schon lange wünschten wir uns eine sichere Wetterperiode für dieses Vorhaben. Am Mittwoch konnten wir dann endlich loslegen. Nicht aber, ohne vorher zu prüfen, wie das ganze Vorhaben am besten als Tagestour hinhauen könnte. Zu diesem Zweck bin ich extra (!!) am Sonntag auf die Daunscharte gestiegen, um die Verhältnisse vor Ort auszuloten, was Abfahrt mit Schi auf den Sulztalferner - Aufstieg auf den wilde Leck Ferner und die ganze Querung hinüber anbelangt. Als Tarnung habe ich dann noch den hinteren Daunkopf "mitgenommen", um dem Kind einen Namen zu geben
Nach Beratung entschlossen Gert und ich uns schließlich, das Vorhaben mit Schiern zu wagen. Die Zeitvorgabe war allerdings knüppelhart: Auffahrt ab 08.00 Uhr möglich, Rückkehr beim Schlepplift Richtung Stubaier Wildspitz muß bis 15:30 Uhr gelingen. Ich kann euch schon jetzt verraten: WIR HABEN ES NICHT GESCHAFFT
Aber von Vorne: um 09:50 Uhr fahre ich bereits die Daunscharte hinab. Es ist gar nicht so easy, der schwere Rucksack und die ersten Schwünge der neuen Saison haben es in sich. Gert hinterher. Ein kleiner Schnitzer und um ein Haar wäre er in der Randspalte gelegen. 30 min später haben wir schon wieder aufgefellt und steigen über den steilen Gletscherwulst vom Wilde Leck Ferner Richtung Einstieg. Von Vorteil erwieß sich, die Steigeisen zu Gunsten der Harscheisen (Gewicht!!) zuhause zu lassen.
Im oberen flachen Gletscherteil suchen wir uns ein Umrüstplatzerl und breiten die Felle zum trocknen aus. Die Schischuhe können auch lüften und alles was sonst noch zuviel ist, lassen wir einfach liegen.
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Wir kralen hinüber Richtung Ostgrat, finden schnell hinauf und freuen uns, daß Anfangs noch recht viel einfaches Kraxelgelände vorherrscht. Irgendwann steilt es aber mehr und mehr auf, und wir packen das Seil aus.
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Was folgt ist eine sehr aufregende Kletterei. Daß Gert im Vorstieg souverän "die Spinne" heraushängt, kommt mir, der sich immer wieder ins gespannte Seil hängen kann, nur zugute. Ganz ehrlich: hätte ich müssen vorausgehen, ich hätte mich ange....ssen. Ein fettes Lob an meinen Partner auch an dieser Stelle! Ich revanchiere mich später, in dem ich beim Retouraufstieg auf die Daunscharte die Stapfen baue, bis mir der Schweiß nur mehr so runterrinnt und ich kaum mehr Luft bekomme.
Wir erklimmen weiter eine um die andere Felsrippe - Nase - Block, wie man das auch immer nennen mag. Und ich kenne jetzt auch super den Unterschied eines III/IV im Gelände und in der Halle. Der ist nämlich derart gravierend, daß ich mich künftig hüten werde. Von Vorteil wären Kletterpatschen gewesen, wir mit unseren klobigen La Sportivas waren da klar im Nachteil.
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Schließlich, nach vielen kniffligen und aufregenden Stellen bahnt sich die letzte - und auch eine der schwereren Seillängen an. Aber durch Gerts gekonntes Vorklettern war für mich dann auch der Weg geebnet und wir konnten uns ins Gipfelbuch eintragen.
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Daß wir den Liftbetrieb nicht mehr schaffen, war uns zu diesem Moment sonnenklar. Also hielten wir unsere Pause so kurz es geht, Gert ließ sich seine Gipfelzigarre () aber trotzdem nicht nehmen.
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Jetzt soll noch der ausgesetzte Abstieg kommen. Der beginnt ja bekanntlich mit dem sagenhaften 30mtr Seil, direkt vom Gipfel. Ich nahm das Seil in die Hand und wollte mich gleich runterlassen. "Stop!" befiehlt Gert, "abprusiken" ist das Zauberwort. OK, aber genau bis ums erste Eck, dann hänge ich in der gespannten Bandschlinge mit dem Prusik vor einem Knoten im Fixseil. Und es erinnert mich an einen Klettersteig, wo ich in der Schlüsselstelle beim umhängen feststelle, daß die Karabiner sich unter mir verkeilt haben und ich nochmal zurück muß. Nochmal einen halben Meter hinauf, Scheiß auf den Prusik, das Seil zweimal um den Arm gewickelt und hinunter die nächsten 3 mtr, Stand, bfffffhhhhhhh, das ganze nochmal und weiter geht`s seilfrei und ungesichert.
