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Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

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  • Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

    Aller guten Dinge sind drei – das bezieht man beim Piz Palü gerne auf die Anzahl seiner Gipfel oder Pfeiler. In diesem Fall verbirgt sich hinter dem Titel eine persönliche Geschichte.

    Der Vorschlag für die Palü-Überschreitung kam von mir. Dabei wäre ich lieber irgendeine Wand geklettert. Ich wusste, ich muss Franzi von der Tour nicht überzeugen. Zwei Mal stand sie bereits auf dem Ostgipfel, nie hat sie den Hauptgipfel erreicht. Beim ersten Mal war sie noch Kind und der Übergang war zu ausgesetzt. Beim nächsten Mal drehten wir trotz guter Wetterprognosen im Schneesturm in der Scharte vor dem Hauptgipfel um.

    Auch mich verbindet eine persönliche Geschichte mit dem Palü. Leider ist sie viel trauriger. An einem wunderschönen Junitag vor acht Jahren habe ich aus der Silvretta hinüber geschaut. An diesem Tag ist Cyrill dort tödlich verunglückt.

    Nun war es wieder Juni, wir erwarteten gute Verhältnisse. Von der Talstation der Diavolezzabahn stiegen wir zu Fuß zur Diavolezza (2973m) auf. Dabei nahmen wir noch den Sass Queder (3065m) mit, den einzigen hüttennahen Gipfel, den wir noch nicht bestiegen hatten. Nachdem wir das Lager bezogen hatten, wanderten wir auf den Munt Pers (3207m). Franzi hatte die Kamera umgehängt, ich trug einen kleinen Rucksack mit zwei Jacken und ein wenig Proviant. Wir überholten mehrere Seilschaften eines Hochtourenkurses, die voll aufmunitioniert und angeseilt durchs Blockwerk gingen. Sicherlich war das eine gute Übung für den Gletscher, denn allzu viel Schlappseil darf man in einem solchen Gelände nicht haben, um nicht ständig an Blöcken hängenzubleiben. Dennoch sah es einfach lächerlich aus.

    Die Aussicht vom Munt Pers war grandios. Wenn man hier bei entsprechendem Wetter nicht begeistert verweilt, sollte man wahrscheinlich mit dem Bergsteigen aufhören.

    Frühstück gab es am nächsten Morgen um halb vier. Das Büffet war nicht von schlechten Eltern. Gutes Brot, Croissants, Käse und Wurst stapelten sich auf unseren Tabletts, dazu heiße Schokolade und Müsli. Es soll Leute geben, die können sich zu jeder Nachtzeit den Bauch vollschlagen.

    Doch irgendwann ist auch der größte Appetit gestillt, so dass wir aufbrechen konnten. In Auf und Ab ging es um den Piz Trovat herum auf den Gletscher. Die Sonne ging auf, die Szenerie war gewaltig. Nirgendwo wäre ich zu der Zeit lieber gewesen, nicht einmal in einer Wand. Als wir die Ostschulter erreichten, empfing uns starker Wind. Nicht schon wieder... Im Steilstück zum Ostgipfel mussten wir immer mal wieder auf den Pickel geschützt anhalten, wenn uns eine Böe traf. Zum Glück ließ der Wind im Verlauf des Tages schnell nach.

    Vom Ostgipfel (3882m) sahen wir eine gute Spur zum Hauptgipfel (3900m). Trotz des Winds würde es also keine Probleme mehr geben und tatsächlich waren wir bald am höchsten Punkt des Piz Palü. Drei Versuche und viele Jahre hatte es gedauert, bis Franzi endlich hier war.

    Nach kurzer Pause setzten wir die Überschreitung über den Piz Spinas (3823m) fort. Ich war etwas enttäuscht vom Grat. Ich hatte ihn mir schmäler und ausgesetzter vorgestellt. Nur selten sah man zwischen den Beinen in tiefe Abgründe hinab. Dennoch darf man den Grat nicht unterschätzen, denn ein paar Mal muss man richtig klettern, was angesichts von plattigem Fels und Steigeisen Konzentration erforderte. Der Grat zog sich etwas, zumal wir nicht akklimatisiert waren. An Fronleichnam hätten wir vielleicht eine Akklimatisierungstour machen sollen statt im Kaiser zu klettern.

    Als wir nach dem Spinasgrat den Gletscher erreichten, war dieser bereits ziemlich aufgeweicht. Bis zu den Felsen der Fortezza kamen wir aber noch ohne unsere Geheimwaffe aus. Der eigentliche Fortezzagrat bot zum Teil erstaunlich luftige Kletterei. Als wir wieder im Schnee waren, brachen wir teilweise bis zu den Oberschenkeln ein. Es war Zeit für unsere Geheimwaffe. Wir legten die Schneeschuhe an und plötzlich trug der Schnee und wir konnten sogar einige Hänge abfahren. Bei der langen Querung des Persgletschers erhöhten die Schneeschuhe zumindest subjektiv die Sicherheit.

    Da wir die Übernachtungssachen auf der Diavolezza deponiert hatten, folgten nach dem Gletscher 300 Höhenmeter des Leidens bis wir endlich oben waren. Es war verlockend den restlichen Abstieg mit der Bahn zu bewältigen, doch wir stiegen puristisch zu Fuß ab. Nach 12,5 intensiven Stunden Tour waren wir zurück am Auto.

