ortskundigen anhängen, wenn wir nicht recht weiterkommen sollten.
Der Schluchtbeginn, von der „Campingwiese“ aus gesehen:
Recht bald wirds schmäler und finsterer:
Die Sonne kriegen wir bis zum Ende nicht mehr zu Gesicht, die scheint nur weit oben auf den Schluchtrand:
Es ist immer wieder recht viel zu schwimmen, teilweise ist die Schlucht nur etwas breiter als 1m.
Immer wieder ist bei den Steilstufen nicht ganz klar, wo der beste Weg runter ist. Die Guides, die den Canyon natürlich wie ihre Westentasche kennen, habens da natürlich leichter. Die wissen, obs aus dem Loch unten wieder raus geht und wo man gefahrlos auch aus größerer Höhe runterspringen kann. Wir müssen halt immer wieder herumsuchen, kehrt machen und seilen auch 3 mal kurz ab. Einmal finden wir sogar einen Abseilhaken, sonst muss man sich aber eine natürliche Seilverankerung suchen.
Oftmals hats sehr einladend zum Runterspringen ausgeschaut, damit könnte man etliche Steilstufen flott und spaßig überwinden. Aber man weiß halt nicht mit Sicherheit, wie es unter der Wasseroberfläche ausschaut. Deswegen sind wir nur bis maximal 1 ½ m Sprunghöhe gesprungen.
Wir waren damit natürlich etwas langsamer als die nach uns eingestiegene Gruppe und sind kurz vor Schluss der Strecke eingeholt worden, wo wir gerade wieder eine Abseilmöglichkeit ausgekundschaftet haben. Die sind da natürlich alle runtergesprungen und wir dann hinterher. Der Guide war wirklich total nett auch uns Nichtkunden gegenüber, hat beispielsweise meinen Rucksack geborgen, den ich vorm Sprung hinuntergeschmissen hab und uns auch gedeutet, wo es gefahrlos hinzuspringen ist.
Bei einer der letzten Steilstufen wären wir nie und nimmer den Weg der geführten Gruppe gegangen, wenn wir sie nicht gesehen hätten. Da ists einen wirklich einen engen Spalt in die finstere Tiefe gegangen, wo es von oben überhaupt nicht ersichtlich war ob es unten wieder irgendwie rausgeht.
Wir hätten da halt wieder außen herum abseilen müssen.
Im Eifer des Gefechts wären wir auch beinah am Schluchtausstieg vorbeigegangen, weil wir dachten, die machen da am ersten sonnigen Plätzchen nach dem Start einmal eine Pause. Man braucht aber eigentlich nur die Augen offen halten: Dort, wo die Schlucht sich erstmals so weit öffnet, dass um die Mittagszeit die Sonne den Schluchtgrund erreicht, ist auf der rechten Seite der Ausstiegsweg mit roten Punkten markiert.
Der Ausstiegsweg bis zur Straße rauf zieht sich in der mittäglichen Hitze etwas, aber wir können ja nicht immer über die Temperaturen jammern. Im Canyon war es mir infolge der vielen Schwimmstrecken zeitweise unangenehm kalt. Der Rückweg über die Straße ist nicht sehr weit, geschätzt vielleicht 2km, sodass es sich da nicht auszahlt, beispielsweise die Räder hochzustellen. Das haben wir nach der Info des Ungarn auch nicht gemacht.
Abschließend noch Tipps, wenns jemand nachmachen will:
Ort:
Der Canyon befindet sich einige Kilometer südlich des Durmitor Nationalparks, in der Freytag u. Berndt-Karte Montenegro ist er eingetragen: „Kanjon Nevideo“. Der Start ist direkt unter der Straßenbrücke, zum Parken fährt man einige Hundert Meter nordwärts bis zur „Campingwiese“ (kein regulärer Campingplatz)
Ausrüstung:
5mm Neopren wäre sicher nicht schlecht, man ist sehr viel im Wasser und Sonne gibt’s keine. Mein 3mm-Paddel-Longjohn und Paddeljacke waren da schon grenzwertig. Wir hatten ein 30m-Seil in Verwendung, 20m würden aber wahrscheinlich auch ausreichen. Vorsichtshalber würde ich auch Band- oder Reepschnurmaterial mitnehmen, eventuell zum Zurücklassen an Abseilstellen. Wir habens mitgehabt aber nicht gebraucht.