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Und wenn meine Vorberichterstatter von einem "extrem ausgesetzten" Abstieg berichten: JAWOLL, das ist es.
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Durch Folgen der Farbmarkierungen löst sich aber das Wegrätsel immer und immer wieder auf, obwohl man es von oben nicht glauben möchte, daß ein halbwegs gefahrloses und seilfreies Absteigen wirklich möglich ist. Wir plaudern, Gert gibt manchmal "Triffhilfe", wenn ich wieder mal nicht sicher bin, wo es besser paßt und mit jedem Meter weiter unten werden wir entspannter und freuen uns auf das Gelingen der Tour.
Schließlich bringen wir die letzten Meter im Fels hinter uns und schlagen wieder am Umbauplatz ein. Jetzt brauchts kein Krisenmanagement, sondern nur mehr gegenseitiges gutes zureden, daß die ungefähr 1100 hm Abstieg vom Daunkogelferner bis zum Auto, in voller Montur, mit Schi, Seil und Metallgehänge, eh nicht mehr so schlimm sind. Immerhin können wir von der Daunscharte ja noch ein gutes Stück abfahren. OK, vorher müssen wir noch zurück zur Scharte, und diese hoch , aber es wird schon geh`n.
Wir ziehen die Schi an und können, niemand glaubts, 25 Firnschwünge genießen, wie Du sie bei Deiner besten Frühjahrstour noch nie gemacht hast.
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Leider ist das Vergnügen blitzartig vorbei und im Schatten fellen wir auf, um den weiten Bogen zur Daunscharte in Angriff zu nehmen. Die Sonne scheint uns noch immer in den Rücken und die Einsamkeit hier oben ist einfach ein Traum. Drüben angekommen werden die Felle verstaut und ich ramme die Schi in den Trittfirn, und baue meinem Partner eine Treppe vom feinsten. Es ist sehr anstrengend, und ich brauche ein paar Luftpausen.
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Endlich oben ist es wie Tag und Nacht. Das Schigebiet ist vollkommen in Schatten gehüllt und wie ausgestorben. Wir schnappen einen Schnellriegel und machen uns an die Abfahrt. Der Daunschartenlift ist zwar nicht in Betrieb, aber bestens präpariert, was uns zum x-ten Freudenschrei verleitet.
Schluß mit Freude ist, als wir auf der letzten Schneezunge ausgleiten und abschnallen müssen. Jetzt wird klar, es kommt, was kommen muß......
k-P9220241.JPG
Wir beschließen, statt dem Steig Richtung Dresdnerhütte, den Fahrweg "wilde Gruabm" zu benutzen. Immerhin sind am Eisgrat Bauarbeiten, und mein Instinkt sagt mir, daß da vielleicht noch jemand Richtung Tal fahren könnte, den wir aufhalten würden. Wir baggern hinab, es wird dunkel, und wir packen vorher unsere Stirnlampen aus - hähä, wir haben beide gewußt, daß ein Lamperl ein guter Ausrüstungsgegenstand werden wird, heute .
Und als wir - es wird 20.00 Uhr gewesen sein, mit wirklich schweren Beinen dahingammeln, taucht doch tatsächlich von oben ein Gefährt auf. "Stop!!" befahl ich mehr als ich darum bat, und wir erklärten dem verdutzten Chauffeur eines Pritschenwagens mit Arbeitern auf den Sitzplätzen, daß wir die Bahn versäumt haben und fragten ihn, ob er uns denn mitnimmt.
"Freilig" deutete er auf die Ladefläche. In 12 Sekunden saßen wir beide auf. Yeah, kalt, ungepolstert, direkt am schmutzigen Boden. Die Füße stemmen wir gegen das Fahrerhaus. Aber gegen das Gehen mit Schischuhen? Es war eine echte Wohltat. Unweigerlich lachten wir dauernd und waren, nach knapp 12 Stunden im Einsatz, glücklich und fröhlich wie noch nie. Auf dem Pritschenwagen sitzend, im Steilgelände talauswärts....
