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In Schlapfen auf den Schrankogel (3.496m)..

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  • In Schlapfen auf den Schrankogel (3.496m)..

    (Hochtourenwoche Stubaier Alpen, August/September 2018)


    „"Schei...e!“"
    Ulla, die hinter mir geht, flucht aus gutem Grund: Von ihrem Bergschuh hat sich die gesamte Schuhsohle von jetzt auf gleich abgelöst...

    Aber das gehört eigentlich schon in die Mitte des Berichts (oder in die Mitte des Films, um Monty Python zu zitieren...) – spulen wir daher nochmals ein wenig zurück:

    ...tsölegba hcielg fua tztej nov elhoshuhcS etmaseg eid hcis huhcsgreB merhi noV :dnurG metug sua thculf ,theg rim eid ,allU
    "!e...iehcS"


    Also der Reihe nach und von Beginn an:

    In diesem Jahr steht für die gemeinsame und traditionelle Familienbergwoche (meine Schwester Ulla und unser Neffe Theo, siehe auch http://www.gipfeltreffen.at/forum/gipfeltreffen/toureninfo-verhältnisse/wanderungen-und-bergtouren/steiermark-ah/87282-überschreitung-hoher-dachstein) eine Hochtourenwoche in den Stubaier Alpen am Programm.

    Die ursprünglich geplante Woche im Aostatal haben wir bereits frühzeitig auf 2019 verschoben – ich war zum Zeitpunkt der Tourenplanung nach meiner Herz-OP im Jänner noch viel zu kurzatmig, um wirklich realistisch Touren über 4.000 Meter planen zu können.

    Daher peilen wir die wunderschöne Amberger Hütte an und ich habe eine ganze Reihe anspruchsvoller Gipfelziele ausgeknobelt, beginnend mit leichteren Anstiegen und als Höhepunkt die Wilde Leck.

    23.7. Amberger_Daunkopf_Dresdner (3).JPG
    Blick von der Hüttenterrasse Richtung Sulztalferner


    Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

    Theo musste seine Teilnahme kurzfristig absagen, daher starten wir zu zweit von Gries im Sulztal auf einem gemütlichen Hüttenweg Richtung Amberger Hütte. Das Wetter hat es sich nach vielen sehr heißen Tagen auch einmal anders überlegt und kurz vor unserer Woche gar nicht so wenig Schnee über den Alpen abgeladen.

    Amberger Hütte 2018 (1).JPG
    Start in Gries im Sulztal

    Daher erledigen wir erst einmal den Hüttenzustieg, beziehen unser Zimmer und machen uns dann einmal auf eine Erkundungstour Richtung Kuhscheibe. Bei immer besser werdendem Wetter steigen wir ein paar 100 Hm auf und erspähen am ausgesprochen dominanten Schrankogel noch jede Menge Neuschnee. Den Gipfel der Kuhscheibe schenken wir uns an dem Tag und ziehen uns wieder in die sehr gastfreundliche Hütte zurück.

    Amberger Hütte 2018 (2).JPG
    Der Schrankogel dominiert schon den Zustieg

    Amberger Hütte 2018 (4).JPG

    Amberger Hütte 2018 (3).JPG
    Oben ist alles frisch angezuckert...

    23.7. Amberger_Daunkopf_Dresdner (6).JPG
    Das einzigartige Hochtal der Sulze

    Amberger Hütte 2018 (11).JPG
    Aufstieg Richtung Kuhscheibe

    Amberger Hütte 2018 (7).JPG

    Amberger Hütte 2018 (5).jpg
    Schwarzenbergferner, Schwarzenbergspitze, Bockkogel und Mutterbergerseespitz

    Amberger Hütte 2018 (6).JPG
    Schrankogel und Schwarzenbergspitz

    Amberger Hütte 2018 (8).JPG

    Amberger Hütte 2018 (9).JPG

    Amberger Hütte 2018 (14).JPG
    Zuschauer unserer erster Erkundungstour



    5 Fortsetzungen folgen noch
    Zuletzt geändert von andibaum; 11.10.2018, 19:09.
    ... ab 45 Grad Neigung wird's interessant ...

  • #2
    Am nächsten Tag früher Aufbruch zum Hinteren Daunkopf (3.225m), eine Tour, die Ulla und ich bereits 2016 als Einstieg in den Stubaier Höhenweg gegangen sind.

