Eistour durch die Nordwand des Strohnschneids am Hochfelln 4.1.2011
Beim Hochfelln denkt man an Seilbahnfahrten mit der Großtante, klimabedingt verwaiste Skipisten oder schwitzende Famiie mit dicken Kindern, die sich im Hochsommer von der Bründlingalm aufwärtsschieben. Vielleicht noch an gemütliches Mountainbiken zum Feierabend. Auf keinen Fall aber an Eisklettern.
Der Hochfelln ist aber nun mal mein Hausberg. Und er bietet mehr als man so auf den ersten Blick ahnt. Neben traumhaften Jägersteigen, deren Zugänge absichtlich verwildern z.B. eine erstklassige Berglaufstrecke mit nahezu gleichbleibender Steigung, an derem Ende man dann auch nach einem Arbeitstag nochmal schnell zum Kaiser, den Loferern oder Berchtesgadenern rüberschauen kann. Es gibt auch noch einige versteckte Perlen, wie einen sakrisch schweren Klettergarten.
Die Nordwand vom Strohnschneid ist im Sommer wirklich kein lohnendes Ziel. Zuviel Latschen, kaum eine durchgehende Felslinie. Deshalb hab ich sie bislang nicht ernsthaft studiert. Doch letzten Winter hab ich dort zwei schöne Eislinien gefunden. Direkt über der Skipiste. Irgendwie haben das wohl alle übersehen. Ich hab zumindest keine Beschreibung finden können. Sollte da noch eine Erstbegehung drin sein? Vor lauter Freude hab ich mich erstmal beim Skifahren verletzt. Danach taugten die Verhältnisse nicht mehr. So wurde im Winter 2009/2010 nix aus der Begehung.
01-Route.jpg
Also jetzt der nächste Versuch, erstmal an der leichteren rechten Linie. Die linke Säule erschien mir etwas heikel bei den tiefen temperaturen. Glücklicherweise war Martin gleich von einem Begehungsversuch angetan. Wir haben das dann beide erkundet, für gut machbar befunden. Der richtigen Zeitpunkt stellte sich glücklicherweise bald ein. Eis sollte schon drin sein, zu viel Schnee aber auf keinen Fall. Über die Rinne entlädt sich ein recht großer, steiler Kessel unterhalb des Grates. Das haben wir gleich beim Einstieg zu spüren bekommen. Über harten Lawinenschnee sind wir zu einem kleinen Felsentor aufgestiegen, wo wir aufgerödelt haben. Dort bin ich erst mal in den Bergschrund gefallen. Das hätte ich auf 1200m nicht erwartet. Offensichtlich gibt es unter dem Felsentor eine Steilstufe, die nun aber - bis auf den Spalt eben - mit Lawinenschnee aufgefüllt ist.
02-Einstieg.JPG
Die Verhältnisse waren sonst bestens: LWS 1, wenig Neuschnee auf stabiler, gut gesetzter Schneedecke. Dennoch: steiler Nordhang im Lee des Grates. Ganz sicher ist die Tour wohl selten.
Die guten Schneebedingungen haben wir uns durch beinhartes Eis erkauft. Morgens im Tal hatte es -10°C, in der Wand sicher tieferes. Teils war das Eis noch dünn und luftig, und dort, wo es kompakt war, ist es schon bei mäßigem Gepickel zersprungen. Vorsichtiges Klettern war angesagt. Und ich brauch dingend eine ordentliche Ausrüstung. Bei Softeis hätten wir wahrscheinlich nur die obere, große Stufe gesichert. So haben wir aber gleich bei der zweiten Stufe das Seil ausgepackt und in vier Längen in Wechselführung bis zu einem Baum oberhalb des großen Falls gesichert.
03-Zweite Stufe.jpg
Die Route ist recht einfach: Direkt hoch über die Eisstufen und dann zum Grat. Bei gutem Eis sind die Fälle einfach zu sichern, das Gelände dazwischen allerdings kaum. Unter dem Schnee verbargen sich oft glatte Platten, so dass auch diese Passagen nicht ganz trivial waren.