    Fazit:
    Der Sinn der Tour war in erster Linie Franzi einen Traum zu erfüllen, aber auch ich habe den Ausflug in die Welt der Hochtouren sehr genossen. Der Freundin zu liebe einen Shoppingtrip nach London machen? Oder eine Museumstour durch Paris? Nein, die Palü-Überschreitung wollte sie (ist aber ähnlich teuer )!
    "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

    https://www.instagram.com/grandcapucin38/

  • #2
    AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

    Piz Morteratsch vom Aufstieg zum Sass Queder.
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    Piz Bernina
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    Piz Palü, Bellavista, Crast' Agüzza
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    Piz Palü vom Sass Queder mit Piz Trovat im Vordergrund
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    Pflanzen beim Aufstieg zum Munt Pers
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    Irgendwie haben wir oben vergessen zu fotografieren.
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    • #3
      AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

      Es wird hell
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      Gletscherbruch voraus
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      Morgenstimmungen
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      Piz Morteratsch
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      Im Norden ein Meer von niedrigeren Gipfeln
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      Im Bruch
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      • #4
        AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

        An der Ostschulter mit dem Weiterweg
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        Kurz vor dem Ostgipfel
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        Der Aufstieg zum Hauptgipfel
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        Die unbekannte Seite der Berninagruppe
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        Piz Bernina
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        Seilschaft beim Ausstieg aus dem östlichen Nordwandpfeiler
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        Blick zurück zum Ostgipfel
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        Ausnahmsweise ein Gipfelfoto
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        • #5
          AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

          Unnötige, aber im Führer empfohlene Umgehung des ersten Grataufschwungs am Piz Spinas
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          Am Grat
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          Piz Zupo und Bellavista vom Piz Spinas
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          Piz Bernina vom Piz Spinas
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          Rückblick zum Hauptgipfel
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          Tiefblick nach Norden
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          In der Fuorcla Bellavista nach dem Spinasgrat
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          Seitblick in die Nordwand des Piz Palü
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          Wie zu oft der Piz Bernina
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          Bellavista vom Beginn der Felsen an der Fortezzagrat
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          • #6
            AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

            Piz Palü vom Gletscherende
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            Piz Bernina und Piz Morteratsch vom Gletscherende
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            Der Weg zur Diavolzza ist noch weit
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            Zum Abschluss der Piz Cambrena, der ein Schattendasein fristet. Würde er irgendwo beispielsweise in den Ötztaler Alpen stehen, wäre er eine große Nummer.
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            • #7
              AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

              Tolle Tour bei offenbar mehr als guten Verhältnissen!
              Folgt jetzt der Liskamm

              lg
              Norbert
              Meine Touren in Europa
              ... in Italien
              Meine Touren in Südamerika
              Blumen und anderes

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              • #8
                AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

                Zitat von csf125 Beitrag anzeigen
                Folgt jetzt der Liskamm
                Sehr unwahrscheinlich. Andere Hochtouren in den Walliser Alpen interessieren uns mehr und es bleibt dabei, dass Hochtouren die Ausnahme bleiben werden.
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                • #9
                  AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

                  So einen Traumwunsch erfüllt mann gerne!
                  Super Aufnahmen einer tollen Tour, ist schon eine herrliche Gegend dort!
                  Danke für den gelungenen Bericht!
                  http://brothersberge.blogspot.co.at

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                  • #10
                    AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

                    Sehr feine Gschicht! Wir hätten ja ein Sekünderl überlegt zu Fronleichnahm auch in die Richtung zu düsen, aber es war dann doch zu stressig. Schaut super aus!

                    Gratuliere euch Beiden!

                    (vor allem der Franzi, dass die Tour endlich was wurde und dir zu einer Frau wie der Franzi (die lieber solche Touren, als Shoppingtouren macht) )
                    Over every mountain there is a path, although it may not be seen from the valley.

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                    • #11
                      AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

                      Danke für die lobenden Worte.

                      Zitat von Mileean Beitrag anzeigen
                      (vor allem der Franzi, dass die Tour endlich was wurde und dir zu einer Frau wie der Franzi (die lieber solche Touren, als Shoppingtouren macht) )
                      Bei Franzis Abneigung dagegen in ein Geschäft zu gehen frage ich mich manchmal, was sie machen würde, wenn der Onlinehandel noch nicht erfunden wäre.
                      "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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                      • #12
                        AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

                        Der erwartet schöne Bericht, danke dafür!
                        Sind die Hütten dort in der Gegend wirklich so teuer?
                        "Gegen Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig wie gegen Schweinebraten! Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten" - Paul Feyerabend

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                        • #13
                          AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

                          Danke für den Bericht - mir gefällt insbesondere, wie immer mehr Autoren sich literarisch betätigen & wirklich tolle Erzählungen aus ihren Berichten machen!

                          LG alva
                          [CENTER]Teilt eure Outdoor Erlebnisse auf:
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                          • #14
                            AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

                            Zitat von Fritz_Phantom Beitrag anzeigen
                            Der erwartet schöne Bericht, danke dafür!
                            Sind die Hütten dort in der Gegend wirklich so teuer?
                            Die Übernachtung mit Halbpension kostet 80 Franken (im Lager). Auf SAC-Hütten kann man mit 70 Franken pro Nacht mit Halbpension rechnen. Richtig übel wird es aber bei den Getränken, ein Liter Mineralwasser kostet auf der Diavolezza etwas über 10 Franken.

                            Zitat von AlVa Beitrag anzeigen
                            Danke für den Bericht - mir gefällt insbesondere, wie immer mehr Autoren sich literarisch betätigen & wirklich tolle Erzählungen aus ihren Berichten machen!

                            LG alva
                            Danke für die netten Worte.
                            "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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                            • #15
                              AW: Aller guten Dinge sind drei - Palü-Überschreitung; 17.-18.06.2017

                              Na sowas, hätte ich den Bericht doch fast übersehen......beneidenswert

                              herrliche Bilder und eine super Tour

                              und Shopping in London ist sicher teurer.....es sei denn, man nimmt Schmuck auf so eine Tour mit
                              www.kfc-online.de

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