Mangart (2.677m) - Überschreitung über die Via della Vita, den slowenischen Klettersteig und die Via Italiana, Julische Alpen, 26. August 2010
Um zu einem guten Cafe zu kommen, hatten wir entschieden, den kleinen Umweg über die Zacchi-Hütte zu nehmen. Dort bekamen wir nicht nur das warme Koffeindoping, sondern auch die Information, dass die Via della Vita ohne zusätzliche Seilsicherung wohl nicht zu begehen sei, da vor zwei Jahren der Schnee im obersten Bereich die Versicherung zerstört hatte. Ein Seil hatten wir nicht mit. Was tun? Wir beschlossen, es trotzdem zu versuchen, schlechtesten falls müssten wir eben umkehren.
Wir trabten also Richtung Alpe Vecchia und das Kar hoch zum Einstieg des Klettersteiges. Die Sonne war gerade im Begriff den Morgennebel aufzulösen und gab ganz langsam den Blick auf die Berge frei – ein schönes Schauspiel.
Morgenstimmung auf der Alpe Vecchia
Der Klettersteig „Via della Vita“ (Weg des Lebens) hatte ursprünglich den Namen „Via della Morte“ (Todesweg). In Tarvis erhielt ich vor längerer Zeit die Information, dass während der Nachkriegs-Jugoslawien-Zeit der gesamte Ponzagrat im Rahmen des italienischen Grenzschutzes regelmäßig von Alpini-Patrouillen abgegangen wurde. Da es beim (zunächst militärisch motivierten) Bau des Klettersteiges in den Vierzigern und im Zuge der Patrouillen immer wieder zu tödlichen Bergunfällen kam, war der Name „Via della Morte“ gebräuchlich. Erfolgreiche Bergungen von Verunglückten über diesen Klettersteig wurden zum Anlass genommen, eine Umtaufe in „Via della Vita“ vorzunehmen.
In einigen Publikationen wird dieser Klettersteig als der schönste und schwierigste in den Juliern bezeichnet. Auffällig geworden ist er aber insbesondere auch durch die Tatsache, dass er immer wieder durch Naturgewalten „inagibile“ – also unbegehbar geworden ist und gesperrt war.
Das Kar mit dem Einstieg ober dem linken, kleinen Schneefeld
Der Einstieg, ein senkrechter Kamin, kann durch eine Randkluft oder zerstörte Sicherungseinrichtungen sehr schwierig sein, präsentierte sich uns jedoch völlig problemlos. Der Kamin selbst erfordert Kraft, gleich darauf geht es aber gemütlicher über schmale Bänder weiter. Charakteristisch für diesen Klettersteig ist, dass man sich entweder waagrecht oder senkrecht fortbewegt, kaum jedoch schräg. Bis zu einer Schlucht nach einer Art Terrasse sind die Sicherungen absolut ok. Nach der besagten Schlucht jedoch fanden wir nach einigen mit je 4 Schrauben am glatten Fels fixierten eiserne „Kunstgriffen“ ein völlig zerfranstes Seil herabhängen, welches mittels einer massiven Kette brauchbar saniert wurde, sodass die senkrechte Stelle gut absolviert werden konnte. Es folgten wieder intakte Sicherungen und schon sehr weit oben hilft eine eiserne Strickleiter einen Hohlraum zu überwinden.
Panoramaleiter und immer wieder herrliche Aus-/Tiefblicke
Es dauerte dann nicht mehr lange, bis wir zu jenem Abschnitt kamen, vor dem der Zacchi-Hüttenwirt gewarnt hatte: Ende mit den Versicherungen! Aber da es sich hier um glatte Platten von etwa 30 Grad Steilheit handelte, konnten wir diese Stelle gut absolvieren, zumal es ja trocken war und das Schuhwerk ordentlich „pickte“. (Anm.: Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte für diese Stelle ein kurzes Seil und ein paar Expressen mithaben) Es folgten noch ein paar Meter Seil und schon leuchtete uns das Bivacco CAI Tarvisio rot in der Sonne entgegen.
Beim Bivacco CAI Tarvisio
Beim Biwak auf der Sagerza-Scharte, 2.160m, wurde erst einmal gejausnet, bevor es Richtung Piccolo Mangart di Coritenza weiterging. Im steilen Aufstieg dorthin war teils schwierige Kletterei mit und ohne Seilversicherung angesagt. Es folgte ein ständiges auf und ab und vor Erreichen der Huda Skrbina / Mala Forca / Teufelsscharte galt es einen kleinen Mini-Tunnel zu durchschlüpfen. Ab der Teufelsscharte verläuft der Steig in einem äußerst steilen Grashang, in dem auszurutschen wohl letal wäre.
