Seit längerem hatte ich mit einem Freund für September eine Überquerung der "Hochstubailinie" - Sonklarspitze - WilderPfaff - Wilder Freiger geplant. Nachdem es mit diesem dann nicht ging, wollte ich allein wenigstens den Anfang dieser Tour, die Sonklarspitze von der Siegerlandhütte (2710m) aus, erkunden. Allerdings auch nicht komplett sondern nur bis zum Hohen Eis: das Bergführerbüro hatte mir wegen Spaltengefahr vom restlichen Übergang abgeraten, und weil es mir aus demselben Grund auch vom Gaiskarferner abgeraten hatte, entschloß ich mich, die Tour nicht am Gletscherskigebiet zu starten, sondern den langen Anstieg von Sölden zu machen und dabei das reizvolle Windachtal kennenzulernen.
Nach dem Ende einer Kälte- und Neuschneeperiode startete ich am 21.09.2007 mit 4 sonnigen Tagen in Sicht. Leider kam ich erst gegen 17:00 Uhr in Sölden an, und weil keine Verkehrsmöglichkeit mehr zum "Gasthaus Fiegl" (1956m) bestand (Taxis sind nicht mehr erlaubt), bestand das Abendprogramm im Aufstieg zu diesem Gasthaus, statt von diesem zur Siegerlandhütte. Der Fiegl stellte sich als urige Bergunterkunft heraus, ich hatte eigentlich ein modernes Tiroler Touristengasthaus erwartet.
Am nächsten Tag lief ich kurz nach halb acht los und rechnete mir aus, das trotz des 7km-Hatschers durch das Windachtal das Hohe Eis heute noch drin sein sollte, wenn auch nicht, wie erhofft, am frühen Vormittag. Das Windachtal steigt sehr langsam an, nur am Ende für die letzten 300 Hm zur Hütte wird es etwas steiler. Es ist wirklich sehr schön, wenn man es nicht nur als lästige Hemmschwelle vor der Tour, sondern als integralen Bestandteil derselben betrachtet. Erwähnt werden sollte, dass mit Hüttenschluss offenbar Alubrücken über die Bäche abgebaut und beiseite gelegt werden - so am Beginn des letzten steileren Anstiegs, wodurch man in einer südseitigen Schleife aufsteigen muss (was aber von der Sicht her sowieso zu empfehlen ist); ferner auch im Triebenkar am Weg zur Hildesheimerhütte, wo es am anderen Nachmittag nicht ganz ohne war, über den Schmelzwasserbach zu balancieren.
xspict0030.jpg
Kurz vor Mittag kam ich auf der Hütte an, die sehr malerisch unter der Westflanke des Massivs Sonklarspitze - Hohes Eis - Schwarzwandspitze liegt.
xspict0037.jpg
Ich war nach dem langen Weg doch schon etwas müde und musste mir merkliche Konditionsmängel eingestehen. So wurde es 13:30 Uhr, bis ich nach meinem Lunch und dem Beziehen des leeren Winterraums wieder starten konnte. Ich hatte noch reichlich 6 Stunden Zeit bis zum Dunkelwerden und keine Zweifel darüber, jetzt noch den Gipfelgang zu probieren, statt den Nachmittag über zu relaxen und die Kühle des kommenden Morgens für den Aufstieg zu nutzen - ein Fehler, wie sich zeigen sollte.
Die ersten 300 Hm in das oberste Kar hatte ich trotz eines mühsamen, steilen Geröllanstiegs relativ zügig hinter mich gebracht. Dort oben liegt ein riesiger Block herum, von dem aus es 2 Anstiegsmöglichkeiten gibt: durch eine etwas steile, aber kurze (ca. 80 Hm) Rinne direkt hinauf zu dem Schneerücken, der zum hohen Eis führt, oder in leichter Kletterei über den SW-Grat, wo man größtenteils im Fels bleibt. Von der Rinne wird aber wegen Steinschlaggefahr im Sommer und Herbst schon seit längerem abgeraten, und in der Tat war sie weitgehend schneefrei, dafür garniert mit losen Geschossen aller Art, und unten präsentierte sie einen fast mannsdicken Wasserfall.
