eigentlich wollte ich mich ja am „Monte Altissimo“ mit dem Bike versuchen.
Von Riva del Garda (66 mtr über dem Meer) auf den Monte Altissimo (2079 mtr), insgesamt 2450 mtr Auffahrt – 7 Stunden reine Fahrzeit. Aber mit dem Bike habe ich es nicht so (Ander - „it`s your turn“).
Also setze ich mich hin und gleite mit meinen Augen über die Kompass-Wanderkarte Nr. 102 und allein das Anschauen der Karte ist, als wenn man vor einem Buffet mit hunderten erlesenen Speisen steht, und nicht weiß, was man nehmen soll. Und dann entdecke ich diesen sagenhaften Weg Nr. 654, der, wie die Altissimo-Bikeauffahrt, direkt auf Seehöhe in Assenza beginnt und bis zum Monte Maggiore (2200 mtr) führt. Jawoll, dass ist`s. Und, wie eine Fügung: die Via Ferrata „delle Taccole“ liegt in unmittelbarer Zielnähe und könnte, bei gutem Lauf, mitgemacht werden.
Kurzentschlossen realisierte ich am Dienstag das Vorhaben und breche um 06:15 Uhr in Pacengo auf. Gegen 07.00 Uhr geht die Wanderung los in Assenza. Nur, wohin jetzt? Instinktiv gehe ich schnurstracks nach oben, wo ich nach ein paar Minuten Gehzeit an einer Hausmauer die Rotweißrote Markierung „654“ entdecke. „Farb!!!“ des Wanderers Glück war mir hold (hähä). Nun stand ich schon mittendrin, im 2100 hm-Aufstieg.
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Ich gings bewußt langsam an, wollte mich auf keinen Fall verausgaben. Ich wollte ja auch, wenn irgendwie möglich, noch die Ferrata mitmachen. Der Weg (der übrigens früher die Ortschaften des Monte Baldo mit den Seeregionen verband und auf dem in Karren mit Holzkufen Güter transportiert wurden – die Kufen wurden dabei mit Olrückständen eingeschmiert) verläuft extrem steil, zuerst durch Olivenhaine, dann durch Eichenwälder, bevor die Vegetation, ab etwa 1200 mtr Seehöhe alpiner wird und langsam vertraute „Gesellen“ wie Latschen auftauchen.
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Nach dem ersten Hinweisschild mit Zeitangabe wäre für den Aufstieg 5.45 min einzurechnen. Nach exakt 4 Stunden stehe ich oben. Was für ein Gefühl. Gleich halte ich Ausschau nach dem Eisenweg. Ich quere ein paar hundert Meter rüber und entdecke das Schild, das zum Einstieg weist. Vom Hüsler Führer habe ich noch im Kopf „eine steile Rinne hinab“, genau, das ist es. Mitten in der Reiße stehen zwei Kollegen, die sich offensichtlich nicht wohl fühlen, weiterzugehen und mir piepsig zuraunen „Ferrata??“. Irgendwie erkenne ich, daß es Landsleute sind und rufe ihnen den Befehl zu: „geats mir nach, nur nit zögern!“, obwohl ich auch nicht 100%ig wußte, ob der Weg paßt.
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Ich rumple die steile Reiße in Arzlerschartenmanier runter, die 2 (Salzburger, wie sich später herausstellte) grinsten über den „Kraxeltiroler“ und kamen auch gleich ums Eck. Und da war er, der Einstieg – juhuiii, das gibt’s doch nicht, denke ich mir, dass alles so glatt abgeht heute. Umadjustiert und gleich steige ich ein. Die erwartete Schwierigkeit wird von Anfang an überschritten, es ist ein sehr ausgesetzter Steig mit einem dünnen Seilchen, nicht so wie die neueren Teile.
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Pfeilsgerade geht`s hinauf, eine kurze Querung und nochmal volle steil. Nach 30 min kommt man oben raus in die Wiesen und der „Vetta delle Buse-2.152 mtr“ ist ein zusätzlicher Gipfel (naja, Grasrücken mit Namen), der mir gehört. Nun quere ich zurück zum „Rifugio Telegrafo“ und lasse dieses links liegen und steige die paar Meter auf den Monte Maggiore-2.200 mtr“ auf. Ein schönes Kreuz belohnt mich.
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Immer ohne Rast (nix für Mario) suche ich meinen Weiterweg, denjenigen zur Bergstation der Bergbahnen nach Malcesine. Ich will ja nicht über 2000 mtr wieder absteigen. Und diese kleine Kammwanderung wird schon noch drin sein (denke ich mir zumindest). Schnell orientiere ich mich am Weg Nr. 651 und beginne den Marsch. Es ist 12.52 min. Als ich um 15.37 Uhr bei der Bergstation eintraf, konnte ich gerade noch das Neugeborene sehen, das seine ersten Lebensminuten bestritt und den Schäfer, der das Muttertier mit sanfter Gewalt dazu brachte, dass dem Jungtier Milch angeboten wird.
