Motive um auf hohe Berge zu gehen mag es viele geben, solche um gleich 3mal im Jahr den Ortler zu erklimmen aber wohl schon weniger. Wir betrachten Berge wie den Ortler nicht als zu absolvierenden Listeneintrag oder Bestätigung des eigenen Könnens, sondern sind einfach fasziniert von deren Gestalt und Ausstrahlung (wenngleich es - zugegeben - formschönere Gipfel auf dieser Welt gibt). Als mich am Freitagvormittag mein Kollege in der Arbeit anruft und fragt, ob wir nach der Schibesteigung im Mai, dem Hintergrat im Juli jetzt auch den Meranerweg gehen brauchte ich nicht lange überlegen. Um kurz vor vier am Freitagnachmittag starten wir von Igls bei Innsbruck, pünktlich um 19:00 Uhr sind wir zum Abendessen auf der Berglhütte.
Aufstieg (Meraner Weg)
Nach einer dank langer Quatscherei doch eher kurzen Nacht in der wie immer perfekt geführten und urigen Berglhütte (2188m) geht es am nächsten Morgen um 5:00h im Schein der Stirnlampen los. Vor ca. zwei Wochen wurde die Route lt. Hüttenwirt das letzte Mal begangen, umso spannender also die Frage wie sich der obere Gratabschnitt nach den letzten Schneefällen präsentiert. Wir kommen im Dunkeln zügig höher, etwa auf Höhe der Marmor-Gedenktafel heißt es dann Licht aus. Ab hier liegt auch durchgehend Schnee, das Drahtseil hinauf zum Pleisshorn muss stellenweise erst ausgegraben werden. Alles in allem aber keine größeren Schwierigkeiten sofern man mit den Bedingungen umzugehen weiß. Die Versicherungen sind in großteils gutem Zustand, einzig das noch recht neue Hanfseil ist an einem II-IIIer Abschnitt schon kurz vor dem Durchreißen - Hände und vor allem Gewicht weg! Nachdem wir die Leiter und die anschließende kurze letzte Kletterpassage absolviert haben legen wir die Steigeisen an und steigen zum Beginn des Gletschers auf. Dank des bereits etwas gesetzten Neuschnees ist das Spuren fast mühelos möglich, einzig die erkennbaren Spalten erfordern immer wieder die eine oder andere S-Kurve. Irgendwie hatten wir von den im Internet befindlichen Bildern eine fälschlichen Eindruck von der Weite des Gletschers erhalten. Jedenfalls stehen wir rascher als erwartet kurz vor der Einmündung in den Normalweg und können kaum glauben, welche Kolonnen sich hier von der Payerhütte heraufquälen. Nach der Einsamkeit am Meranerweg ein kleiner Schock, aber das perfekte Wetter und die guten Bedingungen bleiben natürlich auch auf den anderen Routen nicht ungenutzt.
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Gipfel
Am Gipfel ist trotz der Uhrzeit (ca. 8:30 Uhr) bereits Einiges los, nicht zu vergleichen mit der Einsamkeit bei unserer Schitour im Mai diesen Jahres. Wir halten uns nicht lange auf und entfliehen gleich wieder dem Trubel.
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Abstieg (Normalweg)
Als wir wieder bei unserer Aufstiegsspur vom Meranerweg angelangt sind überlegen wir eventuell auch über diesen abzusteigen - im Nachhinein wäre es wohl die bessere Entscheidung gewesen. Wir bleiben aber doch am Normalweg, nutzen das Wetter und die frühe Tageszeit für viele Fotos und stellen erfreut fest, dass die Abseilstelle beim Lombardi-Biwak dank des Neuschnees bequem umgangen werden kann. Was wir allerdings nicht erwartet hatten, waren der Stau und vor allem die unschönen Szenen, die sich vor dem etwas ausgesetzten Grat bzw. dem Wandl abspielten. Fast 1 1/2h Stunden braucht es ehe wir die Stelle passieren können, davor buhlen selbsternannte Alpinisten um die Vorherrschaft, steigen über teils verängstigt am Grat festsitzende Leute anstatt ihnen weiterzuhelfen, fluchen, schimpfen und stecken schließlich selbst fest. Die Stellen sind klettertechnisch nicht schwierig, allerdings sehr ausgesetzt und abgegriffen. Wenn dann noch Seile verschiedener Seilschaften ineinander verkeilt sind, Leute in Panik geraten, andere ihr (Nicht) Können und Fehlverhalten demonstrieren wollen wird es allerdings grenzwertig. Wir bleiben in Respektabstand vor dem Grat sitzen, warten ab bis sich die Situation beruhigt hat. Irgendwann löst sich dank einiger heimischer Bergführer und energischer Wortgefechte der Knoten, wir passieren die Stellen und steigen rasch über die Payerhütte hinab retour zur Berglhütte.