04-Plattig.jpg
05-Dritte Stufe.jpg
06-groser Fall.jpg
07-vorstieg.jpg
Oberhalb der letzten Stufe war dann Tiefsschneewühlen angesagt.
08-talblick.jpg
Um einen Totalabsturz abzufangen, entschieden wir uns erstmal für weiteres Sichern bis wir einen Eindruck vom Schneedeckenaufbau im oberen Kessel haben. Wir wählten die linke Rinne. Sie ist latschenfrei und ausserdem liegt weniger Triebschnee drin.
09-schneestapf.jpg
Man kann oben problemlos über eine Scharte nach rechts oder links auf den Grat. Irgendwie hat wir Lust auf noch etwas Gekraxel und sind grade hoch. Ein bisschen Fels, ein bisschen Steilgras, gelegentliche Latschen. Und dann endlich die Nachmittagssonne - unverfinstert.
10-gipfel.jpg
Über windverpressten Schnee kamen wir dann zügig zum Sommerweg und weiter zur Bründlingalm. An der Hütte haben uns die Skitouristen sehr ungläubig angeschaut, obwohl wir uns bemühten das Kletterzeug im Rucksack zu verstauen. Die Currywurst war den clownesken Auftritt wert. Erstmal anstoßen zu unserer ersten Erstbegehung - der 'Sonnenfinsternis'.
Die Kletterei ist nicht allzu schwer. Schätze WI2-3. Aber im oberen Teil recht botanisch. Das Verhältnis von Schneestapfen zu Eisklettern ist nicht wirklich optimal. Vielleicht verirren sich ernsthafte Kletterer hier deshalb nicht her. Ich finde aber grade schön, dass es eine Linie mit alpinen Charakter ist - noch dazu direkt hinter dem Haus. Falls es dennoch jemand versuchen will, würde ich raten den LLB sehr gründlich zu studieren.
Daten:
'Sonnenfinsternis'
Vier Stufen WI2-3, obere Stufe WI3, evtl. leichte Mixedkletterei
Gesamt 300Hm
Einstieg 1235m
Material: Eisschrauben, keine Felsausrüstung nötig
Beim Hochfelln denkt man an Seilbahnfahrten mit der Großtante, klimabedingt verwaiste Skipisten oder schwitzende Famiie mit dicken Kindern, die sich im Hochsommer von der Bründlingalm aufwärtsschieben. Vielleicht noch an gemütliches Mountainbiken zum Feierabend. Auf keinen Fall aber an Eisklettern.
Der Hochfelln ist aber nun mal mein Hausberg. Und er bietet mehr als man so auf den ersten Blick ahnt. Neben traumhaften Jägersteigen, deren Zugänge absichtlich verwildern z.B. eine erstklassige Berglaufstrecke mit nahezu gleichbleibender Steigung, an derem Ende man dann auch nach einem Arbeitstag nochmal schnell zum Kaiser, den Loferern oder Berchtesgadenern rüberschauen kann. Es gibt auch noch einige versteckte Perlen, wie einen sakrisch schweren Klettergarten.
Die Nordwand vom Strohnschneid ist im Sommer wirklich kein lohnendes Ziel. Zuviel Latschen, kaum eine durchgehende Felslinie. Deshalb hab ich sie bislang nicht ernsthaft studiert. Doch letzten Winter hab ich dort zwei schöne Eislinien gefunden. Direkt über der Skipiste. Irgendwie haben das wohl alle übersehen. Ich hab zumindest keine Beschreibung finden können. Sollte da noch eine Erstbegehung drin sein? Vor lauter Freude hab ich mich erstmal beim Skifahren verletzt. Danach taugten die Verhältnisse nicht mehr. So wurde im Winter 2009/2010 nix aus der Begehung.
