Nach einem Tag Pause geht es aus der Dauphine direkt nach Les Houches. Und wieder auf einen Berg, der sich von den üblichen 4000er-Kandidaten unterscheidet. Auf seine eigene, durchaus seltene Weise. Bestehen die vor uns liegenden Schwierigkeiten doch weder aus Steileis noch IV er-Fels – sondern, abgesehen von einigen Fels und Kombipassagen, letztendlich nur daraus den einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Was dann manchmal doch so seine Tücken hat..
Aiguille de Bionassay 4052m / Gesamter Ostgrat - von der Tête Rousse via Dôme du Goûter (4304m)
30.08/31.08.2015
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In älterer Lit. Teils PD/II
Zutreffend AD/AD-, II. Gefühlt war die Tour für mich sogar anspruchsvoller als bspw. der Normalweg aufs Zinalrothorn.
Die Hinfahrt aus der Dauphine hat sich dann doch etwas gezogen. Nachmittags erreichen wir schließlich die Tête Rousse. Diesmal wohl in ihrem Originalzustand, als eintönige Geröllhalde mit einer Menge Eis und Müll. Wohl kein Ort, der jedes Jahr zum größten hochalpinen Campingplatz mutieren würde, wäre da paar Kilometer südöstlich und 1640m höher nicht noch etwas...
Doch diesmal ist es nicht der Monarch selbst, der uns hierher zieht. Ganz im Gegensatz zu allen anderen, die hier Jahr für Jahr nur ein und dasselbe Ziel haben. Und denen nicht im Traum der Gedanke käme, sich hier mit einem nur 4052m hohen Gipfel abspeisen zu lassen...
Aber schließlich ist es ja nicht irgendeiner. Exponiert, Einsam, auf keinem Weg leicht zu erreichen. Als wir letztes Jahr auf dem Dach der Alpen waren, war die Bionassay-Nordwestwand unser erster, bleibender Eindruck der Dimensionen im Montblanc-Massiv. Nicht nur eine coole Kulisse, sondern für uns schon damals ein interessanter Berg.
Doch noch waren wir ihm nicht gewachsen. Ein Grat, passagenweise so breit, dass gerade mal ein Fuß Platz hat. Ohne Felsköpfel oder Sicherungsstangen, gut 1,7 Kilometer lang. Eine Tour, die der Beschreibung "sichere Steigeisentechnik erforderlich" mehr als gerecht wird. Dieses Jahr war es nun so weit. Unser Plan - laut OHM Chamonix ein ziemlich ungewöhnlicher – ist es, den Gipfel der Bionassay als Hauptziel anzugehen, von der Tête Rousse über den Dome de Goûter und das Col de Bionassay. Üblicherweise wird die Bionassay sonst nur im Zuge der "Traversee Royale" zum Mont Blanc überschritten.
Nun liegt sie wieder vor uns, diese riesige Eismauer. Auf dem Papier kaum dominant. Doch nach Westen hin stellt sie sich ein ganzes Stück auf, isoliert, viel weiter am Tal über Chamonix als alle anderen Viertausender um sie herum. Fast so ein bisschen wie ein überdimensionaler Skywalk vom Dome de Goûter.
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Wir ahnen, was morgen vor uns liegt. Die Schwierigkeiten kennen wir, aber das ganze sieht von hier aus doch alles recht weitläufig aus. Nach dem Anblick darfs dannstatt dem üblichen Tüttenfutter doch ein Menü auf dem Refuge Tête Rousse sein. Auf der Hüttenterasse liegt ein Seil, ziemlich alt, aber immer noch fest genug. Sonst hätte, Bergpannorama hin oder her, der Hund am anderen Ende wohl allmählich die Schnauze voll von seinem Dasein auf der Stahlterasse mit Blick auf die Bruchhalde vor der Hütte. Und hätte sich vielleicht mal umgeguckt, wo es die ganzen Zweibeiner um ihn herum eigentlich hinzieht... wer weiß, die hier hatte ja auch ihren Spaß am Hörnligrat.. Begleiten darf er uns nicht, dafür kriegt er immerhin ne alte Mütze. Und wenn er sich beim rumkauen zurückhält, kann er sie ja vielleicht doch mal oben brauchen..