Beim Parkplatz werden wir "ausgeladen" und laden uns selbst und das Material in unseren eigenen Wagen um und rauschen nach Hause.
WILDE LECK , ich kann nur sagen: WILD isch sie die LECK, leck!
Nach Beratung entschlossen Gert und ich uns schließlich, das Vorhaben mit Schiern zu wagen. Die Zeitvorgabe war allerdings knüppelhart: Auffahrt ab 08.00 Uhr möglich, Rückkehr beim Schlepplift Richtung Stubaier Wildspitz muß bis 15:30 Uhr gelingen. Ich kann euch schon jetzt verraten: WIR HABEN ES NICHT GESCHAFFT
Aber von Vorne: um 09:50 Uhr fahre ich bereits die Daunscharte hinab. Es ist gar nicht so easy, der schwere Rucksack und die ersten Schwünge der neuen Saison haben es in sich. Gert hinterher. Ein kleiner Schnitzer und um ein Haar wäre er in der Randspalte gelegen. 30 min später haben wir schon wieder aufgefellt und steigen über den steilen Gletscherwulst vom Wilde Leck Ferner Richtung Einstieg. Von Vorteil erwieß sich, die Steigeisen zu Gunsten der Harscheisen (Gewicht!!) zuhause zu lassen.
Im oberen flachen Gletscherteil suchen wir uns ein Umrüstplatzerl und breiten die Felle zum trocknen aus. Die Schischuhe können auch lüften und alles was sonst noch zuviel ist, lassen wir einfach liegen.
k-100_1958.JPG
Wir kralen hinüber Richtung Ostgrat, finden schnell hinauf und freuen uns, daß Anfangs noch recht viel einfaches Kraxelgelände vorherrscht. Irgendwann steilt es aber mehr und mehr auf, und wir packen das Seil aus.
k-100_1975.JPG
Was folgt ist eine sehr aufregende Kletterei. Daß Gert im Vorstieg souverän "die Spinne" heraushängt, kommt mir, der sich immer wieder ins gespannte Seil hängen kann, nur zugute. Ganz ehrlich: hätte ich müssen vorausgehen, ich hätte mich ange....ssen. Ein fettes Lob an meinen Partner auch an dieser Stelle! Ich revanchiere mich später, in dem ich beim Retouraufstieg auf die Daunscharte die Stapfen baue, bis mir der Schweiß nur mehr so runterrinnt und ich kaum mehr Luft bekomme.
Wir erklimmen weiter eine um die andere Felsrippe - Nase - Block, wie man das auch immer nennen mag. Und ich kenne jetzt auch super den Unterschied eines III/IV im Gelände und in der Halle. Der ist nämlich derart gravierend, daß ich mich künftig hüten werde. Von Vorteil wären Kletterpatschen gewesen, wir mit unseren klobigen La Sportivas waren da klar im Nachteil.
k-P9220156.JPG
Schließlich, nach vielen kniffligen und aufregenden Stellen bahnt sich die letzte - und auch eine der schwereren Seillängen an. Aber durch Gerts gekonntes Vorklettern war für mich dann auch der Weg geebnet und wir konnten uns ins Gipfelbuch eintragen.
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Daß wir den Liftbetrieb nicht mehr schaffen, war uns zu diesem Moment sonnenklar. Also hielten wir unsere Pause so kurz es geht, Gert ließ sich seine Gipfelzigarre () aber trotzdem nicht nehmen.
k-P9220182.JPG
Jetzt soll noch der ausgesetzte Abstieg kommen. Der beginnt ja bekanntlich mit dem sagenhaften 30mtr Seil, direkt vom Gipfel. Ich nahm das Seil in die Hand und wollte mich gleich runterlassen. "Stop!" befiehlt Gert, "abprusiken" ist das Zauberwort. OK, aber genau bis ums erste Eck, dann hänge ich in der gespannten Bandschlinge mit dem Prusik vor einem Knoten im Fixseil. Und es erinnert mich an einen Klettersteig, wo ich in der Schlüsselstelle beim umhängen feststelle, daß die Karabiner sich unter mir verkeilt haben und ich nochmal zurück muß. Nochmal einen halben Meter hinauf, Scheiß auf den Prusik, das Seil zweimal um den Arm gewickelt und hinunter die nächsten 3 mtr, Stand, bfffffhhhhhhh, das ganze nochmal und weiter geht`s seilfrei und ungesichert.
k-P9220187.JPG
Und wenn meine Vorberichterstatter von einem "extrem ausgesetzten" Abstieg berichten: JAWOLL, das ist es.
