Traditionell schließe ich mich einmal im Jahr einer Tour an die ein befreundeter Fachübungsleiter des DAV organisiert. Dieses Mal hatte er den Gran Paradiso aufs Programm gesetzt. Wir fuhren also nach Pont im Val Savarenche und stiegen nachmittags zum Rifugio Vittorio Emanuele II auf. Vom Parkplatz sieht man bereits das Ziel des nächsten Tages, die Becca di Monciair (links):
pont.JPG
Ich glaube ich habe bisher kein Gebiet besucht, welches so stark von der Klimakatastrophe betroffen ist wie diese Gegend. Der Eisrückgang der letzten Jahre ist gewaltig. Auch momentan sind die Gletscher in einem sehr schlechten Zustand was die Firnbedeckung anbelangt.
Ciarforon und Becca di Monciair gesehen von der Hütte:
hüttenblick.JPG
Am nächsten Morgen ging es also zur B. di Monciair. Über den Monciair-Gletscher, einen steileren Eishang und einen inzwischen größtenteils ausgeaperten steilen Schutt- und Schrofenhang ging es hinauf zum Col del Ciarforon.
Von dort schaut man nach Nordwesten zur Mont Blanc-Gruppe:
aufstieg monciair.JPG
Die Hütte kann man oberhalb der großen 1850er-Moräne des Moncorve-Gletschers erahnen.
Am Alpenrand stauen sich wie fast an jedem schönen Sommertag die Quellwolken:
wolken monciair.JPG
Vom Col sieht man hinauf zum 3544m hohen, schuttigen Gipfel:
gipfel monciair.JPG
Auf dem Grat gibt es eine kurze Schlüsselstelle, wo man ausgesetzt über eine 2m-Stufe in ein Mini-Schärtchen abklettern muss. Ansonsten Schrofen und steiler Schutt, welcher viel Trittsicherheit verlangt.
Angesichts des vielen Schutts, brüchigem Fels und eines geröllbedeckten Gletschers ist das ganze keine empfehlenswerte Bergfahrt. Wir waren die einzigen an diesem Tag und wahrscheinlich wird dieser Berg auch sonst nur sehr selten im Sommer bestiegen. Dies ist in diesem Fall aber auch verständlich.
Am Sonntag sollte es auf die Tresenta gehen. Doch nachdem ich sah, welch trostloser Schutthaufen dieser einst eisgepanzerte Berg inzwischen geworden ist musste eine Alternative her. Der sehr freundliche und zuvorkommende (er hätte mir sogar Eisschrauben für den Ciarforon ausgeliehen wenn ich nicht welche gehabt hätte) aber des Englischen und Deutschen nicht sehr mächtige Hüttenwirt hatte zum Glück einen alten AV-Führer in seiner Bibliothek und so konnte ich eine Besteigung des Ciarforon über den Nordostgrat ins Auge fassen. Am nächsten Morgen machten sich Franzi, Siggi und ich auf den Weg zum Ciarforon. Die anderen gingen zur Tresenta.
Über den fast völlig ausgeaperten Moncorve-Gletscher stiegen wir, zum Schluss sehr steil, auf den Verbindungsgrat zw. Ciarforon und Tresenta.
Von dort schaut man wieder auf das obligatorische und schöne Wolkenmeer im Süden:
aufstieg ciarforon.jpg
Über den zunächst etwas brüchigen Grat ging es Steinmännern folgend an den Fuß eines großen Felsturmes. An seiner Südseite wird über eine Parallelrippe die Scharte hinter diesem Turm gewonnen. Was nun folgte war der beste alpine Fels den ich dieses Jahr unter die Schuhsohlen bekommen habe! Superfest und griffig ging es im steilen Gelände (trotzdem nur I und II) aufwärts. Es gab sogar ein paar neue Bohrhaken und drei, vier eingerichtete Abseilstände.
Bei trockenem Fels ist eine Sicherung für Normalbergsteiger aber nicht nötig. Nur an einer kurzen Passage im unteren III. Grad haben wir im Abstieg abgeseilt. Am Punkt 3492m endet der Felsgrat. Nun ging es über einen ca. 45-50° Grad steilen und harten Firnhang aufwärts. Hier habe ich (seit langem wieder einmal) 40-60 Stufen gehackt. Wenn es echtes Blankeis gewesen wäre hätten wir sichern müssen denn der Hang endet über der Nordwand. Anschließend ging es über Blockwerk und mäßig steile Firnhänge zur großen, flachen Gipfelhochfläche. Nach 4h erreichten wir das 3642m hohe Ziel.
