Piz Cambrena (3.602 m. ü. NN), über „Nordwestsporn“; free solo
Datum:
22.09.2019
Nachdem ich am 21.09.2019 bereits über den Normalweg auf dem Piz Palü war und das bis dato super Wetter sich verschlechtern sollte, lies ich es am Sonntag langsam angehen.
Es kam wie angekündigt, bis zur Diavolezza-Hütte Nebel, tief hängende Wolkenfetzen und leichter Nieselregen; mit anderen Worten, adieu Kuffner-Route über den östlichen Nordwandpfeiler, damit auch für den 23.09.
Was tun? Was kann man noch so unternehmen? Dank der Ostalpen-Bibel „100 Hochtouren in den Ostalpen“ (Danke E. Schmitt / W. Pusch + Rother Verlag!!) gab es ja da noch den Piz Cambrena. Auf Grund der Uhrzeit war klar, es wird dann heute nur ein erstes Beschnuppern.
Um es vorweg zu nehmen, ich bin nur etwa 50 % der Routenhöhe aufgestiegen, ab und zu auch mal geklettert, habe mir dann einen gemütlichen Sitz- und Mittagspausenplatz gesucht und die Aussicht genossen.
Auch bin ich nicht exakt die eigentliche Route nachgeklettert.
Nun ein paar Fotos und einige technische Kletterinfos + Routenbeschreibungen zu meinem Sonntags-Ausflug:
Foto175.JPG
…abfotografiert aus dem Buch „Hochtouren Ostalpen“; der orange Pfeil zeigt in etwa meinen Aussichts- und Umkehrpunkt und meine „Tea-Time-Stelle“
image_585998.jpg
…los ging es um 10.00 Uhr; Ihr seht hinten den spitzen Kegel des Piz Trovat, welchen man auf dem Weg zum Cambrena Eisbruch und zum Normalweg auf den Piz Palü links umwandern muss
Foto110.JPG
…kurz vor dem Abstieg vom Felsrücken hinter dem P. Trovat runter zum Eis begegneten mir zwei sichtbar genervte Italiener; sie wollten morgens den Ostpfeiler am Piz Palü klettern und hatte wegen der Witterung dann den Rückweg Richtung Seilbahn angetreten
Foto116.JPG
…gemäß der roten Linie im Kletterführer muss links irgendwo der Einstieg in den Nordwestsporn sein; ich bin aber noch einige Meter weiter und dann links hinter der Felskante einer breiten Schutt- und Felsrinne folgend hoch zum Grat aufgestiegen
Foto118.JPG
…hier ist die Rinne; weiter oben gibt es eine markante grünliche Felswand, welche ich als erstes Zwischenziel und als
Orientierungspunkt ansteuerte; von ihr muss man dann noch so etwa 50 Höhenmeter bis zum Grat klettern; trotz des losen Schutts ist alles easy, allerdings sollte man seine Tritte schon sehr vorsichtig setzen; Ach ja, möglichst links halten! Ich habe es zwar nicht erlebt, aber die rechte Wand kann sicher auch mal „Steinchen“ werfen
Foto123.JPG
…falls Ihr die Rinne nehmt, es gibt keinen exakten Weg, entweder entscheidet man sich weiter oben für Schutt oder für plattiges Felsgelände; die schrägen Platten und Felsen liegen alle so bei einer komfortablen UIAA II
Foto126.JPG
…kurz vor 13.00 Uhr war der Grat erreicht; nachdem ich zwischenzeitlich die Steigeisen für´s Felsklettern abgelegt hatte, kamen sie jetzt wieder dran
Foto129.JPG
…der Normalweg verläuft laut Buch links im Felsdreieck; wegen von oben abgerutschtem Nassschnee am Einstieg + weil ich von unten rechts an der senkrechten Wand eine Art Couloir entdeckt hatte, hangelte ich mich oberhalb des Schneefeldes rechts an einer dann doch überraschend suboptimalen Felsecke vorbei (so ca. M4-)