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Fazit
Der Meranerweg ist für uns eindeutig die gegenüber Normalweg und Hintergrat bevorzugte Route auf den Ortler (abgesehen von der Schibesteigung, denn einen schöneren Abstieg gibt es einfach nicht). Aufgrund der Länge (an die 1800Hm bis zum Gipfel sind zu absolvieren) und der Ausgesetztheit herrscht wohl selten Gedränge - wenn überhaupt andere Personen unterwegs sind. Zwar ist der Hintergrat klettertechnisch interessanter und bietet festeren und schöneren Fels, aber auch hier sind an einem Tag wie heute Kolonnen vor den schwierigeren Passagen nicht zu vermeiden. Wer den Meranerweg ebenfalls gehen will sollte folgendes Bedenken: trotz 3 mit Draht- und / oder Hanfseilen versicherter eher kürzerer Abschnitte und einer kurzen Leiter ist die Route weit weg von einem Klettersteig, im Gegenteil. Die ersten ca. 700 Hm weisen noch Punkte und Pfeile den Weg, dann wird deren Anzahl und Farbe abrupt weniger und verblasst. Da die Sonne selbst Ende August den oberen Abschnitt nicht mehr erreicht - wenn dann ohnehin nur im Hochsommer kurz - vereist der "Weg" schnell. Die Schneeauflage muss nicht unbedingt vom Nachteil sein - uns kam das Gehen, Steigen, Klettern mit Steigeisen auf dem harten Schnee im oberen Teil angenehmer vor als auf den bröseligen und schottrigen Untergrund weiter unten.
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Gehzeit
Wir waren in ca. 3,5h am Gipfel, übliche Gehzeiten sind etwa 5-6 Stunden (hängt auch davon ab, wieviel man unterwegs sichert). Hinunter vom Gipfel über den Normalweg zur Berglhütte brauchten wir übrigens an die 6 Stunden...
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Wenn Zeit ist gerne.
Aufstieg (Meraner Weg)
Nach einer dank langer Quatscherei doch eher kurzen Nacht in der wie immer perfekt geführten und urigen Berglhütte (2188m) geht es am nächsten Morgen um 5:00h im Schein der Stirnlampen los. Vor ca. zwei Wochen wurde die Route lt. Hüttenwirt das letzte Mal begangen, umso spannender also die Frage wie sich der obere Gratabschnitt nach den letzten Schneefällen präsentiert. Wir kommen im Dunkeln zügig höher, etwa auf Höhe der Marmor-Gedenktafel heißt es dann Licht aus. Ab hier liegt auch durchgehend Schnee, das Drahtseil hinauf zum Pleisshorn muss stellenweise erst ausgegraben werden. Alles in allem aber keine größeren Schwierigkeiten sofern man mit den Bedingungen umzugehen weiß. Die Versicherungen sind in großteils gutem Zustand, einzig das noch recht neue Hanfseil ist an einem II-IIIer Abschnitt schon kurz vor dem Durchreißen - Hände und vor allem Gewicht weg! Nachdem wir die Leiter und die anschließende kurze letzte Kletterpassage absolviert haben legen wir die Steigeisen an und steigen zum Beginn des Gletschers auf. Dank des bereits etwas gesetzten Neuschnees ist das Spuren fast mühelos möglich, einzig die erkennbaren Spalten erfordern immer wieder die eine oder andere S-Kurve. Irgendwie hatten wir von den im Internet befindlichen Bildern eine fälschlichen Eindruck von der Weite des Gletschers erhalten. Jedenfalls stehen wir rascher als erwartet kurz vor der Einmündung in den Normalweg und können kaum glauben, welche Kolonnen sich hier von der Payerhütte heraufquälen. Nach der Einsamkeit am Meranerweg ein kleiner Schock, aber das perfekte Wetter und die guten Bedingungen bleiben natürlich auch auf den anderen Routen nicht ungenutzt.
