Monte Cimone, 2.379m, über Via Ferrata Norina ab Dogna-Tal; Julische Alpen; 9./10. Juli 2010
Auf Grund des prognostizierten Schönwetters in den nächsten Tagen, nahm ich kurzerhand Freitag Urlaub um eine Zweitagestour zu unternehmen: Den Monte Cimone ab dem Dogna-Tal mit Nächtigung am Bivacco Torso.
Im Kanaltaler Ort Dogna folgte ich dem Weg ins Dognatal ca. 4km bis in die erste Linkskehre nach dem zweiten Tunnel, wo man auch bequem parken kann.
Die Montasch-Westwand im Blickfeld bei der Zufahrt ins Dogna-Tal
Direkt in dieser Kurve (Markierung auf der Leitschiene) beginnt der Weg 640, der jedoch eigentlich gesperrt ist. Siehe auch Info des CAI.
Die Absperrung und die Warntafel ignorierend, trabte ich durch den Wald abwärts Richtung Dogna-Bach und hatte dabei an 3, 4 Stellen Hangrutschungen, Grund der Sperre, zu überwinden. Ein weiterer Grund für die Sperre wurde unmittelbar am Bach ersichtlich: Die Brücke ist nicht mehr, ein Betonsockelrest ist alles was noch da ist. Also zog ich kurz entschlossen das Schuhwerk aus und durchwatete das teils knietiefe Wasser. Sehr erfrischend, kann ich nur sagen!
Auf der anderen Uferseite führt der Weg wieder aufwärts bis zu einem verfallenen Haus. Unmittelbar davor zweigt man bergwärts ab.
Weggabelung am verfallenen Haus
Und nun geht es scheinbar endlos steil aufwärts durch den - Gott sei Dank schattigen - Buchenwald. Zentimeter dickes Laub auch am Weg ist ein Indiz dafür, dass der Weg sehr selten begangen wird und erschwert obendrein das Steigen. Über zweieinhalb Stunden war ich schon unterwegs, als der Wald von Buschwerk und Brennesseln abgelöst wurde: Die ehemalige Sotgoliz-Alm (Malga Sotgoliz, 1.414m), Standort des Bivacco Cividale und einer Wasserstelle, war erreicht. Wasser nachzubunkern konnte ich jedoch vergessen, weil es darin von Insektenlarven nur so wimmelte. Den Bivak fand ich jedoch in einem äußerst guten Zustand vor.
Bivacco Cividale
Nach ausgiebiger Rast machte ich mich wieder auf den Weg und kam bald zu einer markanten Schlucht mit einem großen Schneefeld drinnen, die laut Hanns Heindls "Klettersteige Julische Alpen", Bergverlag Rother, zu "durchsteigen" wäre. Diese Information kostete mich einiges an Zeit, weil ich lange vergeblich nach einer Möglichkeit suchte, diese Schlucht (in Längsrichtung) zu "durchsteigen". Zufällig konnte ich endlich an einer Stelle auf der anderen Seite schwache Steigspuren und eine verblasste rote Markierung ausmachen. Nun war mir klar: Diese Schlucht ist nicht längs zu durchsteigen, sie ist zu queren!
Die Schlucht nach dem Bivak
Es ist schwer zu sagen, über was ich mich in weiterer Folge mehr ärgerte, darüber dass ich eine halbe Stunde lang sinnlos auf dem Schneefeld in der Schlucht herumgeturnt war, oder über das Gedax und Gstaudach (kärntnerisch und negativ behaftet für "Gebüsch"), dass sich mir nun beharrlich in den Weg stellte. Ab dem Bivacco ist der Weg überhaupt sehr verwachsen und auch Markierungen sind nur als verblasste Fragmente vorhanden. Dafür hat man immer wieder sensationelle Einblicke in die gigantische Montasch-Wetswand, die mit 1.400m Wandhöhe, bzw. 1.800m Höhe relativ zum Tal, zu den höchsten der Ostalpen zählt.
