Aiguille du Midi (3.842 m. ü. NN), über „Cosmique Grat“
Datum:
30.05.2019
Morgens:
Nach einem letzten Frühstück auf dem Refugio di Torino (3.375 m. ü. NN) auf der italienischen Seite ging es für unsere 5er-Gruppe via erste Seilbahn runter nach Courmayeur und durch den Mont Blanc Tunnel zurück nach Chamonix; hier hatten wir uns bereits am 26.05. am „Le Vert Hotel“ für unsere späteren Unternehmungen getroffen.
Nach ein paar Besorgungen in Chamonix sind wir mit einem Multikulti-Besucherandrang in der übervollen Seilbahnkabine hoch zur Aiguille du Midi und über den ausgesetzten und zu der Zeit noch fast spurenlosen Schneegrat runter auf den Gletscher abgestiegen.
Auf Grund unserer Ausrüstung wurden wir 5 oben am Eistunnel u. mit den Seilen + Eisäxten außen an den Rucksäcken bei asiatischen u. anderen Touristen zu „Kamera- und Videostars“; … noch so eine Begleiterscheinung des voyeuristischen Massentourismus, auf die ich verzichten kann.
Hat man den oben vom Gittertürchen am Eistunnel steil abfallenden Grat mit mehr oder weniger sicheren, aber immer steigeisen-bewehrten (!) Schritten und am besten angeseilt (!) hinter sich, steht einem dann noch das Laufen über den Gletscher zur Cosmique Hütte bevor.
Dort kamen wir PI x Daumen so gegen 12.30 Uhr an, legten nicht benötigte Ausrüstung in der Hütte ab, querten gleich rüber und hoch zum unbewirtschafteten Biwak „Abri Simond“ (3.600 m ü. NN); hinter der Biwakhütte beginnt der Einstieg zum „Cosmique Grat“, welcher dann oben auf der Terrasse der Aiguille du Midi endet.
„Cosmique Grat“:
Ja, was schreibt man dazu?...Ich mache es mir mal einfach. S U P E R !
Er hatte bei den am 30.05. noch fast winterlichen Bedingungen so ziemlich alles, von kleinen, aber steilen Schnee- u. Firnfeldern, über ausgesetzte Balancierabschnitte, über sehr unterhaltsame Kletterstückchen an Felsen, von abdrängenden Felswölbungen an denen man sich auf Steigeisenspitzen und mit eingezogenem Bauch vorbeidrücken musste, bis hin zu Abseilstellen.
Kurz vor dem Ende gab es dann noch eine vereiste und etwa 60°-geneigte kurze Verschneidung, wenig breiter als Oberkörper mit Rucksack, in der es galt sich ähnlich einer Kaminkletterei hochzuschieben.
Mit anderen Worten, der „Cosmique Grat“ ist von Anfang bis Ende SEHR unterhaltsam und als Kletterweg keinen Meter langweilig!
Was etwas nervig ist, sind die Wartezeiten an den Schlüsselstellen.
So mussten wir fünf an einer Stelle ca. 15 und an einer weiteren sogar ca. 30 Minuten warten, bevor wir dran waren.
Da aber fast alles seine zwei Seiten hat, kann man ja die Pausen nutzen und seinen Blick über Berge, Tal und die tolle Landschaft schweifen lassen, vielleicht auch mal einen Energieriegel essen.
Oder die anderen Bergsteiger beobachten, mit welcher Leichtigkeit oder Mühe sie die Schlüsselstellen meistern (grins).