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Gipfel
Am Gipfel ist trotz der Uhrzeit (ca. 8:30 Uhr) bereits Einiges los, nicht zu vergleichen mit der Einsamkeit bei unserer Schitour im Mai diesen Jahres. Wir halten uns nicht lange auf und entfliehen gleich wieder dem Trubel.
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Abstieg (Normalweg)
Als wir wieder bei unserer Aufstiegsspur vom Meranerweg angelangt sind überlegen wir eventuell auch über diesen abzusteigen - im Nachhinein wäre es wohl die bessere Entscheidung gewesen. Wir bleiben aber doch am Normalweg, nutzen das Wetter und die frühe Tageszeit für viele Fotos und stellen erfreut fest, dass die Abseilstelle beim Lombardi-Biwak dank des Neuschnees bequem umgangen werden kann. Was wir allerdings nicht erwartet hatten, waren der Stau und vor allem die unschönen Szenen, die sich vor dem etwas ausgesetzten Grat bzw. dem Wandl abspielten. Fast 1 1/2h Stunden braucht es ehe wir die Stelle passieren können, davor buhlen selbsternannte Alpinisten um die Vorherrschaft, steigen über teils verängstigt am Grat festsitzende Leute anstatt ihnen weiterzuhelfen, fluchen, schimpfen und stecken schließlich selbst fest. Die Stellen sind klettertechnisch nicht schwierig, allerdings sehr ausgesetzt und abgegriffen. Wenn dann noch Seile verschiedener Seilschaften ineinander verkeilt sind, Leute in Panik geraten, andere ihr (Nicht) Können und Fehlverhalten demonstrieren wollen wird es allerdings grenzwertig. Wir bleiben in Respektabstand vor dem Grat sitzen, warten ab bis sich die Situation beruhigt hat. Irgendwann löst sich dank einiger heimischer Bergführer und energischer Wortgefechte der Knoten, wir passieren die Stellen und steigen rasch über die Payerhütte hinab retour zur Berglhütte.
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Fazit
Der Meranerweg ist für uns eindeutig die gegenüber Normalweg und Hintergrat bevorzugte Route auf den Ortler (abgesehen von der Schibesteigung, denn einen schöneren Abstieg gibt es einfach nicht). Aufgrund der Länge (an die 1800Hm bis zum Gipfel sind zu absolvieren) und der Ausgesetztheit herrscht wohl selten Gedränge - wenn überhaupt andere Personen unterwegs sind. Zwar ist der Hintergrat klettertechnisch interessanter und bietet festeren und schöneren Fels, aber auch hier sind an einem Tag wie heute Kolonnen vor den schwierigeren Passagen nicht zu vermeiden. Wer den Meranerweg ebenfalls gehen will sollte folgendes Bedenken: trotz 3 mit Draht- und / oder Hanfseilen versicherter eher kürzerer Abschnitte und einer kurzen Leiter ist die Route weit weg von einem Klettersteig, im Gegenteil. Die ersten ca. 700 Hm weisen noch Punkte und Pfeile den Weg, dann wird deren Anzahl und Farbe abrupt weniger und verblasst. Da die Sonne selbst Ende August den oberen Abschnitt nicht mehr erreicht - wenn dann ohnehin nur im Hochsommer kurz - vereist der "Weg" schnell. Die Schneeauflage muss nicht unbedingt vom Nachteil sein - uns kam das Gehen, Steigen, Klettern mit Steigeisen auf dem harten Schnee im oberen Teil angenehmer vor als auf den bröseligen und schottrigen Untergrund weiter unten.
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Gehzeit
Wir waren in ca. 3,5h am Gipfel, übliche Gehzeiten sind etwa 5-6 Stunden (hängt auch davon ab, wieviel man unterwegs sichert). Hinunter vom Gipfel über den Normalweg zur Berglhütte brauchten wir übrigens an die 6 Stunden...
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