01-Route.jpg
Also jetzt der nächste Versuch, erstmal an der leichteren rechten Linie. Die linke Säule erschien mir etwas heikel bei den tiefen temperaturen. Glücklicherweise war Martin gleich von einem Begehungsversuch angetan. Wir haben das dann beide erkundet, für gut machbar befunden. Der richtigen Zeitpunkt stellte sich glücklicherweise bald ein. Eis sollte schon drin sein, zu viel Schnee aber auf keinen Fall. Über die Rinne entlädt sich ein recht großer, steiler Kessel unterhalb des Grates. Das haben wir gleich beim Einstieg zu spüren bekommen. Über harten Lawinenschnee sind wir zu einem kleinen Felsentor aufgestiegen, wo wir aufgerödelt haben. Dort bin ich erst mal in den Bergschrund gefallen. Das hätte ich auf 1200m nicht erwartet. Offensichtlich gibt es unter dem Felsentor eine Steilstufe, die nun aber - bis auf den Spalt eben - mit Lawinenschnee aufgefüllt ist.
02-Einstieg.JPG
Die Verhältnisse waren sonst bestens: LWS 1, wenig Neuschnee auf stabiler, gut gesetzter Schneedecke. Dennoch: steiler Nordhang im Lee des Grates. Ganz sicher ist die Tour wohl selten.
Die guten Schneebedingungen haben wir uns durch beinhartes Eis erkauft. Morgens im Tal hatte es -10°C, in der Wand sicher tieferes. Teils war das Eis noch dünn und luftig, und dort, wo es kompakt war, ist es schon bei mäßigem Gepickel zersprungen. Vorsichtiges Klettern war angesagt. Und ich brauch dingend eine ordentliche Ausrüstung. Bei Softeis hätten wir wahrscheinlich nur die obere, große Stufe gesichert. So haben wir aber gleich bei der zweiten Stufe das Seil ausgepackt und in vier Längen in Wechselführung bis zu einem Baum oberhalb des großen Falls gesichert.
03-Zweite Stufe.jpg
Die Route ist recht einfach: Direkt hoch über die Eisstufen und dann zum Grat. Bei gutem Eis sind die Fälle einfach zu sichern, das Gelände dazwischen allerdings kaum. Unter dem Schnee verbargen sich oft glatte Platten, so dass auch diese Passagen nicht ganz trivial waren.
04-Plattig.jpg
05-Dritte Stufe.jpg
06-groser Fall.jpg
07-vorstieg.jpg
Oberhalb der letzten Stufe war dann Tiefsschneewühlen angesagt.
08-talblick.jpg
Um einen Totalabsturz abzufangen, entschieden wir uns erstmal für weiteres Sichern bis wir einen Eindruck vom Schneedeckenaufbau im oberen Kessel haben. Wir wählten die linke Rinne. Sie ist latschenfrei und ausserdem liegt weniger Triebschnee drin.
09-schneestapf.jpg
Man kann oben problemlos über eine Scharte nach rechts oder links auf den Grat. Irgendwie hat wir Lust auf noch etwas Gekraxel und sind grade hoch. Ein bisschen Fels, ein bisschen Steilgras, gelegentliche Latschen. Und dann endlich die Nachmittagssonne - unverfinstert.
10-gipfel.jpg
Über windverpressten Schnee kamen wir dann zügig zum Sommerweg und weiter zur Bründlingalm. An der Hütte haben uns die Skitouristen sehr ungläubig angeschaut, obwohl wir uns bemühten das Kletterzeug im Rucksack zu verstauen. Die Currywurst war den clownesken Auftritt wert. Erstmal anstoßen zu unserer ersten Erstbegehung - der 'Sonnenfinsternis'.
Die Kletterei ist nicht allzu schwer. Schätze WI2-3. Aber im oberen Teil recht botanisch. Das Verhältnis von Schneestapfen zu Eisklettern ist nicht wirklich optimal. Vielleicht verirren sich ernsthafte Kletterer hier deshalb nicht her. Ich finde aber grade schön, dass es eine Linie mit alpinen Charakter ist - noch dazu direkt hinter dem Haus. Falls es dennoch jemand versuchen will, würde ich raten den LLB sehr gründlich zu studieren.
Daten:
'Sonnenfinsternis'
Vier Stufen WI2-3, obere Stufe WI3, evtl. leichte Mixedkletterei
Gesamt 300Hm
Einstieg 1235m
Material: Eisschrauben, keine Felsausrüstung nötig
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