Im folgenden Bild (steht in besserer Auflösung hier in meiner Galerie) ist der alte Rinnenanstieg in blau eingezeichnet, und der Zustieg zum SW-Grat in rot:
xsPICT0044f_pano_mark.jpg
Also wendete ich mich dem SW-Grat, dem neuen Normalweg, zu. Eigentlich sah die ganze Felsbarriere, die es hier vor den Schneefeldern obendrauf zu überwinden gilt, für mich sehr abschreckend aus: die einzige logisch und organisch erscheinende Linie durch die Rinne war mangels Schnee (und Kälte) versperrt, und der Rest stellte sich als riesige Schutthalde morscher, kaputter Steinanhäufungen dar, für die das noble Wort Berg eigentlich zu hochtrabend erschien. Motivation ging davon jedenfalls keine aus, und müde wie ich war trieb mich nur der Gipfelwille an, nun in das grobe Blockfeld einzusteigen, das den Auftakt des Anstieges zu SW-Grat bildet. Es handelt sich dabei um 70 Hm über 2-4m große Steine, mit entsprechenden Leerräumen dazwischen, über die ich nur sehr langsam und delikat balancierend weiterkam:
xspict0048.jpg
Eigentlich kann ich mich an einen vergleichbaren Geröllsch.... in meiner Karriere gar nicht erinnern, und bald wusste ich den passenden Namen für dieses Stück: rent-a-helicopter, der einen bis zum Beginn der letzten, wieder ganz passablen, 30 Hm zum Grat bringen würde.
Ich klettere den festen, sonnig-warmen aber ziemlich ausgesetzen Grat etwa 50 Hm hinauf, bis zu einer Abflachung, von wo ich den weiteren Weg übersehen konnte. Da es mittlerweile 16:00 Uhr war, war mir klar, dass die Zeit für einen Gipfelgang nicht mehr reichen würde. So blieb ich an dieser Stelle auf ca. 3150m (die auch fast schon das Ende der Kletterei ist, es soll nur noch eine, angeblich etwas knifflige, Stelle mit Drahtseil kommen) eine halbe Stunde sitzen und genoss die doch schon recht beeindruckende Aussicht: von den Dolomiten
xspict0052.jpg
über den Ötztaler Hauptkamm
xspict0054.jpg
bis zu den Bergen um die Hildesheimerhütte und das Gletscherskigebiet
xspict0056.jpg.
Der Weiterweg über den Grat nach oben zu sieht so aus:
xspict0051.jpg
Rechts daran schließt sich ein mäßig steiler Hang mit noch im Spätsommer schönem Schneefeld an (im Hintergrund rechts die Schwarzwandspitze):
xspict0059.jpg
Ich stelle mir vor, dass das einen schönen Anstieg geben könnte - besser als der SW-Grat - wenn man ggf. den unteren Teil mit ein paar Drahtseilen entschärfen würde (etwa wie die Schöngänge im Aufstieg zur Alpspitze).
Nach unten zu sieht der Grat so aus (man erkennt unten die Siegerlandhütte):
xspict0058.jpg
Für den Gipfelgang war es nun also zu spät, aber noch lag ja der Abstieg durch die Geröllsch..... vor mir, und noch immer hatte ich keinen Helikopter, um diese zu überfliegen. In der Mitte dieser Passage passierte es dann: ich wollte mich, um einen großen Schritt runterzusteigen, an einem größeren Block mit der Hand abstützen. Leider gab er nach, und ich setzte mich kopfüber in etwas schnellerem Tempo als bisher in Bewegung. Glücklicherweise konnte ich mir gleich wieder fangen, aber die Handballen brannten, die Haut war teilweise schön abgeschürft. Nun, weiter. Da bemerkte ich Blut im Schnee - nanu, noch was? Das Blut entdeckte ich dann an meinem Schienbein, wo eine kleine, aber tiefe und ziemlich stark blutende Wunde klaffte (ich bin bei solchen Temperaturen immer kurzhosig unterwegs, da ich eh schon genug schwitze, und die Beine liefern ja den Löwenanteil der körperlichen Arbeit und damit der Wärme).
xspict0060.jpg
Es hatte anscheinend eine Vene getroffen, jedenfalls war es gar nicht einfach, mit dem bisschen Verbandzeug, das ich hatte, die Blutung zum Stehen zu bringen. Schließlich war es bereits dämmrig, als ich wieder an der Hütte ankam. Ich hatte dann noch eine halbe Stunde mit dem schlecht ziehenden Herd zu kämpfen, ehe ich endlich relaxen und mein Astronautenmenu (lecker, ernsthaft!) genießen konnte.