Blick zum Montasch aus einer kleinen Höhle
Scheinbar nicht enden wollend geht es auf und ab und auch einige kleinere Schneefelder, Schluchten und Schotter-Rinnen sind zu queren. Direkt unter der Cimone-Nordwand begeht man auch ein kurzes, besonders schönes Band mit kleineren Höhlen. Endlich, nachdem ich nun insgesamt schon fast 4,5 Stunden unterwegs war, tauchte in einem bachbettähnlichen Kar ein großer Fels mit dem Hinweis "ALLA FERRATA" auf. Interessanterweise sind ab diesem Felsen die Markierungen bis hinauf zum Klettersteig-Ausstieg wieder leuchtend rot. (Anm.: Der am selben Fels angebrachte Hinweis "RIO SALINE" ist jedoch kaum mehr erkennbar.) Durch eine kurze aber steile Schlucht führt eine teilweise beschädigte, rostige Seilversicherung weiter aufwärts. Nach einiger Zeit war ich auf einer kleinen, mit Almrausch bewachsenen Aussichtskanzel mit Blick in die fast senkrechte Westwand vom Zabus und schon ganz nahe der Forca di Vandul.
Vor der Zabus-Wand nahe der Forca di Vandul
Ein Rudel Steinböcke lässt eine Steinlawine nach der anderen genau dort herunter, wo ich bereits die Versicherungen des Norina-Klettersteiges erkennen kann. Da kommt Freude auf! Also Helm auf, Alpenstringtanga mit Klettersteigutensilien übergezogen und "es wird schon nix passieren" murmelnd weiter Richtung Einstieg. Offensichtlich hatte eine kleine Niesatacke meinerseits nebst unvermeidbarem Echo desselben das Ziegenvieh wirklich vertrieben, sodass kein einziges herabsausendes Steinchen meinen weiteren Aufstieg störte. So konnte ich die herrlichen Aus-, Weit- und Tiefblicke in der atemberaubenden Felsumgebung dieses ausgesetzten Steiges ungestört genießen.
Ausblick vom Norina-Klettersteig
Anmerken sollte ich aber, dass etliche der fingerdicken Verankerungen der Versicherung in abgebrochenem Zustand herumbaumeln - vielleicht mit ein Grund für die Steigsperre. Nach ziemlich genau 7 Stunden ab Abmarsch zwängte ich mich durch den kaminartigen Ausstieg und war am Tagesziel, dem neu errichteten Bivacco Sandro del Torso an der Forca de la Viene, auf 2.100m, angelangt.
Blick vom Ausstieg zum Bivak
Der Montasch tat mir - was nicht selbstverständlich ist - den Gefallen, sich abends annähernd wolkenfrei zu zeigen, was mich besonders freute, zumal ich so auch ein paar Fotos der Westwand im rötlichen Licht der untergehenden Sonne mit nach Hause nehmen konnte.
Der Montasch im Abendlicht; Ein auch von Steinböcken genossener Anblick
Ich verbrachte die Nacht im Bivak mit einem überfürsorglichen Udineser Vater der für seine beiden etwa zehnjährigen Kinder eine skurrile, spinnennetzartige Seilkonstruktion errichtete, damit diese nicht aus den Stockbetten fallen konnten. Sollte er sich unbedingt patentieren lassen...
Um 6 Uhr des nächsten Tages war ich schon auf dem Weg Richtung Cimone-Gipfel. Die Entscheidung so früh loszugehen war genau richtig, da ich so einen grandiosen Sonnenaufgang exakt über dem Montasch-Gipfel erleben konnte.
Sonnenaufgang über dem Montasch
Nachdem ich einige Zeit am Cimone-Gipfel verbracht hatte, besuchte ich die mir vom letzten Mal bekannte "Edelweißwiese", legte mich anschließend nochmals für eine Stunde im Bivak nieder und machte mich dann gemütlich auf den Weg (640, 621) zur Pecol-Alm, wo ich abgeholt wurde.
Mehr Fotos gibt es übrigens hier!
Wegzeiten:
11:15 (00:00) Straße Dogna-Tal
14:00 (02:45) (Abweichung von der Normzeit: +00:15) Bivacco CAI Cividale
15:40 (04:25) Fels mit Hinweis "Alla Ferrata"
17:00 (05:45) (Abweichung von der Normzeit: +01:15) Einstieg Ferrata Norina
18:15 (07:00) (Abweichung von der Normzeit: +01:30) Bivacco S. d. Torso
06:00 (00:00) Bivacco S. d. Torso
07:00 (01:00) (Abweichung von der Normzeit: +00:15) Monte Cimone
11:00 (00:00) Bivacco S. d. Torso
13:15 (02:15) (Abweichung von der Normzeit: +00:15) Käserei Pecol-Alm
Auf Grund des prognostizierten Schönwetters in den nächsten Tagen, nahm ich kurzerhand Freitag Urlaub um eine Zweitagestour zu unternehmen: Den Monte Cimone ab dem Dogna-Tal mit Nächtigung am Bivacco Torso.