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Pffffh, da unter österreichischen Verhältnissen davon auszugehen wäre, daß ein Liftbetrieb gegen 16.00 Uhr eingestellt wird, war ich gerade zur rechten Zeit da. Aber in einer Tourismusregion wie dem Gardasee gehen die Uhren anders. Während nämlich die Gondeln der Talfahrt dauernd voll waren, waren es die bergwärtsfahrenden ebenso. Hier werden also solange Leute hinaufgekarrt, wie sich Karten verkaufen lassen. Um 16:40 Uhr ist es schließlich (fast) geschafft, ich treffe in Malcesine ein.
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Nun nur noch der Fußmarsch zurück nach Assenza (die geschätzten 7 km bewältige ich in Karwendelmarschmanier in einer Stunde).
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Mein Auto steht noch da – obwohl verboten abgestellt. Gott sei Dank. Und den Rückweg auf der Gardesana gilts auch noch hinter mich zu bringen. Dafür sind schlußendlich noch einmal 1,5 Stunden draufgegangen. Um 19.10 Uhr treffe ich müde, aber selten glücklich im „Basecamp“ ein.
Ich schaue auf das GPS Gerät und stelle verblüfft fest, daß die gesamten Aufstiegsmeter 2.695 (!) waren und die reine Gehzeit 8,5 Stunden. Nun blase ich mich noch ein bißchen mehr auf und bin stolz wie ein Pfau in Paarungslaune, so eine tolle Runde – immerhin auch solo – gemacht zu haben. Den ausführlichen Bericht schreibe ich jetzt gerade, einen Tag danach, auf dem Mini-Laptop vom Sohnemann vor dem Wohnmobil, während alle anderen (dringend) den Ramsch-Markt in Lazise besuchen. Sorry Leute, darauf kann ich getrost verzichten :-)
Für mich hat die Region weiter an Wert gewonnen und meine Fantasie, was man hier herunten „alpin“ alles anstellen kann, ist jetzt noch reger als vorher. Und wenn ich auf die Karte schaue, kann ich hunderte mir (noch) unbekannte Wege entdecken................
Fotoalbum
Von Riva del Garda (66 mtr über dem Meer) auf den Monte Altissimo (2079 mtr), insgesamt 2450 mtr Auffahrt – 7 Stunden reine Fahrzeit. Aber mit dem Bike habe ich es nicht so (Ander - „it`s your turn“).
Also setze ich mich hin und gleite mit meinen Augen über die Kompass-Wanderkarte Nr. 102 und allein das Anschauen der Karte ist, als wenn man vor einem Buffet mit hunderten erlesenen Speisen steht, und nicht weiß, was man nehmen soll. Und dann entdecke ich diesen sagenhaften Weg Nr. 654, der, wie die Altissimo-Bikeauffahrt, direkt auf Seehöhe in Assenza beginnt und bis zum Monte Maggiore (2200 mtr) führt. Jawoll, dass ist`s. Und, wie eine Fügung: die Via Ferrata „delle Taccole“ liegt in unmittelbarer Zielnähe und könnte, bei gutem Lauf, mitgemacht werden.
Kurzentschlossen realisierte ich am Dienstag das Vorhaben und breche um 06:15 Uhr in Pacengo auf. Gegen 07.00 Uhr geht die Wanderung los in Assenza. Nur, wohin jetzt? Instinktiv gehe ich schnurstracks nach oben, wo ich nach ein paar Minuten Gehzeit an einer Hausmauer die Rotweißrote Markierung „654“ entdecke. „Farb!!!“ des Wanderers Glück war mir hold (hähä). Nun stand ich schon mittendrin, im 2100 hm-Aufstieg.
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Ich gings bewußt langsam an, wollte mich auf keinen Fall verausgaben. Ich wollte ja auch, wenn irgendwie möglich, noch die Ferrata mitmachen. Der Weg (der übrigens früher die Ortschaften des Monte Baldo mit den Seeregionen verband und auf dem in Karren mit Holzkufen Güter transportiert wurden – die Kufen wurden dabei mit Olrückständen eingeschmiert) verläuft extrem steil, zuerst durch Olivenhaine, dann durch Eichenwälder, bevor die Vegetation, ab etwa 1200 mtr Seehöhe alpiner wird und langsam vertraute „Gesellen“ wie Latschen auftauchen.