    Amberger Hütte 2018 (19).jpg
    Abmarsch durchs Sulztal, über den Hang rechts sind wir am Vortag hinauf

    Amberger Hütte 2018 (21).jpg
    Die Wegfindung ist einfach...


    Amberger Hütte 2018 (20).jpg
    … immer den Markierungen nach...

    Amberger Hütte 2018 (22).jpg
    Rückblick ins Sulztal und zum Gaislehnkogel

    Amberger Hütte 2018 (24).JPG
    Der Schrankogel begleitet uns...

    Amberger Hütte 2018 (27).jpg
    Über den Gletscherbach

    Amberger Hütte 2018 (30).JPG
    Sulztalferner und Windacher Daunkogel


    Amberger Hütte 2018 (34).JPG
    Das war vor einigen Jahren noch ein Felsenfenster im Gletscher

    Amberger Hütte 2018 (37).JPG
    Nicht nur der Schrankogel, auch die Wilde Leck ist ausgesprochen dominant (bleibt diesmal leider unbestiegen durch uns)

    Auf bekannten Wegen kommen wir recht flott über das wunderschöne Hochtal („die Sulze“) über die alten Seitenmoränen des Sulztalferners in das Kar, aus dem eine lange (heute nur mehr teilweise vergletscherte) Rinne auf den Grat des Hinteren Daunkopfs hinaufzieht. Dort verliert sich der Weg im Blockwerk und später in den Gletscherresten, bevor wir auf den N-Grat unseres Ziels wechseln können.

    Amberger Hütte 2018 (40).JPG

    Amberger Hütte 2018 (41).jpg

    Amberger Hütte 2018 (42).jpg
    In der teilweise noch vergletscherten Rinne

    Amberger Hütte 2018 (43).jpg
    Blick vom Grat zu unserem Ziel

    Amberger Hütte 2018 (44).jpg


    4 Fortsetzungen folgen noch...
    Zuletzt geändert von andibaum; 11.10.2018, 19:27.
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    • #3
      Der Grat selbst ist leicht zu begehen, an einigen neuralgischen Stellen sogar mit neuen Drahtseilen versichert und recht gut markiert. In schöner Blockkletterei geht es aufwärts auf eine Firnschulter, von der es noch ca. 30 Minuten durch Geröll und Schrofen zum Gipfel geht.

      Amberger Hütte 2018 (48).JPG
      Am Grat, man sieht schon unser Tagesziel

      Amberger Hütte 2018 (49).JPG

      Amberger Hütte 2018 (51).JPG
      Zoom auf die Wilde Leck

      Amberger Hütte 2018 (52).JPG

      Amberger Hütte 2018 (57).JPG

      Amberger Hütte 2018 (60).jpg
      Wir nähern uns...

      Amberger Hütte 2018 (61).JPG
      Und schon wieder der Schrankogel im Hintergrund


      Die Aussicht vom Gipfel selbst ist atemberaubend in zweierlei Hinsicht:

      Schaut man ein bisschen in die Ferne, so bietet sich ein Berg-Panorama erster Güte. Alle großen Stubaier und Ötztaler Gipfel, Teile des Karwendels, der Tuxer und Zillertaler Alpen, Wetterstein und Mieminger, und vieles mehr.

      Amberger Hütte 2018 (68).jpg
      Über die Wilde Leck Richtung Ötztaler Alpen

      Amberger Hütte 2018 (70).JPG
      Zoom auf die Wildspitze

      Amberger Hütte 2018 (71).JPG
      die höchsten Stubaier

      Amberger Hütte 2018 (72).JPG
      Habicht

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      Gipfel-Selfie...

      Schaut man gleich hinter dem Gipfel nach unten, so raubt es einem zwar auch den Atem, aber eher deshalb, weil das Gletscherskigebiet dermaßen grauslich ist. Nicht nur, dass im Sommer noch deutlicher sichtbar wird, welche massiven Eingriffe damit verbunden sind, auch die gut abgedeckten Schneevorräte (Stichwort: „Snowfarming“) lassen darauf schließen, dass es sogar im Frühwinter an ausreichend Schnee zum Skifahren mangelt...