Foto133.JPG
…der Beginn der Felsecke; rechts geht es etwa 20 Meter und fast senkrecht runter; die tatsächlich für die Eisgeräte nutzbaren Risse, Löcher und Spalten um den Fels herum waren überschaubar; an der Stelle konnte ich noch halbwegs gut stehen und fotografieren, daher sind die am Gurt angebrachten Gummi-Fangleinen beim Foto machen nicht an den Äxten
Foto138.JPG
…hinter der Ecke mit Blick nach oben; das war noch nicht das von mir angepeilte Couloir, aber auch nicht schlecht; Schnee und die linke Felsplatte sind so etwa 60° – 70° geneigt; die Felsen weiter oben am Ende vom Schnee hängen etwas über; entweder geht es dann am Ende vom Schnee rechts um den etwas größeren Block herum oder man schlüpft in der Kerbe zwischen beiden überhängenden Felsen durch; ich bin in der Verschneidung noch etwa 5 – 6 m hoch und dann nach links über den schrägen Fels zu meinem „Mittagsplatz“
Foto144.JPG
…Aussicht pur!! ganz unten seht Ihr den da noch fast flachen Weg über den Gletscher und dann nach links in Richtung der spektakulären Cambrena-Eisbrüche; bereits nach etwa 30 Minuten Mittagspause wurden die Wolken immer dichter; zum Fotos machen und sowieso beim Tee trinken + Energieriegel verputzen, kamen dann die Gummibänder (im neudeutschen „Spinner Leash“) an die Geräte
Foto146.JPG
…da geht es über die geneigte Felsplatte und MIT Fangbändern an den Geräten wieder abwärts und im Anschluss wieder um die Felsecke zurück; im Foto sieht es evtl. steiler aus, als es tatsächlich war; auch fanden die Monozacker ganz gut Halt; mit den Eisgeräten in dem abschüssigen und schräg geschichteten Fels einzuhaken, war allerdings so eine Sache
Foto169.JPG
…nach einem aufmerksamen aber gemütlichen Rückweg, an dem Tag dann bereits zum 3. Mal seit meiner Ankunft am Donnerstag, über den ausgetretenen Gletscherpfad, war ich danach so gegen 16.35 Uhr wieder an der Diavolezza; das Foto vom Nordwestsporn (ohne Eiskappe am Gipfel) entstand kurz vor dem (wie an allen Tagen SUPER-) Abendessen
Foto170.JPG
…wie vor; der schwarze Punkt markiert meine Aussichts- und Tea-Time-Stelle; oben ist jetzt auch die Eiskappe am Westgipfel vom Piz Cambrena zu sehen
So, das war´s. Mal sehen, wann ich wieder hin kann.
Grüße aus Thüringen
zenitsucher
Datum:
22.09.2019
Nachdem ich am 21.09.2019 bereits über den Normalweg auf dem Piz Palü war und das bis dato super Wetter sich verschlechtern sollte, lies ich es am Sonntag langsam angehen.
Es kam wie angekündigt, bis zur Diavolezza-Hütte Nebel, tief hängende Wolkenfetzen und leichter Nieselregen; mit anderen Worten, adieu Kuffner-Route über den östlichen Nordwandpfeiler, damit auch für den 23.09.
Was tun? Was kann man noch so unternehmen? Dank der Ostalpen-Bibel „100 Hochtouren in den Ostalpen“ (Danke E. Schmitt / W. Pusch + Rother Verlag!!) gab es ja da noch den Piz Cambrena. Auf Grund der Uhrzeit war klar, es wird dann heute nur ein erstes Beschnuppern.
Um es vorweg zu nehmen, ich bin nur etwa 50 % der Routenhöhe aufgestiegen, ab und zu auch mal geklettert, habe mir dann einen gemütlichen Sitz- und Mittagspausenplatz gesucht und die Aussicht genossen.
Auch bin ich nicht exakt die eigentliche Route nachgeklettert.