Der nächste Tag ist schnell erzählt. Noch einmal die rent-a-helicopter-Passage kam für mich nicht infrage. Eine Zeitlang erwog ich, die Rinne zu probieren, die am Morgen nach einer um 0°C kalten Nacht möglicherweise gehen könnte. Aber 1. war das nicht garantiert, 2. müsste ich dann ja mittags die Rinne wieder runter. Deshalb entschloss ich mich, eine Rinne nördlich der Schwarzwandspitze zu erkunden, die im 2002-Klier unter Nr. 3433 als anscheinend gängige Eisrinne beschrieben ist, und die am Ende sowohl einen Zugang nach links (N) zum Hohen Eis als auch nach rechts (S) zur Schwarzwandspitze ermöglicht. Leider ging es auf dem aperen bzw. geröllbedeckten Rest des Östlichen Scheiblehnferners schon wieder genauso los mit grobblockigem Geröll. Die Rinne war natürlich fast eis- bzw. schneefrei,
xspict0064.jpg
(das Bild steht in besserer Auflösung hier in meiner Galerie) und sah alles andere als einladend aus. Mehr noch, die ganze Schwarze Wand, auf die von hier laut Klier noch mehrere Aufstiegsmöglichkeiten hochziehen sollten, wirkte wie in Auflösung begriffen - alles also wie gestern Nachmittag, und noch weniger als gestern gab mir dieser Eindruck eine Antwort auf die Frage, warum um alles in der Welt ich mich da eigentlich hochmühen sollte.
So kehrte ich mit einem LmaA-Gefühl auf 3000m um und machte mich auf den Weg zur Hildesheimer Hütte. Von dort hatte ich für den nächsten Tag geplant, den Schussgrubenkogel zu machen - als gletscherfreie Ersatzlösung für die Wildspitze, die mich eigentlich viel mehr gereizt hätte. Nach der Warnungs des Bergführerbüros wäre der Gaikarferner-Übergang für mich nur infrage gekommen, wenn nach den Neuschneefällen schon wieder ein Spur da wäre. Bei meiner ersten Überquerung im vergangenen Sommer hatte ich da zwei allerdings nicht besonders breite Spalten zu queren, über eine davon war ein Brett gelegt gewesen. Selber solo spuren wollte ich da also nicht.
Unterwegs kamen mir immer mehr Zweifel an dieser Planung: warum sollte ich auf den eher untergeordneten Schutthaufen Schussgrubenkogel rauf, wozu bei meiner suboptimalen Form noch so ein Geröllhatscher? Schließlich hatte ich das untere Triebenkar mit dem pittoresken Triebensee erreicht
xspict0082.jpg
und einen umfassenden Blick auf die NW-Flanke der Sonklarspitze
xspict0079ff_pano.jpg
(das Panorama steht in besserer Auflösung hier in meiner Galerie), die mit dem runtergekommenen Triebenkarlasferner allerdings leider schon wieder einen so traurigen statt erhebenden Anblick bot.
Auf dem steilen Anstieg zum Gamsplatzl
xspict0084.jpg
wurden mir mein zunehmendes Motivationsdefizit und auch meine Müdigkeit dann so bewusst, dass ich mich mit einemmal entschloss, trotz des prächtigen Spätsommerwetters abzubrechen. Die Sonklarspitze
xspict0087.jpg
würde mir nicht davonlaufen, und immerhin wäre ich beim nächsten Versuch mental (und hoffentlich auch konditionsmäßig) besser vorbereitet. Es war etwa 15:00 Uhr, als ich umdrehte und im Schweinsgalopp den 1400 Hm Abstieg zum Auto begann, bis ins Windachtal direkt querfeldein
xspict0088.jpg.