      Die (eigentlich sehr schön gelegene) Dresdner Hütte geht zwischen den Seilbahnstationen und den Baukränen fast unter und ist als Alpinstützpunkt wohl kaum mehr interessant.

      23.7. Amberger_Daunkopf_Dresdner (26).jpg
      Nur zur Illustration: Ausblick aus einem Hüttenfenster auf der Dresdner Hütte (2016)

      Amberger Hütte 2018 (74).JPG
      Schon wieder im Abstieg zur Amberger Hütte

      3 Fortsetzungen folgen noch...
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      • #4
        Schnell wenden wir unsere Schritte wieder Richtung Sulztal und freuen uns an der unberührten und imposanten Berglandschaft. Nachdem das geplante Stauseeprojekt der TIWAG im Sulztal (zumindest einmal vorerst) vom Tisch ist, dürfte es diese einmalige Landschaft wohl noch etwas länger geben.

        Wir klettern ungefähr bis zur Hälfte über den Grat ab, wechseln dann aber in die vergletscherte Rinne, der Abstieg mit Steigeisen geht über den Gletscher deutlich schneller und bequemer als über den Grat.

        Amberger Hütte 2018 (75).jpg
        Zumindest kommen die Steigeisen einmal zum Einsatz, Seil und Eisgeräte bleiben diesmal auf der Hütte

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        Rückblick und den Gipfel und den obersten Teil des Abstiegs

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        Am unteren Ende der ehemals vergletscherten Rinne


        Unten im Kar angekommen werden die Steigeisen wieder in den Rucksack verstaut und es geht über Blockwerk und dann einen guten Steig wieder zurück Richtung Hütte...

        „"Schei...e!"
        Ulla, die hinter mir geht, flucht aus gutem Grund: Von ihrem Bergschuh hat sich die gesamte Schuhsohle von jetzt auf gleich abgelöst...

        Die Sohle hängt noch an einem letzten Kleberrest und baumelt ansonsten freischwingend durch die klare Bergluft. Zum Glück ist die verbleibende Wegstrecke nur mehr eine knappe Stunde und das über einen guten Weg. Wenn sich die Sohle bereits oben auf dem Grat verabschiedet hätte, keine Ahnung, wie wir da halbwegs gut runter gekommen wären. Wir fixieren die Sohlen einmal mit den Steigeisenriemen, das hält zumindest so halbwegs für ein paar 100 Meter, dann sind die Riemen wieder nachzuziehen, wieder ein paar 100 Meter – dann liegt die ganze Riemenkonstruktion am Boden. Also reißen wir die Sohle ganz ab und Ulla geht auf der Zwischensohle weiter.

        Amberger Hütte 2018 (84).jpg
        provisorische Reparatur


        Plötzlich kommt von Ulla die Anmerkung:
        „"Ich will ja nicht blöd reden, aber bei Deinen Schuhen haben sich scheinbar beide Sohlen an den Fersen abgelöst.“"

        Stimmt, auch von meinen Bergschuhen hängen Teile beider Sohlen nach unten und wiegen sich in der Nachmittagssonne.
        Ich glaube (und das traue ich mich aus meiner Erfahrung durch meinen Brotberuf sofort zu behaupten), dass die statistische Wahrscheinlichkeit gleich 0 ist,
        • dass in einer Seilschaft von 2 Leuten,
        • zwei unterschiedliche Bergschuhmodelle unterschiedlicher Marken
        • unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlicher Beanspruchung, Pflege und Aufbewahrung
        • an einem Tag, auf einer Tour, innerhalb von 30 Minuten kaputt gehen.
        Aber eigentlich kann ich mir meine Statistik aufmalen, jetzt stehen wir einmal auf einer Seitenmoräne des Sulztalferners in der ersten Hälfte unserer Tourenwoche und haben keine steigeisenfesten Ersatzbergschuhe mit (die wir ja sonst immer im Rucksack haben... ).