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Durch Folgen der Farbmarkierungen löst sich aber das Wegrätsel immer und immer wieder auf, obwohl man es von oben nicht glauben möchte, daß ein halbwegs gefahrloses und seilfreies Absteigen wirklich möglich ist. Wir plaudern, Gert gibt manchmal "Triffhilfe", wenn ich wieder mal nicht sicher bin, wo es besser paßt und mit jedem Meter weiter unten werden wir entspannter und freuen uns auf das Gelingen der Tour.
Schließlich bringen wir die letzten Meter im Fels hinter uns und schlagen wieder am Umbauplatz ein. Jetzt brauchts kein Krisenmanagement, sondern nur mehr gegenseitiges gutes zureden, daß die ungefähr 1100 hm Abstieg vom Daunkogelferner bis zum Auto, in voller Montur, mit Schi, Seil und Metallgehänge, eh nicht mehr so schlimm sind. Immerhin können wir von der Daunscharte ja noch ein gutes Stück abfahren. OK, vorher müssen wir noch zurück zur Scharte, und diese hoch , aber es wird schon geh`n.
Wir ziehen die Schi an und können, niemand glaubts, 25 Firnschwünge genießen, wie Du sie bei Deiner besten Frühjahrstour noch nie gemacht hast.
k-100_2015.JPG
Leider ist das Vergnügen blitzartig vorbei und im Schatten fellen wir auf, um den weiten Bogen zur Daunscharte in Angriff zu nehmen. Die Sonne scheint uns noch immer in den Rücken und die Einsamkeit hier oben ist einfach ein Traum. Drüben angekommen werden die Felle verstaut und ich ramme die Schi in den Trittfirn, und baue meinem Partner eine Treppe vom feinsten. Es ist sehr anstrengend, und ich brauche ein paar Luftpausen.
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Endlich oben ist es wie Tag und Nacht. Das Schigebiet ist vollkommen in Schatten gehüllt und wie ausgestorben. Wir schnappen einen Schnellriegel und machen uns an die Abfahrt. Der Daunschartenlift ist zwar nicht in Betrieb, aber bestens präpariert, was uns zum x-ten Freudenschrei verleitet.
Schluß mit Freude ist, als wir auf der letzten Schneezunge ausgleiten und abschnallen müssen. Jetzt wird klar, es kommt, was kommen muß......
k-P9220241.JPG
Wir beschließen, statt dem Steig Richtung Dresdnerhütte, den Fahrweg "wilde Gruabm" zu benutzen. Immerhin sind am Eisgrat Bauarbeiten, und mein Instinkt sagt mir, daß da vielleicht noch jemand Richtung Tal fahren könnte, den wir aufhalten würden. Wir baggern hinab, es wird dunkel, und wir packen vorher unsere Stirnlampen aus - hähä, wir haben beide gewußt, daß ein Lamperl ein guter Ausrüstungsgegenstand werden wird, heute .
Und als wir - es wird 20.00 Uhr gewesen sein, mit wirklich schweren Beinen dahingammeln, taucht doch tatsächlich von oben ein Gefährt auf. "Stop!!" befahl ich mehr als ich darum bat, und wir erklärten dem verdutzten Chauffeur eines Pritschenwagens mit Arbeitern auf den Sitzplätzen, daß wir die Bahn versäumt haben und fragten ihn, ob er uns denn mitnimmt.
"Freilig" deutete er auf die Ladefläche. In 12 Sekunden saßen wir beide auf. Yeah, kalt, ungepolstert, direkt am schmutzigen Boden. Die Füße stemmen wir gegen das Fahrerhaus. Aber gegen das Gehen mit Schischuhen? Es war eine echte Wohltat. Unweigerlich lachten wir dauernd und waren, nach knapp 12 Stunden im Einsatz, glücklich und fröhlich wie noch nie. Auf dem Pritschenwagen sitzend, im Steilgelände talauswärts....
Beim Parkplatz werden wir "ausgeladen" und laden uns selbst und das Material in unseren eigenen Wagen um und rauschen nach Hause.
WILDE LECK , ich kann nur sagen: WILD isch sie die LECK, leck!
und noch das obligate (diesmal etwas ausführlichere - Fotoalbum)
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