CIMA TOSA über nördliche Firnrinne
Freitag: Sauwetter und trotzdem ruft der Berg so laut. Irgendwo in den Alpen muss es doch einen Winkel geben, in dem man den Fuß auf einen Gipfel bringen kann? Also haben wir die Wetterberichte und Webcams durchwühlt, sogar die alpine Auskunft um Rat gefragt. Aha, Brentagruppe scheint am Sonntag föhnbegünstigt zu sein. Jetzt noch schnell eine Mannschaft zusammen telefonieren.
Samstag Mittag waren Markus, Martin, Achim und ich auf der Piste. Dummerweise war der Weg von Madonna di Campiglio zum Refugio Vallesinella gesperrt. Also sind wir über den Weg 323. Ab 1500m lag noch der Schnee. Damit haben wir eigentlich nicht gerechnet. Die Recherche zur Tour war auch etwas dünn, wir wollten einfach nur was machen. Ekliger, nasser Schnee. Markus hat geflucht, dass er seine Skier daheim gelassen hat. Dieser Fluch soll uns über die ganze Tour begleiten. Markus ist auch einer der wenigen, dem ich so eine Abfahrt zutraue.
Und tatsächlich, da hören wir ihn wieder, den Ruf des Berges.
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Das Ziel immer vor Augen sind wir gradewegs drauflos geprescht. Aber alle Zielstrebigkeit nützt nichts, wenn man dabei am richtigen Hüttenaufstieg vorbeirennt. Der geht nämlich nach links neben einer schmalen Rinne hoch.
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(hier geht es eigentlich nicht lang)
Das Refugio Brentei haben wir erst gegen Dunkelheit erreicht. Das hat den Nachteil, dass ich erstens die Wasserstelle nicht mehr finden konnte. Die Anderen wollten schon meine Frau benachrichtigen, dass ich verloren gegangen bin. Und zweitens haben wir wegen der späten Stunde die Firnrinne an der Cima Tosa nicht ausreichend von unten studiert. Das hätte uns vielleicht viel Geschleppe von unnötiger Sicherheitsausrüstung erspart. Im Winterraum lagerten schon vier Italiener, die morgens um halb drei aufstehen und die nördliche Firnrinne mit Ski angehen wollen. Markus schaut neidig.
Das Argument für deren frühen Aufstieg haben wir nicht nachvollziehen können. Die erste Sonne erreicht wohl die Wände seitlich der Rinne und löst unangenehmen Steinschlag aus. Die Temperaturen waren aber so tief und der Himmel sollte auch am nächsten Morgen bedeckt bleiben. In der Rinne hat man schließlich auch keine Spuren von Steinschlag gesehen. Zu wärmeren Zeiten sieht das sicher anders aus.
Wir schliefen also eine Stunde länger. Ich nicht wirklich, denn mein Pseudoschlafsack war viel zu dünn. Dann kurz nochmal Wasser aufwärmen und los. Um halb sechs erreichten wir den Fuß der Rinne. Oben sieht man die Italiener grade beim Verlassen des Frühstücksplatzes, wo sie wohl die Ski gegen Steigeisen getauscht haben.
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Der angenehm tragfähige Harschdeckel während des Zustieges wurde im Lawinenkegel unter der Rinne dünner, und bald ging es los mit Spurarbeit durch kompakten, trockenen Firn. Ab dem Frühstücksplatz folgten wir dann der italienischen Spur. Herzlichen Dank hier noch mal für die Vorarbeit.
Der Eiswulst ließ sich links umgehen. Das hätte man vielleicht von unten sehen können. Wir schleppten Seile und Schrauben noch ein Stück mit. Erstmal checken, wie die Lage oben ist.
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Kurz über dem Wulst haben wir dann Seil, Schlosserei, zweites Eisgerät etc. deponiert. Es war klar, dass wir hier wieder absteigen werden. Der Südabstieg ist bei der Schneelage ohne Ski nicht in vernünftiger Zeit zu machen. Und wahrscheinlich auch nicht lawinensicher.