Keinesfalls möchte ich davon abraten, die Tour geführt zu unternehmen, man hat da sicher mehr Spaß beim Runterspringen, als wir es hatten und kann zügiger durchgehen ohne herumsuchen, wo es am Besten runtergeht.
In dem 12-Minuten-Video von unserem Montenegrourlaub finden sich am Ende auch ein paar bewegte Bilder von unserer Canyoningtour.
LG Hans
Nevidio, der Name soll bedeuten: „Nicht gesehen“, weil die Schlucht von außen nicht einsehbar ist und erst 1965 erstbegangen wurde. Jetzt ist der Canyon aber recht populär und etliche Abenteueragenturen bieten eine geführte Begehung an. Die Preise, die wir in Zabljak, dem Zentrum des Bergtourismus in der Nationalparkregion Durmitor, erfragt haben, sind 80 bis 110 Euro pro Person, je nach Teilnehmerzahl.
Im Web findet man viele Fotos und Videos, und den ungefähren Zeitbedarf von etwa 3 Stunden für die Durchschreitung. Über die Schwierigkeiten, Anforderungen und den Ort des Schluchtausstiegs habe ich aber nichts in Erfahrung bringen können. Bei einer Agentur in Zabljak sind wir nur recht unfreundlich darauf hingewiesen worden, dass mans ohne Guide nicht machen kann, weil es viel zu gefährlich wäre und bezüglich Ausstiegsort aus der Schlucht haben wir auch noch eine Falschinformation erhalten.
Auf den Fotos und Videos sieht man, dass die Gruppen teilweise mit Klettergurt unterwegs sind, teilweise aber auch ohne, nur der Guide trägt meist ein Seil mit.
Für uns stand damit der Entschluss fest, dass wir uns die Sache jedenfalls einmal führerlos ansehen wollen, vielleicht können wir ja vor Ort noch zu irgendwelchen Informationen kommen.
Der Einstieg befindet sich etwas nördlich des Ortes Savnik, direkt bei der Brücke, über die eine schmale Straße Richtung Piva führt. Hier ist ein ganz netter Platz, der auch zum Campieren genutzt wird und zum Baden in einem Gumpen der Komarnica direkt vor dem Schluchteingang.
Hier treffen wir am frühen Vormittag tatsächlich ein Gruppe Ungarn an, die hier campieren und uns bereitwillig Auskunft geben: Wir können uns jetzt ungefähr ein Bild von den Anforderungen machen und wo sich der Schluchtausstieg befindet, können wir jetzt auch abschätzen.
Wir sehen dann auch, dass organisierte Gruppen eintreffen, und so steht unser Entschluss fest. Wir steigen noch vor denen ein, um einen Hauch von Abenteuer und Abgeschiedenheit zu erleben und können uns dann immer noch an die Ortskundigen anhängen, wenn wir nicht recht weiterkommen sollten.
Der Schluchtbeginn, von der „Campingwiese“ aus gesehen:
Recht bald wirds schmäler und finsterer:
Die Sonne kriegen wir bis zum Ende nicht mehr zu Gesicht, die scheint nur weit oben auf den Schluchtrand:
Es ist immer wieder recht viel zu schwimmen, teilweise ist die Schlucht nur etwas breiter als 1m.
Immer wieder ist bei den Steilstufen nicht ganz klar, wo der beste Weg runter ist. Die Guides, die den Canyon natürlich wie ihre Westentasche kennen, habens da natürlich leichter. Die wissen, obs aus dem Loch unten wieder raus geht und wo man gefahrlos auch aus größerer Höhe runterspringen kann. Wir müssen halt immer wieder herumsuchen, kehrt machen und seilen auch 3 mal kurz ab. Einmal finden wir sogar einen Abseilhaken, sonst muss man sich aber eine natürliche Seilverankerung suchen.