        Amberger Hütte 2018 (86).JPG
        Der letzte Teil des Abstiegs (schon mit kaputten Schuhen)

        Als wir zur Hütte zurück kommen, fragt uns die Wirtin, wie denn unsere Tour verlaufen sei. Ulla und ich hatten vereinbart, dass wir die Hüttenleute erst nach dem Abendessen um mögliche Lösungen fragen (Kleber für meine Schuhe und eventuell Ersatzschuhe für Ulla). Auch wenn es gerade mal 10 Minuten vor der Fütterung der Raubtiere ist (aka: Abendessen für die vielen hungrigen Halbpensionsgäste), so macht sich die Hüttenwirtin noch vor dem Essen auf die Suche nach einem Kleber und nach Ersatzschuhen für Ulla.
        Dafür ein

        „Vor den Vorhang und Applaus!“

        für Lydia und Serafin Gstrein und das gesamte Hüttenteam.

        Ulla kann sich für den nächsten Tag, an dem der Schrankogel (3.495m) geplant ist, Schuhe vom Hüttenwirt ausleihen (ca. 2 Nummern zu groß, aber mit dicken, gewalkten Socken erträglich) und ich picke die beiden Fersenteile mit Pattex und viel Leukoplast wieder an. Am Abend lernen wir noch einen Gleitschirmpiloten kennen, der aus der Schlick im Stubaital einen Streckenflug zur Amberger Hütte gemacht hatte und am nächsten Tag wieder zurück nach Innsbruck fliegen will (dazu später noch ein bisschen mehr).

        Bezüglich Tourenplanung mussten wir natürlich umdisponieren:

        Die geplante Schrankogel NO-Flanke gibt es im August nicht mehr. Vielleicht geht sie noch im Frühjahr als Firntour, aber das frühere und mir gut bekannte Eisschild ist kaum mehr vorhanden und dafür eine sehr brüchige Felsstufe in der Mitte der Wand. Und das alles mit geliehenen und notdürftig gepickten Schuhen geht gar nicht. Also soll es der Schrankogel Normalweg werden – auch gute 1.400Hm.

        Ich vertraue meinen Reparaturfähigkeiten und der Klebekraft von Pattex/Leukoplast nur bedingt, daher landen die geklebten Bergschuhe einmal als Backup im Rucksack und ich starte in meinen Trekkingsandalen. Der Neuschnee vom Wochenanfang hat sich mittlerweile wieder fast verzogen (sonst wäre ich mit meinen Schlapfen auch etwas arm dran gewesen), daher können wir den gesamten Aufstieg trockenen Fußes absolvieren.

        Der Aufstieg verläuft zuerst über einen schönen Steig an steilen Grasflanken entlang, bevor er dann in eine fast endlos scheinende Block- und Geröllhalde übergeht. Zum Schluss geht es dann in – wie es in Führerwerken gerne heißt – „anregender Block- und Schrofenkletterei“ auf den höchsten Punkt. Am Weg dorthin kassiere ich den einen oder anderen abschätzigen Blick ob meines Schuhwerks...

        Amberger Hütte 2018 (93).JPG
        Da haben wir schon die ersten 700Hm hinter uns

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        Ab da geht's im Geröll weiter - die nächsten 700HM



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        Blick zur Mutterberger Seespitz

        Amberger Hütte 2018 (98).jpg
        Blick übers Sulztal Richtung Kuhscheibe, Sulzkogel etc.

        2 Fortsetzungen kommen noch...
        Zuletzt geändert von andibaum; 11.10.2018, 21:12.
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        • #5
          Amberger Hütte 2018 (88).JPG
          Aufstieg zum Schrankogel

          Amberger Hütte 2018 (99).JPG
          Rückblick auf die Seitenmoräne des Schwarzenbergferners

          Amberger Hütte 2018 (100).JPG
          Bockkogel, Bockkogelferner und Mutterbergerseespitzen

          Amberger Hütte 2018 (101).JPG

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          Amberger Hütte 2018 (106).jpg
          In der Bildmitte unser Ziel vom Vortag und fast das gesamte Hochstubai

          Amberger Hütte 2018 (110).jpg
          Vom Geröll geht's ins Blockige über

          Amberger Hütte 2018 (113).JPG
          Der Gipfel kommt in Sichtweite

          Amberger Hütte 2018 (115).jpg
          Am Grat mit der Wilden Leck im Hintergrund

          Oben wieder eine Aussicht erster Kategorie.