Grashangquerung
2 Stunden waren seit Verlassen des Biwaks vergangen, als wir auf den Normalweg zum Mangart gestoßen sind. Ruck zuck waren die letzten Meter auf den Mangart absolviert und wir konnten uns dem wohlverdienten isotonischen hopfen- und malzhaltigen Gipfelgetränk widmen.
Am Mangartgipfel
Der slowenische Klettersteig, sicherungstechnisch wieder voll up to date, wurde von uns für den Abstieg bis zum Sattel genutzt. Dort stiegen wir in den „Via Italiana“ ein, wo normalerweise die Meisten aus(!)steigen. „Wenn schon, denn schon“, dachten wir uns und kletterten hurtig den äußerst ausgesetzten, inzwischen wieder perfekt gesicherten Klettersteig zum Bivacco Nogaro hinunter.
In der Via Italiana
Beim Biwak waren wir dann doch schon etwas dehydriert und müde, und der Gedanke, dass es dort noch ein bis zwei Stunden Gehzeit bis zum Auto sein würden, war kein erfreulicher, immerhin waren wir bisher schon neuneinhalb Stunden unterwegs. Wie auch immer, Gedanken an Pizza und Rotwein machten diesen weniger reizvollen Streckenabschnitt erträglich.
Umfassendere fotografische Eindrücke gibt es hier!
Zeitangaben:
P am Lago superiore, am hinteren Weißenfelser See, bis zum Rif. Zacchi … 00:50
Rif. Zacchi bis Einstieg Via Ferrata „Via della Vita“ … 01:30
Einstieg Klettersteig bis zum Bivacco CAI Tarvisio … 01:30
Bivacco CAI Tarvisio bis zum Mangart-Normalweg (2.485m) … 02:00
Mangart-Normalweg-Kreuzung bis Mangart-Gipfel … 00:20
Mangart-Gipfel über den slowenischen Klettersteig
bis zum Einstieg des Via Italiana Klettersteiges … 00:50
Via Italiana bis zum Bivacco Nogara … 01:00
Bivacco Nogara bis zum P am Lago superiore … 01:40
Gesamtgehzeit … 09:40, inkl. Pausen 11:00
Gesamthöhenmeter im Aufstieg ... 2.015hm
Um zu einem guten Cafe zu kommen, hatten wir entschieden, den kleinen Umweg über die Zacchi-Hütte zu nehmen. Dort bekamen wir nicht nur das warme Koffeindoping, sondern auch die Information, dass die Via della Vita ohne zusätzliche Seilsicherung wohl nicht zu begehen sei, da vor zwei Jahren der Schnee im obersten Bereich die Versicherung zerstört hatte. Ein Seil hatten wir nicht mit. Was tun? Wir beschlossen, es trotzdem zu versuchen, schlechtesten falls müssten wir eben umkehren.
Wir trabten also Richtung Alpe Vecchia und das Kar hoch zum Einstieg des Klettersteiges. Die Sonne war gerade im Begriff den Morgennebel aufzulösen und gab ganz langsam den Blick auf die Berge frei – ein schönes Schauspiel.
Morgenstimmung auf der Alpe Vecchia
Der Klettersteig „Via della Vita“ (Weg des Lebens) hatte ursprünglich den Namen „Via della Morte“ (Todesweg). In Tarvis erhielt ich vor längerer Zeit die Information, dass während der Nachkriegs-Jugoslawien-Zeit der gesamte Ponzagrat im Rahmen des italienischen Grenzschutzes regelmäßig von Alpini-Patrouillen abgegangen wurde. Da es beim (zunächst militärisch motivierten) Bau des Klettersteiges in den Vierzigern und im Zuge der Patrouillen immer wieder zu tödlichen Bergunfällen kam, war der Name „Via della Morte“ gebräuchlich. Erfolgreiche Bergungen von Verunglückten über diesen Klettersteig wurden zum Anlass genommen, eine Umtaufe in „Via della Vita“ vorzunehmen.
In einigen Publikationen wird dieser Klettersteig als der schönste und schwierigste in den Juliern bezeichnet. Auffällig geworden ist er aber insbesondere auch durch die Tatsache, dass er immer wieder durch Naturgewalten „inagibile“ – also unbegehbar geworden ist und gesperrt war.