Am Gipfel erblickt man den vielleicht dominantesten Einzelberg der Alpen, den Monte Viso:
Mon Viso.jpg
Aber natürlich fordert auch das Ziel des nächsten Tages sein Recht, der Gran Paradiso:
paradiso.JPG
Nachdem wir den heiklen Firnhang hinter uns gelassen hatten konnten wir den Fels auch im Abstieg genießen:
abstieg ciarforon.JPG
Vom Moncorve-Gletscher ein Blick zurück zum Nordostgrat:
ciarforon.JPG
Wenn der steile Firnhang - im Juli vielleicht- Trittfirn aufweist wäre das eine der schönsten Hochtouren die ich kenne. Kaum zu glauben angesichts der Schuttberge der Umgebung. Wir waren auch an diesem Tag wieder die einzigen am Berg. Wenn man bei dieser Tour zum Lindwurm am Gran Paradiso hinaufgeschaut hat konnte man nur dankbar sein für die Engstirnigkeit der Massen. Aber ich gebe zu, wenn ich nur 2 Tage Zeit gehabt hätte wäre ich auch auf den Paradiso und nicht auf den Ciarforon.
Nach dem Sonntagsansturm sollte es also am ruhigeren Montag auf den Paradiso gehen. Mit dem Ciarforonaufstieg kann der Normalweg auf diesen Berg in keiner Weise mithalten aber die Aussicht ist natürlich gigantisch.
Um 4.40 Uhr ging es los und der Aufstieg zum Paradisogletscher entlang des Gletscherbaches war keine gute Wahl. Im Dunkeln ging es über vereiste Platten und eine etwas unangenehme Felsstufe. Diese Variante kostete sicher einiges an Zeit. Bei Tagesanbruch erreichten wir den weit zurückgeschmolzenen Gletscher und weiter oben eröffnete sich der Blick nach Süden:
tresenta.jpg
Die Tresenta schaut hier nach einem richtig schneidigen Berg aus, aber die Draufsicht täuscht gewaltig. Es war übrigens (wie schon an den Vortagen) ziemlich kalt mit einem eisigen Nordwind. Beim erreichen des Gipfelstocks steuerten wir gleich die Scharte zw. Madonnengipfel (Bildmitte) und dem niedriger wirkenden Hauptgipfel (links) an:
gipfelstock.JPG
(Das Bild entstand beim Abstieg)
Von hier kann man die Madonna über den kurzen Felsaufschwung (II-III) erklettern. Neben den Standhaken gibt es auch einen Zwischenhaken. Diese Variante ist sicher empfehlenswert wenn am Normalweg auf der anderen Seite der Stau zu groß wird.
Vom Madonnengipfel schaut man hinüber zu den Südabstürzen der Mont Blanc-Gruppe:
montblanc.JPG
Blick nach Süden:
gipfelmadonna.JPG
Hier sieht man hinunter zur Scharte und hinüber zum 4061m hohen Hauptgipfel:
hauptgipfel.JPG
Direkt rechts des blau gekleideten Bergsteigers (diese Gruppe begnügte sich mit dem erreichen der Scharte) kann man äußerst ausgesetzt aber leicht den Felsaufschwung erklettern. Oben gibt es auch wieder eine Abseilschlinge.
Allmählich kamen die ersten Bergsteiger über die „Normalroute“ zur Madonna:
gipfelmadonna2.JPG
Franzi und ich seilten daher schnell zurück in die Scharte und kletterten hinauf zum Hauptgipfel.
Von hier überschaut man einen Großteil der Walliser Alpen:
walliser2.JPG
Etwas herangezoomt:
walliser.JPG
Weisshorn, Dent Blanche, Matterhorn, Mischabel, Breithorn…
Blick hinunter auf Ciarforon und Becca di Monciair (der Zacken rechts der Schneekalotte), in der Ferne links der Bildmitte wieder der Monte Viso:
ciarforonmonciair.JPG
Franzi hält schon Ausschau nach neuen Zielen:
hauptgipfel2.JPG
(Die Madonna erscheint hier fälschlicherweise als der höhere Gipfel)
Es gibt wohl kaum einen Berg in den Alpen, wo mehr Menschen auf dem zweithöchsten Punkt standen (und denken sie wären auf dem Paradiso gewesen) und relativ dazu so wenige auf dem höchsten. Während unseres Aufenthalts im Gipfelbereich waren wir die einzigen die zum Steinmann hinübergeklettert sind und wahrscheinlich die einzigen an diesem Tag.
Den Gletscher sind wir aufgrund des immer noch harten Firns auch im Abstieg seilfrei gegangen. Spalten waren weit und breit keine zu sehen und der Bergschrund ist zur Zeit praktisch nicht vorhanden.