So, aber nun ein paar Fotos:
Foto107.JPG
….hier sind wir auf den letzten Metern vor dem Biwak „Abri Simond“; dahinter beginnt der Cosmique Grat (siehe Steigespuren)
Foto109.JPG
….Blick zurück; unten rechts „Abri Simond“
Foto110.JPG
….nach dem Zustiegshang und einer Abkletterstelle (so ca. UIAA III) ist dies der erste wirkliche Abseilpunkt; man muss runter bis zum Fuß der im Foto noch erkennbaren rechten vertikalen Felskante; um die Kante herum ist es dann etwas ausgesetzt
Foto112.JPG
….wenn man hier einen kapitalen Fehler macht, geht es mit 9,81 m/s² rund 150 m abwärts
Foto115.JPG
….nachdem ich als Erster runter bin, seilten die Anderen nach; oben links beim „gelben Anorak“ ist die von mir erwähnte Ab-
kletterstelle; man kann sie aber auch abseilen
Foto121.JPG
….am Bildrand oben rechts seht Ihr im Schatten am Fels einen Nachsteigenden unserer Gruppe; dieses Felsstück (so ca. UIAA III) ist mit die lustigste Stelle in der Route; Tausende von Bergsteigern haben mit ihren Duo-Zackern zwei parallele Löcher in den Granit „gebohrt“, so dass man die 2 Löcher wie einen Tritt nutzen kann; Ihr müsst nur Euer rechtes Bein so weit heben, dass Ihr mit den Frontalzacken hineintreten könnt, dann ist die Stelle gar nicht so schwer zu überklettern
Foto124.JPG
….Blick zurück zum Fotostellplatz von eben
Foto125.JPG
….eine weitere Schlüsselstelle, an der bei vielen Bergsteigern gewartet werden muss; wer wie ich mit Monozackern klettert, ist an dem Punkt klar im Vorteil; beim „roten“ Bergsteiger gibt es oberhalb des kleinen Schneehaufens ein Loch, dort hinein und schon ist man hoch und auf dem schneebedeckten Miniband; unterhalb des gelben Seils quetscht man sich dann rechts herum und nach oben; klettern am und um den Zacken herum würde ich mit etwa UIAA III+ bewerten
Foto128.JPG
….unten liegt Chamonix; hier warteten Andere und wir insgesamt etwa 30 Minuten, bevor wir an der Reihe waren (siehe nächstes Foto)
Foto129.JPG
….m. E. die anspruchsvollste Stelle in der Route (etwa IV-); auf Grund von Schmelzwasser und der grifflosen Platte hatten ein paar Leute mit dem Hochklettern etwas Probleme; mein Tipp: laaanger rechter Arm und die rechte Faust rechts in einen Spalt einklemmen, Bauch eng an den Fels drücken, linken Arm gaaaanz lang machen und links diagonal nach oben und auf die schräge Granitkante greifen (über welcher der obere „gelbe“ Bergsteiger steht), links gut festhalten, mit den Frontalzacken im Diagonalriss nach links hoch klettern und schon wird alles gut
Foto136.JPG
….der Ausstieg am oberen Ende der eingangs erwähnten „Kamin-Verschneidungs-Hochschieberei“; von hier sind es nur noch Meter bis zur Midi-Terrasse
Foto132.JPG
….Blick zum Routenziel, eine der Midi-Außenterrassen; bis dahin muss noch einmal etwas balanciert werden
Foto139.JPG
….die letzte Gleichgewichtsübung vor der Terrasse
Foto140.JPG
….vor dem Hochklettern zur Terrasse überprüfen, dass die angelehnte schmale Stahlleiter auch wirklich fest ist und nicht zur Seite kippt!
Foto142.JPG
….nach dem Weg durch die ankommende Bergsteiger fotografierenden u. filmenden Touristen hindurch + durch den Eistunnel, ging es dann wieder über den jetzt ausgetretenen Grat bergab u. über den Gletscher zurück zur Cosmique Hütte
….für uns zweite Ankunft Cosmique Hütte an dem Tag kurz nach 17.00 Uhr; sehr leckeres Abendessen gegen 19.00 Uhr; am 31.05. dann „Chèré Gully“ (siehe bei „Eisklettern“).
Das war der „Cosmique Grat“ hoch zur Aiguille du Midi, ich hoffe Ihr habt Euch nicht gelangweilt.