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Ab 2700m lag ordentlich Neuschnee in der Rinne. Markus hat noch versucht die Italiener beim Spuren zu unterstützen, aber er konnte sie bis zum Gipfel gar nicht einholen. Die sind echt unglaublich fit.
Ab 2900m wurde der Wind fast unerträglich. Um halb neun endlich auf dem Gipfel. Da haben wir uns nicht lange aufgehalten. Kurzer Händedruck mit den Italienern und wieder runter. Achim wollte das Berg Heil erst nach dem Abstieg aussprechen. Sehr gute Einstellung, den die Tour ist oben noch lange nicht zu Ende.
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Martin hat lieber seine Nase in den Schnee gedrückt als sich vom Sturm einfrosten zu lassen. Das war seine erste Firntour in der Länge. Da hat er sich echt gut geschlagen.
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Runter ging es dann zackig. An den steilen Stellen mit dem Gesicht zur Wand.
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Unglaublich, dass hier jemand auf Ski durchfährt.
An den flachen Passagen geht’s im Expressgang auf dem Hosenboden hinab.
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Hier noch ein Rückblick auf die Rinne.
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Dann gab es nochmal Brotzeit im Winterraum. Der ist recht ordentlich. Es gibt keinen Kocher, Decken sind ausreichend vorhanden. Abgestiegen sind wir dann über den richtigen Weg direkt unter der Hütte. Der war problemlos zu gehen und an den steileren Stellen auch schon aper.
Fazit: Schöne Tour, die aber keinerlei technische Herausforderung stellt. Konditionell anspruchsvoll trotz nur je 1100Hm/Tag. Das hab ich zumindest so empfunden nach einer längeren Zwangspause. Meine Begleiter hatten keinerlei Probleme.
Die Bedingungen werden sicher noch besser diese Jahr, wenn die Hüttenzugänge aper sind und der Neuschnee sich setzt. Zu warm sollte es sicher nicht sein. Dann hagelt es wahrscheinlich wirklich Steine.
Freitag: Sauwetter und trotzdem ruft der Berg so laut. Irgendwo in den Alpen muss es doch einen Winkel geben, in dem man den Fuß auf einen Gipfel bringen kann? Also haben wir die Wetterberichte und Webcams durchwühlt, sogar die alpine Auskunft um Rat gefragt. Aha, Brentagruppe scheint am Sonntag föhnbegünstigt zu sein. Jetzt noch schnell eine Mannschaft zusammen telefonieren.
Samstag Mittag waren Markus, Martin, Achim und ich auf der Piste. Dummerweise war der Weg von Madonna di Campiglio zum Refugio Vallesinella gesperrt. Also sind wir über den Weg 323. Ab 1500m lag noch der Schnee. Damit haben wir eigentlich nicht gerechnet. Die Recherche zur Tour war auch etwas dünn, wir wollten einfach nur was machen. Ekliger, nasser Schnee. Markus hat geflucht, dass er seine Skier daheim gelassen hat. Dieser Fluch soll uns über die ganze Tour begleiten. Markus ist auch einer der wenigen, dem ich so eine Abfahrt zutraue.
Und tatsächlich, da hören wir ihn wieder, den Ruf des Berges.
Bild 1.jpg
Das Ziel immer vor Augen sind wir gradewegs drauflos geprescht. Aber alle Zielstrebigkeit nützt nichts, wenn man dabei am richtigen Hüttenaufstieg vorbeirennt. Der geht nämlich nach links neben einer schmalen Rinne hoch.
Bild 2.jpg
(hier geht es eigentlich nicht lang)
Das Refugio Brentei haben wir erst gegen Dunkelheit erreicht. Das hat den Nachteil, dass ich erstens die Wasserstelle nicht mehr finden konnte. Die Anderen wollten schon meine Frau benachrichtigen, dass ich verloren gegangen bin. Und zweitens haben wir wegen der späten Stunde die Firnrinne an der Cima Tosa nicht ausreichend von unten studiert. Das hätte uns vielleicht viel Geschleppe von unnötiger Sicherheitsausrüstung erspart. Im Winterraum lagerten schon vier Italiener, die morgens um halb drei aufstehen und die nördliche Firnrinne mit Ski angehen wollen. Markus schaut neidig.