Nun ein paar Fotos und einige technische Kletterinfos + Routenbeschreibungen zu meinem Sonntags-Ausflug:
Foto175.JPG
…abfotografiert aus dem Buch „Hochtouren Ostalpen“; der orange Pfeil zeigt in etwa meinen Aussichts- und Umkehrpunkt und meine „Tea-Time-Stelle“
image_585998.jpg
…los ging es um 10.00 Uhr; Ihr seht hinten den spitzen Kegel des Piz Trovat, welchen man auf dem Weg zum Cambrena Eisbruch und zum Normalweg auf den Piz Palü links umwandern muss
Foto110.JPG
…kurz vor dem Abstieg vom Felsrücken hinter dem P. Trovat runter zum Eis begegneten mir zwei sichtbar genervte Italiener; sie wollten morgens den Ostpfeiler am Piz Palü klettern und hatte wegen der Witterung dann den Rückweg Richtung Seilbahn angetreten
Foto116.JPG
…gemäß der roten Linie im Kletterführer muss links irgendwo der Einstieg in den Nordwestsporn sein; ich bin aber noch einige Meter weiter und dann links hinter der Felskante einer breiten Schutt- und Felsrinne folgend hoch zum Grat aufgestiegen
Foto118.JPG
…hier ist die Rinne; weiter oben gibt es eine markante grünliche Felswand, welche ich als erstes Zwischenziel und als
Orientierungspunkt ansteuerte; von ihr muss man dann noch so etwa 50 Höhenmeter bis zum Grat klettern; trotz des losen Schutts ist alles easy, allerdings sollte man seine Tritte schon sehr vorsichtig setzen; Ach ja, möglichst links halten! Ich habe es zwar nicht erlebt, aber die rechte Wand kann sicher auch mal „Steinchen“ werfen
Foto123.JPG
…falls Ihr die Rinne nehmt, es gibt keinen exakten Weg, entweder entscheidet man sich weiter oben für Schutt oder für plattiges Felsgelände; die schrägen Platten und Felsen liegen alle so bei einer komfortablen UIAA II
Foto126.JPG
…kurz vor 13.00 Uhr war der Grat erreicht; nachdem ich zwischenzeitlich die Steigeisen für´s Felsklettern abgelegt hatte, kamen sie jetzt wieder dran
Foto129.JPG
…der Normalweg verläuft laut Buch links im Felsdreieck; wegen von oben abgerutschtem Nassschnee am Einstieg + weil ich von unten rechts an der senkrechten Wand eine Art Couloir entdeckt hatte, hangelte ich mich oberhalb des Schneefeldes rechts an einer dann doch überraschend suboptimalen Felsecke vorbei (so ca. M4-)
Foto133.JPG
…der Beginn der Felsecke; rechts geht es etwa 20 Meter und fast senkrecht runter; die tatsächlich für die Eisgeräte nutzbaren Risse, Löcher und Spalten um den Fels herum waren überschaubar; an der Stelle konnte ich noch halbwegs gut stehen und fotografieren, daher sind die am Gurt angebrachten Gummi-Fangleinen beim Foto machen nicht an den Äxten
Foto138.JPG
…hinter der Ecke mit Blick nach oben; das war noch nicht das von mir angepeilte Couloir, aber auch nicht schlecht; Schnee und die linke Felsplatte sind so etwa 60° – 70° geneigt; die Felsen weiter oben am Ende vom Schnee hängen etwas über; entweder geht es dann am Ende vom Schnee rechts um den etwas größeren Block herum oder man schlüpft in der Kerbe zwischen beiden überhängenden Felsen durch; ich bin in der Verschneidung noch etwa 5 – 6 m hoch und dann nach links über den schrägen Fels zu meinem „Mittagsplatz“
Foto144.JPG
…Aussicht pur!! ganz unten seht Ihr den da noch fast flachen Weg über den Gletscher und dann nach links in Richtung der spektakulären Cambrena-Eisbrüche; bereits nach etwa 30 Minuten Mittagspause wurden die Wolken immer dichter; zum Fotos machen und sowieso beim Tee trinken + Energieriegel verputzen, kamen dann die Gummibänder (im neudeutschen „Spinner Leash“) an die Geräte
Foto146.JPG
…da geht es über die geneigte Felsplatte und MIT Fangbändern an den Geräten wieder abwärts und im Anschluss wieder um die Felsecke zurück; im Foto sieht es evtl. steiler aus, als es tatsächlich war; auch fanden die Monozacker ganz gut Halt; mit den Eisgeräten in dem abschüssigen und schräg geschichteten Fels einzuhaken, war allerdings so eine Sache
Foto169.JPG
…nach einem aufmerksamen aber gemütlichen Rückweg, an dem Tag dann bereits zum 3. Mal seit meiner Ankunft am Donnerstag, über den ausgetretenen Gletscherpfad, war ich danach so gegen 16.35 Uhr wieder an der Diavolezza; das Foto vom Nordwestsporn (ohne Eiskappe am Gipfel) entstand kurz vor dem (wie an allen Tagen SUPER-) Abendessen
Foto170.JPG
…wie vor; der schwarze Punkt markiert meine Aussichts- und Tea-Time-Stelle; oben ist jetzt auch die Eiskappe am Westgipfel vom Piz Cambrena zu sehen
So, das war´s. Mal sehen, wann ich wieder hin kann.
Grüße aus Thüringen
zenitsucher
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