          Amberger Hütte 2018 (117).jpg
          Die letzten Meter - Kaunergrat im Hintergrund

          Während unserer Gipfelrast fliegt plötzlich sehr weit unten im Tal unser Gleitschirmpilot vom Vorabend ganz knapp über eine Geländekante, wir sind uns schon sehr sicher, dass das eine Zwischenlandung und einen erneuten Start geben wird. Unmittelbar hinter der Geländekante bekommt der Schirm jedoch einen Expressaufzug verpasst und der Pilot ist innerhalb von knappen 5 Minuten gute 500 Höhenmeter über dem Gipfel – seine Jubelschreie und Juchetzer sind noch lange zu hören. Er wird an diesem Tag wohl kaum Mühe gehabt haben, den weiten Weg bis Innsbruck in einem durchgehenden Flug absolvieren zu können.

          Amberger Hütte 2018 (121).jpg

          Amberger Hütte 2018 (122).jpg
          Unser Abstieg erfolgt am gleichen Weg wie der Aufstieg, kurz liebäugeln wir noch mit einer Schrankogel-Überschreitung, aber auch hier gewinnt das Sicherheitsargument, dass das angesichts unserer Schuhmisere wenig ratsam wäre.

          Jetzt folgt nur mehr 1 Fortsetzung
          ... ab 45 Grad Neigung wird's interessant ...

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          • #6
            Amberger Hütte 2018 (129).JPG


            Amberger Hütte 2018 (127).JPG
            Ötztaler und v.a.m. …

            Amberger Hütte 2018 (128).JPG
            Watze und Verpeilspitze im Kaunergrat

            Amberger Hütte 2018 (124).jpg

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            Blick Richtung Ruderhofspitze und Habicht (um nur 2 bekannte Berge zu nennen...)

            Amberger Hütte 2018 (130).jpg
            Beim Abstiegsklettern

            Amberger Hütte 2018 (132).jpg
            Tiefblick ins Sulztal

            Amberger Hütte 2018 (134).jpg
            Schwarzenbergsee

            Am nächsten Tag regnet es leider bereits in der Früh, so freue ich mich über das Stück Torte (mit Kerze!), das Ulla anlässlich meines Geburtstages organisiert hat und wir verbringen den Vormittag als Rasttag.

            Amberger Hütte 2018 (135).jpg
            Unsere letzte kleine Tour


            Am Nachmittag dann auf bekannten Wegen wieder Richtung Kuhscheibe, Ulla mit neuen Schuhen, die ihr von einer Kellnerin geliehen wurden und ich (da alles waschelnass ist) dann doch mit dem geflickten Schuhwerk und nicht mit den Sandalen. Diesmal geht es ein Stück höher als am ersten Tag, aber auch heute schenken wir uns den Gipfel, weil es schon wieder zu regnen beginnt (d.h. nachdem wir uns in der Woche zweimal den Gipfel der Kuhscheibe geschenkt haben, dürfte der Berg jetzt uns gehören ). Am Rückweg lösen sich beide Fersensohlen meines Bergschuhs wieder zur Gänze ab, das war es dann wohl mit diesem Schuh.


            Der nächste Tag verheißt den ganzen Tag über starken Regen, der auch wie angesagt eintrifft. Daher packen wir (ohne die Wilde Leck bestiegen zu haben) zusammen und steigen mal nach Gries ab, von wo uns die Hüttenwirtin dann nach Längenfeld bringt (auch dafür danke!).

            Amberger Hütte 2018 (141).jpg

            Amberger Hütte 2018 (140).jpg
            Abstieg

            Dort fallen wir sofort in ein Bergschuhgeschäft ein, um meine kaputten Schuhe zu ersetzen. Dieses Geschäft wurde uns von der Hüttenwirtin empfohlen, da der Besitzer ein gelernter Schuhmacher ist und uns sicherlich gut beraten können sollte, was die beiden kaputten Schuhe betrifft.

            Die Empfehlung ist jedenfalls Goldes wert.