Nach einem gemütlichen Abstieg und letzter Übernachtung auf der „Emanuele“ (ach wie zweideutig) fuhren wir am Dienstag nach Hause.
pont.JPG
Ich glaube ich habe bisher kein Gebiet besucht, welches so stark von der Klimakatastrophe betroffen ist wie diese Gegend. Der Eisrückgang der letzten Jahre ist gewaltig. Auch momentan sind die Gletscher in einem sehr schlechten Zustand was die Firnbedeckung anbelangt.
Ciarforon und Becca di Monciair gesehen von der Hütte:
hüttenblick.JPG
Am nächsten Morgen ging es also zur B. di Monciair. Über den Monciair-Gletscher, einen steileren Eishang und einen inzwischen größtenteils ausgeaperten steilen Schutt- und Schrofenhang ging es hinauf zum Col del Ciarforon.
Von dort schaut man nach Nordwesten zur Mont Blanc-Gruppe:
aufstieg monciair.JPG
Die Hütte kann man oberhalb der großen 1850er-Moräne des Moncorve-Gletschers erahnen.
Am Alpenrand stauen sich wie fast an jedem schönen Sommertag die Quellwolken:
wolken monciair.JPG
Vom Col sieht man hinauf zum 3544m hohen, schuttigen Gipfel:
gipfel monciair.JPG
Auf dem Grat gibt es eine kurze Schlüsselstelle, wo man ausgesetzt über eine 2m-Stufe in ein Mini-Schärtchen abklettern muss. Ansonsten Schrofen und steiler Schutt, welcher viel Trittsicherheit verlangt.
Angesichts des vielen Schutts, brüchigem Fels und eines geröllbedeckten Gletschers ist das ganze keine empfehlenswerte Bergfahrt. Wir waren die einzigen an diesem Tag und wahrscheinlich wird dieser Berg auch sonst nur sehr selten im Sommer bestiegen. Dies ist in diesem Fall aber auch verständlich.
Am Sonntag sollte es auf die Tresenta gehen. Doch nachdem ich sah, welch trostloser Schutthaufen dieser einst eisgepanzerte Berg inzwischen geworden ist musste eine Alternative her. Der sehr freundliche und zuvorkommende (er hätte mir sogar Eisschrauben für den Ciarforon ausgeliehen wenn ich nicht welche gehabt hätte) aber des Englischen und Deutschen nicht sehr mächtige Hüttenwirt hatte zum Glück einen alten AV-Führer in seiner Bibliothek und so konnte ich eine Besteigung des Ciarforon über den Nordostgrat ins Auge fassen. Am nächsten Morgen machten sich Franzi, Siggi und ich auf den Weg zum Ciarforon. Die anderen gingen zur Tresenta.
Über den fast völlig ausgeaperten Moncorve-Gletscher stiegen wir, zum Schluss sehr steil, auf den Verbindungsgrat zw. Ciarforon und Tresenta.
Von dort schaut man wieder auf das obligatorische und schöne Wolkenmeer im Süden:
aufstieg ciarforon.jpg
Über den zunächst etwas brüchigen Grat ging es Steinmännern folgend an den Fuß eines großen Felsturmes. An seiner Südseite wird über eine Parallelrippe die Scharte hinter diesem Turm gewonnen. Was nun folgte war der beste alpine Fels den ich dieses Jahr unter die Schuhsohlen bekommen habe! Superfest und griffig ging es im steilen Gelände (trotzdem nur I und II) aufwärts. Es gab sogar ein paar neue Bohrhaken und drei, vier eingerichtete Abseilstände.
Bei trockenem Fels ist eine Sicherung für Normalbergsteiger aber nicht nötig. Nur an einer kurzen Passage im unteren III. Grad haben wir im Abstieg abgeseilt. Am Punkt 3492m endet der Felsgrat. Nun ging es über einen ca. 45-50° Grad steilen und harten Firnhang aufwärts. Hier habe ich (seit langem wieder einmal) 40-60 Stufen gehackt. Wenn es echtes Blankeis gewesen wäre hätten wir sichern müssen denn der Hang endet über der Nordwand. Anschließend ging es über Blockwerk und mäßig steile Firnhänge zur großen, flachen Gipfelhochfläche. Nach 4h erreichten wir das 3642m hohe Ziel.