Im Kanaltaler Ort Dogna folgte ich dem Weg ins Dognatal ca. 4km bis in die erste Linkskehre nach dem zweiten Tunnel, wo man auch bequem parken kann.
Die Montasch-Westwand im Blickfeld bei der Zufahrt ins Dogna-Tal
Direkt in dieser Kurve (Markierung auf der Leitschiene) beginnt der Weg 640, der jedoch eigentlich gesperrt ist. Siehe auch Info des CAI.
Die Absperrung und die Warntafel ignorierend, trabte ich durch den Wald abwärts Richtung Dogna-Bach und hatte dabei an 3, 4 Stellen Hangrutschungen, Grund der Sperre, zu überwinden. Ein weiterer Grund für die Sperre wurde unmittelbar am Bach ersichtlich: Die Brücke ist nicht mehr, ein Betonsockelrest ist alles was noch da ist. Also zog ich kurz entschlossen das Schuhwerk aus und durchwatete das teils knietiefe Wasser. Sehr erfrischend, kann ich nur sagen!
Auf der anderen Uferseite führt der Weg wieder aufwärts bis zu einem verfallenen Haus. Unmittelbar davor zweigt man bergwärts ab.
Weggabelung am verfallenen Haus
Und nun geht es scheinbar endlos steil aufwärts durch den - Gott sei Dank schattigen - Buchenwald. Zentimeter dickes Laub auch am Weg ist ein Indiz dafür, dass der Weg sehr selten begangen wird und erschwert obendrein das Steigen. Über zweieinhalb Stunden war ich schon unterwegs, als der Wald von Buschwerk und Brennesseln abgelöst wurde: Die ehemalige Sotgoliz-Alm (Malga Sotgoliz, 1.414m), Standort des Bivacco Cividale und einer Wasserstelle, war erreicht. Wasser nachzubunkern konnte ich jedoch vergessen, weil es darin von Insektenlarven nur so wimmelte. Den Bivak fand ich jedoch in einem äußerst guten Zustand vor.
Bivacco Cividale
Nach ausgiebiger Rast machte ich mich wieder auf den Weg und kam bald zu einer markanten Schlucht mit einem großen Schneefeld drinnen, die laut Hanns Heindls "Klettersteige Julische Alpen", Bergverlag Rother, zu "durchsteigen" wäre. Diese Information kostete mich einiges an Zeit, weil ich lange vergeblich nach einer Möglichkeit suchte, diese Schlucht (in Längsrichtung) zu "durchsteigen". Zufällig konnte ich endlich an einer Stelle auf der anderen Seite schwache Steigspuren und eine verblasste rote Markierung ausmachen. Nun war mir klar: Diese Schlucht ist nicht längs zu durchsteigen, sie ist zu queren!
Die Schlucht nach dem Bivak
Es ist schwer zu sagen, über was ich mich in weiterer Folge mehr ärgerte, darüber dass ich eine halbe Stunde lang sinnlos auf dem Schneefeld in der Schlucht herumgeturnt war, oder über das Gedax und Gstaudach (kärntnerisch und negativ behaftet für "Gebüsch"), dass sich mir nun beharrlich in den Weg stellte. Ab dem Bivacco ist der Weg überhaupt sehr verwachsen und auch Markierungen sind nur als verblasste Fragmente vorhanden. Dafür hat man immer wieder sensationelle Einblicke in die gigantische Montasch-Wetswand, die mit 1.400m Wandhöhe, bzw. 1.800m Höhe relativ zum Tal, zu den höchsten der Ostalpen zählt.