Gegen 19:00 war ich am Auto, und eine Stunde nach Mitternacht daheim. Dort warteten Arbeiten auf mich, die mir den folgenden Tag besser auszufüllen schienen als eine Verlegenheitstour auf den Schussgrubenkogel.
Nach dem Ende einer Kälte- und Neuschneeperiode startete ich am 21.09.2007 mit 4 sonnigen Tagen in Sicht. Leider kam ich erst gegen 17:00 Uhr in Sölden an, und weil keine Verkehrsmöglichkeit mehr zum "Gasthaus Fiegl" (1956m) bestand (Taxis sind nicht mehr erlaubt), bestand das Abendprogramm im Aufstieg zu diesem Gasthaus, statt von diesem zur Siegerlandhütte. Der Fiegl stellte sich als urige Bergunterkunft heraus, ich hatte eigentlich ein modernes Tiroler Touristengasthaus erwartet.
Am nächsten Tag lief ich kurz nach halb acht los und rechnete mir aus, das trotz des 7km-Hatschers durch das Windachtal das Hohe Eis heute noch drin sein sollte, wenn auch nicht, wie erhofft, am frühen Vormittag. Das Windachtal steigt sehr langsam an, nur am Ende für die letzten 300 Hm zur Hütte wird es etwas steiler. Es ist wirklich sehr schön, wenn man es nicht nur als lästige Hemmschwelle vor der Tour, sondern als integralen Bestandteil derselben betrachtet. Erwähnt werden sollte, dass mit Hüttenschluss offenbar Alubrücken über die Bäche abgebaut und beiseite gelegt werden - so am Beginn des letzten steileren Anstiegs, wodurch man in einer südseitigen Schleife aufsteigen muss (was aber von der Sicht her sowieso zu empfehlen ist); ferner auch im Triebenkar am Weg zur Hildesheimerhütte, wo es am anderen Nachmittag nicht ganz ohne war, über den Schmelzwasserbach zu balancieren.
xspict0030.jpg
Kurz vor Mittag kam ich auf der Hütte an, die sehr malerisch unter der Westflanke des Massivs Sonklarspitze - Hohes Eis - Schwarzwandspitze liegt.
xspict0037.jpg
Ich war nach dem langen Weg doch schon etwas müde und musste mir merkliche Konditionsmängel eingestehen. So wurde es 13:30 Uhr, bis ich nach meinem Lunch und dem Beziehen des leeren Winterraums wieder starten konnte. Ich hatte noch reichlich 6 Stunden Zeit bis zum Dunkelwerden und keine Zweifel darüber, jetzt noch den Gipfelgang zu probieren, statt den Nachmittag über zu relaxen und die Kühle des kommenden Morgens für den Aufstieg zu nutzen - ein Fehler, wie sich zeigen sollte.
Die ersten 300 Hm in das oberste Kar hatte ich trotz eines mühsamen, steilen Geröllanstiegs relativ zügig hinter mich gebracht. Dort oben liegt ein riesiger Block herum, von dem aus es 2 Anstiegsmöglichkeiten gibt: durch eine etwas steile, aber kurze (ca. 80 Hm) Rinne direkt hinauf zu dem Schneerücken, der zum hohen Eis führt, oder in leichter Kletterei über den SW-Grat, wo man größtenteils im Fels bleibt. Von der Rinne wird aber wegen Steinschlaggefahr im Sommer und Herbst schon seit längerem abgeraten, und in der Tat war sie weitgehend schneefrei, dafür garniert mit losen Geschossen aller Art, und unten präsentierte sie einen fast mannsdicken Wasserfall.