Noch schnell die Ausrüstung vorbereiten, dann gehts auch schon schnell ins Zelt. Um 1:30 werden wir losgehen, immerhin eine Stunde später als letztes Jahr. Immer wieder ein seltsames Gefühl, aufzustehen, wann man meist eher ins Bett geht. Aber sobald das Zelt erstmal offen ist, geht das dann doch immer recht effektiv. Wir brechen pünktlich auf Richtung Grand Couloir. Nach anhaltend sehr gefährlichen Bedingungen diesen Sommer ist es nun immerhin recht kühl, was die Querung etwas weniger stressig macht. An der Aiguille du Goûter erreichen wir schließlich die übliche Autobahn, der wir in Richtung Pointe Bayeux folgen. Eintöniges Schneestapfen, allmählich wirds aber anstrengend und kalt. Unmittelbar unterhalb des Dome de Goûter gibts noch schnell einen heißen Tee, dann verlassen wir die Ameisenstraße zum Mont Blanc.
Ein seltsamer, eindrucksvoller Moment – aus der monotonen Stapferei wird plötzlich etwas neues. Wir erreichen den Gipfel des Dome de Goûter. Plötzlich völlige Einsamkeit... macht sich doch kaum wer die Mühe, auf dem Weg zum Mont Blanc noch hier heraufzustapfen. Auf die ersten Sonnenstrahlen müssen wir noch eine Weile warten. Vor uns im Westen der Gipfel der Aiguille de Bionassay, schwach beschienen im Mondlicht. Sieht nach einer realistischen Entfernung aus. Mit Biwak. Wie wollen wir da diesen Vormittag hochkommen? Zum ersten Mal kommen uns echte Zweifel am Sinn unserer Idee. Die Bionassay scheint unheimlich weit weg. Nichtmal die Route ist einzusehen, geht es doch unter uns erstmal hinab bis zum Piton des Italiens, 4002m. Danach geht es hinab bis auf 3880m ins Col de Bionassay. Und erst hier erhebt sich nun der lange Firngrat, der sich nach Süden wendet und steil in den Horizont hineinragt. Wir steigen trotzdem ab, und sehen bald das Mont Blanc Massiv aus einer für uns ganz neuen Perspektive.
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Im Abstieg purer Genuss, allein schon dieser Moment macht den eintönigen Anstieg wieder wett. Der Grat wird etwas schmaler, bleibt jedoch gut machbar. Nach einiger Zeit erreichen wir nun den felsigen Piton des Italiens, ein breiter Gratturm der es teils sogar in die Aufzählung der Viertausender-Nebengipfel schafft. Aber wohl eher kein Sammlerziel, Gipfelfeeling kommt hier keins auf. Stattdessen suchen wir nach der besten Variante zur Überschreitung. Spuren sind keine zu sehen, wir entscheiden uns schließich gegen direktes Überklettern und für eine südseitige Traverse hinüber zum Firngrat. Technisch wohl ein II er, jedoch ziemlich brüchig und nicht trivial – auch mit der Unklarheit, ob wir so überhaupt sinnvoll durchkommen. Tatsächlich ein ziemlicher Umweg, wie wir auf dem Rückweg merken sollten. Aber wir kommen durch und stehen bald im Col. Nun geht es nur noch nach oben. Der Firngrat bleibt gut begehbar, wird aber merklich schmaler. Mehr und mehr kommt die Erinnerung an die vielen Bilder bei der Tourenvorbereitung. Ein Firngrat, zehn Zentimeter breit, steil abfallende Wände zu beiden Seiten. Aber das war ja eigentlich auch genau der Grund, warum wir uns diese Route ausgesucht haben. Vor uns baut sich der Ostgrat nun steil auf, leuchtend weiß, hinter ihm Hochsavoyen und ein goldener, wolkenloser Horizont. Links die Aiguilles Grises mit dem Blick weit nach Italien, in der aufgehenden Sonne viele steile aber wohl kaum bestiegende Gipfel. Hinter uns der Mont Blanc selbst, mit Bosses- und Brouillardgrat.