Blick zum Montasch aus einer kleinen Höhle
Scheinbar nicht enden wollend geht es auf und ab und auch einige kleinere Schneefelder, Schluchten und Schotter-Rinnen sind zu queren. Direkt unter der Cimone-Nordwand begeht man auch ein kurzes, besonders schönes Band mit kleineren Höhlen. Endlich, nachdem ich nun insgesamt schon fast 4,5 Stunden unterwegs war, tauchte in einem bachbettähnlichen Kar ein großer Fels mit dem Hinweis "ALLA FERRATA" auf. Interessanterweise sind ab diesem Felsen die Markierungen bis hinauf zum Klettersteig-Ausstieg wieder leuchtend rot. (Anm.: Der am selben Fels angebrachte Hinweis "RIO SALINE" ist jedoch kaum mehr erkennbar.) Durch eine kurze aber steile Schlucht führt eine teilweise beschädigte, rostige Seilversicherung weiter aufwärts. Nach einiger Zeit war ich auf einer kleinen, mit Almrausch bewachsenen Aussichtskanzel mit Blick in die fast senkrechte Westwand vom Zabus und schon ganz nahe der Forca di Vandul.
Vor der Zabus-Wand nahe der Forca di Vandul
Ein Rudel Steinböcke lässt eine Steinlawine nach der anderen genau dort herunter, wo ich bereits die Versicherungen des Norina-Klettersteiges erkennen kann. Da kommt Freude auf! Also Helm auf, Alpenstringtanga mit Klettersteigutensilien übergezogen und "es wird schon nix passieren" murmelnd weiter Richtung Einstieg. Offensichtlich hatte eine kleine Niesatacke meinerseits nebst unvermeidbarem Echo desselben das Ziegenvieh wirklich vertrieben, sodass kein einziges herabsausendes Steinchen meinen weiteren Aufstieg störte. So konnte ich die herrlichen Aus-, Weit- und Tiefblicke in der atemberaubenden Felsumgebung dieses ausgesetzten Steiges ungestört genießen.
Ausblick vom Norina-Klettersteig
Anmerken sollte ich aber, dass etliche der fingerdicken Verankerungen der Versicherung in abgebrochenem Zustand herumbaumeln - vielleicht mit ein Grund für die Steigsperre. Nach ziemlich genau 7 Stunden ab Abmarsch zwängte ich mich durch den kaminartigen Ausstieg und war am Tagesziel, dem neu errichteten Bivacco Sandro del Torso an der Forca de la Viene, auf 2.100m, angelangt.
Blick vom Ausstieg zum Bivak
Der Montasch tat mir - was nicht selbstverständlich ist - den Gefallen, sich abends annähernd wolkenfrei zu zeigen, was mich besonders freute, zumal ich so auch ein paar Fotos der Westwand im rötlichen Licht der untergehenden Sonne mit nach Hause nehmen konnte.
Der Montasch im Abendlicht; Ein auch von Steinböcken genossener Anblick
Ich verbrachte die Nacht im Bivak mit einem überfürsorglichen Udineser Vater der für seine beiden etwa zehnjährigen Kinder eine skurrile, spinnennetzartige Seilkonstruktion errichtete, damit diese nicht aus den Stockbetten fallen konnten. Sollte er sich unbedingt patentieren lassen...
Um 6 Uhr des nächsten Tages war ich schon auf dem Weg Richtung Cimone-Gipfel. Die Entscheidung so früh loszugehen war genau richtig, da ich so einen grandiosen Sonnenaufgang exakt über dem Montasch-Gipfel erleben konnte.
Sonnenaufgang über dem Montasch
Nachdem ich einige Zeit am Cimone-Gipfel verbracht hatte, besuchte ich die mir vom letzten Mal bekannte "Edelweißwiese", legte mich anschließend nochmals für eine Stunde im Bivak nieder und machte mich dann gemütlich auf den Weg (640, 621) zur Pecol-Alm, wo ich abgeholt wurde.
Mehr Fotos gibt es übrigens hier!
Wegzeiten:
11:15 (00:00) Straße Dogna-Tal
14:00 (02:45) (Abweichung von der Normzeit: +00:15) Bivacco CAI Cividale
15:40 (04:25) Fels mit Hinweis "Alla Ferrata"
17:00 (05:45) (Abweichung von der Normzeit: +01:15) Einstieg Ferrata Norina
18:15 (07:00) (Abweichung von der Normzeit: +01:30) Bivacco S. d. Torso
06:00 (00:00) Bivacco S. d. Torso
07:00 (01:00) (Abweichung von der Normzeit: +00:15) Monte Cimone
11:00 (00:00) Bivacco S. d. Torso
13:15 (02:15) (Abweichung von der Normzeit: +00:15) Käserei Pecol-Alm
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