            Erstens einmal bekommen wir eine nachvollziehbare Erklärung, warum die Schuhe kaputt gegangen sind. Da das auch für die geneigte Leserschaft von Interesse sein könnte, fasse ich diese kurz zusammen:

            Viele, auch namhafte, Bergschuhhersteller verwenden im Bereich des Sohlenaufbaus PU-Kunststoffe (leicht und flexibel), auf die dann die Gummisohle geklebt wird. Diese PU-Kunststoffe sondern aber mit der Zeit Weichmacher ab, welche den Kleber, mit dem die Gummisohle an den Schuh fixiert wird, auflösen. Daher ist es völlig wurscht, ob der Schuh unbenutzt und gut eingepackt im Kasten steht oder viel getragen wird. Nach einer bestimmten Zeit (im Schnitt 6-7 Jahre) wird die Sohle auch von einem fabriksneuen Schuh runterfallen. Nachdem viele Bergschuhe bei häufigem Gebrauch oft schon vorher „durchgelatscht“ sind, fällt das kaum jemanden auf. Ullas Bergschuh (nebenbei bemerkt: ein nicht ganz billiges Modell von Meinl) war wenig gebraucht, aber schon älter – daher ging die Sohle ab. Meine Bergschuhe (nebenbei bemerkt: ein nicht ganz billiges Modell von La Sportiva) sind in der Reihe von Bergschuhen, die ich im Einsatz habe, zwar deutlich mehr im Einsatz als Ulla Schuhe, waren aber auch schon 8 Jahre alt. Bei meinem Schuh war nur der Fersenbereich mit PU-Kunststoff aufgeführt, die restliche Zwischensohle aus einem anderen Kunststoff – daher hielt dort die Sohle noch bombenfest, an den Fersen aber nicht mehr. Ulla Schuh war irreparabel kaputt.

            Quintessenz daraus: Man sollte versuchen rauszufinden, ob PU-Kunststoff eingesetzt wurde und falls ja, dann sollte das ein Bergschuh sein, den man verlässlich in 4-5 Jahren sowieso durcharbeitet. Dann wird diese PU-Problematik nicht ins Gewicht fallen. Bei Schuhen, die man gerne länger haben möchte: Finger weg von PU, denn das löst mit der Zeit den Kleber auf!

            Zweitens (und da würde ich gerne den Namen des Schuhgeschäfts als Empfehlung nennen, mache ich bei Interesse aber nur per PN ... von wegen unzulässiger Werbung und so): Ich habe mir als neuen Schuh ein schnittiges und leichtes Modell, bedingt steigeisenfest etc (und nicht billig). ausgesucht.

            Da meint der Besitzer:

            „"Das ist ein guter Schuh, aber den verkaufe ich dir nicht.“"

            "„Echt jetzt???"“

            „"Nein, da wäre ich ein schlechter Verkäufer."“

            „"???"“

            „"Schau, dieser Schuh dürfte eigentlich vom Leisten und Aufbau her nur bis Schuhgröße 42 hergestellt und verkauft werden. Du bist für den Schuh einfach zu groß (und zu schwer, aber das sagt er nicht dazu...). Den Schuh hast Du in 2 Jahren durch, da ärgerst Dich über den Schuh und über mich, ich verkaufe Dir lieber ein anderes Modell, auch wenn ich damit weniger verdiene."“


            Das nenne ich mal eine tolle Fachberatung!

            Mit neuen Schuhen ausgerüstet, aber leider am Ende der diesjährigen Familienbergwoche, geht es wieder nach Innsbruck und am nächsten Tag zurück nach Wien.

            Ich werde meinen neuen Bergschuh ganz sicher nächstes Jahr wieder auf unsere Familienbergtour ausführen und hoffe darauf, dass auch Ullas und Theos Bergschuhe mitkommen...

            LG

            Andi
            PS. Danke an Ulla für die tollen Touren und den Fotobeitrag.

            Jetzt ist Schluss, jetzt kommt keine Fortsetzung mehr.
            Zuletzt geändert von andibaum; 11.10.2018, 21:44.
            ... ab 45 Grad Neigung wird's interessant ...

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            • #7
              Zuerst mal: Ein toller, ausführlicher und auch amüsanter Bericht - Danke dafür.
              Die Gegend kenne ich allerdings nur im Winter mit den Tourenskiern. Aber wie man sieht, auch im Sommer eine Tour wert. (ja, ja, mehr Zeit sollte man haben, vor allem bei schönem Wetter! )

              Das Problem mit den Bergschuhen kenne ich nur zu gut. Bei meiner Tochter löste sich mal die gesamte Sohle mitten in einer Bergwoche und bei meinem Partner hat vor einigen Jahren ein bekannter Berg-Schuhmacher Fachgeschäft in Wien die Sohle geklebt, die sich dann bei der nächsten Tour in Südtirol endgültig verabschiedet hat.
              Ja und mit Trekkingsandalen kann man fast überall hinauf, wenn nicht gerade Schnee liegt....
              - Luzie -

              Menschen, die die Berge lieben, widerspiegeln Sonnenlicht,
              jene, die im Tale blieben, kennen diese Sprache nicht.