Oftmals hats sehr einladend zum Runterspringen ausgeschaut, damit könnte man etliche Steilstufen flott und spaßig überwinden. Aber man weiß halt nicht mit Sicherheit, wie es unter der Wasseroberfläche ausschaut. Deswegen sind wir nur bis maximal 1 ½ m Sprunghöhe gesprungen.
Wir waren damit natürlich etwas langsamer als die nach uns eingestiegene Gruppe und sind kurz vor Schluss der Strecke eingeholt worden, wo wir gerade wieder eine Abseilmöglichkeit ausgekundschaftet haben. Die sind da natürlich alle runtergesprungen und wir dann hinterher. Der Guide war wirklich total nett auch uns Nichtkunden gegenüber, hat beispielsweise meinen Rucksack geborgen, den ich vorm Sprung hinuntergeschmissen hab und uns auch gedeutet, wo es gefahrlos hinzuspringen ist.
Bei einer der letzten Steilstufen wären wir nie und nimmer den Weg der geführten Gruppe gegangen, wenn wir sie nicht gesehen hätten. Da ists einen wirklich einen engen Spalt in die finstere Tiefe gegangen, wo es von oben überhaupt nicht ersichtlich war ob es unten wieder irgendwie rausgeht.
Wir hätten da halt wieder außen herum abseilen müssen.
Im Eifer des Gefechts wären wir auch beinah am Schluchtausstieg vorbeigegangen, weil wir dachten, die machen da am ersten sonnigen Plätzchen nach dem Start einmal eine Pause. Man braucht aber eigentlich nur die Augen offen halten: Dort, wo die Schlucht sich erstmals so weit öffnet, dass um die Mittagszeit die Sonne den Schluchtgrund erreicht, ist auf der rechten Seite der Ausstiegsweg mit roten Punkten markiert.
Der Ausstiegsweg bis zur Straße rauf zieht sich in der mittäglichen Hitze etwas, aber wir können ja nicht immer über die Temperaturen jammern. Im Canyon war es mir infolge der vielen Schwimmstrecken zeitweise unangenehm kalt. Der Rückweg über die Straße ist nicht sehr weit, geschätzt vielleicht 2km, sodass es sich da nicht auszahlt, beispielsweise die Räder hochzustellen. Das haben wir nach der Info des Ungarn auch nicht gemacht.
Abschließend noch Tipps, wenns jemand nachmachen will:
Ort:
Der Canyon befindet sich einige Kilometer südlich des Durmitor Nationalparks, in der Freytag u. Berndt-Karte Montenegro ist er eingetragen: „Kanjon Nevideo“. Der Start ist direkt unter der Straßenbrücke, zum Parken fährt man einige Hundert Meter nordwärts bis zur „Campingwiese“ (kein regulärer Campingplatz)
Ausrüstung:
5mm Neopren wäre sicher nicht schlecht, man ist sehr viel im Wasser und Sonne gibt’s keine. Mein 3mm-Paddel-Longjohn und Paddeljacke waren da schon grenzwertig. Wir hatten ein 30m-Seil in Verwendung, 20m würden aber wahrscheinlich auch ausreichen. Vorsichtshalber würde ich auch Band- oder Reepschnurmaterial mitnehmen, eventuell zum Zurücklassen an Abseilstellen. Wir habens mitgehabt aber nicht gebraucht.
Keinesfalls möchte ich davon abraten, die Tour geführt zu unternehmen, man hat da sicher mehr Spaß beim Runterspringen, als wir es hatten und kann zügiger durchgehen ohne herumsuchen, wo es am Besten runtergeht.
In dem 12-Minuten-Video von unserem Montenegrourlaub finden sich am Ende auch ein paar bewegte Bilder von unserer Canyoningtour.
LG Hans