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Viel Zeit zum Schauen bleibt nicht. Bis zum Gipfel ist es noch weit, umso langsamer wird sind, umso schwerer werden die Verhltnisse am Rückweg. Der Grat wird schmaler. Und dann, umso näher wir kommen, sehen wir die Passage vor uns. Das Stück, mit dem diverse Bergführer-Homepage oder 4000er-Bildbände gerne mal Firngrate illustrieren. Wir kennen die Bilder. Aber jetzt hier zu stehen ist dann doch etwas anderes. Rechts geht es 1000m hinab zum Glacier de Bionassay, mindestens genauso viel nach Italien Richtung Miagegletscher. Der Grat wird zu schmal um beide Füße nebeneinander zu platzieren. Die Flanken sind zu steil, als dass sie zur Umgehung einladen. Ein Skywalk. Ganz ursprünglich, ohne Sicherheitsglas, aber mit Tiefblick
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(Fotos auf dem Rückweg gemacht)
Wir gehen langsam, aber gleichmäßig. Ein Fuß vor den anderen. Die Sicherungstaktik war genau besprochen. Wenn der Vordermann stürzt sollte die Seilreserve dem hinteren noch Zeit zum Springen auf die Gegenseite geben. Umgekehrt bliebe nur Rufen.
Ein Moment, der zeigt was Seilschaft bedeuten kann. Keine alltägliche Erfahrung. Selten trifft man in den Alpen auf solche Grate.
Trotz Vorbereitung ist es anspruchsvoll, das passende Tempo zu halten. Neben den Steigeisen zeigen sich die Eisbrüche, scheibar direkt an den Schuhen, aber so klein und weit weg.
Nach vielleicht 50m ist das schmalste Stück vorbei, und es wird wieder etwas humaner. Wenngleich immer noch schmaler, als vieles was oft schon als scharfer Firngrat beschrieben wird. Er flacht nun etwas ab, bis wir eine Kuppe erreichen. Vor uns liegen noch einige Meter ebener Grat, aber danach kommt der Horizont. Wir stehen am Gipfel auf 4052m, es ist 7:30. Früh genug, um beim Abstieg noch akzeptable Verhältnisse am Firngrat zu haben. Und genau richtig für einen einmaligen Sonnenaufgang, 3000m über Chamonix.
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Vor uns liegt nun ein langer Abstieg, und besonders der Grat verlangt nocheinmal volle Konzentration. Mit dem Gegenanstieg Richtug Dome werden wir immer langsamer. Als wir nach einer kurzen Pause auf der Gouterhütte und Zeltabbau an der Tête Rousse endlich an der Tramway-Station stehen, waren wir 15 Stunden unterwegs..
hier noch ein Foto der schmalen Gratpassagen, wir hatten da keinen Nerv zum Bilder machen
Was dann manchmal doch so seine Tücken hat..
Aiguille de Bionassay 4052m / Gesamter Ostgrat - von der Tête Rousse via Dôme du Goûter (4304m)
30.08/31.08.2015
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In älterer Lit. Teils PD/II
Zutreffend AD/AD-, II. Gefühlt war die Tour für mich sogar anspruchsvoller als bspw. der Normalweg aufs Zinalrothorn.
Die Hinfahrt aus der Dauphine hat sich dann doch etwas gezogen. Nachmittags erreichen wir schließlich die Tête Rousse. Diesmal wohl in ihrem Originalzustand, als eintönige Geröllhalde mit einer Menge Eis und Müll. Wohl kein Ort, der jedes Jahr zum größten hochalpinen Campingplatz mutieren würde, wäre da paar Kilometer südöstlich und 1640m höher nicht noch etwas...
Doch diesmal ist es nicht der Monarch selbst, der uns hierher zieht. Ganz im Gegensatz zu allen anderen, die hier Jahr für Jahr nur ein und dasselbe Ziel haben. Und denen nicht im Traum der Gedanke käme, sich hier mit einem nur 4052m hohen Gipfel abspeisen zu lassen...
Aber schließlich ist es ja nicht irgendeiner. Exponiert, Einsam, auf keinem Weg leicht zu erreichen. Als wir letztes Jahr auf dem Dach der Alpen waren, war die Bionassay-Nordwestwand unser erster, bleibender Eindruck der Dimensionen im Montblanc-Massiv. Nicht nur eine coole Kulisse, sondern für uns schon damals ein interessanter Berg.