Grüße aus Thüringen
zenitsucher
Datum:
30.05.2019
Morgens:
Nach einem letzten Frühstück auf dem Refugio di Torino (3.375 m. ü. NN) auf der italienischen Seite ging es für unsere 5er-Gruppe via erste Seilbahn runter nach Courmayeur und durch den Mont Blanc Tunnel zurück nach Chamonix; hier hatten wir uns bereits am 26.05. am „Le Vert Hotel“ für unsere späteren Unternehmungen getroffen.
Nach ein paar Besorgungen in Chamonix sind wir mit einem Multikulti-Besucherandrang in der übervollen Seilbahnkabine hoch zur Aiguille du Midi und über den ausgesetzten und zu der Zeit noch fast spurenlosen Schneegrat runter auf den Gletscher abgestiegen.
Auf Grund unserer Ausrüstung wurden wir 5 oben am Eistunnel u. mit den Seilen + Eisäxten außen an den Rucksäcken bei asiatischen u. anderen Touristen zu „Kamera- und Videostars“; … noch so eine Begleiterscheinung des voyeuristischen Massentourismus, auf die ich verzichten kann.
Hat man den oben vom Gittertürchen am Eistunnel steil abfallenden Grat mit mehr oder weniger sicheren, aber immer steigeisen-bewehrten (!) Schritten und am besten angeseilt (!) hinter sich, steht einem dann noch das Laufen über den Gletscher zur Cosmique Hütte bevor.
Dort kamen wir PI x Daumen so gegen 12.30 Uhr an, legten nicht benötigte Ausrüstung in der Hütte ab, querten gleich rüber und hoch zum unbewirtschafteten Biwak „Abri Simond“ (3.600 m ü. NN); hinter der Biwakhütte beginnt der Einstieg zum „Cosmique Grat“, welcher dann oben auf der Terrasse der Aiguille du Midi endet.
„Cosmique Grat“:
Ja, was schreibt man dazu?...Ich mache es mir mal einfach. S U P E R !
Er hatte bei den am 30.05. noch fast winterlichen Bedingungen so ziemlich alles, von kleinen, aber steilen Schnee- u. Firnfeldern, über ausgesetzte Balancierabschnitte, über sehr unterhaltsame Kletterstückchen an Felsen, von abdrängenden Felswölbungen an denen man sich auf Steigeisenspitzen und mit eingezogenem Bauch vorbeidrücken musste, bis hin zu Abseilstellen.
Kurz vor dem Ende gab es dann noch eine vereiste und etwa 60°-geneigte kurze Verschneidung, wenig breiter als Oberkörper mit Rucksack, in der es galt sich ähnlich einer Kaminkletterei hochzuschieben.
Mit anderen Worten, der „Cosmique Grat“ ist von Anfang bis Ende SEHR unterhaltsam und als Kletterweg keinen Meter langweilig!
Was etwas nervig ist, sind die Wartezeiten an den Schlüsselstellen.
So mussten wir fünf an einer Stelle ca. 15 und an einer weiteren sogar ca. 30 Minuten warten, bevor wir dran waren.
Da aber fast alles seine zwei Seiten hat, kann man ja die Pausen nutzen und seinen Blick über Berge, Tal und die tolle Landschaft schweifen lassen, vielleicht auch mal einen Energieriegel essen.
Oder die anderen Bergsteiger beobachten, mit welcher Leichtigkeit oder Mühe sie die Schlüsselstellen meistern (grins).