Im folgenden Bild (steht in besserer Auflösung hier in meiner Galerie) ist der alte Rinnenanstieg in blau eingezeichnet, und der Zustieg zum SW-Grat in rot:
xsPICT0044f_pano_mark.jpg
Also wendete ich mich dem SW-Grat, dem neuen Normalweg, zu. Eigentlich sah die ganze Felsbarriere, die es hier vor den Schneefeldern obendrauf zu überwinden gilt, für mich sehr abschreckend aus: die einzige logisch und organisch erscheinende Linie durch die Rinne war mangels Schnee (und Kälte) versperrt, und der Rest stellte sich als riesige Schutthalde morscher, kaputter Steinanhäufungen dar, für die das noble Wort Berg eigentlich zu hochtrabend erschien. Motivation ging davon jedenfalls keine aus, und müde wie ich war trieb mich nur der Gipfelwille an, nun in das grobe Blockfeld einzusteigen, das den Auftakt des Anstieges zu SW-Grat bildet. Es handelt sich dabei um 70 Hm über 2-4m große Steine, mit entsprechenden Leerräumen dazwischen, über die ich nur sehr langsam und delikat balancierend weiterkam:
xspict0048.jpg
Eigentlich kann ich mich an einen vergleichbaren Geröllsch.... in meiner Karriere gar nicht erinnern, und bald wusste ich den passenden Namen für dieses Stück: rent-a-helicopter, der einen bis zum Beginn der letzten, wieder ganz passablen, 30 Hm zum Grat bringen würde.
Ich klettere den festen, sonnig-warmen aber ziemlich ausgesetzen Grat etwa 50 Hm hinauf, bis zu einer Abflachung, von wo ich den weiteren Weg übersehen konnte. Da es mittlerweile 16:00 Uhr war, war mir klar, dass die Zeit für einen Gipfelgang nicht mehr reichen würde. So blieb ich an dieser Stelle auf ca. 3150m (die auch fast schon das Ende der Kletterei ist, es soll nur noch eine, angeblich etwas knifflige, Stelle mit Drahtseil kommen) eine halbe Stunde sitzen und genoss die doch schon recht beeindruckende Aussicht: von den Dolomiten
xspict0052.jpg
über den Ötztaler Hauptkamm
xspict0054.jpg
bis zu den Bergen um die Hildesheimerhütte und das Gletscherskigebiet
xspict0056.jpg.
Der Weiterweg über den Grat nach oben zu sieht so aus:
xspict0051.jpg
Rechts daran schließt sich ein mäßig steiler Hang mit noch im Spätsommer schönem Schneefeld an (im Hintergrund rechts die Schwarzwandspitze):
xspict0059.jpg
Ich stelle mir vor, dass das einen schönen Anstieg geben könnte - besser als der SW-Grat - wenn man ggf. den unteren Teil mit ein paar Drahtseilen entschärfen würde (etwa wie die Schöngänge im Aufstieg zur Alpspitze).
Nach unten zu sieht der Grat so aus (man erkennt unten die Siegerlandhütte):
xspict0058.jpg
Für den Gipfelgang war es nun also zu spät, aber noch lag ja der Abstieg durch die Geröllsch..... vor mir, und noch immer hatte ich keinen Helikopter, um diese zu überfliegen. In der Mitte dieser Passage passierte es dann: ich wollte mich, um einen großen Schritt runterzusteigen, an einem größeren Block mit der Hand abstützen. Leider gab er nach, und ich setzte mich kopfüber in etwas schnellerem Tempo als bisher in Bewegung. Glücklicherweise konnte ich mir gleich wieder fangen, aber die Handballen brannten, die Haut war teilweise schön abgeschürft. Nun, weiter. Da bemerkte ich Blut im Schnee - nanu, noch was? Das Blut entdeckte ich dann an meinem Schienbein, wo eine kleine, aber tiefe und ziemlich stark blutende Wunde klaffte (ich bin bei solchen Temperaturen immer kurzhosig unterwegs, da ich eh schon genug schwitze, und die Beine liefern ja den Löwenanteil der körperlichen Arbeit und damit der Wärme).
xspict0060.jpg
Es hatte anscheinend eine Vene getroffen, jedenfalls war es gar nicht einfach, mit dem bisschen Verbandzeug, das ich hatte, die Blutung zum Stehen zu bringen. Schließlich war es bereits dämmrig, als ich wieder an der Hütte ankam. Ich hatte dann noch eine halbe Stunde mit dem schlecht ziehenden Herd zu kämpfen, ehe ich endlich relaxen und mein Astronautenmenu (lecker, ernsthaft!) genießen konnte.