Das Argument für deren frühen Aufstieg haben wir nicht nachvollziehen können. Die erste Sonne erreicht wohl die Wände seitlich der Rinne und löst unangenehmen Steinschlag aus. Die Temperaturen waren aber so tief und der Himmel sollte auch am nächsten Morgen bedeckt bleiben. In der Rinne hat man schließlich auch keine Spuren von Steinschlag gesehen. Zu wärmeren Zeiten sieht das sicher anders aus.
Wir schliefen also eine Stunde länger. Ich nicht wirklich, denn mein Pseudoschlafsack war viel zu dünn. Dann kurz nochmal Wasser aufwärmen und los. Um halb sechs erreichten wir den Fuß der Rinne. Oben sieht man die Italiener grade beim Verlassen des Frühstücksplatzes, wo sie wohl die Ski gegen Steigeisen getauscht haben.
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Der angenehm tragfähige Harschdeckel während des Zustieges wurde im Lawinenkegel unter der Rinne dünner, und bald ging es los mit Spurarbeit durch kompakten, trockenen Firn. Ab dem Frühstücksplatz folgten wir dann der italienischen Spur. Herzlichen Dank hier noch mal für die Vorarbeit.
Der Eiswulst ließ sich links umgehen. Das hätte man vielleicht von unten sehen können. Wir schleppten Seile und Schrauben noch ein Stück mit. Erstmal checken, wie die Lage oben ist.
Bild 4.jpg
Kurz über dem Wulst haben wir dann Seil, Schlosserei, zweites Eisgerät etc. deponiert. Es war klar, dass wir hier wieder absteigen werden. Der Südabstieg ist bei der Schneelage ohne Ski nicht in vernünftiger Zeit zu machen. Und wahrscheinlich auch nicht lawinensicher.
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Ab 2700m lag ordentlich Neuschnee in der Rinne. Markus hat noch versucht die Italiener beim Spuren zu unterstützen, aber er konnte sie bis zum Gipfel gar nicht einholen. Die sind echt unglaublich fit.
Ab 2900m wurde der Wind fast unerträglich. Um halb neun endlich auf dem Gipfel. Da haben wir uns nicht lange aufgehalten. Kurzer Händedruck mit den Italienern und wieder runter. Achim wollte das Berg Heil erst nach dem Abstieg aussprechen. Sehr gute Einstellung, den die Tour ist oben noch lange nicht zu Ende.
Bild 6.jpg
Martin hat lieber seine Nase in den Schnee gedrückt als sich vom Sturm einfrosten zu lassen. Das war seine erste Firntour in der Länge. Da hat er sich echt gut geschlagen.
Bild 7.jpg
Runter ging es dann zackig. An den steilen Stellen mit dem Gesicht zur Wand.
Bild 8.jpg
Unglaublich, dass hier jemand auf Ski durchfährt.
An den flachen Passagen geht’s im Expressgang auf dem Hosenboden hinab.
Bild 9.jpg
Hier noch ein Rückblick auf die Rinne.
Bild 10.jpg
Dann gab es nochmal Brotzeit im Winterraum. Der ist recht ordentlich. Es gibt keinen Kocher, Decken sind ausreichend vorhanden. Abgestiegen sind wir dann über den richtigen Weg direkt unter der Hütte. Der war problemlos zu gehen und an den steileren Stellen auch schon aper.
Fazit: Schöne Tour, die aber keinerlei technische Herausforderung stellt. Konditionell anspruchsvoll trotz nur je 1100Hm/Tag. Das hab ich zumindest so empfunden nach einer längeren Zwangspause. Meine Begleiter hatten keinerlei Probleme.
Die Bedingungen werden sicher noch besser diese Jahr, wenn die Hüttenzugänge aper sind und der Neuschnee sich setzt. Zu warm sollte es sicher nicht sein. Dann hagelt es wahrscheinlich wirklich Steine.
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