              Kommentar


              • #8
                Klasse Bericht,
                die Gegend kenne ich nur vom Winter, schaut im Sommer fürchterlich aus.
                Solch Bergschuhprobleme hatte ich mit einem Bekannten auch mal.
                Lg. helmut55

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                • #9
                  Danke für diesen tollen Bericht! Amüsant und kurzweilig!
                  Hab auch schon mehrmals unterwegs aufgelöste Schuhe repariert und nicht zuletzt deshalb gehört ein Tape zu meinen festen Ausrüstungsgegenständen nebst ein paar Kabelbindern.
                  Wer die nötige Trittsicherheit hat, kann (darf) sich schon einmal ausnahmsweise auch mit filigranem Schuhwerk ins Gelände wagen. Man braucht sich nur anzusehen, was die Nepalis noch alles mit Flipflops gehen... Beispielhaft ist´s natürlich nicht, aber mei: Wer kann, der kann.

                  LG

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                  • #10
                    Haha, ja Wahnsinn, echt ein enormer Zufall...

                    Meine Lowa Tibet halten zum Glück auch nach 15 Jahren noch. Den Namen eines guten Geschäfts darfst dier übrigens natürlich schon nennen -- das hier ist ja kein öffentlich-rechtlicher Sender...

                    Tolle Gegend und Touren!

                    Kommentar


                    • #11
                      Abgesehen von dem langen (Respekt!) aber wirklich kurzweiligen Thread ist das auch eine recht unterhaltsame Gschicht. Daumen_hoch.gif

                      Das mit der abgelösten Schuhsohle ist für die Beteiligten im Moment natürlich nicht so lustig, im Nachhinein lacht man darüber.

                      Ich habe für solche Fälle (natürlich passiert einem das ja eh nie) immer ein Klebeband mit.

                      Entweder ein Leukoplast (Hansaplast) oder ein Isolierband. Man möchte nicht glauben, wie das einem in der Not helfen kann.


                      Danke für den feinen Bericht Andi!


                      L.G. Manfred

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                      • #12
                        Danke für den unterhaltsamen Bericht! Letztes Jahr war ich in der Gegend unterwegs und freue mich an den Bildern. Eine abgelöste Sohle hatte ich zum Glück noch nie.
                        Bei den Bergen ist es so: Je höher man steigt, umso weiter ist die Sicht; bei den Menschen ist es oft umgekehrt (Otto Baumgartner-Amstad)

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                        • #13
                          Danke für den wunderschönen Bericht .

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                          • #14
                            Ihr habt das beste aus der Situation gemacht, würde ich sagen. Danke auch für die Aufklärung über die Ursache.

                            Eine klitzekleine Anmerkung habe ich noch. Statt Bockkogel muss es bei der einen Bildbeschriftung Westliche Schwarzenbergspitze heißen.
                            "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

                            https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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                            • #15
                              Danke für den schönen Tourenbericht. Der Schrankogel steht auch schon lange auf meiner Wunschliste...

                              Die Schuhproblematik kennt vermutlich jeder. Bei mir ist die Sohle in der Regel so nach 4-5 Jahren soweit runter, dass ich sie neu besohlen lasse oder neue kaufe und damit die Problematik mir eher unbekannt. Auf einer geführten Tour ist das jemand anderes passiert, die Bergführerin hatte genau für solle Fälle etwas Draht in ihrem Erste-Hilfe-Päckchen mit dem man den Schuh zumindst bis zur nächsten Hütte oder zum Parkplatz notdürftig flicken kann. Ich habe mir für solche Fälle mal einige große und feste Kabelbinder reingepackt, die helfen dann auch bis zum Parkplatz. Wiegt nichts, kostet nichts ist aber bei so einem Sohlenproblem unbezahlbar.

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