Der nächste Tag ist schnell erzählt. Noch einmal die rent-a-helicopter-Passage kam für mich nicht infrage. Eine Zeitlang erwog ich, die Rinne zu probieren, die am Morgen nach einer um 0°C kalten Nacht möglicherweise gehen könnte. Aber 1. war das nicht garantiert, 2. müsste ich dann ja mittags die Rinne wieder runter. Deshalb entschloss ich mich, eine Rinne nördlich der Schwarzwandspitze zu erkunden, die im 2002-Klier unter Nr. 3433 als anscheinend gängige Eisrinne beschrieben ist, und die am Ende sowohl einen Zugang nach links (N) zum Hohen Eis als auch nach rechts (S) zur Schwarzwandspitze ermöglicht. Leider ging es auf dem aperen bzw. geröllbedeckten Rest des Östlichen Scheiblehnferners schon wieder genauso los mit grobblockigem Geröll. Die Rinne war natürlich fast eis- bzw. schneefrei,
xspict0064.jpg
(das Bild steht in besserer Auflösung hier in meiner Galerie) und sah alles andere als einladend aus. Mehr noch, die ganze Schwarze Wand, auf die von hier laut Klier noch mehrere Aufstiegsmöglichkeiten hochziehen sollten, wirkte wie in Auflösung begriffen - alles also wie gestern Nachmittag, und noch weniger als gestern gab mir dieser Eindruck eine Antwort auf die Frage, warum um alles in der Welt ich mich da eigentlich hochmühen sollte.
So kehrte ich mit einem LmaA-Gefühl auf 3000m um und machte mich auf den Weg zur Hildesheimer Hütte. Von dort hatte ich für den nächsten Tag geplant, den Schussgrubenkogel zu machen - als gletscherfreie Ersatzlösung für die Wildspitze, die mich eigentlich viel mehr gereizt hätte. Nach der Warnungs des Bergführerbüros wäre der Gaikarferner-Übergang für mich nur infrage gekommen, wenn nach den Neuschneefällen schon wieder ein Spur da wäre. Bei meiner ersten Überquerung im vergangenen Sommer hatte ich da zwei allerdings nicht besonders breite Spalten zu queren, über eine davon war ein Brett gelegt gewesen. Selber solo spuren wollte ich da also nicht.
Unterwegs kamen mir immer mehr Zweifel an dieser Planung: warum sollte ich auf den eher untergeordneten Schutthaufen Schussgrubenkogel rauf, wozu bei meiner suboptimalen Form noch so ein Geröllhatscher? Schließlich hatte ich das untere Triebenkar mit dem pittoresken Triebensee erreicht
xspict0082.jpg
und einen umfassenden Blick auf die NW-Flanke der Sonklarspitze
xspict0079ff_pano.jpg
(das Panorama steht in besserer Auflösung hier in meiner Galerie), die mit dem runtergekommenen Triebenkarlasferner allerdings leider schon wieder einen so traurigen statt erhebenden Anblick bot.
Auf dem steilen Anstieg zum Gamsplatzl
xspict0084.jpg
wurden mir mein zunehmendes Motivationsdefizit und auch meine Müdigkeit dann so bewusst, dass ich mich mit einemmal entschloss, trotz des prächtigen Spätsommerwetters abzubrechen. Die Sonklarspitze
xspict0087.jpg
würde mir nicht davonlaufen, und immerhin wäre ich beim nächsten Versuch mental (und hoffentlich auch konditionsmäßig) besser vorbereitet. Es war etwa 15:00 Uhr, als ich umdrehte und im Schweinsgalopp den 1400 Hm Abstieg zum Auto begann, bis ins Windachtal direkt querfeldein
xspict0088.jpg.
Gegen 19:00 war ich am Auto, und eine Stunde nach Mitternacht daheim. Dort warteten Arbeiten auf mich, die mir den folgenden Tag besser auszufüllen schienen als eine Verlegenheitstour auf den Schussgrubenkogel.
Kommentar