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Nach dem ersten Hinweisschild mit Zeitangabe wäre für den Aufstieg 5.45 min einzurechnen. Nach exakt 4 Stunden stehe ich oben. Was für ein Gefühl. Gleich halte ich Ausschau nach dem Eisenweg. Ich quere ein paar hundert Meter rüber und entdecke das Schild, das zum Einstieg weist. Vom Hüsler Führer habe ich noch im Kopf „eine steile Rinne hinab“, genau, das ist es. Mitten in der Reiße stehen zwei Kollegen, die sich offensichtlich nicht wohl fühlen, weiterzugehen und mir piepsig zuraunen „Ferrata??“. Irgendwie erkenne ich, daß es Landsleute sind und rufe ihnen den Befehl zu: „geats mir nach, nur nit zögern!“, obwohl ich auch nicht 100%ig wußte, ob der Weg paßt.
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Ich rumple die steile Reiße in Arzlerschartenmanier runter, die 2 (Salzburger, wie sich später herausstellte) grinsten über den „Kraxeltiroler“ und kamen auch gleich ums Eck. Und da war er, der Einstieg – juhuiii, das gibt’s doch nicht, denke ich mir, dass alles so glatt abgeht heute. Umadjustiert und gleich steige ich ein. Die erwartete Schwierigkeit wird von Anfang an überschritten, es ist ein sehr ausgesetzter Steig mit einem dünnen Seilchen, nicht so wie die neueren Teile.
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Pfeilsgerade geht`s hinauf, eine kurze Querung und nochmal volle steil. Nach 30 min kommt man oben raus in die Wiesen und der „Vetta delle Buse-2.152 mtr“ ist ein zusätzlicher Gipfel (naja, Grasrücken mit Namen), der mir gehört. Nun quere ich zurück zum „Rifugio Telegrafo“ und lasse dieses links liegen und steige die paar Meter auf den Monte Maggiore-2.200 mtr“ auf. Ein schönes Kreuz belohnt mich.
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Immer ohne Rast (nix für Mario) suche ich meinen Weiterweg, denjenigen zur Bergstation der Bergbahnen nach Malcesine. Ich will ja nicht über 2000 mtr wieder absteigen. Und diese kleine Kammwanderung wird schon noch drin sein (denke ich mir zumindest). Schnell orientiere ich mich am Weg Nr. 651 und beginne den Marsch. Es ist 12.52 min. Als ich um 15.37 Uhr bei der Bergstation eintraf, konnte ich gerade noch das Neugeborene sehen, das seine ersten Lebensminuten bestritt und den Schäfer, der das Muttertier mit sanfter Gewalt dazu brachte, dass dem Jungtier Milch angeboten wird.
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Pffffh, da unter österreichischen Verhältnissen davon auszugehen wäre, daß ein Liftbetrieb gegen 16.00 Uhr eingestellt wird, war ich gerade zur rechten Zeit da. Aber in einer Tourismusregion wie dem Gardasee gehen die Uhren anders. Während nämlich die Gondeln der Talfahrt dauernd voll waren, waren es die bergwärtsfahrenden ebenso. Hier werden also solange Leute hinaufgekarrt, wie sich Karten verkaufen lassen. Um 16:40 Uhr ist es schließlich (fast) geschafft, ich treffe in Malcesine ein.
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Nun nur noch der Fußmarsch zurück nach Assenza (die geschätzten 7 km bewältige ich in Karwendelmarschmanier in einer Stunde).
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Mein Auto steht noch da – obwohl verboten abgestellt. Gott sei Dank. Und den Rückweg auf der Gardesana gilts auch noch hinter mich zu bringen. Dafür sind schlußendlich noch einmal 1,5 Stunden draufgegangen. Um 19.10 Uhr treffe ich müde, aber selten glücklich im „Basecamp“ ein.
Ich schaue auf das GPS Gerät und stelle verblüfft fest, daß die gesamten Aufstiegsmeter 2.695 (!) waren und die reine Gehzeit 8,5 Stunden. Nun blase ich mich noch ein bißchen mehr auf und bin stolz wie ein Pfau in Paarungslaune, so eine tolle Runde – immerhin auch solo – gemacht zu haben. Den ausführlichen Bericht schreibe ich jetzt gerade, einen Tag danach, auf dem Mini-Laptop vom Sohnemann vor dem Wohnmobil, während alle anderen (dringend) den Ramsch-Markt in Lazise besuchen. Sorry Leute, darauf kann ich getrost verzichten :-)
Für mich hat die Region weiter an Wert gewonnen und meine Fantasie, was man hier herunten „alpin“ alles anstellen kann, ist jetzt noch reger als vorher. Und wenn ich auf die Karte schaue, kann ich hunderte mir (noch) unbekannte Wege entdecken................
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