Am Gipfel erblickt man den vielleicht dominantesten Einzelberg der Alpen, den Monte Viso:
Mon Viso.jpg
Aber natürlich fordert auch das Ziel des nächsten Tages sein Recht, der Gran Paradiso:
paradiso.JPG
Nachdem wir den heiklen Firnhang hinter uns gelassen hatten konnten wir den Fels auch im Abstieg genießen:
abstieg ciarforon.JPG
Vom Moncorve-Gletscher ein Blick zurück zum Nordostgrat:
ciarforon.JPG
Wenn der steile Firnhang - im Juli vielleicht- Trittfirn aufweist wäre das eine der schönsten Hochtouren die ich kenne. Kaum zu glauben angesichts der Schuttberge der Umgebung. Wir waren auch an diesem Tag wieder die einzigen am Berg. Wenn man bei dieser Tour zum Lindwurm am Gran Paradiso hinaufgeschaut hat konnte man nur dankbar sein für die Engstirnigkeit der Massen. Aber ich gebe zu, wenn ich nur 2 Tage Zeit gehabt hätte wäre ich auch auf den Paradiso und nicht auf den Ciarforon.
Nach dem Sonntagsansturm sollte es also am ruhigeren Montag auf den Paradiso gehen. Mit dem Ciarforonaufstieg kann der Normalweg auf diesen Berg in keiner Weise mithalten aber die Aussicht ist natürlich gigantisch.
Um 4.40 Uhr ging es los und der Aufstieg zum Paradisogletscher entlang des Gletscherbaches war keine gute Wahl. Im Dunkeln ging es über vereiste Platten und eine etwas unangenehme Felsstufe. Diese Variante kostete sicher einiges an Zeit. Bei Tagesanbruch erreichten wir den weit zurückgeschmolzenen Gletscher und weiter oben eröffnete sich der Blick nach Süden:
tresenta.jpg
Die Tresenta schaut hier nach einem richtig schneidigen Berg aus, aber die Draufsicht täuscht gewaltig. Es war übrigens (wie schon an den Vortagen) ziemlich kalt mit einem eisigen Nordwind. Beim erreichen des Gipfelstocks steuerten wir gleich die Scharte zw. Madonnengipfel (Bildmitte) und dem niedriger wirkenden Hauptgipfel (links) an:
gipfelstock.JPG
(Das Bild entstand beim Abstieg)
Von hier kann man die Madonna über den kurzen Felsaufschwung (II-III) erklettern. Neben den Standhaken gibt es auch einen Zwischenhaken. Diese Variante ist sicher empfehlenswert wenn am Normalweg auf der anderen Seite der Stau zu groß wird.
Vom Madonnengipfel schaut man hinüber zu den Südabstürzen der Mont Blanc-Gruppe:
montblanc.JPG
Blick nach Süden:
gipfelmadonna.JPG
Hier sieht man hinunter zur Scharte und hinüber zum 4061m hohen Hauptgipfel:
hauptgipfel.JPG
Direkt rechts des blau gekleideten Bergsteigers (diese Gruppe begnügte sich mit dem erreichen der Scharte) kann man äußerst ausgesetzt aber leicht den Felsaufschwung erklettern. Oben gibt es auch wieder eine Abseilschlinge.
Allmählich kamen die ersten Bergsteiger über die „Normalroute“ zur Madonna:
gipfelmadonna2.JPG
Franzi und ich seilten daher schnell zurück in die Scharte und kletterten hinauf zum Hauptgipfel.
Von hier überschaut man einen Großteil der Walliser Alpen:
walliser2.JPG
Etwas herangezoomt:
walliser.JPG
Weisshorn, Dent Blanche, Matterhorn, Mischabel, Breithorn…
Blick hinunter auf Ciarforon und Becca di Monciair (der Zacken rechts der Schneekalotte), in der Ferne links der Bildmitte wieder der Monte Viso:
ciarforonmonciair.JPG
Franzi hält schon Ausschau nach neuen Zielen:
hauptgipfel2.JPG
(Die Madonna erscheint hier fälschlicherweise als der höhere Gipfel)
Es gibt wohl kaum einen Berg in den Alpen, wo mehr Menschen auf dem zweithöchsten Punkt standen (und denken sie wären auf dem Paradiso gewesen) und relativ dazu so wenige auf dem höchsten. Während unseres Aufenthalts im Gipfelbereich waren wir die einzigen die zum Steinmann hinübergeklettert sind und wahrscheinlich die einzigen an diesem Tag.
Den Gletscher sind wir aufgrund des immer noch harten Firns auch im Abstieg seilfrei gegangen. Spalten waren weit und breit keine zu sehen und der Bergschrund ist zur Zeit praktisch nicht vorhanden.
Nach einem gemütlichen Abstieg und letzter Übernachtung auf der „Emanuele“ (ach wie zweideutig) fuhren wir am Dienstag nach Hause.
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