Doch noch waren wir ihm nicht gewachsen. Ein Grat, passagenweise so breit, dass gerade mal ein Fuß Platz hat. Ohne Felsköpfel oder Sicherungsstangen, gut 1,7 Kilometer lang. Eine Tour, die der Beschreibung "sichere Steigeisentechnik erforderlich" mehr als gerecht wird. Dieses Jahr war es nun so weit. Unser Plan - laut OHM Chamonix ein ziemlich ungewöhnlicher – ist es, den Gipfel der Bionassay als Hauptziel anzugehen, von der Tête Rousse über den Dome de Goûter und das Col de Bionassay. Üblicherweise wird die Bionassay sonst nur im Zuge der "Traversee Royale" zum Mont Blanc überschritten.
Nun liegt sie wieder vor uns, diese riesige Eismauer. Auf dem Papier kaum dominant. Doch nach Westen hin stellt sie sich ein ganzes Stück auf, isoliert, viel weiter am Tal über Chamonix als alle anderen Viertausender um sie herum. Fast so ein bisschen wie ein überdimensionaler Skywalk vom Dome de Goûter.
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Wir ahnen, was morgen vor uns liegt. Die Schwierigkeiten kennen wir, aber das ganze sieht von hier aus doch alles recht weitläufig aus. Nach dem Anblick darfs dannstatt dem üblichen Tüttenfutter doch ein Menü auf dem Refuge Tête Rousse sein. Auf der Hüttenterasse liegt ein Seil, ziemlich alt, aber immer noch fest genug. Sonst hätte, Bergpannorama hin oder her, der Hund am anderen Ende wohl allmählich die Schnauze voll von seinem Dasein auf der Stahlterasse mit Blick auf die Bruchhalde vor der Hütte. Und hätte sich vielleicht mal umgeguckt, wo es die ganzen Zweibeiner um ihn herum eigentlich hinzieht... wer weiß, die hier hatte ja auch ihren Spaß am Hörnligrat.. Begleiten darf er uns nicht, dafür kriegt er immerhin ne alte Mütze. Und wenn er sich beim rumkauen zurückhält, kann er sie ja vielleicht doch mal oben brauchen..
Noch schnell die Ausrüstung vorbereiten, dann gehts auch schon schnell ins Zelt. Um 1:30 werden wir losgehen, immerhin eine Stunde später als letztes Jahr. Immer wieder ein seltsames Gefühl, aufzustehen, wann man meist eher ins Bett geht. Aber sobald das Zelt erstmal offen ist, geht das dann doch immer recht effektiv. Wir brechen pünktlich auf Richtung Grand Couloir. Nach anhaltend sehr gefährlichen Bedingungen diesen Sommer ist es nun immerhin recht kühl, was die Querung etwas weniger stressig macht. An der Aiguille du Goûter erreichen wir schließlich die übliche Autobahn, der wir in Richtung Pointe Bayeux folgen. Eintöniges Schneestapfen, allmählich wirds aber anstrengend und kalt. Unmittelbar unterhalb des Dome de Goûter gibts noch schnell einen heißen Tee, dann verlassen wir die Ameisenstraße zum Mont Blanc.
Ein seltsamer, eindrucksvoller Moment – aus der monotonen Stapferei wird plötzlich etwas neues. Wir erreichen den Gipfel des Dome de Goûter. Plötzlich völlige Einsamkeit... macht sich doch kaum wer die Mühe, auf dem Weg zum Mont Blanc noch hier heraufzustapfen. Auf die ersten Sonnenstrahlen müssen wir noch eine Weile warten. Vor uns im Westen der Gipfel der Aiguille de Bionassay, schwach beschienen im Mondlicht. Sieht nach einer realistischen Entfernung aus. Mit Biwak. Wie wollen wir da diesen Vormittag hochkommen? Zum ersten Mal kommen uns echte Zweifel am Sinn unserer Idee. Die Bionassay scheint unheimlich weit weg. Nichtmal die Route ist einzusehen, geht es doch unter uns erstmal hinab bis zum Piton des Italiens, 4002m. Danach geht es hinab bis auf 3880m ins Col de Bionassay. Und erst hier erhebt sich nun der lange Firngrat, der sich nach Süden wendet und steil in den Horizont hineinragt. Wir steigen trotzdem ab, und sehen bald das Mont Blanc Massiv aus einer für uns ganz neuen Perspektive.