So, aber nun ein paar Fotos:
Foto107.JPG
….hier sind wir auf den letzten Metern vor dem Biwak „Abri Simond“; dahinter beginnt der Cosmique Grat (siehe Steigespuren)
Foto109.JPG
….Blick zurück; unten rechts „Abri Simond“
Foto110.JPG
….nach dem Zustiegshang und einer Abkletterstelle (so ca. UIAA III) ist dies der erste wirkliche Abseilpunkt; man muss runter bis zum Fuß der im Foto noch erkennbaren rechten vertikalen Felskante; um die Kante herum ist es dann etwas ausgesetzt
Foto112.JPG
….wenn man hier einen kapitalen Fehler macht, geht es mit 9,81 m/s² rund 150 m abwärts
Foto115.JPG
….nachdem ich als Erster runter bin, seilten die Anderen nach; oben links beim „gelben Anorak“ ist die von mir erwähnte Ab-
kletterstelle; man kann sie aber auch abseilen
Foto121.JPG
….am Bildrand oben rechts seht Ihr im Schatten am Fels einen Nachsteigenden unserer Gruppe; dieses Felsstück (so ca. UIAA III) ist mit die lustigste Stelle in der Route; Tausende von Bergsteigern haben mit ihren Duo-Zackern zwei parallele Löcher in den Granit „gebohrt“, so dass man die 2 Löcher wie einen Tritt nutzen kann; Ihr müsst nur Euer rechtes Bein so weit heben, dass Ihr mit den Frontalzacken hineintreten könnt, dann ist die Stelle gar nicht so schwer zu überklettern
Foto124.JPG
….Blick zurück zum Fotostellplatz von eben
Foto125.JPG
….eine weitere Schlüsselstelle, an der bei vielen Bergsteigern gewartet werden muss; wer wie ich mit Monozackern klettert, ist an dem Punkt klar im Vorteil; beim „roten“ Bergsteiger gibt es oberhalb des kleinen Schneehaufens ein Loch, dort hinein und schon ist man hoch und auf dem schneebedeckten Miniband; unterhalb des gelben Seils quetscht man sich dann rechts herum und nach oben; klettern am und um den Zacken herum würde ich mit etwa UIAA III+ bewerten
Foto128.JPG
….unten liegt Chamonix; hier warteten Andere und wir insgesamt etwa 30 Minuten, bevor wir an der Reihe waren (siehe nächstes Foto)
Foto129.JPG
….m. E. die anspruchsvollste Stelle in der Route (etwa IV-); auf Grund von Schmelzwasser und der grifflosen Platte hatten ein paar Leute mit dem Hochklettern etwas Probleme; mein Tipp: laaanger rechter Arm und die rechte Faust rechts in einen Spalt einklemmen, Bauch eng an den Fels drücken, linken Arm gaaaanz lang machen und links diagonal nach oben und auf die schräge Granitkante greifen (über welcher der obere „gelbe“ Bergsteiger steht), links gut festhalten, mit den Frontalzacken im Diagonalriss nach links hoch klettern und schon wird alles gut
Foto136.JPG
….der Ausstieg am oberen Ende der eingangs erwähnten „Kamin-Verschneidungs-Hochschieberei“; von hier sind es nur noch Meter bis zur Midi-Terrasse
Foto132.JPG
….Blick zum Routenziel, eine der Midi-Außenterrassen; bis dahin muss noch einmal etwas balanciert werden
Foto139.JPG
….die letzte Gleichgewichtsübung vor der Terrasse
Foto140.JPG
….vor dem Hochklettern zur Terrasse überprüfen, dass die angelehnte schmale Stahlleiter auch wirklich fest ist und nicht zur Seite kippt!
Foto142.JPG
….nach dem Weg durch die ankommende Bergsteiger fotografierenden u. filmenden Touristen hindurch + durch den Eistunnel, ging es dann wieder über den jetzt ausgetretenen Grat bergab u. über den Gletscher zurück zur Cosmique Hütte
….für uns zweite Ankunft Cosmique Hütte an dem Tag kurz nach 17.00 Uhr; sehr leckeres Abendessen gegen 19.00 Uhr; am 31.05. dann „Chèré Gully“ (siehe bei „Eisklettern“).
Das war der „Cosmique Grat“ hoch zur Aiguille du Midi, ich hoffe Ihr habt Euch nicht gelangweilt.
Grüße aus Thüringen
zenitsucher
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