Das Kar mit dem Einstieg ober dem linken, kleinen Schneefeld
Der Einstieg, ein senkrechter Kamin, kann durch eine Randkluft oder zerstörte Sicherungseinrichtungen sehr schwierig sein, präsentierte sich uns jedoch völlig problemlos. Der Kamin selbst erfordert Kraft, gleich darauf geht es aber gemütlicher über schmale Bänder weiter. Charakteristisch für diesen Klettersteig ist, dass man sich entweder waagrecht oder senkrecht fortbewegt, kaum jedoch schräg. Bis zu einer Schlucht nach einer Art Terrasse sind die Sicherungen absolut ok. Nach der besagten Schlucht jedoch fanden wir nach einigen mit je 4 Schrauben am glatten Fels fixierten eiserne „Kunstgriffen“ ein völlig zerfranstes Seil herabhängen, welches mittels einer massiven Kette brauchbar saniert wurde, sodass die senkrechte Stelle gut absolviert werden konnte. Es folgten wieder intakte Sicherungen und schon sehr weit oben hilft eine eiserne Strickleiter einen Hohlraum zu überwinden.
Panoramaleiter und immer wieder herrliche Aus-/Tiefblicke
Es dauerte dann nicht mehr lange, bis wir zu jenem Abschnitt kamen, vor dem der Zacchi-Hüttenwirt gewarnt hatte: Ende mit den Versicherungen! Aber da es sich hier um glatte Platten von etwa 30 Grad Steilheit handelte, konnten wir diese Stelle gut absolvieren, zumal es ja trocken war und das Schuhwerk ordentlich „pickte“. (Anm.: Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte für diese Stelle ein kurzes Seil und ein paar Expressen mithaben) Es folgten noch ein paar Meter Seil und schon leuchtete uns das Bivacco CAI Tarvisio rot in der Sonne entgegen.
Beim Bivacco CAI Tarvisio
Beim Biwak auf der Sagerza-Scharte, 2.160m, wurde erst einmal gejausnet, bevor es Richtung Piccolo Mangart di Coritenza weiterging. Im steilen Aufstieg dorthin war teils schwierige Kletterei mit und ohne Seilversicherung angesagt. Es folgte ein ständiges auf und ab und vor Erreichen der Huda Skrbina / Mala Forca / Teufelsscharte galt es einen kleinen Mini-Tunnel zu durchschlüpfen. Ab der Teufelsscharte verläuft der Steig in einem äußerst steilen Grashang, in dem auszurutschen wohl letal wäre.
Grashangquerung
2 Stunden waren seit Verlassen des Biwaks vergangen, als wir auf den Normalweg zum Mangart gestoßen sind. Ruck zuck waren die letzten Meter auf den Mangart absolviert und wir konnten uns dem wohlverdienten isotonischen hopfen- und malzhaltigen Gipfelgetränk widmen.
Am Mangartgipfel
Der slowenische Klettersteig, sicherungstechnisch wieder voll up to date, wurde von uns für den Abstieg bis zum Sattel genutzt. Dort stiegen wir in den „Via Italiana“ ein, wo normalerweise die Meisten aus(!)steigen. „Wenn schon, denn schon“, dachten wir uns und kletterten hurtig den äußerst ausgesetzten, inzwischen wieder perfekt gesicherten Klettersteig zum Bivacco Nogaro hinunter.
In der Via Italiana
Beim Biwak waren wir dann doch schon etwas dehydriert und müde, und der Gedanke, dass es dort noch ein bis zwei Stunden Gehzeit bis zum Auto sein würden, war kein erfreulicher, immerhin waren wir bisher schon neuneinhalb Stunden unterwegs. Wie auch immer, Gedanken an Pizza und Rotwein machten diesen weniger reizvollen Streckenabschnitt erträglich.
Umfassendere fotografische Eindrücke gibt es hier!
Zeitangaben:
P am Lago superiore, am hinteren Weißenfelser See, bis zum Rif. Zacchi … 00:50
Rif. Zacchi bis Einstieg Via Ferrata „Via della Vita“ … 01:30
Einstieg Klettersteig bis zum Bivacco CAI Tarvisio … 01:30
Bivacco CAI Tarvisio bis zum Mangart-Normalweg (2.485m) … 02:00
Mangart-Normalweg-Kreuzung bis Mangart-Gipfel … 00:20
Mangart-Gipfel über den slowenischen Klettersteig
bis zum Einstieg des Via Italiana Klettersteiges … 00:50
Via Italiana bis zum Bivacco Nogara … 01:00
Bivacco Nogara bis zum P am Lago superiore … 01:40
Gesamtgehzeit … 09:40, inkl. Pausen 11:00
Gesamthöhenmeter im Aufstieg ... 2.015hm
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