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Im Abstieg purer Genuss, allein schon dieser Moment macht den eintönigen Anstieg wieder wett. Der Grat wird etwas schmaler, bleibt jedoch gut machbar. Nach einiger Zeit erreichen wir nun den felsigen Piton des Italiens, ein breiter Gratturm der es teils sogar in die Aufzählung der Viertausender-Nebengipfel schafft. Aber wohl eher kein Sammlerziel, Gipfelfeeling kommt hier keins auf. Stattdessen suchen wir nach der besten Variante zur Überschreitung. Spuren sind keine zu sehen, wir entscheiden uns schließich gegen direktes Überklettern und für eine südseitige Traverse hinüber zum Firngrat. Technisch wohl ein II er, jedoch ziemlich brüchig und nicht trivial – auch mit der Unklarheit, ob wir so überhaupt sinnvoll durchkommen. Tatsächlich ein ziemlicher Umweg, wie wir auf dem Rückweg merken sollten. Aber wir kommen durch und stehen bald im Col. Nun geht es nur noch nach oben. Der Firngrat bleibt gut begehbar, wird aber merklich schmaler. Mehr und mehr kommt die Erinnerung an die vielen Bilder bei der Tourenvorbereitung. Ein Firngrat, zehn Zentimeter breit, steil abfallende Wände zu beiden Seiten. Aber das war ja eigentlich auch genau der Grund, warum wir uns diese Route ausgesucht haben. Vor uns baut sich der Ostgrat nun steil auf, leuchtend weiß, hinter ihm Hochsavoyen und ein goldener, wolkenloser Horizont. Links die Aiguilles Grises mit dem Blick weit nach Italien, in der aufgehenden Sonne viele steile aber wohl kaum bestiegende Gipfel. Hinter uns der Mont Blanc selbst, mit Bosses- und Brouillardgrat.
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Viel Zeit zum Schauen bleibt nicht. Bis zum Gipfel ist es noch weit, umso langsamer wird sind, umso schwerer werden die Verhltnisse am Rückweg. Der Grat wird schmaler. Und dann, umso näher wir kommen, sehen wir die Passage vor uns. Das Stück, mit dem diverse Bergführer-Homepage oder 4000er-Bildbände gerne mal Firngrate illustrieren. Wir kennen die Bilder. Aber jetzt hier zu stehen ist dann doch etwas anderes. Rechts geht es 1000m hinab zum Glacier de Bionassay, mindestens genauso viel nach Italien Richtung Miagegletscher. Der Grat wird zu schmal um beide Füße nebeneinander zu platzieren. Die Flanken sind zu steil, als dass sie zur Umgehung einladen. Ein Skywalk. Ganz ursprünglich, ohne Sicherheitsglas, aber mit Tiefblick
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(Fotos auf dem Rückweg gemacht)
Wir gehen langsam, aber gleichmäßig. Ein Fuß vor den anderen. Die Sicherungstaktik war genau besprochen. Wenn der Vordermann stürzt sollte die Seilreserve dem hinteren noch Zeit zum Springen auf die Gegenseite geben. Umgekehrt bliebe nur Rufen.
Ein Moment, der zeigt was Seilschaft bedeuten kann. Keine alltägliche Erfahrung. Selten trifft man in den Alpen auf solche Grate.
Trotz Vorbereitung ist es anspruchsvoll, das passende Tempo zu halten. Neben den Steigeisen zeigen sich die Eisbrüche, scheibar direkt an den Schuhen, aber so klein und weit weg.
Nach vielleicht 50m ist das schmalste Stück vorbei, und es wird wieder etwas humaner. Wenngleich immer noch schmaler, als vieles was oft schon als scharfer Firngrat beschrieben wird. Er flacht nun etwas ab, bis wir eine Kuppe erreichen. Vor uns liegen noch einige Meter ebener Grat, aber danach kommt der Horizont. Wir stehen am Gipfel auf 4052m, es ist 7:30. Früh genug, um beim Abstieg noch akzeptable Verhältnisse am Firngrat zu haben. Und genau richtig für einen einmaligen Sonnenaufgang, 3000m über Chamonix.
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Vor uns liegt nun ein langer Abstieg, und besonders der Grat verlangt nocheinmal volle Konzentration. Mit dem Gegenanstieg Richtug Dome werden wir immer langsamer. Als wir nach einer kurzen Pause auf der Gouterhütte und Zeltabbau an der Tête Rousse endlich an der Tramway-Station stehen, waren wir 15 Stunden unterwegs..
hier noch ein Foto der schmalen Gratpassagen, wir hatten da keinen Nerv zum Bilder machen
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